Burgruine Wolfstein

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Die Burgruine Wolfstein heute

Die Burgruine Wolfstein ist eine in der Nähe von Melk gelegene frühere Höhenburg. Sie ist denkmal geschützt.

Lage

Die Burgruine Wolfstein ist Teil der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach. Sie befindet sich nördlich des Wolfsteingrabens auf einer nach drei Seiten steil abfallenden Anhöhe.[1]

Das Bauwerk

Das Besondere an der Burganlage ist der Bergfried. Er wurde als Kapelle genutzt und bildete damals den Torbau der Hochburg.[2] Diese Kapelle wurde 1392 erstmals genannt.[3] Sie war dem Heiligen Jakobus dem Älteren geweiht. Eine Statue von ihm: "St. Jakobus im Schnee", die im 16. Jahrhundert geschaffen wurde, hatte zur Folge, dass die Kapelle einige Zeit auch eine beliebte Wallfahrtsstätte war.[4] Die Statue befindet sich heute im Stift Göttweig.

Historische Eckdaten

1132 wird ein Ulrich von Wolfstein ("Oudalricus de Wolfvisten") urkundlich genannt, 1188 ein Rudolf von Wolfstein ("Rodolfus de Wolvesteine"). Ebenfalls genannt wird auch ein Konrad von Wolfstein ("Chunradus de Wolfestain").[1] Ein 1217 urkundlich genannter Perchtold von Wolfstein gilt als Gefolgsmann der Kuenringer. Über die Erbauung von Burg Wolfstein und die tatsächlichen ersten Besitzer ist nichts bekannt. Die Burg wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet.[4]

Die Gegend um die Burg Wolfstein soll bereits im 11. und 12. Jahrhundert einem hochfreien Zweig der Kuenringer gehörte haben.[3] Möglicherweise kam die Burg in den Besitz der Kuenringer, als sie die Familie von Aggswald-Gansbach beerbten.[5] Sie war Sitz der Herrschaft Wolfstein, zu welcher zeitweise auch die in der Nähe gelegene Burg Aggstein gehörte. Bis zum 15. Jahrhundert war Burg Wolfstein der Sitz des gleichnamigen Landgerichtes. Obwohl sich die Herrschaft im Herzogtum Österreich befand, war sie im Besitz des Herzogtums Baiern[A 1] und wurde von diesem bis Anfang des 17. Jahrhunderts als landesfürstliches Lehen oder zur "Pflege"[A 2] vergeben.[1] Nach dem Aussterben der Dürnsteiner Linie der Kuenringer im Jahr 1355 gelangten Burg und Herrschaft Wolfstein durch die Erbtochter Anna von Kuenring als Lehen des Herzogtums Baiern an Heidenreich von Maissau[3], wobei dieser in den Jahren danach durch Tausch und Kauf die Anteile der Mitbesitzenden erwarb. Nachdem er zum Beispiel den Anteil von Friedrich von Wallsee an den österreichischen Lehen der Kuenringer zu Zistersdorf, Drösing und Schrattenberg gekauft hatte, tauschte er diese 1362 mit Zustimmung von Herzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf dem Stifte") mit seinem Schwager Heinrich von Rauchenstein und dessen Frau Kathrein gegen ihre bairischen Lehen, zu denen ein Teil von Wolfstein gehörte.[6] Nach dem Tod von Eberhard (VI.) von Wallsee zu Graz wurde ihm von Herzog Stephan (II.) von Baiern ("Stephan mit der Hafte") die Hälfte der Feste verliehen. Als es wenig später zwischen diesem und Erzherzog Rudolf (IV.) "dem Stifter" zum Krieg um die Grafschaft Tirol kam, konfiszierte der Letztere die halbe Feste Wolfstein und verlieh sie Heidenreich wenig später als österreichisches Lehen. Letztlich aber blieb Wolfstein doch bairisches Lehen.[7] Zur halben Herrschaft Wolfstein gehörte damals auch das Dorf Aggsbach,[6] wo Heidenreich mit seiner Ehefrau Anna wenig später eine Kartause gründete.[8] Wenig später kaufte die Familie der Maissauer von Elisabeth von Kuenring ein weiteres Sechstel, und in den Jahren danach erwarben sie vermutlich die restlichen Anteile.[9]

