Amerikawanderung der Riedlingsdorfer

Aus Regiowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Amerikawanderung der Riedlingsdorfer war Teil der Auswanderungsbewegung, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts große Bevölkerungsteile Mitteleuropas erfasste. Während die ersten Emigranten bereits um 1850 in Richtung Neue Welt aufbrachen, finden sich in den Archiven erst für das Jahr 1903 Hinweise, dass auch Menschen aus der Gemeinde Riedlingsdorf ihrer alten Heimat den Rücken kehrten um vornehmlich in den USA ein neues Leben zu beginnen.

Geschichtlicher Hintergrund

Listen und Statistiken

In den einschlägigen Internetportalen[1][2] lassen sich die Namen von mindestens 174 ehemaliger Einwohnern der Gemeinde Riedlingsdorf für den Zeitraum 1901 bis 1930 nachweisen. Das Hauptziel dieser Auswanderer waren bis auf ganz wenige Ausnahmen die USA.

Darstellung nach Auswanderungsjahr

Die nachfolgende Darstellung zeigt die Anzahl der ausgewanderten Personen pro Jahr.

Der erste Riedlingsdorfer, der nachweislich 1902 seine Heimat verließ, war Tobias Zapfel, der im Alter von 31 Jahren von Bremen mit der Kronprinz Wilhelm nach New York fuhr. Der letzte Auswanderer war im Jahre 1930 der 23-jährige Johann Lang. Auch er wählte Bremen als Ausgangspunkt und bestieg dort die Europa, die ihn über den Atlantik brachte.

Besonders viele Personen wanderten 1913 (22 Personen), 1922 (18) sowie 1907 und 1923 (jeweils 16) aus. Der Ersten Weltkrieg brachte die Auswanderung natürlich vollkommen zum Erliegen. Verschärfte Einwanderungsgesetze in den USA, von denen auch die Österreicher betroffen waren, führten dazu, dass ab 1923 die Auswanderung aus Riedlingsdorf drastisch zurückging.

Personen pro Auswanderungsjahr
Jahr Personen
1902
1
1903
5
1904
11
1905
15
1906
14
1907
16
1908
2
1909
13
1910
1
1911
1
1912
2
1913
22
1914
11
1921
7
1922
18
1923
16
1924
4
1925
1
1926
2
1927
3
1930
3

Darstellung nach Altersgruppen

Die nachfolgende Darstellung zeigt die Anzahl der ausgewanderten Personen pro Altersgruppe. Diese Auswertung zeigt, dass sich das Gros der Auswanderer aus sehr jungen Personen zusammensetzte. Die Löwenanteil hatten natürlich jene Personengruppen, die sich im besten erwerbstätigen Alter (16 bis 45 Jahre) befanden. Etwa 20 Prozent der Auswanderer waren noch Kinder, während sich Senioren nur in Ausnahmefällen darunter befanden.

Die mit Abstand ältesten Personen, die Riedlingsdorf verließen, waren Maria Schuh (62 Jahre) und Tobias Schuh, die 1914 in die USA auswanderten. Es dürfte sich dabei um eine Familienzusammenführung gehandelt haben, weil außerdem noch die jüngere Frau Maria Schuh (39) sowie die Kinder Karoly (8), Janos (12) und Elisabeth (18) an Bord befanden. Der Familienvater dürfte bereits vorher ausgewandert sein und holte nun am Vorabend des Weltkrieges seine Familie nach.

Personen pro Altersgruppe
Jahr Personen
0 bis 5
13
6 bis 10
15
11 bis 15
11
16 bis 20
36
21 bis 25
39
26 bis 30
26
31 bis 35
16
36 bis 40
8
> 40
11

Darstellung nach Auswandererhäfen

Die nachfolgende Darstellung zeigt die Anzahl der ausgewanderten Personen pro Auswanderungshafen. Bremen war das beliebteste Ausgangstor für die Fahrt nach Amerika. Mit großem Abstand folgen das französische Le Harve und das italienische Triest.

Personen pro Auswanderungshafen
Jahr Personen
Antwerpen
1
Bremen
99
Hamburg
13
Kopenhagen
1
Le Harve
26
Rotterdam
13
Southampton
2
Triest
17

Häufig benutzte Schiffe

Die folgende Tabelle zeigt einige der von den Riedlingsdorfern am häufigsten benutzten Schiffen für die Überfahrt:

Einzelschicksale

  • Samuel Arthofer und Leopold Kaippel verließen 1922 den britischen Hafen Southampton an Bord der berühmten RMS Mauretania. Diese war bis 1911 das größte Schiff der Welt und aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit 22 Jahre lang Trägerin des Blauen Bandes.
  • Am 24. April 1921 verließ Theresia Kaipel mit ihrer Mutter Theresia Arthofer und ihrem achtjährigen Sohn Johann an Bord des Schiffes Rotterdam den Hafen von Rotterdam. Sie folgten Tobias Kaipel, dem Ehemann von Theresia, der bereits 1913 nach Chicago ausgewandert war. Der 1. Weltkrieg hatte eine frühere Familienzusammenführung verhindert. Die Familie wurde in Sheboygan Falls in Wisconsin seßhaft, wohin Tobias bereits 1921 gezogen war. Im Laufe der 1920er-Jahre gab es in Form vier Mädchen regen Familienzuwachs. In den 1970er-Jahren erhielt Tobias erstmals Besuch von seiner Riedlingsdorfer Schwester Karoline Tunkl, geb. Kaipel. Dieses Wiedersehen nach 58 Jahren der Trennung fand auch in der lokalen Presse in Wisconsin ihren Niederschlag.

Literatur

  • Dr. Walter Dujmovits: Die Amerikawanderung der Burgenländer, Burgenländische Gemeinschaft 2012,, ISBN 978-3-8442-2374-3.
  • Riedlingsdorf 1331–1991, Festschrift zum 660-Jahr-Jubiläum., Herausgeber Gemeinde Riedlingsdorf 1991
  • 680 Jahre Marktgemeinde Riedlingsdorf, Ein Spaziergang durch Dorf und Zeit., Herausgeber Marktgemeinde Riedlingsdorf 2011

Weblinks

Einzelnachweise