Joseph Riedler

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Dr. Joseph Riedler (* 1785 in Brixen, Südtirol; † 8. Juli 1830 in Mattighofen) war von 1814 bis 1819 Landgerichtsarzt von Mittersill und von 1825 bis zu seinem Tod Bezirksarzt in Mattighofen in Oberösterreich.

Leben

In den Matrikeln der Universität Innsbruck wird Joseph Riedler als Sohn eines mit "sehr kleinem" Vermögen ausgestatteten "königlichen Zolleinnehmers" in Brixen bezeichnet. Laut Eintrag in der Heirats-Matrikel von 1814 war sein Vater Franz Xaver Riedler ein königl. bay. Mautbeamte in Brixen in Tirol noch am Leben und seine Mutter Maria de Weber bereits verstorben. Riedler spricht in einem Brief vom Verlust des zu hoffenden Vermögens durch die Säkularisation des Fürstentums Brixen.[1]

Studium

Joseph Riedler studierte in Innsbruck und schloss vermutlich in Landshut sein Studium ab. Durch die Herausgeber der "Matrikel der Universität Innsbruck" erfahren wir sehr detailliert über die Studieninhalte des Medizinstudiums. Riedler begann sein Studium im Jahr 1806 mit Anatomie, Chemie und Botanik. Im 2. Jahrgang folgten Physiologie, Pathologie, Arzneimittellehre, Enzyklopädie[2], und Semiotik.[3] Für seine spätere Tätigkeit als Landgerichtsarzt wichtig waren auch die Vorlesungen aus "medicinischer Policey" und gerichtlicher Arzneiwissenschaft. Darüber hinaus absolvierte er die öffentliche Prüfung von den "Rettungsanstalten der Scheintodten", worunter man sich eine Art "Erste-Hilfe Kurs" vorstellen kann. Im dritten Jahrgang kamen Klinik (praktischer Teil), Chirugie und Veterinärmedizin dran und im 4. Pharmazie, spezielle Therapie und Wundarznei. Die Wundarznei umfasste Augen-, Ohren-, Zahn- und Knochenkrankheiten sowie die Geburtshilfe.[4]

Im Jahr 1809 als sich Riedler dem Ende seines Studiums näherte kam es zum Tiroler Aufstand. Große Teile der Studentenschaft kämpften an der Seite von Andreas Hofer. Nach dem Zusammenbruch wurde die Universität 1810 zum zweiten Mal aufgehoben.[5] Er selbst stellte sich auf die Seite der Bayern, zumindest schilderte er so in einem Jahre später verfassten Bittbrief an die bayerische Obrigkeit: Auch zur Zeit der Revolution blieb er "rein von jedem Anteile an derselben und als treuer Untertan seiner Majestät des Königs achtete er die Verfolgung nicht, nein befreite aus der Gefangenschaft den damaligen k. bair. Capitain Baron Pfetten und Oberleutin. von Winter". Er führte dieses an, "um den Eindruck den ein Tiroler aus jener Verirrungsperiode machen mußte, zu mildern, um zu zeigen, daß er rein von jeder Untreue sey, [...]".[6]

Inmitten dieser chaotischen Zeit und anscheinend im letzten Moment vor der Schließung der Universität trat Riedler am 23. November 1810 zur mündlichen rigorosen Prüfung an und erhielt aus der Physiologie, der Semiotik und der "Materia Medica" die Note "non satisfecit" (Nicht Genügend). Vermutlich wechselte er daraufhin nach Bayern an die Universität Landshut, da er in einem späteren Brief äußerte, dass den Besuch der Universität und die Vollendung seiner Studien nur der königlichen Gnade und Unterstützung zu verdanken hatte.

Berufsweg

Nach Vollendung seiner Studien praktizierte er in München, wurde dann als Bataillonsarzt für den Dienst des k. Haupt-Militärlazaretts angestellt. Dort erwarb er nach eigenen Worten "die vollkommenste Zufriedenheit des damaligen Oberst Stabsmediziner von Hartz".

Am 27. Februar 1814 wurde er zum Landgerichtsarzt II Klasse in Mittersill bestellt.