Die Maissauer ließen die Herrschaft Wolfstein gewöhnlich durch Burggrafen, die auch als Richter für das Landgericht zuständig waren, verwalten. Der erste, urkundlich belegte Burggraf von Wolfstein im Dienst der Maissauer war Stephan, genannt der "junge Strazzer", dessen Familie in der Nähe der Feste mehrmals nachgewiesen ist. 1371 wurde Otto der Wolfenreuther Burggraf und Richter von Wolfstein, dessen Familie ebenfalls im Umfeld der Feste ansässig war und der zuvor bereits als Mitsiegler von Heidenreich von Maissau und als Burggraf für andere von dessen Besitztümern belegt ist. Seit 1382 verwaltete Ulrich von Landersdorf die Feste Wolfstein. Während er in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert als Burggraf und Landrichter zu Wolfstein bezeichnet wird, ist er 1383 und 1384 nur als Pfleger zu Wolfstein genannt, aber auch als Landrichter auf dem Tullnerfeld. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass das Landgericht von Tulln damals noch an Heidenreich von Maissau verpfändet war. 1388 und 1389 wird als Burggraf zu Wolfstein Chunrad (Konrad) der Schefwoltn, 1392 Otto der Wasêr und 1394-1397 ein Irenfried der Thiemingêer genannt.[10]

1404 wurde Heidenreichs Cousin und Erbe, Otto (IV.) von Maissau, schließlich mit der ganzen Feste belehnt. 1430 musste dieser Wolfstein als Unterpfand für seine Treue Herzog Albrecht (II.) von Österreich überlassen. Noch im selben Jahr verkaufte er die Burg und Herrschaft Wolfstein an Rudolf von Dürnstein (Tiernstein), der mit der Feste ebenfalls durch den bairischen Herzog belehnt wurde.[9] Später war die Burg im Besitz der Familie der Mühlwanger. Seit 1542 gehörte Burg Wolfstein zeitweise der Familie der Geyer von Osterburg und der Grafenfamilie der Starhemberger auf Schloss Schönbühel[3].[11] Ludwig von Starhemberg war einer der Anführer im Aufstand des protestantischen Adels gegen die "katholischen" Habsburger. Daher wurden nach der "Schlacht am Weißen Berg" (1620) seine Besitzungen konfisziert.[3] Die Herrschaft Wolfstein wurde noch im selben Jahr an Stift Göttweig verpfändet.[2] 1629 verzichtete Kurfürst Maximilian (II.) von Baiern auf die Lehenshoheit der Herrschaft Wolfstein zu Gunsten von diesem.[4] Das Stift Göttweig kaufte ihm Wolfstein 1630 ab und besaß die Burg in den Jahren danach als "freies Eigen". Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Burg bereits sehr verfallen gewesen sein.[2] Nachdem das Stift den Herrschaftssitz von der Burg in den Gurhof verlegte,verlor sie endgültig ihre Wichtigkeit.[3]

1993 kauften Andrea und Helmut Mayr die schon sehr verkommene Anlage. Sie kümmerten sich darum, dass die noch bestehenden Mauern gesichert wurden und machten Teile der Vorburg wieder bewohnbar.[3]

Die Burgruine Wolfstein in Sage und Legende

Der Wolfgangstein

Die Wolfgangsäule und der Wolfgangstein in der Ortsmitte der früheren Siedlung Wolfstein.

Der Name der Burg Wolfstein wird auf den Heiligen Wolfgang zurückgeführt. Der Legende nach soll dieser einst hier unterwegs gewesen sein, wo er an einem Felsblock Rast hielt und dort seine Fußabdrücke als Vertiefungen im Stein hinterließ. Die Forschung schließt nicht aus, dass der Wolfgangstein ursprünglich ein heidnischer Kultplatz war, der später für eine christliche Heiligenverehrung genutzt wurde.

