Friedrich II. von Wallsee: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Friedrich (II.) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 13. Jahrhundert, nach 1390; † im 14. Jahrhundert, um 1355) war ein einflussreicher Adeliger des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]. Er begründete die Nebenlinie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.
'''Friedrich (II.) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 13. Jahrhundert, nach 1390; † Mitte des Jahres [[1355]]) aus dem Familienzweig der Wallseer zu [[Enns]] begründete die Nebenlinie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.  


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Friedrich (II.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der [[w:Schwaben|Reichslandschaft Schwaben]] ansässig war. Er war einer der beiden jüngeren Söhne von [[Heinrich I. von Wallsee|Heinrich (I.) von Wallsee]] zu Enns († 1326) aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († im März 1326).<ref name ="DoblingerSTammtafel>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, siehe Stammtafeln</ref> Reinprecht (I.) hatte zwei Brüder: Heinrich (II.) von Wallsee zu Enns († 1334) und [[Friedrich II. von Wallsee|Friedrich (II.) von Wallsee zu Enns]] († um 1355).
Friedrich (II.) von Wallsee stammte aus einer in der [[w:Schwaben|Reichslandschaft Schwaben]] ansässigen Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die sich Ende des 13. Jahrhunderts in den Herzogtümern [[Herzogtum Österreich|Österreich]] und [[Herzogtum Steier|Steier]] niederließ.. Er war einer der beiden jüngeren Söhne von [[Heinrich I. von Wallsee|Heinrich (I.) von Wallsee]] zu Enns († 1326) aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († im März 1326).<ref name ="DoblingerSTammtafel>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, siehe Stammtafeln</ref>  


Friedrich (II.) von Wallsee war mit Kunigunde von Liechtenstein zu [[Murau]] verheiratet und hatte aus dieser Ehe mehrere Kinder<ref name ="DoblingerSTammtafel/>:
Friedrich (II.) von Wallsee war mit Kunigund († nach 1355), einer Tochter von Rudolf von [[Niklas von Liechtenstein zu Murau#Herkunft und Familie|Liechtenstein]] zu [[Murau]], verheiratet und hatte aus dieser Ehe mehrere Kinder<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 69, siehe auch die Stammtafeln</ref>:
:* Anna von Wallsee-Enns ∞ mit Johann von Kuenring († 1349), dem Enkel von [[Heinrich IV. von Kuenring|Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra]], Mutter von [[Nizzo von Kuenring-Seefeld]]
:* Anna von Wallsee-Enns, seit 1345/46 Ehefrau von Johann von Kuenring († 1349), dem Enkel von [[Heinrich IV. von Kuenring|Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra]], Mutter von [[Nizzo von Kuenring-Seefeld]]<ref name ="Doblinger69">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 69</ref>
:* Agnes von Wallsee-Enns, genannt 1351 ∞ mit Niklas von Chiau (Kaja)
:* Agnes von Wallsee-Enns, genannt 1351, seit 1351 Ehefrau von Niklas von Chiau (Chiaw, Kaja)<ref name ="Doblinger69"/>
:* Friedrich (VI.) von Wallsee-Enns († 11. Dezember 1382) ∞ vermutlich mit einer Angehörigen der Adelsfamilie von Maissau
:* Friedrich (VI.) von Wallsee-Enns († 11. Dezember 1382) ∞ vermutlich mit einer Angehörigen der Adelsfamilie von Maissau
:* Wolfgang (III.) von Wallsee-Enns († 1361), Pfarrer von Riegersburg
:* Wolfgang (III.) von Wallsee-Enns († 1361), Pfarrer von Riegersburg
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:* Ursula von Wallsee-Enns ∞ mit Gundaker von Polheim
:* Ursula von Wallsee-Enns ∞ mit Gundaker von Polheim


