Ulrich II. von Montfort

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Federzeichnung in Schwarz von Karl Ritter von Siegl aus dem 19. Jahrhundert nach einer Vorlage von 1320. Sie zeigt die Wappen des Feldkirchner Zweiges der Grafen von Montfort und der Edlen von Ems sowie das Reitersiegel des Grafen Hugo Werdenberg

Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch (* im 13. Jahrhundert, um 1266; † im 14. Jahrhundert, vermutlich 17. Februar 1350, in Bregenz oder in Lindau)[A 1] war viele Jahre Verwalter der Grafschaft Feldkirch. Als solcher traf er einige Entscheidungen, welche die Rechte der Bürgerschaft der Stadt Feldkirch stärkten und die Entwicklung des späteren Bundeslandes Vorarlberg wesentlich prägten.

Herkunft und Familie

Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch war einer der Enkel von Graf Hugo (I.) von Montfort († um 1237) und einer der Söhne des Grafen Rudolf (II.) von Montfort zu Feldkirch († um 1299/1302) aus dessen Ehe mit Gräfin Agnes von Grieningen.[1] Er war der Bruder des Grafen Hugo (IV.) von Montfort-Feldkirch († 1310) und des Bischofs Rudolf von Chur und Konstanz († 1334), außerdem der Onkel der Grafen Hugo (VII.) von Montfort-Feldkirch (zu Tosters) († um 1357) und Rudolf (IV.) von Montfort-Feldkirch (zu Feldkirch) († um 1357).[2] Ursprünglich Kleriker, kehrte er später in den Laienstand zurück, schloss aber keine Ehe.[3]

Anfänge

Während sein älterer Bruder Hugo (IV.) nach dem Tod des Vaters die Herrschaft über die Grafschaft Feldkirch übernahm, war für Graf Ulrich (II.) von Montfort eine Klerikerkarriere vorgesehen.[4] Wie auch sein älterer Bruder Rudolf (III.), der es als Kleriker bis zum Bischof von Chur und Konstanz brachte, hatte Ulrich(II.) vermutlich die Stiftsschule in Chur besucht und studierte seit 1303 die Rechte an der Hochschule zu Bologna.[3][5] 1310 und 1315 wird er ausdrücklich in Urkunden als Domherr zu Chur bezeichnet. Da er in späteren Urkunden nicht mehr als Domherr, sondern nur mehr als Graf genannt ist und sich eine Karriere im Dienste der Kirche auch sonst nicht nachweisen lässt, dürfte er wohl nach 1315 wieder in den Laienstand zurückgekehrt sein.[6]

Herrscher über die Grafschaft Feldkirch

Die Schattenburg bei Feldkirch, heute. Sie war viele Jahre der Sitz des Grafen Ulrich (II.) von Montfort. Hier wurde er 1343 gefangen gesetzt und zur Abtretung der Herrschaft über Feldkirch gezwungen.

Nach der Ermordung von Hugo (IV.) übernahm er gemeinsam mit Rudolf (III.) die Verwaltung der Grafschaft Feldkirch.[4] Gemeinsam mit diesem holte er Juden nach Feldkirch und sorgte dafür, dass das Stadtrecht von Feldkirch erstmals kodifiziert wurde.[4] Politisch stand er im Krieg zwischen den Königen Ludwig IV. "dem Bayern" († 1347) und Friedrich (III.) "dem Schönen" († 1330), wie auch sein Bruder Rudolf (III.) auf Seiten der Habsburger, mit denen er seit 1330 mehrmals Bündnisse schloss.[7] Nachdem 1315 fungierte er in der Grafschaft Feldkirch gewöhnlich als Statthalter seines Bruders.[8] Ulrich (II.) beteiligte sich bei Konfliktbeilegungen als Schiedsrichter und nahm aktiv an der Hauspolitik der Montforter teil, wobei er in späteren Jahren aufgrund seines Alters lange Zeit besonderes Ansehen genoß.[9]

Nach dem Tod von Bischof Rudolf gewährte er der Bürgerschaft von Feldkirch das Bündnisrecht, indem er den "ewigen Bund", eines seiner Bündnisse mit den Habsburgern am 21. November 1337 mit dieser als Vertragspartner schloss.[4] In den Jahren danach geriet Ulrich (II.) mehr und mehr durch seine Politik, die einerseits die Rechte seiner Untertanen förderte, andererseits aber sich immer mehr und mehr an die Habsburger anlehnte, in Konflikt mit den inzwischen mündigen Söhnen seines Bruders Hugo (IV.). Im Oktober 1343 wurde er von ihnen in seiner eigenen Burg gefangen gesetzt und zur Abdankung bzw. gewissen Zugeständnissen gezwungen.[10]