Die Legende dürfte einen historischen Kern haben, der Benediktinermönch Wolfgang soll sich tatsächlich einige Zeit vor seiner Bischofsweihe (972) in den heutigen Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich aufgehalten haben. Vermutlich besuchte Wolfgang eine Besitzung des Benediktinerklosters Niederalteich, das bereits 830 im Wolfsteintal belegt ist.[4]

Jakobus im Schnee auf der Ruine Wolfstein

Die Nachbargemeinden beneiden in dieser Sage die Bewohnerschaft von Wolfstein um ihre wundertätige Jakobus-Statue. Denn der Heilige, der als Wettermacher gilt, ist nicht nur beliebt, sondern auch dafür verantwortlich, dass in Wolfstein stets besseres Wetter herrscht, als bei ihnen. Besonders die Bewohnerschaft von Gansbach (heute Teil der Gemeinde Dunkelsteinerwald) ist damit nicht einverstanden. Als ihre Pilgerfahrten in die Burgkapelle von Schloss Wolfstein, wo die Statue aufgestellt ist, ohne Wirkung bleiben, entwenden sie die Statue von dort und stellen sie in ihrer eigenen Kirche auf. Doch dem Heiligen gefällt es dort nicht. In einer stürmischen, finsteren Winternacht kehrt er an seinem früheren Standort zurück. Auf dem Weg dorthin begegnet er einem Bauern, der beobachtet, wie er mühevoll durch den Schnee stapfen muss. Nach seiner Rückkehr in die Burgkapelle von Wolfstein bessert sich dort sofort das Wetter, in Wolfstein sind alle überglücklich über die Rückkehr. Denen aus Gansbach bleibt dagegen nichts anderes übrig, als wieder brav eine Wallfahrt nach Wolfstein zu machen, wenn sie besseres Wetter wünschen. Denn noch einmal die Statue zu stehlen, wagen sie nicht mehr.[12][13] Von der Sage gibt es mehrere Versionen, die in Details variieren. In einer stellen die Gansbacher den Jakobus in ihrer Kirche an einem so versteckten Platz auf, dass ihn die Wolfsteiner trotz aller Suche dort nicht finden können. In dieser Version sind sich die Wolfsteiner sicher, dass ihr Heiliger von denen den Gansbachern gestohlen wurde. Doch da die Statue von ihnen in der Gansbacher Kirche unentdeckt bleibt, können sie den "lieben" Nachbarleuten den Frevel nicht nachweisen. In einigen Versionen kommen diese besser weg, in diesen endete es auch gewöhnlich etwas versöhnlicher, als der Heilige zwar wieder nach Wolfstein zurückkehrt, aber von dort auch auf Gansbach nicht vergisst und den Menschen in Gansbach nun ebenfalls gutes Wetter gönnt.

Es handelt sich um eine Legende, die den Namen des Heiligenbildes "St. Jakobus im Schnee" erklärt, das sich einst in der Burgkapelle von Wolfstein befand und diese zu einer Wallfahrtstätte machte. Die hier geschilderten Rivalitäten zwischen den Siedlungen Wolfstein und Gansbach könnten ein Hinweis darauf sein, dass es zwischen ihnen einmal tatsächlich Rivalitäten gegeben haben dürfte.

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

 Burgruine Wolfstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 140
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 141
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 vgl. Ruine Wolfstein, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 23. Juli 2020
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Ruine Wolfstein, Schoenbuehel.AT, abgerufen am 23. Juli 2020
  5. vgl. Ruine Wolfstein, Noeburgen.imareal.SBG.AC.AT, abgerufen am 23. Juli 2020
  6. 6,0 6,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 272
  7. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 273f.
  8. vgl. Heidenreich von Maissau, Gedächtnis des Landes Niederösterreich, abgerufen am 15. August 2021
  9. 9,0 9,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 274
  10. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 269
  11. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 140f.
  12. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 141f.
  13. vgl. Jakobus im Schnee, Schoenbuehel.AT, abgerufen am 23. Juli 2020

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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