Tuchlauben

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Die Tuchlauben, heute

Die Tuchlauben sind eine bekannte Wiener Straße. Sie befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk und gilt als eine der ältesten und malerischsten Gassen von Wien.

Lage

Die Straße war zunächst zwischen den Pfarrsprengel der Wiener Pfarren[A 1] Am Hof und St. Peter geteilt, ehe sie 1908 zur Gänze zur Pfarre St. Peter kam.[1]

Geschichte

Der Name der Straße leitet sich von Tuchhändlern und Tuchschneidern ab, die hier im Mittelalter ansässig waren. Die Zunft der Tuchmacher zählte zu den ältesten und wohlhabendsten Zünften von Wien. Bereits unter den Babenbergern war sie mit Rechten und Freiheiten ausgestattet. Ihre Häuser hatten ebenerdige Arkadengänge, die als "Lauben" bezeichnet wurden. Hier wurde die Ware angeboten und von den Lauben aus, waren die sogenannten Gewandkeller zugänglich. Der Bestand der Lauben lässt sich bis in das Jahr 1289 urkundlich zurückverfolgen. Manche der Gewerbetreibende hatten bereits im Mittelalter ihre Lauben besitzmäßig vom Haus getrennt hatten, was gesondert im Grundbuch vermerkt war. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde ein Teil der Lauben verglast.[1]

1293 ist ein Teil der heutigen Straße, der sich vom Hohen Markt bis zum "Schönbrunnerhaus" (heute: Tuchlauben 8), erstreckte, als "Untere Lauben" urkundlich genannt. Die Fortsetzung der alten Tuchlauben vom Schönbrunnerhaus bis zum Graben hatte zeitweise den Namen Spenglergasse. Verschiedene Teile der Straße wurden ursprünglich folgende Bezeichnungen: "Unter den Buchvelern", "Unter den Sporern" (um 1335), "Unter den Messerern" (um 1357) und "Unter den Spenglern" (zwischen 1475 und 1488). Im 18. Jahrhundert findet sich neben der Bezeichnung "Unter den Spenglern" für den Bereich zwischen Naglergasse und Schönbrunnerhaus auch die Bezeichnungen "Unter den Sattlern" (1710 und 1766 auch Sattlergasse) und "Beim Peilertor" (um 1776). Seit 1862 gilt die einheitliche Bezeichnung Tuchlauben für den gesamten Straßenzug. Die Tuchlauben galten stets als eine der vornehmsten Straßen der Stadt Wien.[1]

