Ottokar IV. (Steiermark)

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Siegel des Herzogs Otakar (IV.) von Steier

Otakar (IV.) (* 19. August 1163[1]; † 8. Mai 1192), auch Ottokar, herrschte über Teile im heutigen Österreich. Er war der letzte Markgraf und der erste Herzog von Steier. Mit ihm starb die Familie der Otakare aus. Nach seinem Tod kamen seine steirischen Herrschaftsgebiete an die Babenberger.

Herkunft und Familie

Otakar (IV.) stammte aus einer Familie, die gewöhnlich als die Familie der Otakare bezeichnet wird und als ein Familienzweig der Traungauer gilt. Er war der Sohn des steirischen Markgrafen Otakar (III.) von Steier († um 1166) aus dessen Ehe mit Kunigunde von Vohburg († 1184). Otakar (IV.) war nicht verheiratet. Mit seinem Tod erlosch die seine Familie.

In der Geschichtsforschung gibt es die Vermutung, dass Otakar (IV.) mit einer der Töchter des ungarischen Königs Bela III. verlobt war.[2]

Herrschaft und Leben

Otakar (IV.) herrschte seit dem Tod seines Vater[A 1] offiziell über die Markgrafschaft Steier. Da er zum Zeitpunkt seines Herrschaftsbeginns noch ein kleines Kind war, fungierte seine Mutter zunächst als sein Vormund und führte als solcher die Regentschaft für ihn. Unter ihrer Regentschaft konnten die Ministerialen[A 2] ihre Position in der steirischen Markgrafschaft wesentlich stärken. Dies hatte allerdings nicht zur Folge, dass Otakars eigene Position jemals tatsächlich bedroht war, obwohl die Regentschaft seiner Mutter durch das "Papst-Schisma" und die Kämpfe im Erzstift Salzburg, beides Folgen der politischen Linie von Kaiser Friedrich I. "Barbarorssa", erschwert wurde.[3] Mit ca. 18 Jahren erhielt Markgraf Otakar (IV.) 1180 die Schwertleite, worauf seine Mutter, offensichtlich im Einvernehmen mit ihm, ihre Regentschaft beendete.[4] Noch im selben Jahr wurde die Markgrafschaft zum Herzogtum erhoben.[5]

Als Herzog von Steier sicherte Otakar (IV.) im Wesentlichen auch weiterhin die Grenze zum ungarischen Königreich, wie dies bereits sein Vater getan hatte, und setzte die Politik seiner Eltern im Wesentlichen fort. Er ließ eine Reihe wichtiger Burgen erbauen beziehungsweise ausbauen, förderte die neu gegründete Stadt Judenburg und verlieh 1191 der Stadt Enns jenes Stadtrecht, wegen dem sie heute als die älteste Stadt von Österreich gilt. Außerdem machte er die Stadt Graz zu seiner Hauptresidenz. die Herrschaft ü, baute er diese mit Unterstützung von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" entscheidend aus. Obwohl das Herzogtum Steier zu dieser Zeit i, war seine Herrschaft als Landesfürst nicht wirklich gefährtdet.[6] Otakar sicherte im Wesentlichen die Grenze zum benachbarten durch den Bau wichtiger Burgen und gründete um 1170 die Stadt Fürstenfeld. 1191 verlieh er der Stadt Enns eine Marktordnung.[7]

Noch während seiner Regierungszeit dürfte Herzog Otakar (IV.), wohl aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes und seiner Kinderlosigkeit, die Familie der Babenberger zu seinen Erben bestimmt haben, auch wenn sich dazu kein Erbvertrag erhalten hat. Belegt ist jedoch, dass er deshalb seit 1184 Verhandlungen mit Herzog Leopold (V.) von Österreich ("Leopold dem Tugendreichen") führte und seit ca. 1186 mit diesem gemeinsam mehrere Rechtshandlungen vollzog. 1186 wurde außerdem auf dem Georgenberg bei Enns die Georgenberger Handfeste ausgestellt, zwei Urkunden, in denen der steirische Markgraf seinen Ministerialen ihre Rechte verbriefte.[5] In einer der beiden Urkunden dieses Vertrages wurden die Eigenständigkeit des Herzogtums Steier und neben den bestehenden Rechten der steirischen Ministerialen auch jene der steirischen Klöster festgelegt.[7] Herzog Leopold (V.) fungierte für beide Urkunden als Mitbesiegler.[8] Als Markgraf Otakar (IV.) 1192 starb, konnte Herzog Leopold (V.) von Österreich die Nachfolge offensichtlich ohne nennenswerte Probleme antreten.[5]

