KZ-Gedenkstätte Hinterbrühl: Unterschied zwischen den Versionen

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== Unterirdische Flugzeugproduktion ==
== Unterirdische Flugzeugproduktion ==
Nachdem die [[w:Seegrotte|Seegrotte]], ein geflutetes Gipsbergwerk, als unterirdische Produktionsstätte von Flugzeugteilen als geeigneter Standort gesehen wurde, wurde im August 1944 das Bergwerk leer gepumpt. Gedacht war ursprünglich die gesamte Flugzeugproduktion der [[w:Ernst Heinkel Flugzeugwerke|Heinkelwerke]] aus Schwechat hierher zu verlegen. Schließlich wurde aber nur von KZ-Häftlingen das Jagdflugzeug [[w:Heinkel He 162|Heinkel He 162]], auch als ''Volksjäger'' bezeichnet, produziert. Die Produktion wurde unter dem Decknamen ''Languste'' So werden nur etwa 800 Häftlinge, die meist aus Polen, der Sowjetunion und Italien stammen, aus dem Außenlager Wien-Floridsdorf in das nahe der Seegrotte befindliche ''Lager Lisa'' verlegt. Bewacht wurde das Lager, das unter dem Kommando des Lagerkommandanten von Floridsdorf dem  SS-Untersturmführer Anton Streitwieser stand, hauptsächlich durch Angehörige der [[w:Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]].  
Nachdem die [[w:Seegrotte|Seegrotte]], ein geflutetes Gipsbergwerk, als unterirdische Produktionsstätte von Flugzeugteilen als geeigneter Standort gesehen wurde, wurde im August 1944 das Bergwerk leer gepumpt. Gedacht war ursprünglich die gesamte Flugzeugproduktion der [[w:Ernst Heinkel Flugzeugwerke|Heinkelwerke]] aus Schwechat hierher zu verlegen. Schließlich wurde aber nur von KZ-Häftlingen das Jagdflugzeug [[w:Heinkel He 162|Heinkel He 162]], auch als ''Volksjäger'' bezeichnet, produziert. Die Produktion erfolgte unter dem Decknamen ''Languste.'' So wurden nur etwa 800 Häftlinge, die meist aus Polen, der Sowjetunion und Italien stammten, aus dem Außenlager Wien-Floridsdorf in das nahe der Seegrotte befindliche ''Lager Lisa'' verlegt. Die Bewachung des Lagers, das dem Lagerkommandanten von Floridsdorf, SS-Untersturmführer Anton Streitwieser, unterstellt war, erfolgte hauptsächlich durch Angehörige der [[w:Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]].  


== Lager Lisa ==
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Von einem Kultplatz in [[Ybbs an der Donau|Ybbs]] stammt einer der beiden [[w:Findling|Findlinge]], der auf dem Platz aufgestellt wurde. Der zweite war ein [[w:Menhir|Menhir]] aus der Hinterbrühl selbst. Daneben findet man auch ein von den KZ-Gefangenen benutztes Betonwaschbecken. An der Johannesstraße wurde noch ein Marterl, sowie eine Hinweistafel errichtet.
Von einem Kultplatz in [[Ybbs an der Donau|Ybbs]] stammt einer der beiden [[w:Findling|Findlinge]], der auf dem Platz aufgestellt wurde. Der zweite war ein [[w:Menhir|Menhir]] aus der Hinterbrühl selbst. Daneben findet man auch ein von den KZ-Gefangenen benutztes Betonwaschbecken. An der Johannesstraße wurde noch ein Marterl, sowie eine Hinweistafel errichtet.


Im Beisein von drei KZ-Überlebenden wurde die Gedenkstätte am 1. November 1989 von Bischof [[w:Florian Kuntner|Florian Kuntner]] geweiht. Im Jahr 1994 wurde die [[Pfarre Hinterbrühl]] selbst Eigentümer des Grndstückes.
Im Beisein von drei KZ-Überlebenden wurde die Gedenkstätte am 1. November 1989 von Bischof [[w:Florian Kuntner|Florian Kuntner]] geweiht. Im Jahr 1994 wurde die [[Pfarre Hinterbrühl]] selbst Eigentümer des Grundstückes.


