Reinprecht II. Turse

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Reinlrecht (II.) Turs(e) von Lichtenfels (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, vor dem 8. Jänner 1356)[A 1], auch Reinprecht Turse von Asparn, war ein Adliger des Herzogtums Österreich. Er begründete nach dem Verkauf der im Waldviertel gelegenen Herrschaft Lichtenfels die im Weinviertel ansässigen Linien der Tursen von Sunnberg (heute Teil der Gemeinde Hollabrunn) und Asparn.

Herkunft und Familie

Reinprecht (II.) Turse von Sunnberg und Asparn entstammte einer Ministerialenfamilie[A 2] Er war ein Sohn von Reinprecht (I.) Turs von Lichtenfels († vor 1233) aus dessen Ehe mit Breyda († nach 1333) und somit ein Großneffe von Hugo (II.) Turse von Lichtenfels († 1294). Er war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder[1],

∞ in 1. Ehe mit mit Katharina von Marchperg († um 1337)
∞ in 2. Ehe mit Johanna von Wolfgersdorf († 1360), ihre Schwester Katharina († 1347) war mit Kraft von Sunnberg († um 1330) verheiratet, dessen Schwester Petrissa von Sunnberg wiederum mit Reinprechts Cousin Otto Turse von Rauheneck verheiratet.[2] Johanna, die Reinprecht (II.) um viele Jahre überlegte, wird im Nekrologium[A 3] der Minoriten zu Wien genannt, wo sie am 10. Mai ihr Anniversarium[A 4] hatte.[3]

Er hatte mindestens drei eheliche Kinder[1]:

  • Hans Turse von Asparn, genannt 1356
  • Barbara Tursin von Asparn, genannt 1366 ∞ mit Hans dem Stuchs von Trautmannsdorf. Sie verkaufte vor 1377 ihre Hälfte der Burg Tursenstein, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, an Ulrich (II.) von Maissau († um 1380).[4].
  • Johanna Tursin von Asparn, genannt 1366 ∞ mit Graf Ulrich von Pernstein. Dieser war ein Sohn des Grafen Iban von Pernstein, welcher 1367 mit herzoglicher Erlaubnis die Morgengabe von Johanna mit seinem herzoglichen Pfandgut in Neunkirchen absicherte.[5] Johannas Ehemann verkaufte 1377 mit ihrer Einwilligung die Hälfte der Burg Tursenstein, welche sie von ihrem Vater geerbt hatte, an Ulrich (II.) von Maissau.[4]

Das Siegel von Reinprecht (II.) Turse zeigt große Ähnlichkeit mit dem Siegel der Familie der Pillichdorfer auf Rauhenstein.[6]

Leben

Reinprecht (II.) ist 1308 erstmals zusammen mit seinen Schwestern Katharina, Elisabeth und Jutta in einem Kaufvertrag seines Vaters genannt. Spätestens um 1333 trat er die Nachfolge seines gleichnamigen Vaters an. Vorteilhaft für ihn war, dass seine Schwägerin Katharina von Wolfgersdorf aus ihrer Ehe mit Kraft von Sunnberg keine Kinder hatte und nach seinem Tod Ehemannes einen Großteil von seinem Besitz erbte, der sich im Weinviertel befand. Am 6. Jänner 1331, zu einer Zeit, als er noch nicht mit ihrer Schwester Johanna verheiratet war, tätigte er mit ihr zusammen eine Schenkung für das Wiener Schottenkloster.[2] Sie machte ihn und seinen Cousin Otto von Rauheneck zu ihren Haupterben. Noch zu ihren Lebzeiten nannte sich Reinprecht (II.) Turse von Sunnberg. Bereits 1331 kaufte er von Jans Turse von Rauheneck, dem Sohn seines Miterben Otto Turse von Rauheneck mit Petrissa von Sunnberg dessen Anteil an der Feste Sunnberg und dessen Eigengüter zu Sunnberg, Oberhollabrunn und Magersdorf, außerdem Lehensgut zu Sunnberg, Dietersdorf, Oberhollabrunn und Breitenwaida. 1335 verkaufte er die Anteile an der Herrschaft Lichtenfels an Jans von Kapellen und verlagerte danach seinen Sitz endgültig ins Weinviertel.[7]

Seit 1337 besaß Reinprecht (II.) außerdem die Burg Stein am Kamp, die später Tursenstein genannt wurde. Obwohl das in der Nähe gelegene Stift Altenburg später auf den Abbruch der Feste Tursenstein bestand, sind zu Lebzeiten von Reinprecht (II.) noch keine Zerwürfnisse zwischen ihm und diesem überliefert.[8] Er selbst setzte offensichtlich die Politik der Familie der Sunnberger gegenüber dem Stift fort, förderte dieses und beteiligte sich noch zu Lebzeiten von seiner Schwägerin Katharina an ihren verschiedenen Stiftungen für dieses.[7] Sie machte ihn auch zum Vogt jener Spitalsstiftung, die einst Hadmar (III.) von Sunnberg begründet hatte.[8]

Nach dem Tod seiner Schwägerin Katharina († 1347) erbten er und seine Ehefrau Johanna umfangreichen Besitz in und bei Hollabrunn, mit dem sie 1348 auch von Herzog Albrecht (II.) von Österreich (†1358) gemeinsam belehnt wurden.[9] Zu der Erbschaft gehörten außerdem Güter in Asparn, nach dem sich Reinprecht (II.) Turse etwa um diese Zeit zu benennen begann.[10]

Reinprecht (II.) Turse von Asparn gehörte außerdem in der Stadt Wien die Hälfte eines Hauses in der Schenkenstraße[A 5] als "Erblehen" der Siechen zu St. Lazarus, das sich zwischen dem Haus von Karl von Gerlos und dem Freithof des Minoritenklosters befand. Diese Haushälfte wurde am 8. Jänner 1356 von Johanna, die in diesem Zusammenhang ausdrücklich als seine Witwe genannt ist, und seinen Sohn Hans Turse von Asparn an den Nachbarn Karl von Gerlos verkauft.[11] Dieser Verkauf belegt, dass Reinprecht (II.) vor diesem Datum gestorben sein muss.[10] Hans Turse von Asparn dürfte bald danach ebenfalls gestorben sein, weshalb ihn seine Töchter Barbara und Johanna beerbten.[5]

Literatur

  • Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 200
  2. 2,0 2,1 Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 150
  3. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 166
  4. 4,0 4,1 Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 158
  5. 5,0 5,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 155
  6. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 154
  7. 7,0 7,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 151
  8. 8,0 8,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 152
  9. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 152f.
  10. 10,0 10,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 153
  11. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 53 und S. 162

Anmerkungen

  1. Angaben nach Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 154 und S. 200
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Als Nekrologien wurden im Mittelalter die Totenverzeichnisse der Klöster und Stifte bezeichnet. In diesen waren gewöhnlich die Namen jener Personen notiert, derer man im Gebet zu gedenken hatte. Ab dem Spätmittelalter wurden entsprechende Verzeichnisse, für die sich auf Deutsch die Bezeichnung Jahrzeitbuch einbürgerte hat, in den meisten Klöstern, Stiften und Pfarrkirchen geführt.
  4. Als Anniversarium wurde im Mittelalter die jährlich wiederkehrende Gedächtnisfeier für einen Toten oder eine Tote bezeichnet.
  5. Die Wiener Schenkenstraße ist bereits 1251 genannt. In der "hinteren" Schenkenstraße befand sich die Herberge der Schenken von Hasbach, nach welcher die Straße vermutlich benannt war. Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Schenkenstraße in Bankgasse umbenannt. Vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 162, Fußnote 7