Bruder Calixtus: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Fastenzeit des Jahres 1525 wurde er vom Provinzial der Barfüßer als "Fastenprediger" nach Steyr gesandt, wobei sich der Ratsherr [[Wolfgang Rumpl]], der aufgrund seiner Stiftungen als "guter Katholik" bekannt war, persönlich um seine Unterbringung kümmerte. Die Predigten von Bruder Calixtus waren so erfolgreich, dass sich die "Stadtregierung" von Steyr bei [[w:Johannes Faber|Johannes Faber]], damals Beichtvater von Erzherzog [[w:Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], der im Mai zu einer Visitation in Steyr weilte, verwendete, worauf sich dieser für eine Verlängerung der Prediger-Erlaubnis von Bruder Calixtus bei dessen Oberen einzusetzte.<ref>Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 31f.</ref> Im Sommer desselben Jahres holte die Familie Jörger von Tollet einen lutherischen Prediger aus [[w:Wittenberg|Wittenberg]] als ihren Schlossprediger ins Herzogtum Österreich ob der Enns.<ref name ="neumann33">vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 33f.</ref>  
In der Fastenzeit des Jahres 1525 wurde er vom Provinzial der Barfüßer als "Fastenprediger" nach Steyr gesandt, wobei sich der Ratsherr [[Wolfgang Rumpl]], der aufgrund seiner Stiftungen als "guter Katholik" bekannt war, persönlich um seine Unterbringung kümmerte. Die Predigten von Bruder Calixtus waren so erfolgreich, dass sich die "Stadtregierung" von Steyr bei [[w:Johannes Faber|Johannes Faber]], damals Beichtvater von Erzherzog [[w:Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], der im Mai zu einer Visitation in Steyr weilte, verwendete, worauf sich dieser für eine Verlängerung der Prediger-Erlaubnis von Bruder Calixtus bei dessen Oberen einzusetzte.<ref>Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 31f.</ref> Im Sommer desselben Jahres holte die Familie Jörger von Tollet einen lutherischen Prediger aus [[w:Wittenberg|Wittenberg]] als ihren Schlossprediger ins Herzogtum Österreich ob der Enns.<ref name ="neumann33">vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 33f.</ref>  


