Sigmund von Roggendorf

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Sigmund (I.) von Roggendorf (* im 15. Jahrhundert; † um 1471)[1], auch Siegmund von Rogendorf'[A 1], war Landschreiber des Herzogtums Steier. Im Dienst von Kaiser Friedrich III. stellte er die Weichen für den Aufstieg seiner Familie.[2]

Herkunft und Familie

Büste von Wilhelm von Roggendorf in der Gedenkstätte Heldenberg. Wilhelm von Roggendorf war ein Enkel von Sigmund von Roggendorf.

Sigmund von Roggendorf stammte aus einer niederadeligen Familie, den Herren von Rogendorf, die bereits 1303 im südlichen Teil des Herzogtums Steier belegt ist.[3] Unter ihm und seinem Sohn Kaspar wurde sie in Pöggstall im Herzogtum Österreich ansässig.[4].

Sigmund von Roggendorf war ein Sohn von Niklas von Roggendorf († um 1413) aus dessen Ehe mit Barbara von Hallegg, die nach seinem Tod eine zweite Ehe mit Hermann Prüschenk einging.[5] Er war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder.

∞ in 1. Ehe mit Klara von Trackenburg (Drachenburg)[6]
∞ in 2. Ehe seit 1445 mit Katharina, Tochter Bernhard von Rindscheid († vor 1445). Sie war eine Verwandte von Pankraz Rindscheid, einem seiner Vorgänger als Landschreiber des Herzogtums Steiers[2].[7]
  • Balthasar, auch Walter[6] von Roggendorf († 1483), aufgewachsen am kaiserlichen Hof als "Spiel- und Lerngefährte" des späteren Kaisers Maximilian I., 1881 an dessen Hof im Gent, wurde nach seinem Tod in der Kirche St. Anna im Felde in Pöggstall beigesetzt.[8]
  • Burkhard von Roggendorf, wird in der von Sigmund unterfertigten Urkunde von 1471 bezüglich der Erbfolgeregelung für seine Söhne genannt[6]
  • Ursula von Roggendorf ∞ mit Wilhelm von Saurau aus einer bei Murau ansässigen Adelsfamilie[9]
  • Tochter ∞ mit Sigmund von Liechtenberg[9]
  • Tochter ∞ mit Friedrich von Herberstein[9]
  • Tochter ∞ mit Andreas von Laas[9]

Leben

Sigmund von Roggendorf ließ sich in den 1430er-Jahren im Herzogtum Steier nieder. 1440 war er Judenrichter in Marburg an der Drau, 1444 gehörte er zum Gremium der "Landesanwälte" während einer Reise des späteren Kaisers ins Reich, für den er bis 1453 als Landschreiber für Steier tätig war. Gemeinsam mit Andreas von Hollenegg, Bernhard von Krabatsdorf, Sigmund von Weißpriach und Pankraz Rindscheid war er an der Regelung der "Cillier Erbschaft" beteiligt. Nach dem Tod von Hans (III.) von Stubenberg († 1461) löste er dessen Gefolgsmann Georg Voitser als Verweser der steirischen Landeshauptmannschaft ab. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus.[10] Seit 1451 ist er fallweise auch als Urteiler oder Beisitzer in Prozessen vor dem Kammergericht belegt.[11]

Während des zweiten Romzuges des Kaisers gehörte Sigmund erneut dem Gremium der (steirischen) Landesverweser an. Während der Baumkircher-Fehde war er mit der Eintreibung einer Landessteuer zur Finanzierung des Kampfes beauftragt.[12]

Sigmund besaß mehrere Häuser in Graz, Wiener Neustadt und Marburg an der Drau. 1461 verpfändete ihm Kaiser Friedrich III. gegen einen hohen Kredit die Pflegschaft von Arnfels. Seit 1466 residierte er in Graz, wo er für die Bewahrung und den Ausbau der Grazer Burg zuständig war. Kurz vor seinem Tod kaufte er gemeinsam mit seinem Sohn Kaspar die Pflegschaft von Weitenegg (heute Teil der Gemeinde Leiben).[12] 1471 beurkundete er eine Regelung, nach der sein ältester Sohn Kaspar das Erbe, dass er hinterlassen würde, solange verwalten sollte, bis die beiden jüngeren Söhne 26 Jahre alt wären. Auffällig an dieser Urkunde, mit welcher er Erbstreitigkeiten zu vermeiden versuchte, ist der Verzicht auf zeittypische Frömmigkeitstopoi.[13]

Erinnerungen an Sigmund von Roggendorf

Wien

  • Wien 1: Nach Sigmund von Roggendorf und seiner Familie ist das Rogendorfhaus (heute: Wien 1, Herrengasse 11) benannt. Es befand sich ca. 1532-1620 im Besitz seiner Familie.[3]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, S. 194-196 (Rezension)
  • Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 187
  2. 2,0 2,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 194
  3. 3,0 3,1 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rogendorfhaus. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 685. https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1115527 digital]
  4. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 21
  5. vgl. Andreas Zajic: Exemplarisches zu Bestand und Bezahlung aus dem Amt als landesfürstliche Kapitalisierungsmodelle in Österreich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit einem Editionsanhang zu zwei (oder drei) Autographen Kaiser Friedrichs III. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 407f.
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Andreas Zajic: Exemplarisches zu Bestand und Bezahlung aus dem Amt als landesfürstliche Kapitalisierungsmodelle in Österreich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit einem Editionsanhang zu zwei (oder drei) Autographen Kaiser Friedrichs III. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 407
  7. vgl. Andreas Zajic: Exemplarisches zu Bestand und Bezahlung aus dem Amt als landesfürstliche Kapitalisierungsmodelle in Österreich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit einem Editionsanhang zu zwei (oder drei) Autographen Kaiser Friedrichs III. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 408
  8. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 22
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 196
  10. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 194f.
  11. vgl. Andreas Zajic: Exemplarisches zu Bestand und Bezahlung aus dem Amt als landesfürstliche Kapitalisierungsmodelle in Österreich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit einem Editionsanhang zu zwei (oder drei) Autographen Kaiser Friedrichs III. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 406
  12. 12,0 12,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 195
  13. vgl. Andreas Zajic: Exemplarisches zu Bestand und Bezahlung aus dem Amt als landesfürstliche Kapitalisierungsmodelle in Österreich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit einem Editionsanhang zu zwei (oder drei) Autographen Kaiser Friedrichs III. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 406f.

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise Rogendorf gilt in der neueren Forschung als die richtige Schreibweise, in der einschlägigen Literatur finden sich beide Schreibweisen. Mit Blick auf die Hauptquelle von diesem Artikel wird hier die Schreibweise Roggendorf verwendet. Vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rogendorfhaus. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 685.