Ulrich Prustel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Ulrich Prustel stammte aus [[Wien]]. Über seine Herkunft und seine Familienverhältnisse ist nichts bekannt.
Ulrich, der selbst den Namen Ulrich Prustel führte oder als Ulrich von Wien ("Ulrich de Wienna") genannt ist, stammte aus [[Wien]]. In der neueren Geschichtsforschung wird er gewöhnlich als Ulrich Reicholf bezeichnet, doch ist dieser Name nicht durch zeitgenössische Quellen für ihn belegt. Allerdings war seiner Nichten, Elisabeth, mit Oswald Reicholf "''dem Älteren''" (belegt 1396-1429) verheiratet und die Mutter des Wiener Bürgermeisters [[Oswald Reicholf|Oswald Reicholf "''des Jüngeren''"]] († 1463).<ref name ="Lackner326m361">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 326, mit Fußnote 361</ref>


== Leben ==
== Karriere als Kleriker ==
Ulrich Prustel war Kleriker und in der Kanzlei von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Gerechten''") († 1386) tätig, wo er zuletzt eine führende Position innehatte. 1388-1394 war er der Kammernotar von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") († 1395).<ref name ="Lackner94">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 94</ref>
Ulrich Prustel verfolgte eine Karriere als Kleriker, zeigte allerdings wenig Interesse daran, die dafür nötigen Voraussetzungen zu erfüllen. Nachdem er die niedrigen Weihen für diese empfangen hatte, zögerte er viele Jahre lang, die höheren Weihen zu empfangen. Im Oktober 1381 erhielt er einen Dispens, der ihm für die drei folgenden Jahre vom Empfang  der Diakonats- und Priesterweihe befreite, erst Anfang der 1390er-Jahre (vor dem April 1391) holte er diese nach. Es scheint, dass sich dies für seine Karriere als Kleriker keineswegs nachteilig auswirkte.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 326 und S. 327</ref>
 
Als angehender Kleriker bewarb er sich zunächst um die Expektanz auf ein Benefizium der Kollatur des [[w:Hochstift Passau|Fürstbischofs von Passau]] und sicherte sich im Juni 1380 eine Expektanz auf ein Kanonikat in [[w:Hochstift Brixen|Brixen]], welches er um 1382 tatsächlich erwerben konnte. Vorübergehend war er Pfarrer und Pfarrherr der im [[Herzogtum Steier]] gelegenen Pfarre Gratwein (heute Teil der Gemeinde [[Gratwein-Straßengel]]), seit September 1382 gehörte ihm die reiche Pfarre von [[St. Lorenzen im Mürztal]]. Seine geistliche und seine weltliche Karriere wurde wesentlich von [[Friedrich von Erdingen]] († 1396), seit 1376 Fürstbischof Friedrich von Brixen, dem Kanzler von Herzog Leopold (III.), gefördert.<ref name ="Lackner326">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 326</ref> Im April 1391 erhielt Ulrich Prustel von [Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") († 1395) die im [[Weinviertel]] gelegene landesfürstlichen Patronatspfarre [[Falkenstein (Niederösterreich)|Falkenstein]]. Anfang des Jahres 1396 resignierte Friedrich von Erdingen, was Ulrich Prustel seine Nachfolge als Fürstbischof von Brixen ermöglichte. Er erhielt am 27. März 1396 Die Provision für dieses Hochstift beziehungsweise Bistum durch den [[w:Bonifatius IX.|"römischen Papst"]].<ref name ="Lackner327">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 327</ref>
 
== Im Kanzleidienst der Herzöge von Österreich (Habsburger) ==
Ulrich Prustel, erstmals im November 1378 in einem Supplikenrotulus von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Gerechten''") († 1386) genannt, den dieser beim [[w:Clemens VII. (Gegenpapst)|Papst]] "von [[w:Avignon|Avignon]]" einreichen ließ, war Mitarbeiter von dessen Kanzlei, wo er es rasch in eine führende Position brachte.<ref name ="Lackner94">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 94</ref> 1382 war er dort noch "Schreiber in der Kanzlei", 1385 wird er als "''notarius et locumentenens cancellarie''" tituliert.<ref name ="Lackner326"/> Einige Monate, nach dem Tod von Herzog Leopold (III.) konnte er auch am Hof von dessen Bruder Fuß fassen. Von April 1388 bis Herbst 1394 bekleidete er als Kammernotar beziehungsweise Kammerschreiber von Herzog Albrecht (III.) von Österreich eine wichtige Position in dessen zentraler herzoglicher Finanzverwaltung. Nach dessen Tod war Ulrich Prustel Kanzler von [[Leopold IV. (Habsburg)|Herzog Leopold (IV.) von Österreich]] ("''Leopold dem Stolzen''") († 1411).<ref name ="Lackner327">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 327</ref>
 
== Hausbesitzer in Wien ==
In den 1390er-Jahren besaß Ulrich Prustel ein in der Stadt [[Wien]]<ref group="A">Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im [[Herzogtum Österreich]] und gehörte zu dessen [[w:Landstände|Landständen]]. Sie war unter der Herrschaft der [[Babenberger]] seit [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich (II.)]] ("''Heinrich Jasomirgott''") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der [[Habsburger]]. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.</ref> gelegenes Haus in der [[Krugerstraße]], zu dem auch ein Preßhaus gehörte (heute: [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]], Krugerstraße 3). Da in der Krugerstraße bereits 1356 ein Heinrich Prustel ansässig war, der möglicherweise mit Ulrich Prustel verwandt war, hatte er dieses Haus vielleicht geerbt. Im Juli 1391 kaufte Ulrich Prustel ein an das Haus angrenzendes Grundstück mit Stadel und Garten.<ref name ="Lackner327m367">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 327, mit Fußnote 367</ref>


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Version vom 12. Februar 2022, 17:14 Uhr

Ulrich Prustel (* im 14. Jahrhundert, in Wien; † 5. Mai 1417)[A 1] machte eine erfolgreiche Karriere im Dienst der Herzöge von Österreich (Habsburger) und brachte es schließlich bis zum Fürstbischof von Brixen.

