Ferdinand II. (HRR): Unterschied zwischen den Versionen

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Erzherzog Ferdinand war seit 1590 für die "innerösterreichischen" Ländern ([[Herzogtum Steier]], [[Herzogtum Kärnten]], [[w:Herzogtum Krain|Herzogtum Krain]]) zuständig.<ref name ="czeike280"/> Seit 1619 herrschte er über die "[[Österreichische Lande|Österreichischen Lande]]", seit 1617 außerdem über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]] und seit 1618 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]]. 1519–1637 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].
Erzherzog Ferdinand war seit 1590 für die "innerösterreichischen" Ländern ([[Herzogtum Steier]], [[Herzogtum Kärnten]], [[w:Herzogtum Krain|Herzogtum Krain]]) zuständig.<ref name ="czeike280"/> Seit 1619 herrschte er über die "[[Österreichische Lande|Österreichischen Lande]]", seit 1617 außerdem über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]] und seit 1618 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]]. 1519–1637 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].


Ferdinand war ein strikter und kompromissloser Vertreter der [[w:Gegenreformation|Gegenreformation]]. Während er bei der Durchsetzung von dieser im [[Heiliges Römisches Reich|Reich]] scheiterte, war er als Landesfürst allerdings sehr erfolgreich. Zudem gelang es ihm, trotz der Folgen des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], von dem Teile im heutigen Österreich schwer heimgesucht wurden, in jenen Teilen, die heute zur Republik Österreich gehören und über die er selbst herrschte, eine gefestigte Herrschaft zu hinterlassen.<ref name ="czeike280"/> Ferdinand zählt zu den Habsburgern mit einer der längsten Regierungszeiten.<ref name ="strohmeyer30">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30</ref> Heute gilt er als der Begründer der sogenannten "Habsburgermonarchie", dem es endlich gelang, die Primogenitur und die Unteilbarkeit seiner landesfürstlichen Länder tatsächlich durchzusetzen und außerdem den Adel in das "habsburgische" Herrschaftssystem zu integrieren.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30f.</ref>
Ferdinand war ein strikter und kompromissloser Vertreter der [[w:Gegenreformation|Gegenreformation]]. Während er bei der Durchsetzung von dieser im [[Heiliges Römisches Reich|Reich]] scheiterte, war er als Landesfürst allerdings sehr erfolgreich. Zudem gelang es ihm, trotz der Folgen des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], von dem Teile im heutigen Österreich schwer heimgesucht wurden, in jenen Teilen, die heute zur Republik Österreich gehören und über die er selbst herrschte, eine gefestigte Herrschaft zu hinterlassen.<ref name ="czeike280"/> Ferdinand zählt zu den Habsburgern mit einer der längsten Regierungszeiten.<ref name="strohmeyer30">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30</ref> Heute gilt er als der Begründer der sogenannten "Habsburgermonarchie", dem es endlich gelang, die Primogenitur und die Unteilbarkeit seiner landesfürstlichen Länder tatsächlich durchzusetzen und außerdem den Adel in das "habsburgische" Herrschaftssystem zu integrieren.<ref>vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30f.</ref>


[[File:Kaiser Ferdinand II vor dem Kreuz in der Hofburg c1630.jpg|thumb|Kaiser Ferdinand II. kniet vor dem Kreuz in der Hofburg]]
[[File:Kaiser Ferdinand II vor dem Kreuz in der Hofburg c1630.jpg|thumb|Kaiser Ferdinand II. kniet vor dem Kreuz in der Hofburg]]
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Ferdinand gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrschten und außerdem auch Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt.  
Ferdinand gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrschten und außerdem auch Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt.  


Bis in das 19. Jahrhundert hing seine Beurteilung in der wissenschaftlichen Forschung von der Konfession des Historikers oder der Historikerin ab. Die Katholischen würdigten seine tiefe Religiosität, für die Protestantischen war er ein scheinheiliger, von seinen Beichtvätern gelenkter "Jesuitenzögling", dessen "prospanische" Politik dem Heiligen Römischen Reich nur geschadet hätte. Im 20. Jahrhundert wurde in der wissenschaftlichen Forschung, der Vorwurf der politischen Unselbständigkeit widerlegt. In neueren Forschung aus den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit Blick auf die Zeitströmungen des 17. Jahrhunderts auch das Bild eines beispiellosen religiösen Eiferers widerlegt.<ref name ="strohmeyer30"/>
Bis in das 19. Jahrhundert hing seine Beurteilung in der wissenschaftlichen Forschung von der Konfession des Historikers oder der Historikerin ab. Die Katholischen würdigten seine tiefe Religiosität, für die Protestantischen war er ein scheinheiliger, von seinen Beichtvätern gelenkter "Jesuitenzögling", dessen "pro spanische" Politik dem Heiligen Römischen Reich nur geschadet hätte. Im 20. Jahrhundert wurde in der wissenschaftlichen Forschung, der Vorwurf der politischen Unselbständigkeit widerlegt. In neueren Forschung aus den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit Blick auf die Zeitströmungen des 17. Jahrhunderts auch das Bild eines beispiellosen religiösen Eiferers widerlegt.<ref name ="strohmeyer30"/>