Mit seiner Enkelin Afra († um 1427), der Tochter von Friedrich (VI.) endete die von ihm begründete Linie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.
Mit seiner Enkelin [[Afra von Wallsee|Afra]] († um 1439, der Tochter von Friedrich (VI.), endete die von ihm begründete Linie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.<ref name ="Doblinger102">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 102</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Friedrich (II.) von Wallsee zu Enns und sein Bruder [[Reinprecht I. von Wallsee|Reinprecht (I.)]], in dessen Schatten er steht, verwalteten ihre Besitzungen nach dem Tod ihres Vaters († 1326) und ihres ältesten Bruders Heinrich (II.) († 1334) gemeinsam. Im Unterschied zu Reinprecht (I.) dürfte Friedrich (II.) nie ein Amt bekleidet haben<ref name ="Doblinger68>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 68</ref>. Er begleitete diesen im Februar 1325 zu [[Leopold I. (Habsburg)|Herzog Leopold (I.) von Österreich]] ("''Leopold dem Glorwürdigen"'') in den Aargau und 1227 in den Krieg gegen den [[w:Karl I. (Ungarn)|ungarischen König]]. Gemeinsam mit diesem gehörte er zu jenen Familienmitgliedern der Wallseer, die im Februar 1331 die gesamten schwäbischen Besitzungen der Familie an die [[Habsburger|Herzöge von Österreich]] (Habsburger) verkauften beziehungsweise gegen Besitzungen in den Herzogtümern Österreich und Steier tauschten.<ref name ="Doblinger67>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 64 und S. 67</ref> Zahlreiche Besitzmehrungen der Brüder im heutigen Bundesland Oberösterreich wurden mit dem Erbe, dass Friedrichs Ehefrau Kunigund nach dem Tod ihres Vaters 1346 zugesprochen worden war, finanziert.<ref name ="Doblinger70">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 70</ref> 


Im Februar 1325 gelobten Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns und sein Bruder Friedrich (II.) [[Leopold I. (Habsburg)|Herzog Leopold (I.) von Österreich]] ("''Leopold dem Glorwürdigen"'') ihm alle ihre Burgen in der Reichslandschaft Schwaben offen zu halten und ihre Teilnahme an militärischen Unternehmungen.<ref name ="Doblinger64>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 64</ref> Nach dem Tod seines Vaters († 1326) übernahm Reinprechts älterer Bruder Heinrich (II.) von Wallsee die "Hauptmannschaft zu [[Enns]], den elterlichen Besitz verwalteten er, Reinprecht und Friedrich zunächst gemeinsam. 1227 beteiligten sich die Brüder an einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem [[w:Karl I. (Ungarn)|ungarischen König]]. Als am 21. September 1328 in [[Bruck an der Leitha]] Frieden geschlossen wurde, waren sie ebenfalls dort anwesend. Sie gehörten zu jenen Familienmitgliedern der Wallseer, die im Februar 1331 die gesamten schwäbischen Besitzungen der Familie an die [[Habsburger|Herzöge von Österreich]] (Habsburger) verkauften beziehungsweise gegen Besitzungen in den Herzogtümern Österreich und Steier tauschten. Bei der Teilung der durch diesen Tausch erworbenen landesfürstlichen Pfandschaften erhielten die Brüder gemeinsam mit ihrem Cousin Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz die große Pfandschaft Wachsenberg mit [[Ottensheim]]. 1339 kauften die Brüder von Dietrich von Weißenperg "''dem Älteren''" Besitzungen (Eigenbesitz und Lehen) zwischen Enns und Traun.<ref name ="Doblinger67>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 67</ref>
Im Jänner 1350 teilten Friedrich (II.) und sein Bruder Reinprecht (I.) ihren Eigen- und Lehensbesitz. Dabei erhielt Friedrich (II.) die [[w:Schloss Ort|Herrschaft Ort]] (heute Teil der Gemeinde [[Gmunden]]), die von der Familie der Rohrer erworbenen Zehente zu [[Laakirchen]], den Hof zu Straß, das Gut zu Gasteig und die Festen Sumerau (heute Teil der Gemeinde [[Rainbach im Mühlkreis]]?) und [[w:Burg Hartenstein (Niederösterreich)|Hartenstein]] (heute Teil der Gemeinde [[Weinzierl am Walde]]).<ref name ="Doblinger71">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 71</ref> Nach der Teilung erwarb Friedrich (II.) einen Getreide- und Weinzehent zu [[Rossatz]], ein Lehen des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]]. Nach längeren Verhandlungen mit dem [[w:Hochstift Freising|Hochstift Freising]], um die Pfandschaft [[Traismauer]] zu erhalten, erreichte er 1355 immerhin die Belehnung mit der [[w:Schloss Ulmerfeld|Feste Ulmerfeld]] (heute Teil der Gemeinde [[Amstetten]]) und dem dazugehörigen Landesgericht, die zu dieser Zeit ein Lehen des Hochstiftes war. Den Erwerb der Pfandschaft Traismauer erlebte er nicht mehr, bald nach seinem Tod wurde sein gleichnamiger Sohn mit ihr belehnt.<ref name ="Doblinger73">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 73</ref>


