Localbahn Mauthausen-Grein: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Regiowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(kl)
Zeile 3: Zeile 3:
== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
Bei den Planungen für eine von [[Wien]] westwärts führende Bahnstrecke wurde auch eine Trassenführung entlang der [[w:Donau|Donau]] in Erwägung gezogen, die ab [[Stockerau]] am linken Donauufer über [[Krems an der Donau]], [[Spitz (Niederösterreich)|Spitz]], [[Perg]] nach [[Linz]] geführt werden sollte. Die diesbezüglichen Pläne wurden jedoch verworfen. Die verwirklichte Linienführung der 1858 eröffneten [[w:Kaiserin Elisabeth-Bahn|Kaiserin Elisabeth-Bahn]], heute [[w:Westbahn (Österreich)|Westbahn]], erfolgte durch den [[Wienerwald (Kleinregion)|Wienerwald]]. Zum Streckennetz dieser Bahn zählte damals auch die [[w:Summerauerbahn|Summerauerbahn]], die von 1872 bis 1956 von [[St. Valentin (Niederösterreich)|St. Valentin]] über [[Mauthausen]], [[Wartberg ob der Aist|Gaisberg-Wartberg]] nach [[Freistadt]] und [[w:Budweis|Budweis]] führte.
Bei den Planungen für eine von [[Wien]] westwärts führende Bahnstrecke wurde auch eine Trassenführung entlang der [[w:Donau|Donau]] in Erwägung gezogen, die ab [[Stockerau]] am linken Donauufer über [[Krems an der Donau]], [[Spitz (Niederösterreich)|Spitz]], [[Perg]] nach [[Linz]] geführt werden sollte. Die diesbezüglichen Pläne wurden jedoch verworfen. Die verwirklichte Linienführung der 1858 eröffneten [[w:Kaiserin Elisabeth-Bahn|Kaiserin Elisabeth-Bahn]], heute [[w:Westbahn (Österreich)|Westbahn]], erfolgte durch den [[Wienerwald (Kleinregion)|Wienerwald]]. Zum Streckennetz dieser Bahn zählte damals auch die [[w:Summerauerbahn|Summerauerbahn]], die von 1872 bis 1956 von [[St. Valentin (Niederösterreich)|St. Valentin]] über [[Mauthausen]], [[Wartberg ob der Aist|Gaisberg-Wartberg]] nach [[Freistadt]] und [[w:Budweis|Budweis]] führte.
Von [[w:Karl Terpinitz|Karl Terpinitz]] aus Perg wurde um 1870 der Plan einer ''Linz-Brünn Bahn'' forciert, die am linken Donauufer über [[St. Georgen an der Gusen]] in Mauthausen die von St. Valentin nach Budweis führende Bahnstrecke im rechten Winkel kreuzen und dann über Perg durch das Naarntal Richtung Nordosten führten sollte. An der künftigen Bahnstation errichtete er ein palaisartiges Hotel, das Hotel Terpinitz, das spätere Hotel Waldhör.<ref>[https://books.google.at/books?id=mFgQOAZWr7UC&pg=PP319&lpg=PP319&dq=Hotel+Terpinitz&source=bl&ots=y37lSqz8vn&sig=fpHUo361cvBaIy_O0Lj1HJL2UBE&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj6opSazI_ZAhVPvlMKHROmASMQ6AEIMDAC#v=onepage&q=Hotel%20Terpinitz&f=false Beilage zum Linzer Volksblatt vom 30. September 1871] abgefragt am 5. Februar 2018</ref>


== Planungen ==
== Planungen ==

Version vom 5. Februar 2018, 22:33 Uhr

Die Localbahn Mauthausen-Grein, auch Machlandbahn (eröffnet 3. Juli 1898; verstaatlicht 1930) war eine Lokalbahn, die zwischen Mauthausen und Grein-Bad Kreuzen verkehrte. Sie war ab 1909 Teil der Donautalbahn, die später Donauuferbahn (Wachau) genannt wurde.

Vorgeschichte

Bei den Planungen für eine von Wien westwärts führende Bahnstrecke wurde auch eine Trassenführung entlang der Donau in Erwägung gezogen, die ab Stockerau am linken Donauufer über Krems an der Donau, Spitz, Perg nach Linz geführt werden sollte. Die diesbezüglichen Pläne wurden jedoch verworfen. Die verwirklichte Linienführung der 1858 eröffneten Kaiserin Elisabeth-Bahn, heute Westbahn, erfolgte durch den Wienerwald. Zum Streckennetz dieser Bahn zählte damals auch die Summerauerbahn, die von 1872 bis 1956 von St. Valentin über Mauthausen, Gaisberg-Wartberg nach Freistadt und Budweis führte.

