Bauernaufstand 1596/1597

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Denkmal des Bauernführers Georg Brunner, Emmersdorf an der Donau

Der (niederösterreichische) Bauernaufstand 1596/97, der Ende des 16. Jahrhunderts vor allem das "Viertel ober dem Manhartsberg" (heute Waldviertel) und die Gegend südlich der Donau im "Viertel ober dem Wienerwald" (heute Mostviertel) heimsuchte, wurde von der kaiserlichen Regierung mit Hilfe von Söldnerheeren brutal niedergeschlagen. Dieser Bauernaufstand wird heute als Kampf der Bauern und Handwerker um ihre "alten Rechte" gesehen. Gerichtet war er besonders gegen geistliche und weltliche Grundherren und deren Beamte sowie gegen die vom Landesfürsten beziehungsweise vom Kaiser eingesetzten Behörden

Hintergrund des Bauernaufstandes

Im 16. Jahrhundert war es zur Ausweitung der obrigkeitlichen Gewalt gekommen, die sich oft nicht mehr an die Einhaltung der verbrieften Gewohnheitsrechte gebunden fühlte. Die wirtschaftlichen Grundlagen bildeten inzwischen die Fundamente der geistlichen und weltlichen Grundherrschaften. Diese versuchten ihre Einkünfte aufzubessern, indem sie bereits bestehende Abgaben erhöhten oder neue Abgaben einzuführen. Die gezielte Förderung der Viehzucht (Schaf- und Fischzucht) und der Betriebe (Brauereien, Sägewerke, Mühlen, Schmieden und Wirtshäusern) brachte beträchtliche Gewinne, bedeutete aber für das Handwerk in den Städten und Märkten eine wesentliche Konkurrenz. Durch Erweiterung der Robotpflicht und die Einführung des Waisen- und des Zwangsgesindedienstes konnten die Herrschaften zudem aus den Reihen der eigenen Untertanen billige Arbeitskräfte einsetzen. Erschwert wurde die Situation im Herzogtum Österreich unter der Enns[A 1] durch die Kämpfe mit dem Osmanischen Reich, was zur Einhebung höherer Steuern für den Landesfürsten bzw. den Kaiser führte und außerdem zu Zwangsrekrutierungen unter den Bauern und den bürgerlichen Ständen. Alle diese zusätzlichen Belastungen führten besonders bei den Bauern und Handwerkern zu deutlichen Einkommensverminderungen und damit zu einem Sinken ihres Lebensstandards. Auch die Bürger in den kleinen Städten und Märkten litten unter dem Steuerdruck und unter der Konkurrenz der herrschaftlichen Betriebe, weshalb sie die aufständischen Bauern beziehungsweise deren Forderungen großteils unterstützten.[1]

Unmittelbare Auslöser

Als Vorspiel zum "Zweiten großen Bauernaufstand" ("Oberösterreichischer Bauernaufstand") im damaligen Herzogtum Österreich ob der Enns[A 2] zwischen 1594 und 1597 gilt der Sierninger Handel im Jahr 1588. Dieser (oberösterreichische) Bauernaufstand dürfte auch die Lage im benachbarten Herzogtum unter der Enns beeinflusst haben.[2]

Als der unmittelbare Auslöser gelten Unruhen, die im Oktober 1596 die damals bereits im Herzogtum ob der Enns gelegene Stadt Steyr heimsuchten. Die Untertanen der Herrschaft Steyr sowie der Stifte Garsten und Gleink hatten die Musterung verweigert, worauf der Burggraf von Steyr Anfang November zwei Männer, die als "Anführer" dieser Untertanen galten, inhaftierte und auf Befehl von Kaiser Rudolf II. hängen ließ. Daraufhin brach im Traunviertel und im Gebiet zwischen der Enns und Ybbs ein offener Aufstand aus, der auf die Viertel "ober dem Manhartsberg" und "ober dem Wienerwald" übergriff.[1]

