Stift St. Bernhard

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Das frühere Zisterzienserinnenstift St. Bernhard heute

Das ehemalige Stift Sankt Bernhard[A 1], heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen, war eine Klosterstiftung der Maissauer und diente diesen bis zur Errichtung der Kartause Aggsbach (heute Teil von Schönbühel-Aggsbach) als Hauskloster und Grablege. Bis ins 16. Jahrhundert St. Bernhard ein Zisterzienserinnenstift, dann wurde es eine Niederlassung der Jesuiten.

Das Zisterzienserinnenkloster

Kapitelsaal an der Ostseite des Kreuzganges des Stiftss St. Bernhard, Abbildung aus dem Jahr 1900
Reste des Kreuzganges von Stift St. Bernhard, Abbildung aus dem Jahr 1900

1263 gründete Heinrich (IV.) von Kuenring(-Weitra) († um 1293), gemeinsam mit dem Grafen Heinrich von Hardegg († 1270) und dessen Ehefrau Wilbirg († 1314)[1], in Alt-Melon ein Zisterzienserinnenstift, das ursprünglich ein Filialkloster des Stiftes Zwettl war[1]. Es übersiedelte bereits 1273 nach Neu-Melon (heute Teil der Gemeinde Arbesbach).[2] Dieses Kloster diente den Grafen von Hardegg zur Existenzabsicherung ihrer weiblichen Familienmitglieder, die auch die ersten zwei Äbtissinnen stellten. Nach dem Tod von Heinrich von Hardegg († 1270) geriet das Kloster in finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten.[1]

Mit Hilfe von Gräfin Wilbirg von Hardegg trat Heinrich von Kuenring Stephan (I.) von Maissau seine Patronatsrechte über das Kloster ab[1], worauf dieser um 1277 in der Siedlung Krug bei Horn (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen) mit dem Stift St. Bernhard eine neue Niederlassung für die Zisterzienserinnen von Neu-Melon stiftete. Bis der Bau im Jahr 1284 beendet war, in diesem Jahr wurde auch der Stiftsbrief des Maissauers ausgestellt[3], waren die Nonnen im "alten Hof" untergebracht. Zur Ausstattung der neuen Niederlassung überließ Stephan von Maissau den Nonnen das Eigenpatronat von Schleinz nach dem Tod des dortigen Pfarrers, welches er später gegen jenes von der dem Kloster benachbarten Kirche in Neunkirchen an der Wild (heute Teil der Gemeinde Brunn an der Wild) tauschte.[4]. Äbtissin wurde um 1285 wurde Stephans Schwägerin Maria von Neuhaus, eine Tochter des böhmischen Adeligen Ulrich I. von Neuhaus. 1293 erhielt das Stift unter der Äbtissin Euphemia das Patronatsrecht über Neunkirchen an der Wild, 1294 wurde dem Stift für seine Besitzungen die niedere Gerichtsbarkeit verliehen.[5] Da das Kloster von der Familie der Maissauer und mit ihnen verwandten Familien zur Versorgung unverheirateter Töchter genutzt wurde, erhielt es in folgenden Jahrzehnten zahlreiche, zum Teil recht großzügige Dotationen von diesen.[6] Als Stifter und Stiferinnen des Klosters sind neben Stephan von Maissau dessen Halbschwester Bertha von Hohenberg, Wulfing von Sonnberg, Dietmar, Stephan und Petrissa von Hohenberg sowie Alber(sic!) von Hohenstein (Bruder von Otto von Rastenberg), Otto von Stallegg und Graf Bertold von Hardegg belegt.[7] Ulrich (I.) von Maissau († um 1326/1327) überließ dem Stift die Burg Grünberg, wo noch vor dem 14. Jahrhundert eine Wallfahrtskapelle, die "Grünberger Kapelle", die der Heiligen Margarethe geweiht war, erbaut, wurde.[8]

1281 erhielt das Kloster St. Bernhard ein päpstliches Schutzprivileg. 1294 erneuerte Herzog Albrecht (I.) von Österreich, der spätere König Albrecht I., für alle Zisterzienserinnenklöster und Zisterzienserklöster in seinen Herrschaften die Privilegien für Zoll- und Mautfreiheit.[6] 1296 stiftete die Landesfürstin des Herzogtums Österreich, die spätere Königin Elisabeth, für St. Bernhard einen Altar.[2] 1299 kaufte Stift St. Bernhard von Chunrot von Sankt Marein den Ort Ernsdorf (heute Teil der Gemeinde Staatz), der damals ein Lehen der Grafen von Schaunberg gewesen sein dürfte. 1312 erhielt Stift St. Bernhard einen vierten Priester. Um 1340 erbaut der Pfarrer Heinrich von Neukirchen einen Teil des Kreuzganges des Klosters.[5] Um 1350 ließ die Äbtissin Anna ein Stifterbuch in Form einer Reimchronik anlegen, von dem jedoch nur eine Abschrift aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten ist.[9] Bis zur Gründung der Kartause in Aggsbach war St. Bernhard das Hauskloster der Familie der Maissauer. Allerdings erlangte St. Bernhard keine überregionale Bedeutung. Seine Verwaltung und geistliche Betreuung oblag dem Stift Zwettl.[10]