In der Folge wurde Bruder Calixtus beschuldigt, in seinen Predigten "lutherisches" Gedankengut zu verbreiten. Da sich keine seiner Predigten erhalten hat, lässt sich diese Behauptung wissenschaftlich nicht überprüfen. Es scheint jedoch, dass Bruder Calixtus, der mit Zustimmung des Stadtrates in Steyr einen "gemeinen Kasten" für die Armen errichten ließ, entschieden für tätige Nächstenliebe eintrat, aber ein Gegner des Ablasshandels war und Stiftungen, Wallfahrten etc. geringschätzte. In dieser Hinsicht fand er Unterstützung bei [[Michael Forster]], dem damaligen Stadtpfarrer von Steyr. Bruder Calixtus wurde jedenfalls unterstellt, dass die "Opferfreudigkeit" der Steyrer Bürger wegen seinen Predigten nachlassen würde, weswegen er sich die Feindschaft von Pater Pankraz Halzner, dem Abt des Benediktinerstiftes [[Garsten]] (1524–1537) zuzog, der ihn beschuldigte, dass er ein "Irrlehrer" wäre und seine Absetzung als Prediger forderte.<ref name ="neumann33"/> Nach der Fastenzeit 1526 wurde Bruder Calixtus abberufen, doch setzten sich der Bürgermeister, der Richter und der Stadtrat für seinen weiteren Verbleib bis Pfingsten ein. Obwohl der Provinzial keine Erlaubnis dazu erteilte, blieb Bruder Calixtus weiterhin in Steyr. Im Juli 1526 wurde er nach Passau zitiert, inzwischen wurde auch seine Berechtigung, überhaupt in Steyr predigen zu dürfen, in Frage gestellt. Etwa um diese Zeit wurde Bruder Calixtus auch von Bruder Wolfgang, einem Dominikaner, der in Steyr als Schlossprediger wirkte, angegriffen..<ref name>vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 34f.</ref> In den Folgemonaten wurde immer weitere Kreise in den Fall Calixtus involviert, so der Landeshauptmann und schließlich Erzherzog Ferdinand I. Zudem wurden mit [[Peter Fredengast]] und [[Sigismund Wunder]], die in Passau als Prediger tätig gewesen sein sollen, und einem (nicht namentlich genannten) Vikar von [[Linz]] weitere Personen nach Passau zitiert.<ref>vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 38</ref>
In der Folge wurde Bruder Calixtus beschuldigt, in seinen Predigten "lutherisches" Gedankengut zu verbreiten. Da sich keine seiner Predigten erhalten hat, lässt sich diese Behauptung wissenschaftlich nicht überprüfen. Es scheint jedoch, dass Bruder Calixtus, der mit Zustimmung des Stadtrates in Steyr einen "gemeinen Kasten" für die Armen errichten ließ, entschieden für tätige Nächstenliebe eintrat, aber ein Gegner des Ablasshandels war und Stiftungen, Wallfahrten etc. geringschätzte. In dieser Hinsicht fand er Unterstützung bei [[Michael Forster]], dem damaligen Stadtpfarrer von Steyr. Bruder Calixtus wurde jedenfalls unterstellt, dass die "Opferfreudigkeit" der Steyrer Bürger wegen seinen Predigten nachlassen würde, weswegen er sich die Feindschaft von Pater Pankraz Halzner, dem Abt des Benediktinerstiftes [[Garsten]] (1524–1537) zuzog, der ihn beschuldigte, dass er ein "Irrlehrer" wäre und seine Absetzung als Prediger forderte.<ref name ="neumann33"/> Nach der Fastenzeit 1526 wurde Bruder Calixtus abberufen, doch setzten sich der Bürgermeister, der Richter und der Stadtrat für seinen weiteren Verbleib bis Pfingsten ein. Obwohl der Provinzial keine Erlaubnis dazu erteilte, blieb Bruder Calixtus weiterhin in Steyr. Im Juli 1526 wurde er nach Passau zitiert, inzwischen wurde auch seine Berechtigung, überhaupt in Steyr predigen zu dürfen, in Frage gestellt. Etwa um diese Zeit wurde Bruder Calixtus auch von Bruder Wolfgang, einem Dominikaner, der in Steyr als Schlossprediger wirkte, angegriffen.<ref name>vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 34f.</ref> In den Folgemonaten wurde immer weitere Kreise in den Fall Calixtus involviert, so der Landeshauptmann und schließlich Erzherzog Ferdinand I. Zudem wurden mit [[Peter Fredengast]] und [[Sigismund Wunder]], die in Passau als Prediger tätig gewesen sein sollen, und einem (nicht namentlich genannten) Vikar von [[Linz]] weitere Personen nach Passau zitiert.<ref>vgl. Ilse Neumann: ''Steyr und die Glaubenskämpfe'', 2010, S. 38</ref>


== Auswirkungen ==
== Auswirkungen ==

Version vom 7. August 2017, 17:04 Uhr

Bruder Calixtus (* im 15. Jahrhundert; † um / nach 1527) gehörte dem Barfüßerorden an und wirkte 1525-1527 als "Fastenprediger" in der Stadt Steyr im damaligen Herzogtum Österreich. Ihm wurde vorgeworfen, in dieser Stadt "lutherisches" Gedankengut zu verbreiten. Später wurde ihm von katholischer Seite vorgeworfen, dass er das Luthertum nach Steyr gebracht hätte.

