Benutzer:Xob/Ketzergasse

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Die Ketzergasse erstreckt sich am südlichen Wiener Stadtrand von der Kreuzung Triesterstraße und der Vösendorfer Ortsstraße (Ketzergasse 1) bis zur Kreuzung Haselbrunnerstraße und Promenadeweg (Ketzergasse 485) und durchquert damit die Wiener Bezirksteile Siebenhirten, Liesing und Rodaun. Teile der Ketzergasse verlaufen auch durch Perchtoldsdorf in Niederösterreich. Die Ketzergasse wurde am 19. Mai 1954 im Gemeinderatsausschuss für Kultur nach Josef Ketzer (1869-1944), Bürgermeister von Siebenhirten (1918-1928) benannt. Teile der heutigen Ketzergasse hatten zuvor andere Straßenbezeichnungen. Etwa 1938-1947 Adolf-Hitler-Straße, ab 6.Mai 1947-1954 Siebenhirtner Hauptstraße. In Rodaun hieß ein Teil der heutigen Ketzergasse bis 1957 Liesinger Straße.

Am 2. Oktober 1957 wurde die Ketzergasse unter Einbeziehung der Liesinger Straße, Aubach-, Grenz- und Johann-Stelzer-Gasse beziehungsweise eines Teils der Willergasse verlängert.


  • Ketzergasse 350 am 3. März 2021
    Liesingerstr. 23 (heute Ketzergasse 350) im Jahr 1956
    Ketzergasse 350
    Erinnerungen an die Nachbarschaft in der Liesingerstraße 29 (Ketzergasse 350) von Susanne Sturm aufgeschrieben[1]: "Der Grund Liesingerstraße 29 gehörte den Kerbers vom Gasthaus schräg vis-a-vis. Mein Opa Franz Goldstein wollte den Grund für ÖS 38.000 kaufen. Die Kerbers vermachten ihn dann aber der Caritas. Im alten Haus wohnte das Ehepaar Preiner mit den Kindern Gerti und Herbert. Herbert ging mit mir in die Volksschule. Der Vater war bei der Straßenbahn und hat schwer gearbeitet. Seine Aufgabe war es mit dem Krampen den Schotter unter den Schwellen zu verdichtet. Er spielte sehr schön Klarinette. Am 1.Mai beim Aufmarsch marschierte er mit und spielte. Die Aufzüge waren bunt und lang. Für uns Kinder ein interessantes Schauspiel. Auch Herbert hat Klarinette gelernt, Gerti Klavier. Das Haus war nass und im Klavierzimmer wurde nie geheizt. Gerti spielte mit von der Mutter gestrickten fingerfreien Handschuhen. Des Öfteren mussten wir miterleben, dass der Vater heftig auf die Kinder – vor allem auf Herbert – eindrosch. Ein Grund dafür war, wenn er nicht genug geübt hatte. Die Mutter hat mir oft ein „Butterbrot" dick mit Margarine bestrichen angeboten. Ws war eine große Überwindung dieses höflich aufzuessen. Margarine schmeckte damals wie Talg, nach purer Chemie. Wasser und das Klo waren außerhalb des Hauses. Gerti musste, wenn es dunkel war ihren Bruder begleiten, der fürchtete sich allein in den Kloschuppen am Ende des Gartens zu gehen. Mein Bruder Peter und ich waren oft bei den Preiners im Garten und sie bei uns. Wir gingen nie über den Gehsteig ins Nebenhaus, sondern kletterten über den Bretterzaun. Wir spielten Krocket und Zehnerln, denn dazu brauchte es nur einen Ball und eine Wand. Auch spielten wir Nachlaufen und Verstecken. Gerne saßen wir im alten Hasenstall, das waren vier Verschläge mit Hasengittertür und sangen mit Inbrunst ungarische Lieder. Frau Preiner kam aus Frauenkirchen, wo die Kinder auch den Sommer verbrachten. Im hinteren Trakt des Hauses wohnte Frau Tomaschek, die bekamen wir selten zu Gesicht. Sie war Näherin. In den Aufzeichnungen meiner Mutter Gerti Goldstein (verheiratete Sturm und später Kainrath) fand ich, dass sie gerne zu Herrn Tomaschek gegangen ist, um „heimlich“ eine Zigarette zu rauchen. Sie bekam dann regelmäßig Ärger. Frau Preiner hatte meist ein Kopftuch auf. Mit 24 Jahren hat sie durch Kopftyphus ihre Haarpracht für immer verloren. Die Preiners hatten 1953 das Glück in Rodaun am Ambrosweg eine Gemeindewohnung zu ergattern. Herbert ist nicht alt geworden, die Eltern wurden trotz des beschwerlichen Lebens ca. 80 Jahre. Gerti hat ihre Jugend in dem alten Haus Liesingerstraße 29 in wunderschöner Erinnerung. Aber die Freude dann Wasser und Klo in der Wohnung zu haben, war natürlich auch groß.“


  1. Im März 2021 von Susanne Sturm aufgeschrieben und an Marcus Marschalek übermittelt.