Letzte Lebensjahre

Nach seiner Freilassung zog sich Ulrich (II.) in die Reichsstadt Lindau zurück, wo er am 13. März 1344 seinen gesamten Besitz mit der Stadt Feldkirch dem Kaiser übertrug.[11] Sein Versuch, die Grafschaft Feldkirch durch diese Schenkung reichsfrei zu machen und so die Herrschaft seiner Neffen dort wieder zu beenden. Nachdem es zu Ende des Jahre 1345 dem kaiserlichen Reichsheer nicht gelang, die Stadt Feldkirch trotz einer längeren Belagerung einzunehmen, musste Ulrich (II.) seine Übertragung wieder rückgängig machen.[12] Am 21. Juli 1346 verzichtete er zu Gunsten seiner Neffen auf seinen gesamten Bezirk.[9]

Ulrich (II.), noch am 24. Juli 1346 in Lindau nachgewiesen, begab sich dann ins Hochstift Chur. Dort war er vom 10. November 1348 bis zum 10. Juli 1349 bischöflicher Generalvikar und als solcher für geistliche und weltliche Angelegenheiten des Hochstiftes zuständig.[9] Da es nach dem 10. Juli 1349 keine urkundlichen Zeugnisse mehr zu seiner Person gibt, dürfte er um 1350 gestorben sind.[13] Der Historiker Karl Heinz Burmeister (1936-2014) hält es für möglich, dass Ulrich (II.) seine letzten Lebenstage im Kloster Mehrerau (heute Teil der Stadt Bregenz) verbracht hat.[14]

Besitzerweiterungen der Herrschaft Feldkirch unter Graf Ulrich (II.) von Montfort

Zu der Zeit, als er eindeutig dem geistlichen Stand angehörte, bewohnte Graf Ulrich (II.) von Montfort ein Bürgerhaus in der Stadt Feldkirch bei der Kirche St. Nikolaus (heute: Herrengasse), das er 1340 mit Keller und Baumgarten zum Pfarrhof für die Pfarrer der Kirche St. Nikolaus bestimmte. Nach der Teilungsurkunde mit seinem Bruder Rudolf (III.) und seinen Neffen übernahm er 1319 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf (III.) die Burg und die Stadt Feldkirch sowie die Burgen Jagdberg, Horwa (später Schwartzenhorn bei Satteins) und Neu-Montfort, einen Teil des Dorfes Fußach und den Kirchensatz in Thüringen, Schaan und Götzis und weitere Grafschaftsrechte. Die übrige Herrschaft Feldkirch fiel an seine Neffen Friedrich (III.) († um 1321), Hugo (VII.) († um 1357) und Rudolf (IV.) († um 1357).[15]

Am 6. Dezember 1338 schloss UIrich (II.) einen Vertrag, durch welchen er bis ca. 1342 im Besitz von Burg und Herrschaft Vaduz als "Leibgedinge" war.[16] 1338 erweiterte Ulrich (II.) seine Besitzungen durch Dornbirn. Nachdem der benachbarte Ort Ems 1333 aufgrund eines königlichen Privilegs zur Stadt erhoben wurde, führte Ulrich (II.) mit ihren Besitzern, den Herren von Ems, bis 1343 eine für beide Seiten verlustreiche Fehde. Immerhin konnte er so, den tatsächlichen Ausbau von Ems zu einer Stadt aufschieben.[17] Nach dem Aussterben des Bregenzer Familienzweiges der Grafenfamilie von Montfort in "männlicher Linie" versuchte Ulrich (II.) bis 1340 außerdem die Grafschaft Bregenz unter seine Herrschaft zu bringen.[14]

Literatur

  • Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3
- Karl Heinz Burmeister: Graf Rudolf III. von Montfort und die Anfänge der Vorarlberger Freiheitsrechte. S. 161-175
- Karl Heinz Burmeister: Ulrich II. von Montfort-Feldkirch (1266-1350). S. 177-188

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 307 und 308 (Stammtafeln)
  2. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 308 (Stammtafel)
  3. 3,0 3,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Montfort, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie, 1997
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 21
  5. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 179
  6. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 178
  7. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 22
  8. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 151
  9. 9,0 9,1 9,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 186
  10. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23, S. 173 und S. 186
  11. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 173
  12. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 54
  13. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23 und S. 187f.
  14. 14,0 14,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 188
  15. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 181
  16. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 181f.
  17. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 182

Anmerkungen

  1. Zu den Daten vgl. die Argumente von Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23, S. 145, S. 175, S. 178, S. 187f. und S. 308 (Stammtafel)