Leben

Über die Person des Bruders Calixtus gibt es fast keine Informationen. Gesichert ist nur, dass er einem Barfüßerorden (vermutlich dem Franziskanerorden) angehört hat.[1]

Wirken in Steyr

In der Fastenzeit des Jahres 1525 wurde er vom Provinzial der Barfüßer als "Fastenprediger" nach Steyr gesandt, wobei sich der Ratsherr Wolfgang Rumpl, der aufgrund seiner Stiftungen als "guter Katholik" bekannt war, persönlich um seine Unterbringung kümmerte. Die Predigten von Bruder Calixtus waren so erfolgreich, dass sich die "Stadtregierung" von Steyr bei Johannes Faber, damals Beichtvater von Erzherzog Ferdinand I., der im Mai zu einer Visitation in Steyr weilte, verwendete, worauf sich dieser für eine Verlängerung der Prediger-Erlaubnis von Bruder Calixtus bei dessen Oberen einzusetzte.[2] Im Sommer desselben Jahres holte die Familie Jörger von Tollet einen lutherischen Prediger aus Wittenberg als ihren Schlossprediger ins Herzogtum Österreich ob der Enns.[3]

In der Folge wurde Bruder Calixtus beschuldigt, in seinen Predigten "lutherisches" Gedankengut zu verbreiten. Da sich keine seiner Predigten erhalten hat, lässt sich diese Behauptung wissenschaftlich nicht überprüfen. Es scheint jedoch, dass Bruder Calixtus, der mit Zustimmung des Stadtrates in Steyr einen "gemeinen Kasten" für die Armen errichten ließ, entschieden für tätige Nächstenliebe eintrat, aber ein Gegner des Ablasshandels war und Stiftungen, Wallfahrten etc. geringschätzte. In dieser Hinsicht fand er Unterstützung bei Michael Forster, dem damaligen Stadtpfarrer von Steyr. Bruder Calixtus wurde jedenfalls unterstellt, dass die "Opferfreudigkeit" der Steyrer Bürger wegen seinen Predigten nachlassen würde, weswegen er sich die Feindschaft von Pater Pankraz Halzner, dem Abt des Benediktinerstiftes Garsten (1524–1537) zuzog, der ihn beschuldigte, dass er ein "Irrlehrer" wäre und seine Absetzung als Prediger forderte.[3] Nach der Fastenzeit 1526 wurde Bruder Calixtus abberufen, doch setzten sich der Bürgermeister, der Richter und der Stadtrat für seinen weiteren Verbleib bis Pfingsten ein. Obwohl der Provinzial keine Erlaubnis dazu erteilte, blieb Bruder Calixtus weiterhin in Steyr. Im Juli 1526 wurde er nach Passau zitiert, inzwischen wurde auch seine Berechtigung, überhaupt in Steyr predigen zu dürfen, in Frage gestellt. Etwa um diese Zeit wurde Bruder Calixtus auch von Bruder Wolfgang, einem Dominikaner, der in Steyr als Schlossprediger wirkte, angegriffen.[4] In den Folgemonaten wurde immer weitere Kreise in den Fall Calixtus involviert, so der Landeshauptmann und schließlich Erzherzog Ferdinand I. Zudem wurden mit Peter Fredengast und Sigismund Wunder, die in Passau als Prediger tätig gewesen sein sollen, und einem (nicht namentlich genannten) Vikar von Linz weitere Personen nach Passau zitiert.[5]

Auswirkungen

Bruder Calixtus dürfte Steyr vermutlich nach dem 26. April 1527 und vor dem 25. August 1527 endgültig verlassen haben. Allerdings leistete er der Ladung nach Passau keineswegs Folge. Sein weiteres Schicksal ist ungeklärt, doch wurde in der Folge alles "lutherische" Treiben in Steyr von katholischer Seite auf ihn zurückgeführt, während der Stadtrat seine Abberufung und die von Pfarrer Forster dafür verantwortlich machte.[6]

Literatur

  • Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe (= Günter Garstenauer (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Klosters Garsten und der Stadt Steyr I). Neuzeug: Eigenverlag 2010, ISBN 978-3-9502985-0-5

Einzelnachweise

  1. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 31
  2. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 31f.
  3. 3,0 3,1 vgl. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 33f.
  4. vgl. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 34f.
  5. vgl. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 38
  6. vgl. Ilse Neumann: Steyr und die Glaubenskämpfe, 2010, S. 40f.