Emmerich Gamauf: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Emmerich Gamauf, der Zeit seines Lebens in Pinkafeld lebte, war wie seine männlichen Vorfahren Handweber und fertigte speziell ''Siebböden'' an. Zu seinen Kunden zählten zahlreiche ''Siebmacher'' aus ganz Österreich, die auch als [[w:Wanderhändler|Wanderhändler]] ihre Siebe, beispielsweise zum Herstellen von [[w:Tomatensauce|Paradeissauce]] oder als Mehlsieb, verkauften.
Emmerich Gamauf, der Zeit seines Lebens in Pinkafeld lebte, war wie seine Vorfahren Handweber und fertigte speziell ''Siebböden'' an. Zu seinen Kunden zählten zahlreiche ''Siebmacher'' aus ganz Österreich, die ihre Siebe als Mehl- und Passiersiebe verkauften. Ein solches Holzsieb, findet man im Wiener [[w:Österreichisches Museum für Volkskunde|Volkskundemuseum]].


Während in früheren Jahren auch [[w:Geselle|Gesellen]] und [[w:Lehrling|Lehrlinge]] beschäftigt waren und Familienmitglieder nur aushilfsweise halfen, war er zum Schluss in seiner Werkstatt nur mehr allein beschäftigt. Die Werkstatt bestand nur aus einem Raum in seinem Elternhaus.
In den Jahren zuvor gab es mehrere solche Haus- und Handwebereien in Pinkafeld, die auch [[w:Lehrlin|Lehrlinge]] und [[w:Geselle|Gesellen]] beschäftigten. Familienmitglieder halfen gelegentlich mit. Zum Schluss war Emmerich Gamauf nur mehr allein in seiner Werkstatt beschäftigt.
 
Das spezielle dieser Weberei war, dass die Siebböden aus [[w:Rosshaar|Rosshaar]] gewebt wurden. Sowohl die ''Kette'' als  auch der ''Schuss'' bestand aus dem Material, das von Pferdefleischhauern oder  [[w:Abdecker|Abdeckern]]) stammte. Ein letztes solches Holzsieb, findet man im Wiener [[w:Österreichisches Museum für Volkskunde|Volkskundemuseum]].
Das spezielle dieser Weberei war, dass die Siebböden aus [[w:Rosshaar|Rosshaar]] gewebt wurden. Sowohl die ''Kette'' als  auch der ''Schuss'' bestanden aus Rosshaar (nur lange Schweifhaare), welches von Pferdefleischhauern stammte. Während Tuchweber am Webstuhl eine Endlos-Kette hatten, musste man das Rosshaar in vielen davor liegenden Schritten (vom Reinigen über 'Hacheln' und 'Ziehen' bis zum Binden einer Art von 'Zöpfen') bearbeiten. Einzelne Haare (zB 3-4-haarig) mussten dann händisch in die Litzen (Hefen!) eingefädelt werden. Anschließend erfolget dann das Einziehen in den 'Kamm' (= Webblatt) und jetzt erst konnte man mit dem Arbeiten am Webstuhl beginnen. Diese Vorbereitungsarbeiten mussten für jeden einzelnen Siebboden erfolgen (abhängig von der Länge des Rossschweifes).


In den letzten Jahren konnten die Siebböden auf einem speziell angefertigten mechanischen [[w:Webstuhl|Webstuhl]] gewebt werden, der aus [[w:Polyamide#Perlon|Perlondraht]] Endlos-Gewebe herstellte. Aus Geweben dieser Art wurden in den 1950er Jahren auch [[w:Pettycoat|Pettycoats]] hergestellt. Dieser Webstuhl ist noch als Ausstellungsstück im [[Stadt-, Tuchmacher- und Feuerwehrmuseum Pinkafeld|Heimatmuseum Pinkafeld]] vorhanden.
In den letzten Jahren konnten die Siebböden auf einem speziell angefertigten mechanischen [[w:Webstuhl|Webstuhl]] gewebt werden, der aus [[w:Polyamide#Perlon|Perlondraht]] Endlos-Gewebe herstellte. Aus Geweben dieser Art wurden in den 1950er Jahren auch [[w:Pettycoat|Pettycoats]] hergestellt. Dieser Webstuhl ist noch als Ausstellungsstück im [[Stadt-, Tuchmacher- und Feuerwehrmuseum Pinkafeld|Heimatmuseum Pinkafeld]] vorhanden.

Version vom 4. Oktober 2016, 07:48 Uhr

Emmerich Gamauf (* 6. November 1899 in Pinkafeld, damals Ungarn; † 22. Jänner 1969 ebenda) war Rosshaar-Siebboden-Weber.

Leben und Wirken

Emmerich Gamauf, der Zeit seines Lebens in Pinkafeld lebte, war wie seine Vorfahren Handweber und fertigte speziell Siebböden an. Zu seinen Kunden zählten zahlreiche Siebmacher aus ganz Österreich, die ihre Siebe als Mehl- und Passiersiebe verkauften. Ein solches Holzsieb, findet man im Wiener Volkskundemuseum.

In den Jahren zuvor gab es mehrere solche Haus- und Handwebereien in Pinkafeld, die auch Lehrlinge und Gesellen beschäftigten. Familienmitglieder halfen gelegentlich mit. Zum Schluss war Emmerich Gamauf nur mehr allein in seiner Werkstatt beschäftigt.

Das spezielle dieser Weberei war, dass die Siebböden aus Rosshaar gewebt wurden. Sowohl die Kette als auch der Schuss bestanden aus Rosshaar (nur lange Schweifhaare), welches von Pferdefleischhauern stammte. Während Tuchweber am Webstuhl eine Endlos-Kette hatten, musste man das Rosshaar in vielen davor liegenden Schritten (vom Reinigen über 'Hacheln' und 'Ziehen' bis zum Binden einer Art von 'Zöpfen') bearbeiten. Einzelne Haare (zB 3-4-haarig) mussten dann händisch in die Litzen (Hefen!) eingefädelt werden. Anschließend erfolget dann das Einziehen in den 'Kamm' (= Webblatt) und jetzt erst konnte man mit dem Arbeiten am Webstuhl beginnen. Diese Vorbereitungsarbeiten mussten für jeden einzelnen Siebboden erfolgen (abhängig von der Länge des Rossschweifes).

In den letzten Jahren konnten die Siebböden auf einem speziell angefertigten mechanischen Webstuhl gewebt werden, der aus Perlondraht Endlos-Gewebe herstellte. Aus Geweben dieser Art wurden in den 1950er Jahren auch Pettycoats hergestellt. Dieser Webstuhl ist noch als Ausstellungsstück im Heimatmuseum Pinkafeld vorhanden.

Quellen

  • Fotomaterial
  • Tuchmachermuseum Pinkafeld
  • Mündliche Überlieferung seines Sohnes

Weblinks