Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften: Unterschied zwischen den Versionen

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== Rezeption ==
== Rezeption ==
In seiner "Historia Austrialis" findet sich eine polemische Kritik an der Chronik von [[w:Pius II.|Enea Silvio Piccolomini]].<ref name ="akad">vgl. [http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_01146.html Chronik von den 95 Herrschaften], Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalters, eingesehen am 5. Mai 2018</ref>  
In seiner "Historia Austrialis" findet sich eine polemische Kritik an der Chronik von [[w:Pius II.|Enea Silvio Piccolomini]].<ref name ="akad">vgl. [http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_01146.html Chronik von den 95 Herrschaften], Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalters, eingesehen am 5. Mai 2018</ref> Die Anzahl der erhaltenen Handschriften zeigt allerdings, dass die Chronik im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit weit verbreitet gewesen sein muss. Dagegen wurde der Chronik von die Literatur- und den Geschichtswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert wenig Interesse und Wertschätzung entgegengebracht, was vermutlich damit zusammenhängen dürfte, dass die Chronik zu dieser Zeit weder den Vorstellungen von einem Sprachkunstwerk entsprach und auch für Geschichtsschreibung zu wenig eigenständig schien.<ref name ="Univie/>
 
 
Trotz dieses materiellen Beweises für das Interesse im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit haben weder Germanisten noch Historiker im 19. und 20. Jahrhundert selbst ähnliches Interesse und Wertschätzung an diesem Werk demonstriert. Der Grund dafür ist, dass ihnen die Chronik als Sprachkunstwerk wenig interessant und als Geschichtsschreibung wenig eigenständig schien.<ref name ="Univie>vgl. [https://othes.univie.ac.at/27155/Die Überlieferungszusammenhänge der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften], Univie.AC.AT, eingesehen am 5. Mai 2018</ref>


== Überlieferung ==
== Überlieferung ==

Version vom 5. Mai 2018, 23:28 Uhr

Die Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften, auch als Österreichische Landeschronik bezeichnet, ist eine Weltchronik aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Inhalt und Gestaltung

Bei der Chronik handelt es sich einen Geschichtsbericht spätmittelalterlicher Historiographie zur Geschichte der vom Haus Habsburg beherrschten Länder, wobei der Schwerpunkt auf dem Herzogtum Österreich liegt, nach dem sich die Familie damals benannte. Wie auch in den meisten anderen Chroniken und Geschichtsberichten des Mittelalters, geht es weniger um eine aus heutiger Sicht korrekte Wiedergabe belegter Fakten, sondern um eine durch fiktive Details angereicherte Darstellung, mit der die Bedeutung der Dynastie und ihre Herrschaftsansprüche ausgebaut werden sollten[1]. Dabei ist hier manche, recht interessante Information überliefert.[2] Zu den Quellen der Chronik zählen ältere Geschichtswerke: die Geschichtsberichte von Otto von Freising, Vincenz von Beauvais und Martin von Troppau sowie die "Flores Temporum"[A 1] und das "Chronicon Bohemorum"[A 2] des Johannes de Marignolis.[3]

Die illustrierten Handschriften enthalten ca. 82 Wappenbilder aus der vermeintlichen Ahnenreihe der Habsburger und 25 Illustrationen zur biblischen Geschichte und zur Geschichte des Hauses Österreich, das in Chronik neben Habsburgern auch die Babenberger einbezieht.[4] Die Wappenbeschreibungen werden in einigen Handschriften durch gemalte Wappen illustriert.[3]

Autorenschaft

Die Chronik gilt als Hauptwerk des Gelehrten und Geschichtsschreibers Leopold von Wien. Da dieser für Herzog Albrecht mit dem Zopfe tätig war und die Chronik diesem gewidmet ist, wird davon ausgegangen, dass sie im Auftrag dieses Herzogs entstanden ist.[2]