Ablauf des Aufstandes

Am 24. November 1596 erhoben sich die Untertanen der Freiherrn Albrecht von Hoyos zu Persenbeug, Isper, Emmersdorf und Rachendorf und Wilhelm von Roggendorf zu Pöggstall. Es war geplant, Kaiser Rudolf II., der seit 1582 in Prag residierte, beziehungsweise dessen jüngeren Brüdern, den Erzherzögen Maximilian und Matthias, die für ihn im Herzogtum Österreich unter der Enns die Regierungsgeschäfte führten, eine gemeinsame Beschwerdeschrift über die hohen Abgaben und Steuern sowie die vielen Dienstleistungen vorzulegen. Bei der Zusammenstellung von dieser wurden Bünde gebildet. Die Bauern (und auch Handwerker), die diesen beitraten, beschlossen bis zur Abstellung der Beschwerden ihren Grundherren und Vögten keinen Gehorsam leisten, keine Abgaben und Steuern bezahlen und keinen Robot verrichten. Außerdem verpflichteten sie sich zur Beteiligung an einem militärischen Aufgebot und zur Abgabe eines so genannten Eidkreuzers für ihre Aufnahme.[1] Kaiser Rudolf II. deklarierte ihr Entscheidung am 10. Dezember 1596 als Aufstand und forderte die Betroffenen unter der Androhung schwerer Strafen zur Aufgabe auf. Er kündigte die Entsendung eines Herolds an und ermahnte die Aufständischen, sich nach Verlesen des Generales durch den Herold zu besinnen und von der Rebellion Abstand zu nehmen.[1]

Daraufhin brach der Aufstand aus, dem sich im "Viertel ober dem Manhartsberg" alle Gemeinden von der Donau bis nach Gmünd, Weitra, Arbesbach, Waidhofen an der Thaya und Horn anschlossen. Die wichtigsten Anführer in diesem Viertel waren Andreas Schremser, Hans Markgraber, Georg Prunner, Adam Pierschhammer, Georg Göth, Johann Auberger, Sebastian Scherkl und Heinrich Weiss.[1] Im Dezember 1596 zogen ca. 3.000 Bauern, bei denen es sich um Untertanen des Klosters Zwettl und der Propstei sowie des Herrn Achaz von Landau und anderer weltlicher Grundherrschaften handelte, unter der Führung von Georg Prunner nach Rappottenstein, wo sie am 18. Dezember den Pfarrhof und einen herrschaftlichen Meierhof plünderten. Dann rückten sie gegen die Stadt Weitra vor, die sie vom 23. bis 26. Dezember 1596 vergeblich belagerten, worauf sie von dort nach Gmünd weiterzogen.[1]

Vertrag von Gmünd

Am 23. Dezember 1596 wurde Peter Fleischmann von Putzlwiz, Erbsass auf Smelwiz und zu Jakobsdorf zum Reichsherold ernannt und mit der offiziellen Verkündigung des kaiserliche Mandats betreut. Dieses machte er zunächst in Stein, dann in Krems und Langenlois bekannt. Am 30. Dezember 1596 verhandelte er in Gmünd mit Georg Prunner, Leonhard Gassner und Georg Göth. Erst, als er ihnen den zugesagten kaiserlichen Schutz verbriefte und besiegelte, kam es zur Unterzeichnung eines Revers, in dem sie sich verpflichteten, die Waffen niederzulegen, wieder heimzukehren, der Obrigkeit zu gehorchen und innerhalb von drei Wochen ihre Beschwerden der kaiserlichen Kommission in Melk vorzulegen. Dieser "Vertrag von Gmünd" wurde am 31. Dezember 1596 vom Herold vor zahlreichen Bauern bei Zwettl verlesen, worauf sich die meisten der Anwesenden ihm anschlossen. Als Folge waren bereits Anfang Februar 1597 im "Viertel ober dem Manhartsberg" mehr mehr Pöggstall und das Schloss Persenbeug in der Hand der Aufständischen.[1]

