Maria Elisabetha Hügelin: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Maria Elisabetha Hügelin''' (geborene Ferrethin, auch Höglin; * [[1662]] in [[Kaisersteinbruch]], [[w:Komitat Győr-Moson-Sopron|Westungarn]], heute [[Burgenland]]; † [[5. September]] [[1728]] ebenda<ref name="furch" />) war die italienisch-deutsche Witwe von [[w:Steinmetz|Steinmetzmeister]] [[w:Martin Trumler|Martin Trumler]] und nach zweiter Heirat Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters [[w:Elias Hügel|Elias Hügel]]. Durch ihre erste Ehe erhielt sie den Titel Steinmetzmeisterin.
'''Maria Elisabetha Hügelin''' (geborene Ferrethin; * [[1662]] in [[Kaisersteinbruch]], [[Komitat Győr-Moson-Sopron|Westungarn]], heute [[Burgenland]]; † [[5. September]] [[1728]] ebenda<ref name="furch" />) war die italienisch-deutsche Witwe von [[Steinmetz]]meister [[Martin Trumler]] und nach zweiter Heirat Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters [[Elias Hügel]]. Durch ihre erste Ehe erhielt sie den Titel Steinmetzmeisterin.


== Biografie ==
== Biografie ==
=== Herkunft ===
=== Herkunft ===
Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter des Steinmetzmeisters [[Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Die erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[Bregno]]. Der Onkel [[Antonius Bregno]] war ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[Hieronymus Bregno]] ein Meister der Wiener [[Bauhütte]]. Auch der 1653 verstorbene [[Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter, gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem [[Leopoldinischer Trakt|Leopoldinischen Trakt]] der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt.
Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter des Steinmetzmeisters [[w:Ambrosius Ferrethi|Ambrosius Ferrethi]] und seiner zweiten Frau Maria N. Die erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie [[w:Bregno|Bregno]]. Der Onkel [[w:Antonius Bregno|Antonius Bregno]] war ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater [[w:Hieronymus Bregno|Hieronymus Bregno]] ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene [[w:Pietro Maino Maderno|Pietro Maino Maderno]], nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter, gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem [[w:Leopoldinischer Trakt|Leopoldinischen Trakt]] der [[Wiener Hofburg]]. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt.


=== Erste Ehe ===
=== Erste Ehe ===
Ihr Vater sprach 1670 [[Martin Trumler]] aus ihrer [[Magistri Comacini|italienischen Heimat]] zum [[Geselle]]n [[Freisprechung|frei]]. Spätestens nach dem [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetze, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet. Vier ihrer Kinder überlebten, Franz, Regina, Ambros und Max, der Jüngste, der 1705 geboren wurde.<ref name="furch" />
Ihr Vater sprach 1670 Martin Trumler aus ihrer [[w:Magistri Comacini|italienischen Heimat]] zum Gesellen frei. Spätestens nach dem [[w:Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieg]] von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetze, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet. Vier ihrer Kinder überlebten, [[w:Franz Trumler|Franz]], Regina, Ambros und [[w:Maximilian Trumler|Max]], der Jüngste, der 1705 geboren wurde.<ref name="furch" />


Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den [[Palatin (Ungarn)|Palatin]] Paul I. [[Esterházy]], danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]]. Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Nach dem Tod des Lehrmeisters bestimmte das Handwerk Martin Trumler zur Weiterführung dieses Amtes.
Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den [[w:Palatin (Ungarn)|Palatin]] [[w:Paul I. Esterházy de Galantha|Paul I. Esterházy, danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz [[w:Schloss Lednice|Schloss Eisgrub]]. Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Nach dem Tod des Lehrmeisters bestimmte das Handwerk Martin Trumler zur Weiterführung dieses Amtes.


Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war nun die Steinmetzmeisterin und hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Den Meistertitel bezog sie nicht durch ihre eigene zünftische Ausbildung, die Frauen verwehrt war, sondern durch ihre Heirat. Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Nach [[Jahr und Tag]] musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.<ref name="furch">[http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd1.pdf ''Hügelin Maria Elisabetha'', in: Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch'', A - H, Band 1, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch 2002, pdf S. 223–224]</ref>
Maria Elisabetha Hügelin versorgte neben ihren häuslichen Pflichten die Lehrjungen und Gesellen die im Haus lebten. Sie organisierte deren Mahlzeiten, Unterkunft und Gewand, dafür erwiesen ihr Lehrjungen und Gesellen die Hochachtung. Die erhaltenen Grabplatten der [[w:Pfarrkirche Kaisersteinbruch|Kaisersteinbrucher Kirche]] dokumentieren das.  


