Burg Lichtenwerth

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Die Burg Lichtenwerth, auch Lichtwerth oder Lichtwehr, wurde als Wasserburg errichtet, worauf auch ihr Name verweist. Sie gehört zu den am besten erhaltenen Burgen in Tirol und ist heute Teil der Gemeinde Münster.

Geschichte

Die Hintergründe der Erbauung von Burg Lichtenwerth und wer diese Burg erbaut hat, ist unbekannt. Heute wird vermutet, dass die Burg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Als Bauherren wird die Adelsfamilie von Freundsberg vermutet, da die ersten Personen, die sich nach Lichtenwerth benannten, als "milites" von ihnen bezeichneten.[1] Argumente für die Entstehungszeit sind die Regelmäßigkeit der Burganlage und die vermauerten romanischen Fenster. Erste urkundliche Nennungen erfolgten bereits für die Jahre 1212 und 1249. Schon um 1200 benannte sich ein Zweig der Familie Helbling nach der Burg.[2] In den 1280er-Jahren gerieten einige der Freundsberger Ministerialen, die sich nach der Burg Lichtenwerth benannten, in einen Konflikt mit dem Erzstift Salzburg, nach dem sie ohne dessen Erlaubnis eine Burg im Zillertal errichtet hatten.[1]

Im 14. Jahrhundert gehörte die Burg einem Familienzweig der Herren von Freundsberg, der um 1361 dort auch seinen Sitz hatte[1]. 1312 übergaben diese ihre Burg Lichtenwerth dem Erzstift Salzburg, von dem sie diese sogleich wieder als Lehen zurückerhielten.[2] Während der Rottenburger Fehde standen die Freundsberger von Lichtenwerth auf der Seite von Herzog Friedrich IV. von Österreich, weshalb die Burg einige Wochen erfolglos von Herzögen von Baiern[A 1] belagert wurde.[3] 1468 verkauften die Freundsberger ihre Burg gemeinsam mit der ebenfalls in ihrem Besitz befindlichen Burg Matzen an Matthias Türndl, den Kammermeister von (Erz-)Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund den Münzreichen"). Nach mehrmaligen Besitzerwechsel kam die Lichtenwerth an Ambros Mornauer, kaiserlicher Rat und Hüttenmeister in Rattenberg. Über Vererbung gelangte die Burg dann in den Besitz der Familie Inama-Sternegg.[4]

Der Name der Burg

In den ältesten Urkunden findet sich im Zusammenhang mit "milites", die sich nach der Burg benannten, der Name "Liehtenwerde". In späteren Jahrhunderten wurde dann bis heute meistens die Schreibeweise "Lichtenwert" verwendet. Heute ist der offizielle Name "Lichtwerth". Im landläufigen Sprachgebrauch findet sich außerdem der Name "Lichtwehr". Der Silbe "Wert" oder "Wehr" verweist auf gegen Wasser geschütztes Land, also eine Insel in einem Fluss. Die bei Burgnamen häufige verwendete Silbe "Licht" verweist auf eine kahle Fläche und könnte in diesem Fall ein Hinweis dafür sein, dass die Burg Lichtenwerth auf einer leeren bzw. kahlen Insel erbaut wurde.[1]

Belegte Personen, die sich nach der Burg Lichtenwerth benannten

Während die Burg Lichtenwerth im Besitz der Familie der Freundsberger war, benannten sich verschiedene Personen, vermutlich Ministeriale der Freundsberger, nach ihr, die aus mehreren Familien stammten. Nach derzeitigen Quellenstand lassen sich genaue Verwandtschaftsbeziehungen in den meisten Fällen nicht eindeutig klären.[1]

  • Rudolf von "Liehtenwerde" wird um 1217/18 als Zeuge einer Urkunde des Stiftes St. Georgenberg (heute Teil der Gemeinde Stans) aus der Zeit von Abt Wernher (1212-1242) genannt.[1]
  • Angehörige einer Familie der Lichtenwerter mit "Leitnamen" Bartholomäus (Bartlmä) im im 13. und 14. Jahrhundert mehrmals als Wohltäter von Stift St. Georgenberg urkundlich belegt.[1]
  • 1257 bestätigte Vasold von "Liehtenwerde" dem Stift St. Georgenberg Güter am Hartberg, ehe er mit seinem Herrn Friedrich von Freundsberg zu einer Pilgerfahrt nach Santiago aufbrach. Nach seinem Tod nahmen seine Witwe Adelheid und seine Söhne, von denen einer Vasold und zwei Bartholomäus hießen, um 1270 vom Stift St. Georgenberg ein Zinslehen in Habach. Vermutlich waren es diese beiden Brüder Bartholomäus von "Liehtenwerde", die in den 1280er-Jahren in einen Konflikt mit dem Erzstift Salzburg verwickelt waren, nachdem sie ohne dessen Erlaubnis von diesem eine Burg erbaut hatten. Um 1290 vereinbarten sie oder gleichnamige Verwandte mit dem Kloster Georgenberg eine Heiratserlaubnis zwischen ihren und den Eigenleuten des Kloster sowie die Aufteilung der Kinder aus diesen Ehen.[1]
  • Hiltprand, der Sohn von Konrad (Helbling) von Sistrans war Ministeriale[A 2] der Grafenfamilie von Hirschberg und der Adelsfamilie von Freundsberg. In einer Urkunde aus dem Jahr 1255 benennt er sich nach "Lichtenwerde".
  • Die Brüder Hiltpold und Hildebrand von "Liehtenwerde" stammten von einem Heinrich ab, der ein Dienstmann der Freundsberger war. Hiltpold war der Vater von Jakob und Ulrich und wird in einer Urkunde des Stiftes Frauenchiemsee um 1276 als verstorben genannt.[1]
  • Heinrich von "Lihtenwerde" wird um 1261 in einer Urkunde für das Kloster St. Georgenberg genannt.[1]
  • 1286 nennt sich Ulrich Kolb, der ebenfalls aus einer Ministerialenfamilie der Freundsberger stammte, nach der Burg Lichtenwerth. Er beteiligte sich in den 1280er-Jahren an der Auseinandersetzung der Bewohnerschaft der Burg Lichtenwerth mit dem Erzbischof von Salzburg um die Errichtung einer Burg, die nicht vom Erzstift genehmigt worden war. Dabei geriet er in die Gefangenschaft des Erzbischofs.[1]
  • Im 14. Jahrhundert benannten sich Mitglieder der Familie Hackl (Häckl), weitere Dienstleute der Freundsberger, nach der Lichtenwerth.[1]
  • 1298-1328 ist ein Engelram von "Lichtenwerde" urkundlich belegt.[1]
  • Ein Bartlmä von "Lichtenwerde" war spätestens seit 1303 für den Tiroler Landesfürsten "castelanus'' vom Burg Ambras tätig. Er hatte einen gleichnamigen Bruder († 1318), belegt sind au0erdem sein Sohn Hans († um / nach 1340) und sein Enkel Partl († um / nach 1361).[1]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 125-156
  • Helmut Krämer - Anton Prock: Südtirol - Osttirol - Nordtirol. Die schönsten Tiroler Burgen & Schlösser. Mit Tipps: Speisen und Logieren in alten Gemäuern. Tyrolia / Tappeiner, Innsbruck / Lana, 2009, ISBN 978-3-7022-2997-9, S. 142f.
  • Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 163-164

Weblinks

 Burg Lichtenwerth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 129
  2. 2,0 2,1 vgl. Lichtenwerth, Wehrbauten.AT, eingesehen am 17. Dezember 2017
  3. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 163f.
  4. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol, 1996, S. 164

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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