Niederschlagung

Schon wenige Tage nach Ausbruch des Aufstands hatte Erzherzog Matthias als Statthalter des Kaisers jedoch die Aufstellung eines Söldnerheeres befohlen, das aber erst nach dem Vertrag von Gmünd in den letzten Jänner- und ersten Februartagen 1597 bei Stockerau ausgemustert wurde. Es hatte eine Stärke von ca. 3.000 Mann und bestand vor deutschsprachigen Landsknechten, die aus den verschiedensten Ländern desHeiligen Römischen Reiches kamen. Nur wenige dieser Söldner waren aus dem heutigen Ober- und Niederösterreich. Das Kommando überließ Erzherzog Matthias Wenzel Morakschi (Moratschky, Mrakeš) von Noskau.[1] Hinzu kam noch eine Reitertruppe von ca. 700 Mann aus dem damaligen Königreich Ungarn, deren Aufstellung nahe der ungarischen Grenze erfolgte, um die österreichischen Untertanen nicht zu beunruhigen. Diese Reitergruppe, die unter dem Namen die "schwarzen Reiter" in der Folge gefürchtet wurde, war dem Kommando des Obersten Kollonitsch unterstellt.[1] Am 5. Februar 1597 übertrug Erzherzog Matthias außerdem dem Vierten Stand die Aufgabe, das Land unter der Enns zu beruhigen, worauf dieser aus sechs Deputierten der Städte Wien, Klosterneuburg, Krems und Stein eine Kommission bildete. Diese sollte die Aufständischen zur Niederlegung der Waffen bewegen, es wurde erwartet, dass die Aufständischen den Vertreter der Bürgerschaft mehr Vertrauen entgegenbringen würden als den kaiserlichen Kommissären. Die städtische Kommission nahm Kontakt zu den Aufständischen auf und konnte tatsächlich zunächst durch Verhandlungen, Geleitbriefe und Versprechungen Erfolge erzielen. Unter Androhung der Enthauptung und des Niederbrennens der Häuser wurden die Aufständischen aufgefordert, sich am 20. Februar in Grafenschlag zu versammeln. Tatsächlich sollen dort ca. 30.000 Mann zusammengekommen sein, mit deren Anführern die städtischen Kommissäre bis 22. Februar verhandelten. Letztlich kam es zu einer Einigung, nach der die Aufständischen nach Hause zurückkehren und ihre Anführer an einer Verhandlung in Zwettl teilnehmen sollten, wofür ihnen Geleitbriefe zugesagt wurde. Außerdem wurde der Abzug der kaiserlichen Truppen, insbesondere der gefürchteten Reitertruppe des Oberst Kollonitsch versprochen. Offensichtlich war die Angst der Bauern vor den kaiserlichen Truppen und vor allem den Reitern, denen brutale Übergriffe nachgesagt wurden, aber stärker, sodass nur ein Teil der Aufständischen abzog.[1]

Wenig später flackerte der Aufstand nochmals auf, als Freiherr Georg Ehrenreich von Puchhaim den Bauernhauptmann von Allentsteig festnehmen und in Ketten auf seine Burg Raabs hatte bringen lassen und etwa gleichzeitig sich die Kunde verbreitete, dass die Reitertruppe des Obersten Kollonitsch im Anmarsch auf Krems wäre. Tatsächlich rückten Truppen von St. Pölten aus über Krems durch das Kamptal auf das "Viertel ober dem Manhartsberg" vor, worauf Andreas Schremser mit seinen Leuten von Neupölla nach Gars zog. Er vermutete die kaiserlichen Reiter in Langenlois und wollte sie daher dort angreifen, um sich danach nach Krems und Stein zurückziehen. Am Morgen des 27. Februar 1597 stießen die aufständischen Bauern in Straß auf die Vorhut und erbeuteten mehrere Pferde. Eine größere Reitereinheit, die in der Nähe war und auf das Getümmel aufmerksam wurde, nahm aber wenig später bittere Rache an den aufständischen Bauern und an der Bevölkerung von Straß. Weitere Kämpfe im Raum Kirchberg, Großriedenthal, Langenlois und Gföhl folgten in den ersten Märztagen. Letztlich mussten die aufständischen Bauern zurückweichen und fliehen, wobei die siegreichen Soldaten grausam unter den Besiegten wüteten, aber auch unter der Einwohnerschaft der benachbarten Dörfer. Andreas Schremser wurde gefangen genommen. Erzherzog Matthias befahl Morakschi am 23. März 1597 die Überstellung von ihm und weiteren Anführern nach Wien.[1]