Bald nach seinem Dienstantritt in Mittersill reichte Dr. Riedler eine Bitte um eine Heiratsbewilligung ein. "Die Notwendigkeit einer eigenen Wirtschaft und Haushaltung in dieser unwirthsamen Gegend, die Unzulänglichkeit hiesiger Dienstleute einer Wirthschaft vorzustehen bestimmen mich eher zu diesem Entschluß". Mit seiner Bitte wurde er an die Polizeibehörde seines Wohnortes verwiesen, da er noch keinen eigenen Pensionsanspruch erworben hatte. Im Falle seines Ablebens hätte die Gerichtsgemeinde für den Lebensunterhalt von Gattin und Kindern aufzukommen gehabt, da die Braut Josepha Berhinger eine aus Innsbruck stammende "Stadtpflaster-Meisters-Tochter ohne Vermögen, und ohne Hoffnung ein solches zu erben war".[7] Am 19. September 1814 fand die Hochzeit des 29-jährigen Dr. Riedler mit der 37-jährigen in Mittersill lebenden Josepha statt, die aber bereits sieben Monate später an Wassersucht verstarb.[8]

1816 kam es zur Abtretung des Erzstifts Salzburg an das Kaisertum Österreich und ab 1818 wurde das Sanitätswesen nach österreichischer Form neu organisiert. Dr. Riedler fasste den Plan, im Frühjahr nach Wien zu reisen und sich dort eventuell nach einer neuen definitiven Anstellung umzusehen. Seinen Wünschen entgegen stand aber die Krankheit des Bezirksarztes Dr. Pürstinger in Zell am See. Dieser war nicht nur außer Stande, die Physikats-Geschäfte von Mittersill zu übernehmen, sondern er konnte auch seine eigenen Funktionen nicht mehr wahrnehmen. Deswegen wurden dem Dr. Riedler im Winter 1818 auch noch die Agenden des Erkrankten übertragen. Erst Ende April war es dann so weit, dass Pürstinger erklärte, seinen ihm übertragenen Distrikts Physikats Geschäften wieder vorstehen zu können. Die Formalien der Übergabe zogen sich wegen der weiten Entfernungen zwischen den verschiedenen Behörden noch hin. "Da aber der Kammerboth nur einmal in der Woche nach Pinzgau fährt", dauerte es noch bis Ende Mai, bis die Übergabe vollzogen und rückgemeldet war.[9]

Dr. Riedler wurde nach seiner Abreise aus Mittersill für die nächsten Jahre praktischer Arzt in Schärding[10]. Seine Patienten kamen auch aus dem benachbarten Unterdonaukreis, worauf eine von ihm im Amtsblatt des Unterdonaukreises geschaltete Anzeige hinweist. In diesem kurzen Text bestreitet er das Gerücht einer Abreise von Schärding und kündigt an, weiterhin in der Behandlung "aller Krankheiten überhaupt, und insbesondere in jenen, der Kinder, des schönen Geschlechts, und der Liebe etc." fortfahren zu wollen[11].

Im Mai 1825 nahm er die Stelle als Distriktsarzt von Mattighofen an, wo er fünf Jahre später an "Nervenfieber" verstarb.[12]

Quellen

  1. Gen Kr Kom Mittersill Nr 13 B26.
  2. Die Encyclopädie, eigentlich der Inbegriff aller Wissenschaften zusammengenommen; die kurze Zusammenstellung der Hauptgrundsätze entweder aus allen Wissenschaften, oder aus einer einzelnen;
  3. Semiotik, Zweig der Pathologie, lehrt die Bedeutung der speziellen Erscheinungen der einzelnen Krankheiten erkennen
  4. TLA Jüngeres Gubernium, Faszikel 2842 aus 1807; UAI/Medizinische Gradusakten.
  5. www.uibk.ac.at
  6. SLA Gen. Kr. Kom. Mittersill Nr. 13 B 26.
  7. SLA Gen. Kr. Kom. Mittersill Nr. 13 B 26.
  8. Mittersill, 1684–1841 Heiraten, 383; Mittersill, 1794–1846 Sterbefälle, 80.
  9. OÖLA Landesregierungsarchiv 1787–1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.
  10. Johann Ev. Lamprecht, Beschreibung der k. k. oberösterreichischen Gränzstadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen, Wels 1860, S. 343 f.
  11. Österreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, 17. Juli 1826, S. 2.
  12. OÖLA Landesregierungsarchiv 1787–1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150; Mattighofen Sterbebuch 08 (F)|301/08, S. 137.