== Orte mit Bezug zu Ferdinand im heutigen Staat Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Ferdinand im heutigen Staat Österreich ==
=== Kärnten ===
=== Kärnten ===
* [[Weitensfeld im Gurktal]]: Kaiser Ferdinand II. verleiht dem Ort Weitensfeld am 4. Oktober 1629 Weitensfeld ein Wappen. Außerdem gewährt er die Abhaltung eines Jahrmarktes.<ref name ="Sabitzer83">[[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6. S. 83</ref>
* [[Weitensfeld im Gurktal]]: Kaiser Ferdinand II. verleiht dem Ort Weitensfeld am 4. Oktober 1629 Weitensfeld ein Wappen. Außerdem gewährt er die Abhaltung eines Jahrmarktes.<ref name="Sabitzer83">[[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6. S. 83</ref>


=== Steiermark ===
=== Steiermark ===
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=== Wien ===
=== Wien ===
Die Stadt wurde unter Kaiser Ferdinand (II.) und seinen Nachfolgern endgültig Sitz des Kaiserhofes und Hauptstadt des von den Habsburgern beherrschten Reiches.<ref name ="Strohmeyer1">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 20</ref>
Die Stadt wurde unter Kaiser Ferdinand (II.) und seinen Nachfolgern endgültig Sitz des Kaiserhofes und Hauptstadt des von den Habsburgern beherrschten Reiches.<ref name="Strohmeyer1">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 20</ref>
* Im Juni 1619 wurde Ferdinand in der Wiener Hofburg durch die "niederösterreichischen Stände" bedroht ("Sturmpetition"), konnte die Lage aber letztlich für sich entscheiden. Der Wiener Bürgermeister [[Daniel Moser]] gehörte außerdem zu seinen loyalen Unterstützern.<ref name ="czeike280"/>
* Im Juni 1619 wurde Ferdinand in der Wiener Hofburg durch die "niederösterreichischen Stände" bedroht ("Sturmpetition"), konnte die Lage aber letztlich für sich entscheiden. Der Wiener Bürgermeister [[Daniel Moser]] gehörte außerdem zu seinen loyalen Unterstützern.<ref name ="czeike280"/>
[[File:Paulustor Graz linkes Wappen Erzherzog Ferdinand.jpg|thumb|Wappen von Erzherzog Ferdinand am Paulustor in Graz]]
[[File:Paulustor Graz linkes Wappen Erzherzog Ferdinand.jpg|thumb|Wappen von Erzherzog Ferdinand am Paulustor in Graz]]
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=== Steiermark ===
=== Steiermark ===
* [[Graz]]:  
* [[Graz]]:  
::- Erzherzog Ferdinand ist im Grazer Mausoläum beigesetzt.<ref name ="hamann109">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 109</ref>
::- Erzherzog Ferdinand ist im Grazer Mausoleum beigesetzt.<ref name ="hamann109">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 109</ref>
::- Auf dem Paulustor der Grazer Burg findet sich ein steinernes Wappen von Erzherzog Ferdinand.
::- Auf dem Paulustor der Grazer Burg findet sich ein steinernes Wappen von Erzherzog Ferdinand.
::- Erzherzog Ferdinand ist auf dem Hochaltar in der Grazer Antoniuskirche dargestellt.<ref name ="hamann109">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 109</ref>
::- Erzherzog Ferdinand ist auf dem Hochaltar in der Grazer Antoniuskirche dargestellt.<ref name ="hamann109"/>


