Strumpffabrik Poneggen

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Die Strumpffabrik Poneggen war ein von 1764 bis 1818 bestehendes Unternehmen der Textilindustrie im ehemaligen Schloss Poneggen in der Ortschaft Poneggen in Schwertberg.

Geschichte

Eigentümer von Schloss Poneggen war bis zu dem aus wirtschaftlichen Gründen erforderlichen Verkauf Josef Gundaker Graf Thürheim, der mit Maria Dominika Gräfin Thürheim eine Tante von Christoph Ludwig Reichsgraf Salburg geheiratet hatte.

Eine von den Thürheimern dort betriebene Seidenraupenzucht war nicht rentabel und es wurde bereits unter Mitwirkung der Salburger die Errichtung einer Strumpfmanufaktur in die Wege geleitet. Die Beschaffung von zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten für die verarmte ländliche Bevölkerung und zur Beseitigung des Bettlerproblems wurden derartige Aktivitäten von der damaligen Staatsführung in jeder Hinsicht gefördert. Ursprüngliche Versuche, diese Aktivitäten in den Rahmen der im Einflussbereich der Salburger stehenden Grundherrschaften zu stellen, scheiterten am Widerstand des Vater, Norbert Graf Salburg.

1764 schlossen sich Reichsgraf Christoph Ludwig Salburg (* 25. Jänner 1728; † 12. November 1774) und Gräfin Maria Dominika Thürheim (* 11. Juni 1721; † 3. März 1793) auf Schwertberg sowie Franz Xaver Peisser (* 1724; † 1807) zu einer Hamburger Strumpf-Manufaktur-Sozietät mit der ursprünglichen Bezeichnung Ponegger Companie zusammen, erwarben mit Kaufvertrag vom 11. September 1764 das Schloss Poneggen und errichteten dort eine Strumpfmanufaktur. Die Fabrik wurde 1765 und 1766 als Peisserische Strumpfmanufaktur, Peisserische Strumpffabrik oder Peisserische Fabrik bezeichnet. Mit dem Ausscheiden Peissers 1766 waren umfangreiche Rückzahlungen von den Thürheimern zu leisten und eine Fortführung der Namenbezeichnung war nicht mehr möglich. 1768 war die Bezeichnung Wollen-Strumpffabrik zu Poneggen gebräuchlich. Von 1774 bis 1782 firmierte das Unternehmen als Gräflich Salaburgische wollene Strumpffabrik.

1767 wird die Anzahl der im Unternehmen Beschäftigten Personen einschließlich der Heimarbeiter in den Faktoreien mit 4.028 Personen angegeben, davon 2.942 Spinner und 1.086 Stricker. Rekrutiert wurde die Belegschaft unter der Mitwirkung der beteiligten Grundherrn. Salburger stellte von seinen Herrschaften Zellhof, Ruttenstein, Arbing, Kreuzen, Greinburg und Salaberg 1592 Spinner und 96 Stricker, von Thürheimer kamen aus Schwertberg 552 Spinner. Mit 2.144 Spinnern und 96 Strickern stellten die beiden Teilhaber also das Hauptkontingent der Arbeitskräfte. Die Heimarbeiter wurden aus der Umgebung von Poneggen gewonnen. Neben den Fabriksherren bzw. Unternehmern waren Beamte und Angestellte, die eigentlichen Fabriksarbeiter und -arbeiterinnen in Poneggen und schließlich die Heimarbeiter außerhalb der Fabrik für die Strumpffabrik tätig. Neben den gutverdienenden Beamten und Werkmeister gliederten sich das gehobene Personal in Faktoren (Inhaber der Faktoreien) die diese nur als Nebenbeschäftigung betrieben. Es handelte sich durchwegs um Kaufleute und auch einzelne Pflegschafts- und Herrschaftsbeamte sowie Angestellte. Eine weitere Gruppe bildeten die Revisoren, die über alles andere als einen guten Ruf verfügten.

Um die von Anfang an bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten einzudämmen korrespondierte man mit dem kaiserlichen Hof. Ab 1766 unterstützte die Regierung das Ponegger Unternehmen zunächst mit einer Preisstützungsaktion und später durch die Gewährung eines zinsenlosen Darlehens aus staatlichen Mitteln. 1768 erteilte Maria Theresia ein Monopol für die Erzeugnisse der Fabrik, das 1779 ablief und nicht verlängert wurde. Der Fabriksbetrieb wurde 1770 in einer Strickerordnung, 1771 in einer Spinner-, einer Kämmer- und einer Wirkerordnung geregelt.

Im Nahbereich der Fabrik entstand mit der Ponegger Häuselzeile für das Stammpersonal der Fabrik eine aus 16 kleinen Häusern bestehende Arbeitersiedlung, eine der ältesten Arbeiter-Reihenhaussiedlungen Österreichs, die heute noch bewohnt wird.[1] In der Siedlung wurde 1877 die Mutter von Paul Löwinger, Cäcilia Weber (Cilli Löwinger, Betriebsführerin und Schauspielerin bei der Löwinger-Bühne), geboren.

Monopol

Nicht zuletzt durch die persönlichen Beziehungen der Gräfin Thürheim zum kaiserlichen Hof wurde der Gesellschaft 1768 die alleinige Einfuhr fremder Wollstrümpfe in die Erblande auf Basis eines befristeten Privilegium privativums erlaubt. Damit war dem Unternehmen eine gesicherte Grundlage geschaffen worden. 1769 wurde dieses Privilegium auf die Bewilligung des Alleinhandels mit halbbaumwollenen, sächsisch mellierten, Segovier- und Kastorstrümpfen ausgedehnt. 1779 lief das ursprünglich auf acht Jahre erteilte Privileg zur alleinigen Einfuhr fremder Strümpfe ab. Es konnte keine Verlängerung erreicht werden.

Eigentümer und leitende Persönlichkeiten der Strumpffabrik

Eigentümer der Fabriksberechtigung
  • Christoph Ludwig Reichsgraf Salburg (1764 bis 1774)
  • Maria Dominika Gräfin Thürheim (1764 bis 1774)
  • Franz Xaver Peisser von Wertenau (1764 bis 1766)
  • Rudolf Graf Salburg (1774 bis 1782)
  • Franz Güglleithner (1782 bis 1784)
  • Augustin Glück (1782 bis 1807)
  • Johann Kaspar Zötl (1798 bis 1803)?
  • Johann Nepomuk Wildauer (1807 bis 1818)
Eigentümer des Schlosses während des Bestandes der Strumpffabrik
  • Ponegger Companie (1764 bis 1774)
  • Rudolf Graf Salburg (1774 bis 1806)
  • Maria Dominika Thürheim (1806 bis 1807)
  • Anton Wildauer (1807 bis 1818
Leitende Persönlichkeiten
  • Franz Güglleithner (1770 bis 1782)
  • Bernhard Johann Franz Ottenschläger (1766 bis 1773)
  • Lorenz Johann Czerkl (1773 bis 1781)
  • Johann Kaspar Zötl (1798 bis 1803)

Literatur

  • Georg Grüll: Die Strumpffabrik Poneggen 1763 bis 1818, mit 8 Tafeln, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs, 6. Band, Graz-Köln, 1959, S 5 bis 128
  • Othmar Wandl (Autor), SPÖ Schwertberg (Herausgeber): Die Strumpffabrik Poneggen 1763 bis 1818, in: Gesinnung - Bewegung - Partei im Licht der roten Nelke, Festschrift Soc. demokr. Localorganisation Schwertberg. Gegründet 1890, Schwertberg, 1990, S 16ff

Einzelnachweise