Überlieferung

Die "Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften" dürfte gegen Ende des 14. Jahrhundert entstanden sein. Die älteste überlieferte Handschrift, als "Cronica patrie" bezeichnet, stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist in deutscher Sprache abgefasst und ohne Verfasserangabe.[3] Aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert haben sich mehr als über 40 handschriftliche Abschriften erhalten.[5]

Um 1480 entstanden drei dieser Handschriften (darunter zwei illustrierte) im Kloster Königsfelden (heute in der Schweiz), dem früheren Hauskloster der Herzöge von Österreich (Habsburger). Eine dieser Handschriften findet sich heute in Bibliothek in Bern, eine weitere gelangte in die Bibliothek des Freiherrn Christoph von Wolkenstein auf Rodenegg in Tirol und kam von dort im 19. Jahrhundert in den Besitz der Britischen Bibliothek.[4] Drei weitere Handschriften der Chronik finden sich heute in der Stiftsbibliothek in Klosterneuburg.[5]

Rezeption

In seiner "Historia Austrialis" findet sich eine polemische Kritik an der Chronik von Enea Silvio Piccolomini.[3] Die Anzahl der erhaltenen Handschriften zeigt allerdings, dass die Chronik im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit weit verbreitet gewesen sein muss. Dagegen wurde der Chronik von die Literatur- und den Geschichtswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert wenig Interesse und Wertschätzung entgegengebracht, was vermutlich damit zusammenhängen dürfte, dass die Chronik zu dieser Zeit weder den Vorstellungen von einem Sprachkunstwerk entsprach und auch für Geschichtsschreibung zu wenig eigenständig schien.[5]

Überlieferung

Ein genaues Datum für die Abfassung ist nicht überliefert. Mit Blick auf die Widmung wird davon ausgegangen, dass die Chronik im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts entstanden ist.

Wirkung

Motive der Chronik wurden im Auftrag von Kaiser Friedrich III. für die Gestaltung der Wappenwand an der Fassade der Georgskapelle in Wiener Neustadt verwendet.

Literatur

Primärliteratur (gedruckt)

  • Joseph Seemüller: Österreichische Chronik von den 95 Herrschaffen. (= Monumenta Germaniae Historica. Deutsche Chroniken 6). Hannover, 1909

Sekundärliteratur

  • Konrad Josef Heilig: Leopold Stainreuter von Wien. Der Verfasser der sogenannten Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (MIÖG 47), 1933, S. 225-289
  • Erik Kühnelt: Die Überlieferungszusammenhänge der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013 digital
  • Christoph von Steiger: Clemens Speckers illustrierte Handschrift der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften. In: "Nobile claret opus". Festgabe für Frau Prof. Dr. Ellen Judith Beer zum 60. Geburtstag (= Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 43, 1986), S. 135-140
  • Paul Uiblein: Die Quellen des Spätmittelalters. In: Erich Zöllner (Hrsg.): Die Quellen zur Geschichte Österreichs (= (Schriften des Instituts für Österreichkunde 40, 1982), S. 50-113

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Evmarie Clemens: Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich und ihre genealogischen Mythen im Vergleich. WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier, 2001, ISBN 978-3884764701
  2. 2,0 2,1 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Stainreuter Leopold. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 310. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Czeike“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Chronik von den 95 Herrschaften, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalters, eingesehen am 5. Mai 2018
  4. 4,0 4,1 vgl. Ernst Bruckmüller - Peter Urbanitsch (Hrsg.): Ostarrîchi - Österreich 996-1996. Menschen, Mythen, Meilensteine. Katalog der Österreichischen Länderausstellung in Neuhofen an der Ybbs und St. Pölten (= Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 388). Berger, Horn, 1996, S. 86 online
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Überlieferungszusammenhänge der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften, Univie.AC.AT, eingesehen am 5. Mai 2018

Anmerkungen

  1. Mehr zu dieser Quelle siehe [Flores Temporum], Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalter, eingesehen 5. Mai 2018
  2. Mehr zu dieser Quelle siehe [Chronicon Bohemorum], Bayerische Akademie der Wissenschaften, Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalter, eingesehen 5. Mai 2018