Von Karl Terpinitz aus Perg wurde um 1870 der Plan einer Linz-Brünn Bahn forciert, die am linken Donauufer über St. Georgen an der Gusen in Mauthausen die von St. Valentin nach Budweis führende Bahnstrecke im rechten Winkel kreuzen und dann über Perg durch das Naarntal Richtung Nordosten führten sollte. An der künftigen Bahnstation errichtete er ein palaisartiges Hotel, das Hotel Terpinitz, das spätere Hotel Waldhör.[1]

Planungen

Der Auftrag für die Projektierung der Machlandbahn von Mauthausen nach Grein wurde 1887 an Michael Burgholzer (Michael Bergholzer) aus Perg vergeben. Mit den Planungen wurde 1888 begonnen, die Trassenrevision begann am 28. Juli 1888 und bereits Ende Jänner 1889 wurde die vollzogene Trassenrevision gemeldet.[2] Die Konzession für die Lokalbahn wurde am 3. April 1897 an Karl Berger, Realitätenbesitzer aus Schwertberg,Leopold Heindl, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, Mauthausen, sowie Alfred Heinzel, Notar, Perg, erteilt.

Im Regierungsentwurf wurde 1896 als Zweck angegeben,

„der notorisch darniederliegende Landwirtschaft des in Betracht kommenden unteren Mühlviertels einen sicheren, bis nun wegen der mangelhaften Straßenverbindungen und wegen des unregelmäßigen, zur Winterzeit meistens ganz gesperrten Verkehrs auf der Donau vielfach erschwerten Absatz ihrer Wirtschaftsprodukte zu ermöglichen und die unter dem gleichen Übelstande leidenden und in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen industriellen Unternehmungen in dem gedachten Landestheile, darunter insbesondere die vorhandenen zahlreichen Granitwerke, Mühlstein- und Pappenfabriken, wenigstens einigermaßen concurrenzfähig zu machen.“

Regierungsentwurf

Ausbaupläne von Mauthausen nach St. Georgen an der Gusen mit Anschluss an die bestehende Strecke Linz-Gaisberg-Wartberg ob der Aist verliefen sehr bald im Sand.[3]

Ebensowenig wurde das zu Beginn des 20. Jahrhunderts ins Auge gefasste Projekt einer kombinierten Eisenbahn- und Straßenbrücke bei Grein über die Donau verwirklicht. Eine Brücke für den Straßenverkehr wurde erst in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre realisiert.

Im Jahr 1900 wurde die Errichtung einer normalspurigen, lediglich für den Frachtenverkehr bestimmten, elektrisch zu betreibenden Kleinbahn mit teilweiser Straßenbenützung von der Station Schwertberg in das Josefstal hinsichtlich der Trassenführung bewilligt. Diese Kleinbahn, der Schwertberger Kaolinzug wurde allerdings erst 1923 als Werksbahn der Kamig AG eingerichtet und 1981 geschlossen.[4]

1910 wurde beschlossen, ein Projekt für die Errichtung einer Bahn von Grein über Königswiesen nach Groß Gerungs zu planen. Ein derartiges Bahnprojekt wurde allerdings nie verwirklicht.[5][6]

Finanzierung

Aktie über 200 Kronen der Localbahn

Für die Finanzierung wurde eine Eisenbahn-Actiengesellschaft mit der Bezeichnung Localbahn Mauthausen-Grein gegründet, die mit einem Actienkapital von 440.000 Kronen, entsprechend 220.000 Gulden österreichischer Währung ausgestattet wurde. Das Actienkapital wurde Großteils durch die von den Anliegergemeinden, der Stadt Wien und Privatpersonen geleisteten Interessentenbeiträgen aufgebracht. Der oberösterreichische Landtag leistete auf Grund eines Beschlusses vom 14. Februar 1896 einen Betrag von 50.000 Gulden.[7] Die konstituierende Sitzung fand am 20. September 1897 in Wien statt. Die Aktien tragen das Datum 1. November 1897. Es wurden darüber hinaus eine Prioritätsanlehen im Nominalbetrag von 1,2 Millionen Gulden zur Zeichnung aufgelegt.

Die Gesamtkosten der projektierten Bahn samt Ausrüstung wurden 1888 mit ungefähr 791.400 Gulden bzw. 25.800 Gulden pro Kilometer veranschlagt. Im Mai 1896 wurde anlässlich der Eingabe eines Gesetzesentwurfes die effektiven Kosten mit 1,4 Millionen Gulden einschließlich 145.000 Gulden für Fahrpark, 33.000 Gulden für Intercalarzinsen und 49.000 Gulden für Reservefond angegeben.

Die Bahnstrecke von Mauthausen nach Grein wurde von Beginn an als Teilprojekt der Strecke von Mauthausen nach Krems mit Anschluss an die bereits bestehende Strecke Wien-Krems verstanden. Entsprechend erfolgte in der ordentlichen Generalversammlung vom 13. Mai 1904 die Beschlussfassung zu einem Antrag auf Erteilung einer Konzession für den Bau und den Betrieb einer als normalspurigen Lokalbahn herzustellenden Eisenbahn von der Station Krems der Staatsbahnlinie Absdorf-Krems bis zur Station Grein der Localbahn Mauthausen-Grein zu erwerben. Zum Zwecke der Kapitalbeschaffung für die bezeichnete neue Linie wurde die Aufnahme von Anlehen und die Ausgabe von neuen Aktien der Gesellschaft beschlossen.[8] Die Ausgabe einer Prioritätenanleihe erfolgte bereits 1906.