Einer der Besucher war der ehemalige Häftling [[Marcello Martini]], der sowohl in seiner italienischen Heimatgemeinde als auch nach seinem Tod postum in der Hinterbrühl die Ehrenbürgerschaft erhielt.
Einer der Besucher war der ehemalige Häftling [[Marcello Martini]], der sowohl in seiner italienischen Heimatgemeinde als auch nach seinem Tod postum in der Hinterbrühl die Ehrenbürgerschaft erhielt.
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[[Kategorie:Hinterbrühl]]
[[Kategorie:Hinterbrühl]]
[[Kategorie:Gedenkstätte]]
[[Kategorie:Gedenkstätte für NS-Opfer]]

Aktuelle Version vom 3. April 2024, 17:52 Uhr

Felsen und Marterl am Gedenkplatz
Informationstafel an der Johannesstraße

Die KZ-Gedenkstätte HInterbrühl ist eine Gedenkstätte an der Stelle des ehemaligen KZ Außenlager des KZ Mauthausen Lisa in der Hinterbrühl.

Unterirdische Flugzeugproduktion

Nachdem die Seegrotte, ein geflutetes Gipsbergwerk, als unterirdische Produktionsstätte von Flugzeugteilen als geeigneter Standort gesehen wurde, wurde im August 1944 das Bergwerk leer gepumpt. Gedacht war ursprünglich die gesamte Flugzeugproduktion der Heinkelwerke aus Schwechat hierher zu verlegen. Schließlich wurde aber nur von KZ-Häftlingen das Jagdflugzeug Heinkel He 162, auch als Volksjäger bezeichnet, produziert. Die Produktion erfolgte unter dem Decknamen Languste. So wurden nur etwa 800 Häftlinge, die meist aus Polen, der Sowjetunion und Italien stammten, aus dem Außenlager Wien-Floridsdorf in das nahe der Seegrotte befindliche Lager Lisa verlegt. Die Bewachung des Lagers, das dem Lagerkommandanten von Floridsdorf, SS-Untersturmführer Anton Streitwieser, unterstellt war, erfolgte hauptsächlich durch Angehörige der Luftwaffe.

Lager Lisa

Das KZ-Lager an der Johannesstraße 16-24 selbst bestand aus vier Wohn-Baracken, ein Krankenrevier inkl. „Desinfektion" und weitere Baracken für Küche, Verwaltung sowie eine Werkstätte samt Bad. Das Bewachungspersonal war zwischen den Lagerblöcken in einem Haus sowie auf der anderen Straßenseite untergebracht.

Noch vor Kriegsende starben 185 Gefangene an Seuchen oder Entkräftung.

Im Jahr 1946 wurden die Leichen aus dem Massengrab exhumiert und auf den Wiener Zentralfriedhof umgebettet.

Gedenkstätte

Im Bedenkjahr wurden durch eine Gymnasialklasse in Baden Nachforschungen zur Geschichte des Flugzeugwerkes initiiert. Ein Komitee engagierter HInterbrühler gründete den Verein zur Errichtung einer KZ-Gedenkstätte Hinterbrühl, der im Jahr 1989 den noch nicht verbauten Teil des ursprünglichen KZ-Areals um ca. 2,4 Millionen Schilling (ca. 175.000 Euro) ankaufen konnte. Der Betrag wurde durch Spenden, aber auch den Verkauf von handsignierten Exemplaren der Druckgrafik „Adam hinter Gittern" des Malers Rudolf Hausner aufgebracht.

Von einem Kultplatz in Ybbs stammt einer der beiden Findlinge, der auf dem Platz aufgestellt wurde. Der zweite war ein Menhir aus der Hinterbrühl selbst. Daneben findet man auch ein von den KZ-Gefangenen benutztes Betonwaschbecken. An der Johannesstraße wurde noch ein Marterl, sowie eine Hinweistafel errichtet.

Im Beisein von drei KZ-Überlebenden wurde die Gedenkstätte am 1. November 1989 von Bischof Florian Kuntner geweiht. Im Jahr 1994 wurde die Pfarre Hinterbrühl selbst Eigentümer des Grundstückes.

Einer der Besucher war der ehemalige Häftling Marcello Martini, der sowohl in seiner italienischen Heimatgemeinde als auch nach seinem Tod postum in der Hinterbrühl die Ehrenbürgerschaft erhielt.

Weblinks

48.0896216.26065Koordinaten: 48° 5′ 23″ N, 16° 15′ 38″ O