Von [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht (II.) von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") wurde ihm bereits 1329 für Verdienste die Donaufeste Spielberg bei [[Enns]] als "Leibgedinge"<ref group="A">Ein "Leibgeding" war ein Besitztum, dessen Nutzung einer Person für die Dauer ihres Lebens übertragen wurde.</ref> verliehen. Allerdings löste er vor 1345 die Pfandschaft Enns mit Hilfe der Bürgerschaft der Stadt Enns aus, womit Reinprecht auch die Hauptmannschaft zu Enns verlorenging. Allerdings behielten er und sein Bruder Friedrich noch zahlreiche bei und in Enns gelegene Liegenschaften und Güter. Dieser waren zum Teil an Bürger der Stadt Enns verliehen, was immer wieder zu langwierigen Streitigkeiten zwischen diesen und den Walseern wegen der Abgaben führte.<ref name ="Doblinger67/> Seit 1350 war Reinprecht herzöglicher Verweser zu [[Krems an der Donau|Krems]]. 1358 war er einer der Räte von [[Rudolf IV. (Österreich)|Herzog Rudolf (IV.) "''dem Stifter''"]] und um 1359 außerdem "Pfleger und Verweser" der im Herzogtum Österreich gelegenen Gütern der Burggrafen von Nürnberg. 1359 wurde er außerdem Burggraf der Stadt [[Steyr]] und 1360/61 auch Hauptmann zu Steyr.<ref name ="Doblinger68>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 68</ref>  
Die Pfandschaften [[w:Burgruine Waxenberg|Pfandschaft Wachsenberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Oberneukirchen]]) mit [[Ottensheim]] und [[Freistadt]] mit dem Machland wurden zunächst noch gemeinsam von ihm und seinen Bruder Reinprecht (I.) verwaltet. Erst nach dem Tod Friedrichs (II.) wurden sie zwischen seinen Söhnen und seinem Bruder geteilt. Nach der Teilung der Pfandschaft Freistadt im Juni 1356 wurde diese wenig später von [[Jans von Traun]] abgelöst. Bei der Teilung der Pfandschaft Wachsenberg im Juli 1356 erhielten Friedrichs Söhne von Friedrich einen Teil des Wachsenberger Urbars und den Markt, die Maut und das Gericht zu [[Bad Leonfelden|Leonfelden]], die Feste Ottensheim wurde weiterhin gemeinsam verwaltet wurde.<ref name ="Doblinger71"/>


