Carl Müller

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Relief am Feuerwehrhaus in Mödling

Carl (Karl) Müller (* 22. März 1843 in Mödling; † 6. Jänner 1916 in Mödling) war ein niederösterreichischer Feuerwehrfunktionär und Mödlinger Gemeindepolitiker. Große Bedeutung hatte er auch für die Mödlinger Evangelische Gemeinde.

Persönliches

Karl Müller wurde am 22. März 1843 im Haus Mödling Nr. 240 (Hauptstraße 18) geboren und einen Tag später von Ernst Pauer, k. k. Konsistorialrat und erster Prediger A. C., getauft. Sein Vater, der Wagnermeister Philipp Müller, stammte aus Elmshausen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, die Mutter, Gottliebine Charlotte geb. Schumm, war von Göppingen im heutigen Baden-Württemberg gebürtig. Karls Eltern hatten am 30. Juni 1830 in der Evangelischen Kirche A. B. in Wien (Dorotheergasse 18) die Ehe geschlossen, vor ihm waren bereits die Söhne Ernst und Samuel zur Welt gekommen. Karls Taufpate war Samuel Fleck, ein Bräumeister aus dem heutigen Mattersburg.

Müller erlernte den Beruf des Vaters, begann 1855 die Lehre, die er 1859 abschließen konnte. Es folgten berufliche Tätigkeiten in Wien und Deutschland, wo er vor allem in Stuttgart arbeitete. Seine Militärzeit in der kaiserlichen Armee im Jahr 1864 fiel sehr kurz aus, da er wegen Überzahl an Rekruten fünf Monate nach seiner Assentierung zum Infanterieregiment Nr. 49, Freiherr von Hess, bereits wieder entlassen wurde. In der Folge übernahm Müller das Wagnergeschäft seines Vaters, das er, wie er selbst schreibt, gemeinsam mit seiner Mutter und einer Schwester weiterführte.

Am 16. November 1869 verehelichte sich Karl Müller. Mit seiner Frau Adelheid hatte er in der Folge sieben Kinder, wovon im Jahr 1913 noch vier am Leben waren: Die verheirateten Töchter Bertha Huber und Adele Mitterecker sowie die Söhne Philipp und Karl. Philipp erlernte wie der Vater das Wagnerhandwerk, Karl war Geschäftsführer eines Mödlinger Kaffeehauses. Möglicherweise bald nach (oder mit) seiner Heirat wechselte Müller den Beruf und wurde Gastwirt. Als solcher betrieb er seinen eigenen Gasthof „Zum goldenen Adler“ in der Mödlinger Hauptstraße 68.

Müller engagierte sich sehr für das Leben in seiner geliebten Vaterstadt, wie er Mödling selbst bezeichnete. Vor allem drei Bereiche seien hier genannt: Gemeindepolitik, religiöses Leben, Feuerwehrwesen.

Er starb in der Nacht des 6. Jänners 1916 an den Folgen eines Schlaganfalls in seinem Haus Hauptstraße 68. Sein Begräbnis fand drei Tage später statt und wurde trotz Winterzeit und Weltkrieg sehr feierlich begangen; Zeitungsberichte berichten von einer außergewöhnlich großen Beteiligung.[1] Sein Grab am Mödlinger Friedhof zierte ein von den Feuerwehren des Bezirksfeuerwehrverbandes Mödling gestifteter Grabstein, der am 1. November 1916 feierlich enthüllt wurde (nicht mehr erhalten).

Öffentliche Funktionen

Gemeindepolitik

Müller gehörte als Mitglied der Fortschrittsparteil von 1888 bis 1891 dem Mödlinger Gemeindeausschuss an. Ab 1888, nachdem er bei der Wahl mit 238 Stimmen das beste Wahlergebnis sämtlicher Kandidaten aller Wahlkörper erreicht hatte, war er als 6. Gemeinderat Mitglied des neunköpfigen Gemeindevorstandes. 1891 erhielt er für eine Wiederwahl nicht mehr ausreichend Stimmen, obwohl er das beste Votum seiner Partei verzeichnen konnte.


Feuerwehrwesen

Ortsebene

Müller war am 28. April 1867 Gründungsmitglied der Turnerfeuerwehr Mödling. Im Laufe der Zeit hatte er folgende Funktionen inne:

  • 1867 - 1874: Spritzenmann oder Steiger (Angaben differieren)
  • 1874 - 1880: Zugsführer
  • 1880 - 1884: Hauptmann-Stellvertreter
  • 1884 - 1903: Hauptmann

In Müllers Ära als Hauptmann konnten zahlreiche neue Geräte angeschafft werden (Handdruckspritze 1887, Dampfspritze 1892, Mannschaftswagen 1895, Universallöschwagen 1895) und auch sonst kam es zu zahlreichen Verbesserungen im Feuerwehrwesen. So wurde beispielsweise die Schutzmannschaft der Feuerwehr reorganisiert, ein dringend notwendiger Feuerwehrhauszubau (1892 besaß die Feuerwehr vier Handdruckspritzen, zwei Wasserwägen und zwei Mannschaftswägen) durchgeführt und die Alarmierung der Mitglieder sowie die telephonische Verbindung zu den Feuerwehren des Bezirks verbessert. Ab 1888 gab es bereits Brandsicherheitswachen bei Vorstellungen im Stadttheater und ab 1896 durfte die Feuerwehr das Gemeindewappen führen. Auch kulturell war die Feuerwehr ein Fixpunkt im Mödlinger Gemeindeleben, es gab sehr viele gesellige Veranstaltungen wie Bälle und Kränzchen. Von 1887 bis 1893 unterhielt die Feuerwehr auch eine eigene Feuerwehrmusikkapelle.