Orte mit Bezug zu Otakar (IV.) im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Bad Fischau-Brunn: Nachdem bereits seine Eltern 1163 und 1166 Landtaidinge im heutigen Bad Fischau abgehalten hatten, fand unter Markgraf Otakar (IV.) 1185 ein weiteres Landestaiding in Fischau statt, das inzwischen Sitz einer Münzstätte und zum Markt erhoben worden war.[5]

Oberösterreich

  • Enns: In der Fastenzeit 1176 hielt Herzog Heinrich "der Löwe", damals seit ca. 20 Jahren der Herzog von Baiern, letztmals einen Gerichtstag an der Enns. In seinem Gefolge befand sich der noch kindliche Markgraf Otakar (IV.) von Steier, der damals noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stand. Der Hauptfall, der auf diesem Gerichtstag verhandelt wurde, war ein Streit zwischen dem Kloster Reichersberg am Inn und dem ebenfalls am Inn ansässigen Heinrich von Stein. Dass der Gerichtstag dazu in Enns abgehalten wurde, hing damit zusammen, dass der strittige Ort zu dieser Zeit ein Lehen des Hochstiftes Bamberg an den Markgrafen von Steier war.[9]

Erinnerungsstätten an Otakar (IV.) im heutigen Österreich

Heute erinnert auf dem Georgenberg in Enns ein Gedenkstein an den Abschluss der "Georgenberger Handfeste".

Oberösterreich

  • Enns: Ein Gedenkstein auf dem Georgenberg in Enns erinnert an den Abschluss der Georgenberger Handfeste im Jahr 1186. Die beiden Urkunden können heute im Stadtmuseum in Enns besichtigt werden.

Otakar IV. in Legende und Sage

Der Bruderkuss

Herzog Otakar litt in seinen letzten Lebensjahren an einer unheilbaren Krankheit, in der Geschichtsforschung wird meistens davon ausgegangen, dass er am Aussatz oder an Elephantiasis erkrankt war.[10] Darum geht es in dieser Legende, in welcher der am Aussatz erkrankte Herzog einen bemerkenswerten Akt von Menschlichkeit erlebt. Als er das Stift Wilhering besucht, gibt ihm dessen Abt trotz seiner Krankheit einen "Bruderkuss". Gerührt darüber schenkt der Herzog dem Stift daraufhin einen stattlichen Hof.[1]

Siehe auch: Sage aus Oberösterreich

Literatur

Weblinks

 Ottokar IV. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Rudolf Lehr: LandesChronik Oberösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 73
  2. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 305 und S. 306
  3. vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640
  4. vgl. Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 110
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 21
  6. vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640f.
  7. 7,0 7,1 vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 641
  8. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 302
  9. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 36
  10. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 301

Anmerkungen

  1. Gesichert ist, dass Markgraf Otakar (III.) auf einer Reise, vermutlich einer Pilgerreise ins Heilige Land, außerhalb seiner Markgrafschaft Mitte der 1160er-Jahre verstarb. Dass er tatsächlich am 31. Dezember 1164 starb, wie in der Geschichtsforschung lange Zeit angenommen wurde, lässt sich inzwischen aufgrund einiger Urkunden, die er nach diesem Zeitpunkt noch ausstellen ließ, nicht mehr halten. Vgl. dazu Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 105 und Werner Robl: Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark, 13. Februar 2019
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Otakar (III.) von SteierHerrscher über Steier
(bis 1180 als Markgraf, danach als Herzog)
Blason Ducs de Styrie.svg
1164/66-1192
Herzog Leopold (V.) der Tugendreiche
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