Das 15. Jahrhundert war eine schwierige Zeit für das Stift. Während der Hussitenkriege wurde es 1425 von den "Taboriten" geplündert und 1427 vorübergehend von Hussiten besetzt, die sämtliche Weinvorräte raubten. Die Zisterzienserinnen gelang es nach Horn zu flüchten. 1468 wurde das Stift St. Bernhard durch Truppen des "Böhmenkönigs" Georg besetzt. 1473 wurde das Stift durch den Ritter Kratzer von Therasburg bedroht und 1491 durch Georg von Eyczing zu Schrattenthal. Diese Geschehnisse trugen wesentlich zum Niedergang des Stiftes bei. Um 1580 wurde das Zisterzienserinnenstift aufgelöst. Während die Nonnen daraufhin ihr Ordenskleid ablegten, verblieb die letzte Äbtissin, Kordula Gruber, bis zu ihrem Tod im Jahr 1582 im Stift.[5]

Die Jesuiten in St. Bernhard

Bereits 1586 soll das aufgelöste Zisterzienserinnenstift St. Bernhard mit dem dazugehörigen Gute dem Jesuitenkollegium in Wien auf unbestimmte Zeit übergeben worden sein. 1621 wurde es trotz eines Einspruchs durch Klosters Zwettl den Jesuiten auf Dauer und zur Gänze überlassen. Die gotische Klosterkirche, die während der Reformation verwüstet worden war, wurde um 1620 zu einer frühbarocken Kirche umgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort St. Bernard 1622 und 1623 von Truppen des böhmischen Königreiches und kaiserlichen Truppen heimgesucht und 1645 von den schwedischen Truppen besetzt. 1773 wird der Jesuitenorden aufgehoben und St. Bernhard geht zunächst in den Besitz des "niederösterreichischen" Studienfonds über. 1818 fielen die Wirtschaftsgebäude des früheren Stiftes mit dem ganzen Trakt der ehemaligen Beamtenwohnungen einem Brand zum Opfer. 1824 verkaufte der "niederösterreichischen" Studienfonds St. Bernhard an den Freiherren Karl von Ehrenfels.[5] Nach dessen Tod kam das frühere Kloster St. Bernhard 1852 in den Besitz von Stift Klosterneuburg.[5]

Stift St. Bernhard heute

1947 wurde die frühere Klosterkirche, die inzwischen zur Pfarrkirche St. Bernhard erhoben worden war, renoviert. 1961 erfolgte die Abtragung des Kapitelsaales. Ein noch erhaltener Rest des Kreuzganges wurde im Stift Klosterneuburg aufgestellt.[11]

Äbtissinnen des Zisterzienserinnenklosters

Die Äbtissin von St. Bernhard erhält von Ulrich (I.) von Maissau die Burg Grünberg, Fassadenmalerei an der Ostseite des Turmes der Ortskapelle St. Hubertus in Grünberg
  • Wilbirg, Tochter von Graf Heinrich von Hardegg und Gräfin Wilbirg von Hardegg, welche gemeinsam mit Heinrich (IV.) von Kuenring die erste Niederlassung des Klosters gegründet hatten[12]
  • Eufemia, Schwester des Grafen Heinrich von Hardegg[12]
  • Elisabeth von Freundsberg[13]
  • Sophie von Maidburg[13]
  • Anna von Maidburg[13]
  • Hailwig(sic!) von Maidburg[14]
  • Agnes von Maidburg, Schwester von Hailwig von Maidburg[10]
  • Agnes von Schaunberg[10]
  • Elisabeth von Lichtenfels[10]
  • Geisel von Stockstall, Tochter von Ulrich von Tumbraz[10]
  • Kathrein von Hadmarsdorf, Tochter von Otto von Burgdorf[10]
  • Wilbirg von Hohenberg, Tochter von Bertha von Hohenberg aus der Ehe mit Dietrich von Hohenberg[10]
  • Wilbirg, Tochter von Osanna von Tumbraz[10]
  • die Tochter von Niclas "dem Griechen" von Freischling[10]
  • Elisabeth, Tochter des Richters von Retz[10]
  • Anna, Enkelin des Richters von Retz[10]
  • Elisabeth, Tochter von Rudger von Grünberg[10]
  • Traute, Tochter von Jacob dem Moeserl[10]
  • Margarete, Nichte von Jacob dem Moeserl[10]
  • Cordula Gruber († 1582), letzte Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters[15]

Eine weitere Äbtissin dürfte Elisabeth von Puchheim, die Witwe von Otto (III.) von Maissau, um 1362 gewesen sein.[16]

Literatur

Weblinks

 Stift Sankt Bernhard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 63
  2. 2,0 2,1 vgl. St.Bernhard, Cistopedia.ORG,abgerufen am 4. Juli 2020
  3. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 64
  4. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 64f.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 vgl. Zeittafel zur Stiftsgeschichte, Burgenkunde.AT, abgerufen am 4. Juli 2020
  6. 6,0 6,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 65
  7. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 66f.
  8. vgl. Grünberg, NoeBurgen.ImAreal.SBG.AC.AT, abgerufen am 18. Februar 2023
  9. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 62
  10. 10,00 10,01 10,02 10,03 10,04 10,05 10,06 10,07 10,08 10,09 10,10 10,11 10,12 10,13 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 71
  11. vgl. Friedrich Polleroß: Neuere Literatur zur Kunstgeschichte des Waldviertels. In: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau 39, 1990, Heft 3, S. 227 digital.
  12. 12,0 12,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 70, Fußnote 42
  13. 13,0 13,1 13,2 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 70
  14. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 70f.
  15. vgl. Adolf Kastner (Hrsg.): Waldviertler Heimatbuch, 1994, S. 361
  16. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 207

Anmerkungen

  1. Dieses Stift wird in wissenschaftlichen Arbeiten oft auch als Zisterzienserinnenstift oder Stift St. Bernhard bei Horn bezeichnet.
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48.68527815.595Koordinaten: 48° 41′ 7″ N, 15° 35′ 42″ O