=== Tirol ===
=== Tirol ===
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== Ferdinand in Legende und Sage ==
== Ferdinand in Legende und Sage ==
Über die Bedrohung Ferdinands in der Wiener Hofburg durch die "Sturmpetition" (1619) bildete sich eine Legende. Als Ferdinand verzweifelt vor einer Skulptur des Gekreuzigten betete, soll dieser ihn getröstet und in seinem Glauben bestärkt haben. Auch wenn ihn alles verlassen hätte, er hätte ihn nicht verlassen. Wenig später erfolgte die Rettung, angeblich durch das Eingreifen der Kürassiere von Feldmarschall [[w:Heinrich von Dampierre|Henry Duval Dampierre]]. Diese Legende wurde in der Bildenden Kunst mehrmals dargestellt.<ref>vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/allgemein/dassprechendekruzifix.html Das sprechende Kruzifix], abgerufen am 16. August 2019</ref>
Über die Bedrohung Ferdinands in der Wiener Hofburg durch die "Sturmpetition" (1619) bildete sich eine Legende. Als Ferdinand verzweifelt vor einer Skulptur des Gekreuzigten betete, soll dieser ihn getröstet und in seinem Glauben bestärkt haben. Auch wenn ihn alles verlassen hätte, er hätte ihn nicht verlassen. Wenig später erfolgte die Rettung, angeblich durch das Eingreifen der Kürassiere von Feldmarschall [[w:Heinrich von Dampierre|Henry Duval Dampierre]]. Diese Legende wurde in der Bildenden Kunst mehrmals dargestellt.<ref>vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/allgemein/dassprechendekruzifix.html Das sprechende Kruzifix], abgerufen am 16. August 2019</ref>
<br />--> Siehe dazu auch [[Hofburg#Die Wiener Hofburg in Legende und Sage|Das Ferdinandische Kruzifix]]
<br />--> Siehe dazu auch [[Hofburg#Die Wiener Hofburg in Legende und Sage|Das Ferdinandische Kruzifix]]


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Aktuelle Version vom 26. Juli 2023, 10:50 Uhr

Die Büste von Kaiser Ferdinand II. in der Kaiserallee der Gedenkstätte Heldenberg

Erzherzog Ferdinand (III.) von Österreich (* 9. Juli 1578, in Graz; † 15. Februar 1637, in Wien)[A 1] aus dem Haus Österreich (Habsburg), auch Erzherzog Ferdinand von "Innerösterreich", besser bekannt als Kaiser Ferdinand II., herrschte seit 1619–1637 über Teile des heutigen EU-Landes Österreich.

Herkunft und Familie

Erzherzog Ferdinand (III.) von Österreich war ein Enkel von Kaiser Ferdinand I. und Neffe von Kaiser Maximilian II.. Er war ein Sohn von Erzherzog Karl (II.) von Österreich († 1590) aus dessen Ehe mit Herzogin Maria von Baiern[A 2] († 1608).[1] Er war ein Enkel von Kaiser Ferdinand I. und der ältere Bruder von Erzherzog Leopold (V.) von Österreich, dem Begründer der "jüngeren" Tiroler Linie der Habsburger[1]. Verheiratet war er zweimal,

∞ in 1. Ehe seit 1600 mit Herzogin Maria Anna von Baiern, einer Tochter von Herzog Wilhelm (V.) von Baiern aus dessen Ehe mit Renate von Lothringen. Aus dieser Ehe sind sieben Kinder belegt, darunter:[2]
⚭ seit 1635 mit Kurfürst Maximilian (I.) von Baiern[A 3]
⚭ seit 1637 mit dem polnischen König König Wladyslaw (IV.)[A 4]
∞ in 2. Ehe seit 1622 mit Herzogin Eleonora von Gonzaga († 1655), einer Tochter von Herzog Vincenzo (I.) von Mantua, aus dieser Ehe sind keine Kinder belegt.[2]

Herrschaften

Erzherzog Ferdinand war seit 1590 für die "innerösterreichischen" Ländern (Herzogtum Steier, Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain) zuständig.[1] Seit 1619 herrschte er über die "Österreichischen Lande", seit 1617 außerdem über die Länder der Böhmischen Krone und seit 1618 über Teile des ungarischen Königreiches. 1519–1637 war er außerdem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Ferdinand war ein strikter und kompromissloser Vertreter der Gegenreformation. Während er bei der Durchsetzung von dieser im Reich scheiterte, war er als Landesfürst allerdings sehr erfolgreich. Zudem gelang es ihm, trotz der Folgen des Dreißigjährigen Krieges, von dem Teile im heutigen Österreich schwer heimgesucht wurden, in jenen Teilen, die heute zur Republik Österreich gehören und über die er selbst herrschte, eine gefestigte Herrschaft zu hinterlassen.[1] Ferdinand zählt zu den Habsburgern mit einer der längsten Regierungszeiten.[3] Heute gilt er als der Begründer der sogenannten "Habsburgermonarchie", dem es endlich gelang, die Primogenitur und die Unteilbarkeit seiner landesfürstlichen Länder tatsächlich durchzusetzen und außerdem den Adel in das "habsburgische" Herrschaftssystem zu integrieren.[4]

Kaiser Ferdinand II. kniet vor dem Kreuz in der Hofburg

Forschungslage bzw. Forschungsprobleme

Ferdinand gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrschten und außerdem auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt.

