Berta Horvath

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Berta Horvath (* 15. Februar 1938; † 9. Juli 1943 in Wien)[1] ist eines von 789 namentlich bekannten Opfer der Kinder-Euthanasie in der Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund in Wien. Sie stammte wie die beiden Euthanasie-Opfer Hermine Bogner und Anton Braun aus dem südburgenländischen Pinkafeld,[2] das nach dem Anschluss Österreichs während der Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Steiermark gehörte.

Leben und Tod

Die Einlieferung von Berta Horvath in den Pavillon 15 des Spiegelgrundes, der offiziell als „Säuglingsstation“ geführt, inoffiziell aber als „Reichsausschussabteilung“ bezeichnet wurde, erfolgte am 10. Mai 1943.[1]

Wie aus ihrem Krankenakt hervorgeht, wurde das fünfjährige Pinkafelder Mädchen auch ein Opfer von Experimenten, welche unter dem Deckmantel der Wissenschaft an den Kindern vorgenommen wurden. So arbeitete der Pavillion 15 eng mit der Wiener Universitätsklinik bei der Erprobung des Tuberkulose-Impfstoffes BCG zusammen. Auf Seiten der Universitätsklinik war Elmar Türk für diese Impfexperimente verantwortlich, der sowohl mit BCG geimpfte als auch ungeimpfte Kinder mit Tuberkulose infizierte und sie dann an den Spiegelgrund überwies, wo sie nach ihrem Ableben obduziert wurden.[3]

Im Krankenakt von Berta Horvath findet sich auch ein Schriftverkehr zwischen Elmar Türk und Ernst Illing, dem 1946 hingerichteten Leiter des Spiegelgrund-Komplexes. Darin beschrieb Türk, dass das Pinkafelder Mädchen mit BCG geimpft und dann zweimal negativ mit Tuberkulose infiziert worden war. Als Wunsch äußerte Türk, dass er gerne der Obduktion des Mädchens beiwohnen möchte, weil dieser Fall von "großem wissenschaftlichen Interesse" wäre.[3]

Da diese Obduktion in weiterer Folge auch stattfand und dabei das Gehirn des Mädchens entnommen und konserviert wurde,[3] wäre es daher auch möglich, dass dieses in der Nachkriegszeit vom ehemaligen Spiegelgrund-Arzt Heinrich Gross für Forschungen verwendet wurde. Heinrich Gross gilt als Symbolfigur für den schlampigen, teilweise beschämenden, Umgang Österreichs mit seiner jüngeren Vergangenheit.[4][5]

Erst nachdem um die Jahrtausendwende das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes die Spiegelgrund-Opfer erfasst hatte, erfolgte 2002 schließlich die Beisetzung der Gehirnpräparate und anderer Gewebeteile in 597 Urnen, auf Wunsch der Opferangehörigen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.[6]

Gedenken

Ein Gedenken an Berta Horvath und an die beiden anderen Pinkafelder Euthanasie-Opfer in Form einer Gedenktafel oder in Form von Stolpersteinen in ihrer Heimatgemeinde gibt es bis dato nicht, wobei gesagt werden muss, dass das Burgenland neben Tirol das einzige Bundesland Österreichs ist, in dem noch keine Stolpersteine verlegt worden sind, welche an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Auf dem Areal des ehemaligen Spiegelgrundes erinnert an die Opfer der Kinder-Euthanasie eine Lichtinstallation vor dem Jugendstiltheater. Die in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestatteten Gehirnpräperate der Opfer sind zusätzlich mit Gedenktafeln versehen, auf dem auch Berta Horvath namentlich erwähnt ist.

Literatur

  • Herbert Brettl und Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland (WAB) - Band 136, Verleger: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 - Landesmuseum, Eisenstadt 2015, ISBN 3-85405-179-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Totenbuch Spiegelgrund 1943, Webseite gedenkstaettesteinhof.at, abgerufen am 7. Jänner 2018
  2.  Herbert Brettl, Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland. Eisenstadt 2015, ISBN 3854051794, S. 83.
  3. 3,0 3,1 3,2  Herbert Brettl, Michael Hess: NS-Euthanasie im Burgenland. Eisenstadt 2015, ISBN 3854051794, S. 35.
  4. SPÖ hielt schützend ihre Hand über Heinrich Gross, Webseite derstandard.at, abgerufen am 5. Jänner 2018
  5. Beichte des NS-Arztes Interview KURIER 8. 2. 1979: Dr. Gross über Vergangenes, Webseite kurier.at, abgerufen am 5. Jänner 2018
  6. Pittermann zur Bestattung der Opfergehirne vom Spiegelgrund, Webseite www.wien.gv.at, abgerufen am 4. Jänner 2018