Laut der Historikerin Sigrid Kretschmer befassten sich die Handwerksordnungen jener Zeit nur sehr wenig mit Frauen. Sie setzten „das Recht der Witwe fest, das Gewerbe des Mannes bis zu ihrer Wiederverheiratung zu betreiben, das Recht der Meisterin auf ein Begräbnis, wie es dem Meister selbst zusteht“. Für die Gesellen wurde festgehalten, „dass die Meisterin für ihre Nahrung, Kleidung und Unterbringung zuständig ist“ und „dass die Gesellen sich gegenüber der Meisterin oder der Meistertochter nicht unehrenhaft verhalten dürfen“. Regelungen über die Mithilfe der Meisterin im Betrieb waren nicht enthalten.<ref>Sigrid Kretschmer: ''Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen von Frauen im 18. Jahrhundert''. In: [[biografiA]]. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung, Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst. NR. 4, Wien 2001, ISSN 0020- 2320, S. 18 ([https://www.iwk.ac.at/wp-content/uploads/2014/06/Mitteilungen_2001_4_biographia_neue_ergebnisse.pdf pdf])</ref>
Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war nun die Steinmetzmeisterin und hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Den Meistertitel bezog sie nicht durch ihre eigene zünftische Ausbildung, die Frauen verwehrt war, sondern durch ihre Heirat. Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Nach Jahr und Tag musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.<ref name="furch">[http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd1.pdf ''Hügelin Maria Elisabetha'', in: Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch'', A - H, Band 1, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch 2002, pdf S. 223–224]</ref>


Maria Elisabetha Hügelin versorgte neben ihren häuslichen Pflichten die Lehrjungen und Gesellen die im Haus lebten. Sie organisierte deren Mahlzeiten, Unterkunft und Gewand, dafür erwiesen ihr Lehrjungen und Gesellen die Hochachtung. Die erhaltenen Grabplatten der [[Pfarrkirche Kaisersteinbruch|Kaisersteinbrucher Kirche]] dokumentieren das.
Laut der Historikerin Sigrid Kretschmer befassten sich die Handwerksordnungen jener Zeit nur sehr wenig mit Frauen. Sie setzten „das Recht der Witwe fest, das Gewerbe des Mannes bis zu ihrer Wiederverheiratung zu betreiben, das Recht der Meisterin auf ein Begräbnis, wie es dem Meister selbst zusteht“. Regelungen über die Mithilfe der Meisterin im Betrieb waren nicht enthalten.<ref>Sigrid Kretschmer: ''Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen von Frauen im 18. Jahrhundert''. In: [[w:BiografiA|biografiA]]. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung, Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst. NR. 4, Wien 2001, ISSN 0020- 2320, S. 18 ([https://www.iwk.ac.at/wp-content/uploads/2014/06/Mitteilungen_2001_4_biographia_neue_ergebnisse.pdf pdf])</ref>


=== Zweite Heirat ===
=== Zweite Heirat ===
Im August 1694 hatte [[Elias Hügel]] aus [[Gemünden am Main|Gemünden]] im Frankenland als Lehrling aufgedingt. Maria Elisabetha heiratete ihn am 14. November 1706, als er Geselle in ihrem Steinmetzbetrieb war. Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst. Als Nachfolger von [[Johann Paul Schilck]] übte er ab 1722 das Richteramt aus.
Im August 1694 hatte Elias Hügel aus [[w:Gemünden am Main|Gemünden]] im Frankenland als Lehrling aufgedingt. Maria Elisabetha heiratete ihn am 14. November 1706, als er Geselle in ihrem Steinmetzbetrieb war.  
 
Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst.<ref>''Heirat Elias Hügel - Maria Elisabetha Trumlerin.'' In [[Helmuth Furch]]: ''Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister. 1681–1755.'' S. 26-29. Kaisersteinbruch 1992, ISBN 978-3-9504555-2-6. → Weblinks</ref>
 
{{Zitat|Notandum: ''Diese Behausung hat die Elisabeth Hügelin, vormals Trumlerin, ihr allein vorbehalten, hat darum allein Nutz und Gewöhr empfangen.''|Stift Heiligenkreuz, Dienstbuch über Steinbruch 1652-1710, 13. September 1706}}
 
Als Nachfolger von [[w:Johann Paul Schilck|Johann Paul Schilck]] übte er ab 1722 das Richteramt aus. Maria Elisabetha Hügelin unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (eingefügtes Bild), nach Maria Elisabetha modelliert.


Frauen hatten die Freiheit ein Testament zu machen und einen Ehevertrag. Durch die Garantie ihres Erbes, ihrer Mitgift und die freie Verfügung über ihr Eigentum eröffnete sich ihnen eine eigene Handlungsstrategie.<ref>Gabriele Praschl-Bichler, ''Die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft.'' In: ''Alltag im Barock'', Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, 1993, ISBN 3-222-12317-9, S. 45-58</ref>
Frauen hatten die Freiheit ein Testament zu machen und einen Ehevertrag. Durch die Garantie ihres Erbes, ihrer Mitgift und die freie Verfügung über ihr Eigentum eröffnete sich ihnen eine eigene Handlungsstrategie.<ref>Gabriele Praschl-Bichler, ''Die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft.'' In: ''Alltag im Barock'', Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, 1993, ISBN 3-222-12317-9, S. 45-58</ref>
Dieser Vertrag ist auch für die Hügelin dokumentiert.<ref>Archiv Stift Heiligenkreuz: Dienstbuch der Herrschaft Königshof.</ref>
Dieser Vertrag ist auch für die Hügelin dokumentiert.<ref>Archiv [[Stift Heiligenkreuz]]: Dienstbuch der Herrschaft Königshof.</ref>
[[Datei:Hügelin Epitaph.jpeg|mini|hochkant=1|ELISABETHA HÖGLIN WAR MEIN NAHM GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER]]
 
=== Tod ===
Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin. Ihr [[w:Epitaph|Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der Pfarrkirche Kaisersteinbruch neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:


Maria Elisabetha Hügelin unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (eingefügtes Bild), nach Maria Elisabetha modelliert.
''LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …'' <ref name="furch" />
* [[w:Grabplatten der Kaisersteinbrucher Kirche]]


=== Tod ===
[[Datei:Steinmetzmeisterin.jpg|mini|hochkant=0.8|links|Vertrag der Meisterin mit dem Stift Herzogenburg von 1720 – Steinmetzmeisterin Catharina Höglin]]
Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin. Ihr [[Epitaph]] ist in der Seitenkapelle der [[Pfarrkirche Kaisersteinbruch]] neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:


… ''LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …'' <ref name="furch" />
== Siehe auch ==
Ein Bruder von Elias Hügel, Steinmetzmeister [[w:Johann Gallus Hügel|Johann Gallus Hügel]] erhielt einen Auftrag vom Stift Herzogenburg. Nach seinem Tod († 1719) führte die Witwe Steinmetzmeisterin Catharina Höglin die Arbeit weiter. Sie unterschrieb den Vertrag wie auf dem Bild ersichtlich eigenhändig.  <ref>Archiv Stift Herzogenburg, Vertrag von Steinmetzmeister Johann Gallus Hügel/Högl. Nach seinem Tod führt die Witwe als Steinmetzmeisterin den Auftrag weiter.</ref>


