Holzfällersprache in Vorarlberg

Aus Regiowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlagmale/Holzmale bzw. Holzzeichen aus Röthis in Vorarlberg

Die Sprache der Holzfäller in Vorarlberg[1] wies in der Vergangenheit einige Besonderheiten auf, die sich vom Standarddeutsch teilweise wesentlich unterschied.

Beispielworte der Holzfällersprache in Vorarlberg

Die Sprache der Holzfäller in Vorarlberg umfasste teilweise umgangssprachliche Begriffe eines Vorarlberger Dialekts, teilweise waren die Worte aber auch für die Holzarbeit spezifisch in Gebrauch. Untenstehend einige Beispiele aus dem Alpenrheintal:

Breand, auch Marend[2] Jause.
Büschli Fichtenpflanze im Alter von 4 bis 5 Jahre.
Bötterie rundes fassförmiges kleines Holzgebinde mit Spundloch, