Pfarrkirche Hardegg Zum Heiligen Veit

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Die Pfarrkirche in Hardegg - heute

Die Pfarrkirche Hardegg "Zum Heiligen Veit" ist eine der ältesten Kirchen im Waldviertel. Ihr Pfarrer war zeitweise auch als Dechant für weitere Kirchen im Umkreis von Hardegg zuständig.

Lage

Die Pfarrkirche befindet sich in der gleichnamigen Stadt.

Bauwerk

Die Lünette mit Relief Gottvater war Teil des Epitaphs der Gräfin Eva Prüeschenk von Hardegg und wurde in den neuen Turm eingemauert.

Die Pfarrkirche war seit ihrer Stiftung dem Heiligen Veit geweiht.[1] Erbaut wurde sie vermutlich um 1160, gemeinsam mit dem noch heute erhaltenen Karner.[2] 1927 wurde in der Pfarrkirche ein gotisches Fresko freigelegt, das um 1350 gemalt worden war. Die romanische Saalkirche wurde im 14. Jahrhundert mit einem gotischen Zubau erweitert. Der Plan, sie durch einen gotischen Neubau zu ersetzen, wurde nicht verwirklicht. Die Kirche wurde im 18. Jahrhundert barockisiert und erhielt 1743 einen neuen Turm.[3] In diesen wurden Teile des Familiengrabmals der Grafenfamilie Prueschenk von Hardegg aus dem Jahr 1581/87 eingemauert.[4]. Das Auferstehungsrelief aus diesem Grabmal wurde 1903 den Wiederaufbau des Altars in der Burgkapelle verwendet. Unter dem Patronat des Fürsten Johann Sigismund von Khevenhüller-Metsch († 1801) wurde 1785 die Kirchengruft geöffnet und alle dort befindlichen Grabbeigaben und Zinnsärge verkauft. Mit dem Erlös finanzierte der Fürst für die Pfarrkirche eine frühklassizistische Inneneinrichtung und das bis heute vorhandene Hochaltarbild, ein Werk des bedeutenden Malers Josef Winterhalter († 1807).[3]

Zu den Sehenswürdigkeiten der Pfarrkirche zählen außer dem gotischen Fresko, das um 1350 gemalt wurde, ein aus den Schiffsplanken der Fregatte "Novara" gefertigtes Kreuz, mehrere Figuren im sogenannten Bauernbarockstil und zwei Epitaphe. Ein der beiden Epitaphe erinnert an den Lehrer und Stadtschreiber Josef Ipp. Der andere wird bis heute in der volkstümlichen Überlieferung für die Grabplatte des Grafen Ferdinand Prüeschenk von Hardegg († 1595) gehalten, obwohl ein Bezug zu diesem inzwischen eindeutig widerlegt ist[5].[3]

Geschichte

Mittelalter

Wie die beiden belegten Burgkapellen auf Burg Hardegg gilt auch die spätere Pfarrkirche als Stiftung der Grafenfamilie von Plain.[2] Sie war zunächst eine Filialkirche der Pfarre von Weitersfeld. 1220 ist sie erstmals als eigenständige Pfarre als Eigenpfarre der Grafenfamilie von Plain und Hardegg urkundlich belegt. Nach dem Aussterben dieser Familie verblieb sie im Besitz der Herrschaft Hardegg. Zu ihren Besitzungen gehörten Güter und Lehen in der Stadt Hardegg, den Hardegger Vorstädten und den umliegenden Orten.[1]

1260 stiftete Gräfin Willbirg von Plain († 1314) der Pfarre eine Geldsumme für den Unterhalt eines zweiten Geistlichen. Ihre Stiftung bestätigte sie in einer Urkunde aus dem Jahr 1294. Für den 29. November 1290 ist erstmals die Einsetzung eines Pfarrers auch urkundlich belegt. Dieser "plebanus"[A 1] Gottfried wurde 1302 urkundlich auch als Dechant bezeichnet. Das bedeutete, dass er nicht nur Pfarrer der Pfarre Hardegg war, sondern dass ihm auch die Aufsicht über weitere Pfarren anvertraut war. Im Auftrag von Dechant Gottfried verfasste ein Hainricus Saxo[A 2] die Niederschrift eines Pfarr-Urbars von Hardegg. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts wirkten die Pfarrer von Hardegg ca. 100 Jahre lang als Dekane.[1]