== Archivalien ==
== Archivalien ==
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== Quellen ==
== Quellen ==
* Helmut Stefan Milletich, Helmuth Furch, ''[[Pfarrkirche Kaisersteinbruch#Grabplatten der Kaisersteinbrucher Kirche|Kaisersteinbrucher Epitaphe]]'', in: VOLK UND HEIMAT, Magazin für Kultur und Bildung. Eisenstadt, 46. Jg. Nr.2/ 1991.
* Helmut Stefan Milletich, Helmuth Furch, ''[[w:Pfarrkirche Kaisersteinbruch#Grabplatten der Kaisersteinbrucher Kirche|Kaisersteinbrucher Epitaphe]]'', in: VOLK UND HEIMAT, Magazin für Kultur und Bildung. Eisenstadt, 46. Jg. Nr.2/ 1991.
* [[Helmuth Furch]]: ''Die Grabsteine der Kaisersteinbrucher Kirche'' und ''Die Familie Hügel.'' Nr. 1; ''Die Meisterswitwe.'' Nr. 3; ''Hofsteinmetzmeister Elias Hügel.'' Nr. 15; In: ''Mitteilungen des [[Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch|Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch]].'' ISBN 978-3-9504555-3-3.
* ''Die Grabsteine der Kaisersteinbrucher Kirche'' und ''Die Familie Hügel.'' Nr. 1; ''Die Meisterswitwe.'' Nr. 3; ''Hofsteinmetzmeister Elias Hügel.'' Nr. 15; In [[Helmuth Furch]]: ''Mitteilungen des [[w:Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch|Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch]].'' ISBN 978-3-9504555-3-3.
* Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch.'' 2 Bde. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004, ISBN 978-3-9504555-8-8.
* Helmuth Furch: ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch.'' 2 Bde. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004, ISBN 978-3-9504555-8-8.
* Derselbe:''Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650–1730.'' 2007, ISBN 978-3-9504555-4-0.
* Derselbe:''Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650–1730.'' 2007, ISBN 978-3-9504555-4-0.
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== Weiterführende Literatur ==
== Weiterführende Literatur ==
* Sigrid Kretschmer, ''Die Rolle der Frau in den Zünften.'' In dies.: ''Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen im 18. Jahrhundert'', Milena Verlag, Wien 2000, ISBN 3-85286-083-0, S. 23-26
* Sigrid Kretschmer, ''Die Rolle der Frau in den Zünften.'' In dies.: ''Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen im 18. Jahrhundert'', Milena Verlag, Wien 2000, ISBN 3-85286-083-0, S. 23-26
== Weblinks ==
* Röm.kath. Pfarre Kaisersteinbruch [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/burgenland/kaisersteinbruch] Matriken Online.
* [http://www.ribera-philosophie.at/pdf/elias_huegel.pdf Helmuth Furch 1992/2015, Elias Huegel - Hofsteinmetz] S. 33 Verfügung der Hügelin über ein bestimmtes Haus.
* [http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd1.pdf, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1], [http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd2.pdf 2002/2004, Band 2] Index:


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2022, 09:47 Uhr

Elias Hügel: Marienstatue in Kaisersteinbruch, nach Maria Elisabetha Hügelin modelliert, 1718

Maria Elisabetha Hügelin (geborene Ferrethin, auch Höglin; * 1662 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland; † 5. September 1728 ebenda[1]) war die italienisch-deutsche Witwe von Steinmetzmeister Martin Trumler und nach zweiter Heirat Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters Elias Hügel. Durch ihre erste Ehe erhielt sie den Titel Steinmetzmeisterin.

Biografie

Herkunft

Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter des Steinmetzmeisters Ambrosius Ferrethi und seiner zweiten Frau Maria N. Die erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie Bregno. Der Onkel Antonius Bregno war ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater Hieronymus Bregno ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene Pietro Maino Maderno, nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter, gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter im kaiserlichen Steinbruch gewählt.

Erste Ehe

Ihr Vater sprach 1670 Martin Trumler aus ihrer italienischen Heimat zum Gesellen frei. Spätestens nach dem Großen Türkenkrieg von 1683 war es Zeit für seine Töchter Ehemänner, selbstverständlich Steinmetze, zu finden, mit denen er gemeinsam Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet. Vier ihrer Kinder überlebten, Franz, Regina, Ambros und Max, der Jüngste, der 1705 geboren wurde.[1]

Der ‚Ferrethi-Clan‘ arbeitete für den Palatin [[w:Paul I. Esterházy de Galantha|Paul I. Esterházy, danach für Fürst Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz Schloss Eisgrub. Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Nach dem Tod des Lehrmeisters bestimmte das Handwerk Martin Trumler zur Weiterführung dieses Amtes.

Maria Elisabetha Hügelin versorgte neben ihren häuslichen Pflichten die Lehrjungen und Gesellen die im Haus lebten. Sie organisierte deren Mahlzeiten, Unterkunft und Gewand, dafür erwiesen ihr Lehrjungen und Gesellen die Hochachtung. Die erhaltenen Grabplatten der Kaisersteinbrucher Kirche dokumentieren das.

Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war nun die Steinmetzmeisterin und hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Den Meistertitel bezog sie nicht durch ihre eigene zünftische Ausbildung, die Frauen verwehrt war, sondern durch ihre Heirat. Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Nach Jahr und Tag musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.[1]

Laut der Historikerin Sigrid Kretschmer befassten sich die Handwerksordnungen jener Zeit nur sehr wenig mit Frauen. Sie setzten „das Recht der Witwe fest, das Gewerbe des Mannes bis zu ihrer Wiederverheiratung zu betreiben, das Recht der Meisterin auf ein Begräbnis, wie es dem Meister selbst zusteht“. Regelungen über die Mithilfe der Meisterin im Betrieb waren nicht enthalten.[2]

Zweite Heirat

Im August 1694 hatte Elias Hügel aus Gemünden im Frankenland als Lehrling aufgedingt. Maria Elisabetha heiratete ihn am 14. November 1706, als er Geselle in ihrem Steinmetzbetrieb war.

Sie ließ ihn nach einem Jahr im Grundbuch eintragen, mit Steinbruch und Haus. Ein Haus behielt sie als Reserve für sich selbst.[3]

„Notandum: Diese Behausung hat die Elisabeth Hügelin, vormals Trumlerin, ihr allein vorbehalten, hat darum allein Nutz und Gewöhr empfangen.

Stift Heiligenkreuz, Dienstbuch über Steinbruch 1652-1710, 13. September 1706

Als Nachfolger von Johann Paul Schilck übte er ab 1722 das Richteramt aus. Maria Elisabetha Hügelin unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (eingefügtes Bild), nach Maria Elisabetha modelliert.

Frauen hatten die Freiheit ein Testament zu machen und einen Ehevertrag. Durch die Garantie ihres Erbes, ihrer Mitgift und die freie Verfügung über ihr Eigentum eröffnete sich ihnen eine eigene Handlungsstrategie.[4] Dieser Vertrag ist auch für die Hügelin dokumentiert.[5]

ELISABETHA HÖGLIN WAR MEIN NAHM GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER

Tod

Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin. Ihr Epitaph ist in der Seitenkapelle der Pfarrkirche Kaisersteinbruch neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:

LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER … [1]

Vertrag der Meisterin mit dem Stift Herzogenburg von 1720 – Steinmetzmeisterin Catharina Höglin

Siehe auch

Ein Bruder von Elias Hügel, Steinmetzmeister Johann Gallus Hügel erhielt einen Auftrag vom Stift Herzogenburg. Nach seinem Tod († 1719) führte die Witwe Steinmetzmeisterin Catharina Höglin die Arbeit weiter. Sie unterschrieb den Vertrag wie auf dem Bild ersichtlich eigenhändig. [6]

Archivalien

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Rubrik 51: Kirchenbücher, Register, Steinmetz.

Quellen

Weiterführende Literatur

  • Sigrid Kretschmer, Die Rolle der Frau in den Zünften. In dies.: Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen im 18. Jahrhundert, Milena Verlag, Wien 2000, ISBN 3-85286-083-0, S. 23-26

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Hügelin Maria Elisabetha, in: Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, A - H, Band 1, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch 2002, pdf S. 223–224
  2. Sigrid Kretschmer: Wiener Handwerksfrauen. Wirtschafts- und Lebensformen von Frauen im 18. Jahrhundert. In: biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung, Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst. NR. 4, Wien 2001, ISSN 0020- 2320, S. 18 (pdf)
  3. Heirat Elias Hügel - Maria Elisabetha Trumlerin. In Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister. 1681–1755. S. 26-29. Kaisersteinbruch 1992, ISBN 978-3-9504555-2-6. → Weblinks
  4. Gabriele Praschl-Bichler, Die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft. In: Alltag im Barock, Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, 1993, ISBN 3-222-12317-9, S. 45-58
  5. Archiv Stift Heiligenkreuz: Dienstbuch der Herrschaft Königshof.
  6. Archiv Stift Herzogenburg, Vertrag von Steinmetzmeister Johann Gallus Hügel/Högl. Nach seinem Tod führt die Witwe als Steinmetzmeisterin den Auftrag weiter.