Nach dem Tod von Heinrich (II.) von Wallsee († 26. Juli 1334) übernahm Reinpecht (I.) von ihm die "Hauptmannschaft zu Enns". Die Besitzungen wurden von ihm und Friedrich (II.) auch weiterhin gemeinsam verwaltet. Im Juni 1360 traten überließen die Brüder außerdem die Feste Mühlheim der Witwe Alheid von Aichheim als Pfandschaft für ihr "Wittum" und ihre "Heimsteuer". Sie war inzwischen eine neue Ehe mit dem Adeligen Rudolf von Liechtenstein zu [[Murau]] "''dem Jüngeren''" eingegangen. In den Jahren danach waren sie als Inhaber der Pfandschaft [[Freistadt]] in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem [[w:Johann I. (Luxemburg)|böhmischen König]] beziehungsweise dem dortigen Adel verstrickt. Es scheint aber, dass sie an der großen Fehde um 1351/52 zwischen Adeligen des Herzogtums Österreich und dem [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Königreich]] trotz oder wegen bestehender Verwandtschaft nicht aktiv beteiligt waren.<ref name ="Doblinger67/>
Friedrich (II.) war 1354 als Folge des Krieges gegen die Reichstadt [[w:Zürich|Zürich]] zusammen mit seinem [[Friedrich III. von Wallsee|gleichnamigen Cousin ]] aus der Linie Wallsee-Graz († 1362) einer der Bürgen von [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht (II.) von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") für bedeutende Soldzahlungen. Er dürfte bald nach seiner Rückkehr ins Herzogtum Österreich gestorben sein.<ref name ="Doblinger68>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 68</ref> Zum Zeitpunkt seines Todes waren seine drei Söhne bereits "vogtfähig", also großjährig und seine beiden älteren Töchter bereits verheiratet.c
 
 
 
Reinprecht (I.) von Wallsee war, wie bereits sein Vater, ein Förderer des Minoritenklosters in Enns.


== Literatur ==
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== Anmerkungen ==
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[[Kategorie:Wallsee (Adelsgeschlecht)|Friedrich 2]]
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Aktuelle Version vom 9. Juli 2021, 22:37 Uhr

Friedrich (II.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert, nach 1390; † Mitte des Jahres 1355) aus dem Familienzweig der Wallseer zu Enns begründete die Nebenlinie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.

Herkunft und Familie

Friedrich (II.) von Wallsee stammte aus einer in der Reichslandschaft Schwaben ansässigen Ministerialenfamilie[A 1], die sich Ende des 13. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niederließ.. Er war einer der beiden jüngeren Söhne von Heinrich (I.) von Wallsee zu Enns († 1326) aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († im März 1326).[1]

Friedrich (II.) von Wallsee war mit Kunigund († nach 1355), einer Tochter von Rudolf von Liechtenstein zu Murau, verheiratet und hatte aus dieser Ehe mehrere Kinder[2]:

  • Anna von Wallsee-Enns, seit 1345/46 Ehefrau von Johann von Kuenring († 1349), dem Enkel von Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra, Mutter von Nizzo von Kuenring-Seefeld[3]
  • Agnes von Wallsee-Enns, genannt 1351, seit 1351 Ehefrau von Niklas von Chiau (Chiaw, Kaja)[3]
  • Friedrich (VI.) von Wallsee-Enns († 11. Dezember 1382) ∞ vermutlich mit einer Angehörigen der Adelsfamilie von Maissau
  • Wolfgang (III.) von Wallsee-Enns († 1361), Pfarrer von Riegersburg
  • Heinrich (VI.) von Wallsee-Enns († 13. September 1398) ∞ mit Anna von Hohenberg († 1381)
  • Elsbet (Elisabeth) von Wallsee-Enns, genannt 1360 ∞ mit Konrad von Maissau († 1396), Mutter von Otto (IV.) von Maissau
  • Ursula von Wallsee-Enns ∞ mit Gundaker von Polheim

Mit seiner Enkelin Afra († um 1439, der Tochter von Friedrich (VI.), endete die von ihm begründete Linie Wallsee-Enns zu Ort und Summerau.[4]