Am 10. März 1597 erreichte Morakschi Horn, wo sich die städtische Kommission um ein Einlenken bemühte. Die Aufständischen leisteten jedoch vor allem im Raum Ottenschlag, Pöggstall und Emmersdorf noch Widerstand. Am 23. März 1597 wies Erzherzog Matthias Morakschi in einem Schreiben an, nunmehr hart, vor allem gegen die Anführer, vorzugehen. Er solle die Aufständischen ohne Barmherzigkeit mit Feuer und Schwert angreifen und ihre Weiber und Kinder gefangen nehmen. Mit drei oder vier Dörfern, in denen sich die unruhigsten Elemente befänden, sollte er den Anfang machen. Zur Abschreckung empfahl der Erzherzog, Gefangenen die Finger oder sogar die rechte Hand abzuhauen. Morakschi befolgte diesen Auftrag. Seine Landsknechte gingen mit großer Brutalität vor. Verstümmelungen, wie das Abschneiden der Nase, der Ohren oder von Gliedmaßen zählten zu ihren bevorzugten Maßnahmen, um die Landbevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Erzherzog Matthias drückte Morakschi am 5. April seine Anerkennung über die Niederschlagung des Aufstandes im Waldviertel aus, tadelte ihn aber gleichzeitig wegen der Zügellosigkeit seiner Truppe. Wenige Tage später brach auch der Aufstand im Viertel ober dem Wienerwald zusammen.[1]

Folgen

...

Einschätzung

Der "niederösterreichische Bauernaufstand" von 1596/97 ist bis heute relativ unbekannt geblieben und auch wenig erforscht. Informationen zu ihm finden sich im Stadtmuseum Zwettl. Eine Gedenkstätte gibt es nur in Emmersdorf, wo für Georg Prunner auf dem nach ihm benannten "Hauptplatz", dem Georg Prunner-Platz, eine Statue aufgestellt ist.[3] Angeblich soll sich der Aufstand nicht gegen die bestehende Gesellschaftsordnung oder gar den Kaiserhof gerichtet haben, und er hatte auch keinen konfessionellen Hintergrund.[4] Ob diese Einstufung tatsächlich zutrifft bzw. inwieweit sie zutrifft, wäre wissenschaftlich noch zu überprüfen. Diese Einstufung könnte allerdings ein Grund dafür sein, dass sich spätere Generationen kaum mit ihm beschäftigt haben.

Literatur

  • Otto Kainz: Das Kriegsgerichtsprotokoll im niederösterreichischen Bauernaufstand aus dem Jahre 1597. Wien, (ungedruckte) Dissertation, 2008 online
  • Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel. Mystisches – Geheimnisvolles – Unbekanntes. Wien: Pichler Verlag 2002, ISBN 3-85431-274-1, S. 137-155

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 vgl. Zwettler Stadtmuseum
  2. vgl. Sierninger Handel, eingesehen am 14. September 2017
  3. vgl. Elke Krasny
  4. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 137

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich unter der Enns umfasste damals nur große Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Wien.
  2. Das Herzogtum Österreich ob der Enns umfasste damals im Wesentlichen nur jene Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich, die von den Herzögen von Österreich (Habsburgern) beherrscht wurden. Der Rest des heutigen Bundeslandes stand damals noch unter der Herrschaft der Herzöge von Baiern (Wittelsbacher). Die Bezeichnungen Oberösterreichischer beziehungsweise Niederösterreichischer Bauernaufstand wurden erst später durch die Geschichtsforschung üblich.