Wichtige Häuser

  • Tuchlauben 1 (Haus 309 und 310)
  • Tuchlauben 2: Hier befand sich das "Taxsche Bierhaus".[1]
  • Tuchlauben 4 / Petersplatz 7: Hier befand sich zunächst das Vizedom-Amt. 1710-1874 warh hier der Sitz der Polizeidirektion, in welcher der bekannte Schriftsteller Ludwig Anzengruber als Kanzleipraktikant gearbeitet hat. Die Fassaden wurden nach 1737 erneuert, vermutlich nach einem Entwurf des bedeutenden Barockarchitekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach.[1]
  • Tuchlauben 5: Hier befand sic der Hochholzerhof.[1]
  • Tuchlauben 7-7a: Hier befand ursprünglich der Seitzerhof ("Altes Elysium"). Nach dessen Abriss wurde an dieser Stelle der Tuchlaubenhof (fertig gestellt 1912) erbaut, nach welchem die kurze gleichnamige Sackgasse benannt ist, die von hier abzweigt.[1]
  • Tuchlauben 8, das Schönbrunnerhaus, zu dem ein bemerkenswertes Relief der Muttergottes gehörte. Es wurde 1899/1900 durch einen Neubau nach Plänen von Arnold Heymann ersetzt. Vor dem Haus befindet sich heute der Tuchmacherbrunnen. Hier wurde der Komponist Alban Berg geboren, woran heute eine Gedenktafel an der Hausfassade erinnert.[1]
  • Tuchlauben 9 (Eckhaus 431, Haus 430), die Apotheke "Zum weißen Storch", an die das Ladenschild erinnert.[1]
  • Tuchlauben 11 (Häuser 435, 436 und 437): Hier befand sich das "Kleeblatthaus", auch "Haus "Zum steinernen Kleeblatt" genannt. 1837/38 wurde es im Auftrag von Felix von Ala abgebrochen und durch ein für jene Zeit charakteristisches Großwohnhaus nach Plänen von Jakob Hainz ersetzt. 1847 gehörte es Leopold Mayr, der es wesentlich umbauen ließ.[1]
  • Tuchlauben 12 / Brandstätte 8-10 / Wildpretmarkt 1 (Häuser 558 und 559), der Mattonihof: Auf dem Areal des heutigen Hauses befand sich früher das Haus "Zum roten Igel", der Sitz der Gesellschaft der Musikfreunde. Nachdem diese in ihr neues Musikvereinsgebäude übersiedelt waren, befand sich hier 1870-1875 das "Theater unter den Tuchlauben", das nach später nach seinem Direktor Friedrich Strampfer auch Strampfertheater genannt wurde. Am Neubau, dem Mattonihof, befindet sich eine Gedenktafel. Dieser wurde nach Abbruch 1886 nach Plänen von Gustav Korompay für Heinrich von Mattoni, einen kaiserlichen Rat erbaut, dem Besitzer des böhmischen Kurorts Gießhübl-Puchstein ).[1]
  • Tuchlauben 13: Hier befand sich das Haus "Zum goldenen Engel".[1]
  • Tuchlauben 14 / Wildpretmarkt 3 (ursprünglich Tuchlauben 18 / Wildpretmarkt 5, heute der "Mosefhof": Hier befand sch früher das Haus "um blauen Igel", das auf einem Teil der Parzelle Konskriptionsnummer 557 stand. Das Haus gehörte in der Biedermeierzeit Franz von Schober, einem Freund des Komponisten Franz Schubert. Dieser bewohnte 1827/28 den zweiten Stock als Untermieter.[1]
  • Tuchlauben 15, das Tschertehaus[1]
  • Tuchlauben 16[1]
  • Tuchlauben 17, das Wohnhaus "Zum Sommer": Es wurde 1784 erbaut und 1857 nach Plänen von Ferdinand Fellner dem Älteren umgebaut. Hier wurde der Pianist Joseph von Gahy (*1793; † 1864), ein Freund des Komponisten Franz Schubert geboren.[1].
  • Tuchlauben 18[1]
  • Tuchlauben 19: Hier befand sich das Wohnhaus "Zum schwarzen Bock" und dann die Spezereiwarenhandlung von Josef Reich. Seit 1982 ist hier eine Außenstelle des Historischen Museums der Stadt Wien, des heutigen Wien Museums, untergebracht, Das im Mittelalter erbaute Haus wurde 1716 im Barockstil umgebaut, doch blieb mittelalterliche Baukern erhalten. Bei der Revitalisierung im Jahr 1979 wurden hier die ältesten profanen Wandmalereien Wiens, die sogenannten "Neidhart-Fresken" (entstanden um 1400), entdeckt. Sie wurden inzwischen restauriert.[1] Um ca. 1372 hatte hier der jüdische Geldverleiher David Steuss seinen Sitz.[2]
  • Tuchlauben 20, früher zwei Häuser (Konskriptionsnummer 552 und 553): Auf der Konskriptionsnummer 552 befand sich ursprünglich das Wohnhaus "Zum Winter", auch das "Winterhaus" genannt, zu dem auch ein "Winter-Bierhaus" gehörte. 1818 gehörte es Franz von Schober der damals auch das Haus Tuchlauben 14 / Wildpretmarkt 3 besaß. 1818 ließ er hier seinen Freund, den Komponisten Franz Schubert wohnen, den er unterstützte. 1902 kamen beide Häuser in den Besitz der Michael Zollersche Stiftung, welche sie abbrechen und an ihrer Stelle das "Zollersche Stiftunghaus" errichten ließ.[1]
  • Tuchlauben 22 / Hoher Markt 5: Hier befand sich früher die Schranne.[1]
  • Tuchlauben 23[1]
  • Tuchlauben 25, das Haus "Zu den zwei Delphinen"[1]
  • Tuchlauben 27: Hier wohnte 1787/88 der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Familie. Es gilt als das Geburtshaus seiner früh verstorbenen Tochter Theresia.[1]

Die Tuchlauben in Legende und Sage

Siehe auch: Sage aus Wien

Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Pichler Verlag, Wien, 4. überarbeitete Auflage 2001. ISBN 9-85431-230-X. S. 236

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 1,21 1,22 vgl. Tuchlauben im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 31. Juli 2020
  2. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Steuss David. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 344.

Anmerkungen

  1. Die Standesführung war im Kaisertum Österreich und in der Ersten Republik Österreich bis 1938 den konfessionellen Behörden anvertraut. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken der katholischen, später römisch-katholischen, Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner wurden von der zuständigen Pfarre geführt. Vgl. Tuchlauben im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 31. Juli 2020