Leben

Friedrich (II.) von Wallsee zu Enns und sein Bruder Reinprecht (I.), in dessen Schatten er steht, verwalteten ihre Besitzungen nach dem Tod ihres Vaters († 1326) und ihres ältesten Bruders Heinrich (II.) († 1334) gemeinsam. Im Unterschied zu Reinprecht (I.) dürfte Friedrich (II.) nie ein Amt bekleidet haben[5]. Er begleitete diesen im Februar 1325 zu Herzog Leopold (I.) von Österreich ("Leopold dem Glorwürdigen") in den Aargau und 1227 in den Krieg gegen den ungarischen König. Gemeinsam mit diesem gehörte er zu jenen Familienmitgliedern der Wallseer, die im Februar 1331 die gesamten schwäbischen Besitzungen der Familie an die Herzöge von Österreich (Habsburger) verkauften beziehungsweise gegen Besitzungen in den Herzogtümern Österreich und Steier tauschten.[6] Zahlreiche Besitzmehrungen der Brüder im heutigen Bundesland Oberösterreich wurden mit dem Erbe, dass Friedrichs Ehefrau Kunigund nach dem Tod ihres Vaters 1346 zugesprochen worden war, finanziert.[7]

Im Jänner 1350 teilten Friedrich (II.) und sein Bruder Reinprecht (I.) ihren Eigen- und Lehensbesitz. Dabei erhielt Friedrich (II.) die Herrschaft Ort (heute Teil der Gemeinde Gmunden), die von der Familie der Rohrer erworbenen Zehente zu Laakirchen, den Hof zu Straß, das Gut zu Gasteig und die Festen Sumerau (heute Teil der Gemeinde Rainbach im Mühlkreis?) und Hartenstein (heute Teil der Gemeinde Weinzierl am Walde).[8] Nach der Teilung erwarb Friedrich (II.) einen Getreide- und Weinzehent zu Rossatz, ein Lehen des Hochstiftes Passau. Nach längeren Verhandlungen mit dem Hochstift Freising, um die Pfandschaft Traismauer zu erhalten, erreichte er 1355 immerhin die Belehnung mit der Feste Ulmerfeld (heute Teil der Gemeinde Amstetten) und dem dazugehörigen Landesgericht, die zu dieser Zeit ein Lehen des Hochstiftes war. Den Erwerb der Pfandschaft Traismauer erlebte er nicht mehr, bald nach seinem Tod wurde sein gleichnamiger Sohn mit ihr belehnt.[9]

Die Pfandschaften Pfandschaft Wachsenberg (heute Teil der Gemeinde Oberneukirchen) mit Ottensheim und Freistadt mit dem Machland wurden zunächst noch gemeinsam von ihm und seinen Bruder Reinprecht (I.) verwaltet. Erst nach dem Tod Friedrichs (II.) wurden sie zwischen seinen Söhnen und seinem Bruder geteilt. Nach der Teilung der Pfandschaft Freistadt im Juni 1356 wurde diese wenig später von Jans von Traun abgelöst. Bei der Teilung der Pfandschaft Wachsenberg im Juli 1356 erhielten Friedrichs Söhne von Friedrich einen Teil des Wachsenberger Urbars und den Markt, die Maut und das Gericht zu Leonfelden, die Feste Ottensheim wurde weiterhin gemeinsam verwaltet wurde.[8]

Friedrich (II.) war 1354 als Folge des Krieges gegen die Reichstadt Zürich zusammen mit seinem gleichnamigen Cousin aus der Linie Wallsee-Graz († 1362) einer der Bürgen von Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") für bedeutende Soldzahlungen. Er dürfte bald nach seiner Rückkehr ins Herzogtum Österreich gestorben sein.[5] Zum Zeitpunkt seines Todes waren seine drei Söhne bereits "vogtfähig", also großjährig und seine beiden älteren Töchter bereits verheiratet.c

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 69, siehe auch die Stammtafeln
  3. 3,0 3,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 69
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 102
  5. 5,0 5,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 68
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 64 und S. 67
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 70
  8. 8,0 8,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 71
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 73

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.