Herkunft und Familie

Ulrich, der selbst den Namen Ulrich Prustel führte oder als Ulrich von Wien ("Ulrich de Wienna") genannt ist, stammte aus Wien. In der neueren Geschichtsforschung wird er gewöhnlich als Ulrich Reicholf bezeichnet, doch ist dieser Name nicht durch zeitgenössische Quellen für ihn belegt. Allerdings war seiner Nichten, Elisabeth, mit Oswald Reicholf "dem Älteren" (belegt 1396-1429) verheiratet und die Mutter des Wiener Bürgermeisters Oswald Reicholf "des Jüngeren" († 1463).[1]

Karriere als Kleriker

Ulrich Prustel verfolgte eine Karriere als Kleriker, zeigte allerdings wenig Interesse daran, die dafür nötigen Voraussetzungen zu erfüllen. Nachdem er die niedrigen Weihen für diese empfangen hatte, zögerte er viele Jahre lang, die höheren Weihen zu empfangen. Im Oktober 1381 erhielt er einen Dispens, der ihm für die drei folgenden Jahre vom Empfang der Diakonats- und Priesterweihe befreite, erst Anfang der 1390er-Jahre (vor dem April 1391) holte er diese nach. Es scheint, dass sich dies für seine Karriere als Kleriker keineswegs nachteilig auswirkte.[2]

Als angehender Kleriker bewarb er sich zunächst um die Expektanz auf ein Benefizium der Kollatur des Fürstbischofs von Passau und sicherte sich im Juni 1380 eine Expektanz auf ein Kanonikat in Brixen, welches er um 1382 tatsächlich erwerben konnte. Vorübergehend war er Pfarrer und Pfarrherr der im Herzogtum Steier gelegenen Pfarre Gratwein (heute Teil der Gemeinde Gratwein-Straßengel), seit September 1382 gehörte ihm die reiche Pfarre von St. Lorenzen im Mürztal. Seine geistliche und seine weltliche Karriere wurde wesentlich von Friedrich von Erdingen († 1396), seit 1376 Fürstbischof Friedrich von Brixen, dem Kanzler von Herzog Leopold (III.), gefördert.[3] Im April 1391 erhielt Ulrich Prustel von [Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("Albrecht mit dem Zopfe") († 1395) die im Weinviertel gelegene landesfürstlichen Patronatspfarre Falkenstein. Anfang des Jahres 1396 resignierte Friedrich von Erdingen, was Ulrich Prustel seine Nachfolge als Fürstbischof von Brixen ermöglichte. Er erhielt am 27. März 1396 Die Provision für dieses Hochstift beziehungsweise Bistum durch den "römischen Papst".[4]

Im Kanzleidienst der Herzöge von Österreich (Habsburger)

Ulrich Prustel, erstmals im November 1378 in einem Supplikenrotulus von Herzog Leopold (III.) von Österreich ("Leopold dem Gerechten") († 1386) genannt, den dieser beim Papst "von Avignon" einreichen ließ, war Mitarbeiter von dessen Kanzlei, wo er es rasch in eine führende Position brachte.[5] 1382 war er dort noch "Schreiber in der Kanzlei", 1385 wird er als "notarius et locumentenens cancellarie" tituliert.[3] Einige Monate, nach dem Tod von Herzog Leopold (III.) konnte er auch am Hof von dessen Bruder Fuß fassen. Von April 1388 bis Herbst 1394 bekleidete er als Kammernotar beziehungsweise Kammerschreiber von Herzog Albrecht (III.) von Österreich eine wichtige Position in dessen zentraler herzoglicher Finanzverwaltung. Nach dessen Tod war Ulrich Prustel Kanzler von Herzog Leopold (IV.) von Österreich ("Leopold dem Stolzen") († 1411).[4]

Hausbesitzer in Wien

In den 1390er-Jahren besaß Ulrich Prustel ein in der Stadt Wien[A 2] gelegenes Haus in der Krugerstraße, zu dem auch ein Preßhaus gehörte (heute: Wien 1, Krugerstraße 3). Da in der Krugerstraße bereits 1356 ein Heinrich Prustel ansässig war, der möglicherweise mit Ulrich Prustel verwandt war, hatte er dieses Haus vielleicht geerbt. Im Juli 1391 kaufte Ulrich Prustel ein an das Haus angrenzendes Grundstück mit Stadel und Garten.[6]

Literatur

  • Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5

Einzelnachweise

  1. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 326, mit Fußnote 361
  2. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 326 und S. 327
  3. 3,0 3,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 326
  4. 4,0 4,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 327
  5. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 94
  6. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 327, mit Fußnote 367

Anmerkungen

  1. Daten nach Hinweisen von Christian Lackner. Vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 94 und S. 326
  2. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.
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