Bis in das 19. Jahrhundert hing seine Beurteilung in der wissenschaftlichen Forschung von der Konfession des Historikers oder der Historikerin ab. Die Katholischen würdigten seine tiefe Religiosität, für die Protestantischen war er ein scheinheiliger, von seinen Beichtvätern gelenkter "Jesuitenzögling", dessen "pro spanische" Politik dem Heiligen Römischen Reich nur geschadet hätte. Im 20. Jahrhundert wurde in der wissenschaftlichen Forschung, der Vorwurf der politischen Unselbständigkeit widerlegt. In neueren Forschung aus den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit Blick auf die Zeitströmungen des 17. Jahrhunderts auch das Bild eines beispiellosen religiösen Eiferers widerlegt.[3]

Orte mit Bezug zu Ferdinand im heutigen Staat Österreich

Kärnten

  • Weitensfeld im Gurktal: Kaiser Ferdinand II. verleiht dem Ort Weitensfeld am 4. Oktober 1629 Weitensfeld ein Wappen. Außerdem gewährt er die Abhaltung eines Jahrmarktes.[5]

Steiermark

  • Graz: Hier fand am 23. April 1600 die erste Eheschließung des späteren Kaisers statt.

Tirol

  • Innsbruck: Hier fand am 2. Februar 1622 die zweite Eheschließung des Kaisers statt.

Wien

Die Stadt wurde unter Kaiser Ferdinand (II.) und seinen Nachfolgern endgültig Sitz des Kaiserhofes und Hauptstadt des von den Habsburgern beherrschten Reiches.[6]

  • Im Juni 1619 wurde Ferdinand in der Wiener Hofburg durch die "niederösterreichischen Stände" bedroht ("Sturmpetition"), konnte die Lage aber letztlich für sich entscheiden. Der Wiener Bürgermeister Daniel Moser gehörte außerdem zu seinen loyalen Unterstützern.[1]
Wappen von Erzherzog Ferdinand am Paulustor in Graz

Erinnerungsstätten an Ferdinand im heutigen Staat Österreich

Niederösterreich

Steiermark

- Erzherzog Ferdinand ist im Grazer Mausoleum beigesetzt.[7]
- Auf dem Paulustor der Grazer Burg findet sich ein steinernes Wappen von Erzherzog Ferdinand.
- Erzherzog Ferdinand ist auf dem Hochaltar in der Grazer Antoniuskirche dargestellt.[7]

Tirol

  • Innsbruck: Ferdinand findet sich auf einem der "Kaisergemälde" im Vorraum des "Spanischen Saals" von Schloss Ambras.

Wien

Ferdinand in Legende und Sage

Über die Bedrohung Ferdinands in der Wiener Hofburg durch die "Sturmpetition" (1619) bildete sich eine Legende. Als Ferdinand verzweifelt vor einer Skulptur des Gekreuzigten betete, soll dieser ihn getröstet und in seinem Glauben bestärkt haben. Auch wenn ihn alles verlassen hätte, er hätte ihn nicht verlassen. Wenig später erfolgte die Rettung, angeblich durch das Eingreifen der Kürassiere von Feldmarschall Henry Duval Dampierre. Diese Legende wurde in der Bildenden Kunst mehrmals dargestellt.[8]
--> Siehe dazu auch Das Ferdinandische Kruzifix

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ferdinand I.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 280.
  2. 2,0 2,1 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 112
  3. 3,0 3,1 vgl. Arno Strohmeyer: Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30
  4. vgl. Arno Strohmeyer: Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 30f.
  5. Werner Sabitzer: Land der Hemma. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6. S. 83
  6. vgl. Arno Strohmeyer: Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 20
  7. 7,0 7,1 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 109
  8. vgl. Das sprechende Kruzifix, abgerufen am 16. August 2019

Anmerkungen

  1. Geburts- und Sterbedatum lt. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 109
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um die frühe Neuzeit geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  3. Kurfürst Maximilian (I.) war ein Sohn von Herzog Wilhelm (V.) von Baiern aus dessen Ehe mit Renate von Lothringen. Er war ein Bruder von Maria Annas Mutter, sie somit seine Nichte
  4. König Wladyslaw (IV.) war ein Sohn des polnischen Königs Sigismund (III.) aus dessen Ehe mit Erzherzogin Anna von Österreich († 1598). Diese war eine Schwester von Cäcilia Renates Vater
  5. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere Aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
VorgängerAmtNachfolger
Matthias (I.)Herrscher über die Österreichischen Lande
1619–1637
Ferdinand (IV.)
VorgängerAmtNachfolger
MatthiasKaiser des Heiligen Römischen Reiches
1619–1637
Ferdinand III.
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ferdinand II. (HRR) behandelt.
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