Notlandung einer Bristol Blenheim bei Markt Allhau im April 1941

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Bristol Blenheim der Royal Air Force.

Bei der Notlandung eines Militärflugzeuges bei Markt Allhau am 7. April 1941 handelte es sich um eine jugoslawische Militärmaschine vom Typ Bristol Blenheim, die Einsätze über der Ostmark flog und bei Markt Allhau notlanden musste. Anfangs herrschte keine Einigkeit über das Datum der Notlandung sowie die Herkunft des Flugzeuges. Neuesten Erkenntnissen eines serbischen Historikers zufolge gehörte die Maschine der jugoslawischen Luftwaffe an und war am 7. April 1941 notgelandet.

Sie war eines von mehreren Flugzeugen, welche am 6. und 7. April Angriffe flogen.

Theorien über Zugehörigkeit zur Royal Air Force

In der Ortschronik von Markt Allhau ist der Zeitpunkt dieses Ereignisses mit Herbst 1942 angegeben. Das Flugzeug wird als Aufklärer der Royal Air Force beschrieben, der wegen Motorschadens im Ortsried Neufeld notlanden musste. Die Chronik enthält auch zwei Fotos auf denen viele Schaulustige zu sehen sind, denn feindliche Flugzeuge waren in dieser frühen Phase des Krieges für die Landbevölkerung ein seltener Anblick.[1]

Buchautor Leopold Banny hingegen verlegt die Notlandung der Bristol Blenheim zeitlich auf den März 1941. Auch für ihn stammte die Maschine aus dem Bestand der britischen Luftwaffe. Banny schreibt aber auch, dass am 6. April, dem Tag an dem der Balkanfeldzug begann, zwei oder drei Flugzeuge der jugoslawischen Luftwaffe Splitterbomben auf den Grazer Frachtenbahnhof warfen.[2]

Tatsächlicher Ablauf der Geschehnisse am 7. April 1941

Laut Recherchen des serbischen Historikers Aleksandar Ognjevic handelte es sich bei dem notgelandeten Flugzeug aber um eine Bristol Blenheim des 8. Bomber-Regiments der jugoslawischen Luftwaffe. Diese Einheit war zu Beginn des Balkanfeldzuges mit 23 Flugzeugen dieser Bauart ausgestattet und flog gleich am ersten Tag des Feldzuges, dem 6. April, mit einzelnen Maschinen Angriffe auf Ziele in Österreich. Bei einer Attacke auf die Weitzer Waggonfabrik wurde die 13-jährige Maria Schrotter so schwer verletzt, dass sie in einem Grazer Spital verstarb. Sie gilt als der erste Luftkriegsopfer Österreichs in diesem Krieg.[3]

Am Abend des 6. Aprils wurden drei Besatzungen des 8. Bomber-Regiments eingewiesen, dass sie am Morgen des 7. Aprils noch in der Dunkelheit einen Angriff auf Feldbach, Villach, Fürstenfeld, Pinkafeld, Bad Gleichenberg und Wildon zu fliegen hätten. Eine der Crews bestand aus dem Piloten Dragisa Baralic, dem Navigator Ivan Miklavec und dem Bordschützen Velimir Grdovic. Die Erkenntnisse von Aleksandar Ognjevic über diesen Flug stützen sich vor allem auf die Aussagen von Ivan Miklavec, der die Kriegsgefangenschaft überlebte.[3]

Der Start der Flugzeuge war für 7. April um 4.00 Uhr vorgesehen. Bevor sie abhoben, fiel Miklavec bei einem Routinecheck auf, dass die Maschine zahlreiche Einstiche eines Bajonetts aufwies, außerdem stellte sich heraus, dass auch die Uhr in der Flugzeugkabine zerstört worden war, eindeutig Zeichen von Sabotage. Ein weiteres Problem war, dass alle Blenheims des Regiments keine Funkgeräte besaßen. Dieser Umstand und schlechtes Wetter führten dazu, dass die Besatzung bald den Kontakt zu den anderen beiden Maschinen verlor, mit denen sie Feldbach angreifen sollte. Die Männer beschlossen daher, allein weiter zu fliegen und warfen über dem vermeintlichen Ziel drei ihrer vier mitgeführten Bomben ab. Wenig später beschossen sie einen deutschen Sturzkampfbomber mit ihren Bordwaffen, der daraufhin abtauchte und eventuell abstürzte. Tatsächlich hatten sie nicht Feldbach sondern den Flugplatz von Wiener Neustadt angegriffen. Dann folgten sie der Straße nach Wien und warfen dort, vermutlich bei Aspern, ihre letzte Bombe. Auf ihrem Rückflug nach Jugoslawien konnten sie dem lohnenden Ziel des Flugplatzes von Wiener Neustadt, der vollgestellt war mit deutschen Maschinen, nicht widerstehen und griffen ihn mit Bordwaffen an. Um Höhe zu gewinnen flogen sie ein zweites Mal über den Flugplatz und wurden dabei von der dort stationierten Flak getroffen. Auf dem Weiterflug merkten sie dann bald, dass der Benzintank getroffen war. Auf der Suche nach einer freien Fläche für eine Notlandung wurden sie bei Markt Allhau fündig. Nachdem die Maschine gelandet war, wurde die dreiköpfige Besatzung von Bauern, die mit Jagdflinten bewaffnet waren, bedroht. Die Piloten, selbst mit Pistolen bewaffnet, ergaben sich erst als eine deutsche Militärpatrouille ankam. Laut Aussage von Miklavec soll ein deutscher Offizier Essen und Getränke für die nunmehrigen Kriegsgefangenen organisiert und sie gut behandelt haben. Die Behandlungsform änderte sich signifikant nachdem sie in ein Kriegsgefangenenlager kamen.[3]

Das Flugzeug war für kurze Zeit eine große Attraktion für die Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern. Auch deutsche Piloten sollen es sich angesehen haben, bevor es in Einzelteile zerlegt und mit der Bahn mit unbekanntem Ziel abtransportiert wurde. Ognjevics Buch enthält auch zwei Fotos von dem Flugzeug, die es auf der Wiese bei Markt Allhau mit einigen Einheimischen zeigen.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Markt Allhau - Buchschachen im Wandel der Zeit, Seite 154 und 155, Herausgeber Marktgemeinde Markt Allhau, Marktgemeinde Allhau 2010, ISBN 978-3-200-02107-5
  2. Leopold Banny: Dröhnender Himmel - Brennendes Land - Der Einsatz der Luftwaffenhelfer in Österreich 1943 - 1945, Seite 364, Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m.b.H., Wien 1988, ISBN 3-215-06272-0
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 BRISTOL BLENHEIM The Yugoslav Story 1937 - 1958, Seite 57 bis 67, Herausgeber Aleksandar M. Ognjević - Zemun, Serbien, ISBN 978-86-917625-0-6