Absturz einer B-24 bei Wiener Neustadt am 1. Oktober 1943

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B-24 der 389. Bomber-Gruppe

Am 1. Oktober 1943 führten fünf amerikanische Bomber-Gruppen, ausgestattet mit dem viermotorigen Bombertyp B-24, den zweiten Luftangriff auf Wiener Neustadt durch. Ziel waren die Wiener Neustädter Flugzeugwerke in denen das deutsche Standardjagdflugzeug Me 109 produziert wurde. Die Maschine 42-40775 gehörte zur 565. Squadron der 389. Bomber-Gruppe, welche als erster Verband der Combat Wave A um 13.54 Uhr über dem Ziel erschien. Sie wurde als einzige ihrer Einheit abgeschossen und explodierte 2 Kilometer nordwärts von Wiener Neustadt, wobei sechs der zehn Besatzungsmitglieder den Tod fanden.

Schicksal der Besatzung

Crewmitglieder
Funktion Name Dienstgrad Verbleib
Pilot Matson Kenneth N. First Lieutenant POW (Prisoner of war)
Co-Pilot Patterson Charles F. Second Lieutenant KIA (Killing in action)
Navigator Englehardt Jack B. Second Lieutenant KIA
Bombenschütze Monroe Stewart W. Second Lieutenant KIA
Funker Sheahan Harold Technical Sergeant POW
Bordschütze Early Stanton A. Technical Sergeant KIA
Bordingenieur Strausmeir William R. Staff Sergeant KIA
Bordschütze Edwards James A. Sergeant POW
Bordschütze Crawley William Staff Sergeant POW
Bordschütze Driver Robert R. Staff Sergeant KIA

James Edwards, Sheahan Harold und William Crawley kamen in das Kriegsgefangenenlager Stalag XVIIB nach Krems, Pilot Kenneth Matson in das Gefangenenlager Stalag Luft III.

Ablauf des Abschusses

Beschreibung in der Literatur

Captain Philip P. Ardery, Squadron Commander der 564. Squadron berichtete, wie die Flugzeuge der 389. Bomber-Gruppe schon kurz vor dem Anflug auf Wiener Neustadt durch das Flak-Feuer empfangen wurden. Er sah dann plötzlich rechts von ihm, wie eine B-24 einen Treffer direkt in den Bombenschacht erhielt. Um nicht von wegfliegenden Teilen des Flugzeuges getroffen zu werden, drückte er seine Maschine nach unten und warf kurze Zeit darauf seine Bomben auf das Ziel in Wiener Neustadt.[1]

Berichte von amerikanischen Augenzeugen während des Krieges

Der Missing Aircrew Report (MACR) 5859[2] enthält keine Augenzeugenberichte, welche während des Krieges von Besatzungsmitglieder anderer Flugzeuge gegenüber den amerikanischen Vernehmungsoffizieren gemacht wurden.

Berichte von Besatzungsmitgliedern nach dem Krieg

Nach dem Krieg wurden überlebende Besatzungsmitglieder über den Verbleib ihrer Kameraden sowie über die Umstände des Abschusses befragt.

  • Harold Sheahan gab folgende Schilderung zu Protokoll:

„Ich sprang mit dem Fallschirm von meinem Schiff am 1. Oktober 1943 in der Umgebung von Wiener Neustadt, Österreich, ab. Ein direkter Flak-Treffer über dem Ziel traf uns, erschütterte das Flugzeug und gleich darauf gab es eine schreckliche Explosion, die mich nach links auf den Rücken des Flugdecks warf. Der Mann, der sich im oberen Geschützturm befand, wurde aus diesem heraus geschleudert und flog durch das zersplitterte Flugdeck. Es gab viele Blitze im Flugzeug und ich sah den Piloten über seinen Sitz zusammen gesunken. Das Flugzeug wurde noch einmal getroffen und ich und der Bordschütze des oberen Geschützturmes drängten uns auf dem Weg zum offenen Bombenschacht oder wurden geschubst. Auf meinem Weg zu Boden sah ich dorthin wo mein Flugzeug in der Formation sein sollte, aber es war nicht da.“

Piloten Kenneth Matson und William Crowley wurden über den Verbleib ihrer Kameraden befragt. Ihre Aussagen wurden in Standardformulare eingearbeitet, welche die Umstände des unmittelbaren Ausstieg aus dem Flugzeug beschreiben:

  • Über den Verbleib bzw. die Art des Ausstieges aus dem Flugzeug konnten die Befragungsoffiziere über Jack Englehardt, Stewart Monroe, Robert Driver und Charles Patterson keine Informationen in Erfahrung bringen.
  • Der Geschützturm von William Strausmeir wurde direkt durch die Flak getroffen. Er fiel daraufhin ohne Fallschirm durch den Bombenschacht aus dem Flugzeug.
  • Stanton Early konnte vermutlich aufgrund des Fliehkräfte des trudelnden Bombers seinen Fallschirm nicht anziehen.
  • William Crowley gab an, dass außer ihm der Pilot Manson, sowie Edwards und Sheahan mit dem Fallschirm abgesprungen sind. Bis auf Strausmeir befanden sich alle anderen Besatzungsmitglieder auf ihren regulären Kampfstationen als das Flugzeug auf dem Boden aufschlug.
  • Pilot Kenneth Matson berichtete, dass er durch den Beschuss blind wurde und in seinem Sitz zusammen sackte. Er vermutet, dass ihn der Co-Pilot Charles Patterson zum Bombenschacht schleppte. Dort spürte er die Zugluft und die Hand eines Kameraden, der ihn hinaus stieß. Er zog dann noch den Auslöser für den Fallschirm und verlor anschließend das Bewusstsein. Seinen Co-Piloten schlug er für eine Auszeichnung vor.

Weblinks

siehe auch: Liste der abgeschossenen alliierten Flugzeuge im 2. Weltkrieg

Einzelnachweise

  1. Markus Reisner: Bomben auf Wiener Neustadt, Seite 331 bis 332, ISBN-10: 3-200-00649-8
  2. Scan von MACR 5859, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 22. November 2014