Die II. Aktienemission umfasste 10.500 Aktien zu je 200 Kronen und wurde mit dem Datum 1. September 1908 aufgelegt.[9]


Baugeschichte

Das erforderliche Gesetz wurde 1896 sanktioniert. Im Mai 1897 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bahn wurde am 3. Juli 1898 eröffnet. Die normalspurige Bahn hatte eine Streckenlänge von 30,9 Kilometer. Sie schließt in Mauthausen an die Linie Budweis - Kleinreifling an. Der kleinste Radius der Strecke beträgt 180 Meter, das größte Gefälle bzw. die größte Steigung 10 Promille. Größere Teilprojekte waren der Bau der Aistbrücke vor Schwertberg, der große Dachsberg-Einschnitt nach Schwertberg und die Naarnbrücke nach Perg.

Ab 4. Juli 1898 verkehrten täglich drei Züge in beiden Richtungen. Bis zur Eröffnung der Localbahn Krems-Grein im Jahr 1909 war die Bahn eine Stichbahn, die der Staatsbahndirektion Linz unterstellt war. Die Strecke Krems-Grein wurde am 2. Dezember 1909 eröffnet und am 4. Dezember 1909 dem Verkehr übergeben.[10] Die Donautalbahn zwischen Grein - Bad Kreuzen und Nöchling - Hirschenau wurde auch Strudengaubahn genannt.[11]

Verlauf

Die Bahn überquert die Aist, die Naarn, den Tobrabach, den Arbingerbach, den Gassoldingerbach und den Klambach. Bahnhöfe wurden in Schwertberg, Perg, Arbing, Baumgartenberg, Saxen und Grein-Bad-Kreuzen errichtet. Haltestellen wurden in Weinzierl (Aisthofen), Auhof und Dornach eingerichtet. Der Bahnhof Saxen war zunächst mangels einer Zufahrtstraße geschlossen und wurde erst am 10. Oktober 1898 für den Gesamtverkehr geöffnet.

Der Charakter der Bahnstrecke Mauthausen-Grein ist vorherrschend der einer reinen Flachlandbahn. 83,6 % der Bahnlänge befindet sich im reinen Flachland und 16,4 % im Donau-Defilé Dornach-Grein. Die Bahntrasse verlief zwischen Dornach und Grein viele Jahre auf der entlang des linken Donauufers verlaufenden Bezirksstraße. Die zunächst nur für den Personenverkehr eingerichtete Haltestelle in Dornach wurde mit Wirkung 1. November 1898 für den Wagenladungsgüterverkehr in offen gebauten Wagen eröffnet.[12]

Verstaatlichung und weitere Entwicklung

Die Bahnstrecke zählte ab der Eröffnung zum Bahnnetz der Staatseisenbahnverwaltung, die auch für den Betrieb verantwortlich zeichnete. Die Gesellschaft wurde mit Wirkung 1. Jänner 1930 gleichzeitig mit der Localbahn Krems-Grein verstaatlicht und 1939 der Deutschen Reichsbahn eingegliedert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die dem Staat Österreich gehörenden Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) Eigentümer der Bahnstrecke.

1936 wurde die Auflassung der Localbahnstrecke Mauthausen-Krems und die Nutzung der Trasse für den Bau einer Fernstraße erörtert.[13]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beilage zum Linzer Volksblatt vom 30. September 1871 abgefragt am 5. Februar 2018
  2. Communikationswesen. In: Der Bautechniker, 2. Dezember 1887, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bau
  3. Bahnprojekt Mauthausen - St. Georgen an der Gusen. In: Tages-Post, 24. Oktober 1908, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  4. Schwertberger Kaolinzug. In: Der Bautechniker, Jahrgang 1900, S. 158 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bau
  5. Bahnprojekt Grein - Königswiesen Groß Gerungs. In: Der Bote aus dem Waldviertel. Organ der deutschen verfassungstreuen Partei / Der Bote aus dem Waldviertel, 15. Juni 1910, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bwv
  6. Grein Königswiesen Groß Gerungs. In: Oesterreichische Land-Zeitung / Deutschösterreichische Land-Zeitung, 6. März 1909, S. 20 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/olz
  7. Normalspurige Localbahn Mauthausen-Grein. In: Linzer Volksblatt, 20. Mai 1896, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
  8. Generalversammlung 1904. In: Wiener Zeitung, 28. April 1904, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  9. Historische Wertpapiere, in: Webpräsenz www.geerkens.at abgefragt am 5. Februar 2018
  10. Eröffnung der Bahn Krems-Grein, in: Österreichische Landzeitung vom 4. Dezember 1909 abgefragt am 5. Februar 2018
  11. Leopold Riegler: 100 Jahre Donautalbahn - Strudengaubahn, Grein, 2009 abgefragt am 5. Februar 2018
  12. Artikel in: Vorarlberger Landes-Zeitung, 5. November 1898, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vlz
  13. Leopold Örley: Das Fernstraßenproblem Europas und seine Lösung für Länder geringerer Bevölkerungsdichte, Wien, 1936, S 50f