Rudolf IV. (Österreich)

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(Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich (Rudolf der Stifter) (* 1. November 1339, in Wien, damals Herzogtum Österreich; † 27. Juli 1365, in Mailand, damals ein selbständiger Stadtstaat)[1] stammte aus jener Herrscherdynastie, die heute als die Habsburger bekannt ist. Er gilt als weitblickender und schöpferischer Politiker, der jede Gelegenheit nutzte, um auf verschiedenen Ebenen die Stellung seiner Länder zu heben und zu verbessern[2]. Rudolf ließ vermutlich um 1358/59 das Privilegium maius schaffen[1] und schloss 1364 mit seinen jüngeren Brüdern Albrecht (III.) ("Albrecht mit dem Zopfe") und Leopold (III.) die "Rudolfinische Hausordnung "[3].

Herkunft und Familie

(Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich war der älteste Sohn von Herzog Albrecht II. von Österreich (* 1298, † 1358) aus seiner Ehe mit Gräfin Johanna von Pfirt[1]. Verheiratet war er seit 1356 mit Prinzessin Katharina von Böhmen (* 1342; † 1395), einer Tochter von Kaiser Karl IV. Aus der Ehe sind keine Kinder belegt.[4]

Herrschaften - Überblick

Rudolf IV., der seit 1359/60 den Titel eines "Erzherzogs von Österreich" führte, herrschte während seines Lebens über folgende Länder und Territorien:

Orte mit Bezug zu Rudolf dem Stifter im heutigen Österreich

Niederösterreich / Wien

Tirol

  • 1363 brachte Rudolf der Stifter die Grafschaft Tirol unter die Herrschaft seiner Dynastie.[3]

Wien

Die Stadt Wien gehörte zu jenen Städten, die Rudolf der Stifter besonders förderte.

  • Unter ihm wurde der Bau des Wiener Stephandoms weitergeführt und das Kollegiat-Stift geschaffen.[3] 1359 legte Rudolf den Grundstein zum weiteren Ausbau von St. Stephan, wohin er im selben Jahr das Allerheiligenkapitel verlegte, welches er 1358 in der Allerheiligenkapelle der Hofburg gegründet hatte. Das Allerheiligenkapitel war seine zentrale Stiftung. Es wurde später mit der Bistumsgründung unter Rudolfs Großneffen Kaiser Friedrich III. zum Wiener Domkapitel erhoben.[1]
  • 1363 stiftete er als neue Grablege für die Dynastie unter dem Frauenchor von Sankt Stephan die Herzogsgruft, wo er und vermutlich auch seine Ehefrau Katharina beigesetzt wurden.[1][5] Weitere Mitglieder seiner Familie, die dort beigesetzt wurden, sind sein Neffe Leopold (IV.), sein Großneffe Albrecht (VI.) und sein jüngerer Bruder Albrecht (III.).
  • Die von Rudolf ursprünglich im Mittelchor für sich errichtete Tumba, die im 17. Jahrhundert in den Nordchor verlegt wurde, ist ein Kenotaph.[1]
  • Am 12. März 1365 gründete er gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern Albrecht (III.) mit dem Zopfe und Leopold (III.) die Wiener Universität. Das von ihm geplante und in der feierlichen Gründungsurkunde ausdrücklich vorgesehene Universitätsviertel bei der herzoglichen Burg zur Unterbringung der Einrichtungen und der Personen der Universität, bekannt als die "Pfaffenstadt", wurde aber letztlich nicht realisiert.[3]
  • Unter Rudolfs Herrschaft wurden für die Bürgerschaft der Stadt Wien wichtige wirtschaftspolitische Maßnahmen eingeleitet. 1360 erklärte Rudolf die "ewigen" Reallasten auf den Wiener Häusern (Grund- und Burgrecht) mit dem achtfachen Jahreszins für ablösbar, im selben Jahr erließ er eine Verordnung (dreijährige Steuerfreiheit), um den Wiederaufbau von zerstörten Häuser zu fördern. 1361 hob er den Zunftzwang auf, verzichtete auf den jährlichen "Münzverruf"[A 5] und führte als Ersatz eine allgemeine Getränkesteuer, das "Ungeld", ein. 1364 übertrug er dem Rat der Stadt Wien die Gewerbehoheit (Befugnis zur Erlassung von Gewerbevorschriften).[6]

Erinnerungsstätten in Österreich

Wien

  • Ein zeitgenössisches Porträt Rudolfs (geschaffen um 1365) befindet sich heute im Wiener Dom- u. Diözesanmuseum.[1] Es gilt als eines der bedeutendsten kunsthistorischen Werke des Spätmittelalters.
  • An den Fürstentoren und am Hochturm des Wiener Stephandoms befinden sich Statuen von ihm, die noch zu seinen Lebenszeit oder bald nach seinem Tod geschaffen wurden. Heute sind sie durch Kopien ersetzt, die Originale können im Wien Museum (früher: Historisches Museum der Stadt Wien) bewundert werden.[3]
  • An Rudolf den Stifter erinnert das Rudolfdenkmal im Wiener Rathauspark. Es handelt sich dabei um ein Standbild von ihm, das von Josef Gasser im 19. Jahrhundert geschaffen wurde.[3]

Literatur

  • Wilhelm Baum: Rudolf IV. der Stifter. Seine Welt und seine Zeit. Styria, Graz 1996, ISBN 3-222-12422-1
  • Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
  • Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 1994, ISBN3-17-018228-5
  • Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. (= Österreichische Geschichte. Band 6). Ueberreuter Verlag, Wien 2001, ISBN 3-8000-3974-5, besonders S. 145–171

Lexika-Artikel

Weblinks (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rudolf IV. der Stifter. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 4.
  2. vgl. Wilhelm Baum: Rudolf IV. der Stifter, 1996, S. 338
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rudolf IV. der Stifter. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 5.
  4. vgl. Wilhelm Baum: Rudolf IV. der Stifter, 1996, S. 372f. / Zeittafel
  5. Rudolf der Stifter, Stephansdom.AT, eingesehen am 8. Jänner 2018
  6. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rudolf IV. der Stifter. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 4–5.

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Wien.
  2. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Oberösterreich.
  3. Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals große Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten, allerdings nicht das ganze Bundesland. Zu Rudolfs Zeit befanden sich Teile unter der Herrschaft des Erzstiftes Salzburg und dessen Suffraganbistum Gurk sowie unter der Herrschaft der Albertinischen Linie der Grafen von Görz und Tirol
  4. Das Gebiet des Grafschaft Tirol umfasste damals die meisten Gebiete des heutigen Bundeslandes Tirol (Nordtirol) sowie Teile von Südtirol.
  5. Unter dem "Münzverruf" wurde damals die Abwertung gängiger Münzen mittels Gewichtsminderung des Edelmetalls zugunsten der landesfürstlichen Kammer verstanden
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