Bezirksebene

Müller war ab 2. September 1888 Obmann-Stellvertreter des Bezirksfeuerwehrverbandes Mödling und wurde am 14. März 1897 in der Nachfolge von Heinrich Eggendorfer zum Bezirksfeuerwehrverbandsobmann gewählt, nachdem er den Verband bereits einige Monate provisorisch geführt hatte. Er sollte das Amt bis zu seinem Tod behalten, obwohl es 1903 Bestrebungen gab, ihn aus dem Amt zu drängen.

Müller hatte als Bezirksobmann einige Probleme zu lösen, eines der größten war die Bezirks-Telephonleitung, die die Feuerwehren untereinander verband. Laufend waren Verhandlungen mit Gemeinden und Behörden bezüglich Erhaltung und Instandsetzung zu führen und auch die Zusammenarbeit mit den benachbarten Bezirksverbänden von Baden und Liesing gestaltete sich nicht immer einfach. Eine entscheidende Verbesserung konnte aber 1912 erreicht werden, als eine neue Telephonanlage zwischen den Feuerwehren des Bezirks in Betrieb genommen wurde, die auch an das Staatstelephon angeschlossen war. Weitere Verbesserungen für die Feuerwehren des Bezirkes waren die Errichtung einer Hydrantenanlage in der Stadt Mödling im Jahr 1904 und der 1912 gefasste Beschluss, sukzessive einheitliche Schlauchkupplungen (Knaust-Kupplungen) bei den Feuerwehren im Bezirk einzuführen.

Während Müllers Ära als Bezirksobmann gab es im Stand der Feuerwehren des Bezirks folgende Änderungen: 1896 wurde die FF Dornbach als Filiale von Sittendorf gegründet und 1897 verließ die FF Vösendorf den Bezirksverband Mödling und schloss sich Liesing an. Zwischen 1901 und 1913 kam es weiters zur Gründung von insgesamt fünf Betriebsfeuerwehren im Bezirk:

Für die Besuche von Kaiser Franz Joseph I. in Mödling am 3. Oktober 1894 und 4. November 1904 organisierte organisierte Müller die Ehrenzüge der Feuerwehren des Bezirks und der angrenzenden Bezirksverbände.

Landesebene

Von 1899 bis 1916 war Müller Vertrauensmann-Stellvertreter des NÖ Landesausschusses in Feuerwehrangelegenheiten für den Verwaltungsbezirk Mödling.


Evangelische Gemeinde

Dem Aufbau der Evangelischen Gemeinde in Mödling widmete Müller seine ganze Kraft. Bereits im Haus seiner Eltern und dann im Haus seines Bruders Samuel wurden evangelische Hausgottesdienste gehalten. Am 18. Mai 1871 fand in Müllers Gasthof die konstituierende Sitzung des neuen Vereins evangelischer Glaubensgenossen in Mödling und Umgebung – die erste Gemeindeversammlung – statt. Als am 24. August 1873 das erste Presbyterium der evangelischen Filialgemeinde Mödling gewählt werden konnte, wurde auch Müller in dieses Gremium berufen. Die folgenden mehr als 40 Jahre wirkte er dann zum Wohle der evangelischen Gemeinde, wobei er sich vor allem für die Verwaltung und Instandhaltung der Pfarrimmobilien verantwortlich zeigte. Sein handwerkliches Geschick dürfte dafür den Ausschlag gegeben haben.


Vereinswesen

Müller war 29 Jahre Vorstandstellvertreter der Mödlinger Innung der Hufschmiede, Wagner und Sattler. Möglicherweise war er vor 1867 auch Mitglied des Mödlinger Turnvereins.

Auszeichnungen und Ehrungen

Kaiserliche Auszeichnung

  • 1906: Ehrenmedaille für 25-jährige verdienstvolle Tätigkeit auf dem Gebiet des Feuerwehr- und Rettungswesens

Feuerwehr-Auszeichnungen

  • 1903: Ehrenmitglied der FF Mödling
  • 1903: Ehrenobmann des Bezirksfeuerwehrverbandes Mödling

Sonstige

  • Ehrenmitglied der Mödlinger Innung der Hufschmiede, Wagner und Sattler

Gedenkstätten

  • Portraittrelief an der Front des Mödlinger Feuerwehrhauses

Quelle und Literatur

  • Christian K. Fastl: Zur Erinnerung an Karl Müller, in: Kulturzeitschrift medilihha 6 (2014), Nr. 11, S. 2-10. (Online)

Einzelnachweise

  1. Bezirksvertreter Carl Müller †.Mitteilungen des niederösterreichischen Landes-Feuerwehr-Verbandes, Jahrgang 1916, S. 18 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/noe

Weblinks