Neuzeit

Während der Reformation sind um 1540 für längere Zeit keine Pfarrer in Hardegg belegt.[1] Dem Abt von Stift Geras (heute Teil der Gemeinde Geras), der als kaiserlicher Kultkommissär eingesetzt wurde, gelang es immerhin, dass das Kirchengut der Pfarre Hardegg dieser teilweise erhalten blieb. Während der Gegenreformation sorgte Gräfin Maria Susanna von St. Julien für die Wiederbestiftung der Pfarre. Sie ließ außerdem an Stelle des spätgotischen Galgensteins, der heute noch unter dem Namen "Lange Marter" bekannt ist, das "Weiße Kreuz" errichten.[6] 1751 veranlasste Fürst Johann Joseph von Khevenhüller-Metsch († 1776) den Bau einer Kirche in Felling für die Orte Felling, Riegersburg und Mallersbach (alle heute Teil der Stadt Hardegg). Als Kompensation stiftete er für die Pfarrkirche Hardegg eine jährliche Wallfahrt.[6]

Seit dem 19. Jahrhundert

Während der "Napoleonischen Kriege" musste das gesamte Kirchensilber, das im Besitz der Pfarre Hardegg war, als Kriegskostenbeitrag "gespendet" werden. Die inzwischen nur mehr schwach dotierte Eigenpfarre wurde im 19. Jahrhundert zur Stadtpfarre Hardegg erhoben. Das Herrschaftspatronat wurde 1935 einvernehmlich abgelöst und die Pfarre daraufhin zur Gänze der Diözesanverwaltung der Diözese von St. Pölten unterstellt.[3]

Die Pfarrkirche Hardegg als Grablege

Nach seinem Tod wurde Graf Gebhard von Plain († 1232), Bruder des Grafen Liutold (III.) von Plain und seit 1222 Fürstbischof von Passau, im Chor der Hardegger Pfarrkirche beigesetzt.[1] Graf Siegmund Prüeschenk von Hardegg († um 1599) ließ 1587 ein Renaissancegrabmal für seine Familie errichten, dessen Teile später für den Bau eines neuen Kirchturms und die Wiederherstellung der Burgkapelle der Burg Hardegg verwendet wurden. In der Gruft der Pfarrkirche wurden er, seine zweite Ehefrau Magdalena, seine Tochter Elisabeth aus dieser Ehe und seine Schwiegertochter Esther Elisabeth sowie vermutlich auch seine erste Ehefrau Eva beigesetzt. Vielleicht wurden dort auch seine beiden Töchter Eva und Martha aus erster Ehe und sein Sohn Johann Wilhelm beigesetzt.[7]

Der Karner neben der Pfarrkirche

Der Karner neben der Pfarrkirche von Hardegg - heute

Neben der Pfarrkirche in der Südostecke der Friedhofsmauer befindet sich ein Rundkarner mit zwei Geschossen. Auffällig sind seine drei Rundbogenfenster sowie die erkerförmige Apsis mit dem zweiteiligen gotischen Fenster, das Kleeblattmaßwerk und konsolenartige abgestufte Tragsteine aufweist. Dieser dürfte gemeinsam mit der ursprünglichen Saalkirche um 1160 erbaut worden sein. In der Forschung wird diskutiert, ob dieser Karner ursprünglich nicht ein Verteidigungsturm und Teil der Wehranlage der Burgstadt Hardegg war.[3] Die Kapelle im Karner und der darunter gelegene Raum waren früher mit einem Stiegenaufgang verbunden. Der im Westen gelegene Ausgang des Raumes ist heute zugemauert. 1900 wurde der Karner außerdem mit Hohlziegeln eingedeckt.[8]

Die im Obergeschoss des Karners befindliche Kapelle geht auf eine Gedächtnisstiftung des Grafen Luitold (III.) von Plain und Hardegg für seinen Sohn Gebhard († 1219) zurück. Dieser verstarb auf dem sogenannten Fünften Kreuzzug an den Folgen einer Augenverletzung. Der Raum unterhalb der Kapelle dürfte früher als Beinhaus ("ossarium") verwendet worden sein.[3]

Literatur

  • Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt. Jubiläumsfestschrift anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hardeggs als "Stadt". Eigenverlag, Hardegg, 1990

Weblinks

 Pfarrkirche Hardegg "Zum Heiligen Veit" – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons Geschichte der Pfarrkirche Hardegg, Website der Pfarre Hardegg

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 29
  2. 2,0 2,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 28f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 31
  4. vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 31 und S. 79
  5. vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 26f.
  6. 6,0 6,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 30
  7. vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 80
  8. vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 33

Anmerkungen

  1. Mit "plebanus" wurde im Mittelalter ein Geistlicher bezeichnet, der nicht dem Adel entstammte.
  2. Der Name des Schreibers ist ein Indiz dafür, dass dieser Hainricus Saxo ein Schreiber im Dienst des Grafen Berthold von Rabenswalde († 1312) war. Dieser war unter König Rudolf I. mit der Grafschaft Hardegg belehnt worden und stammte aus Thüringen, das damals zum Herzogtum Sachsen gehörte.
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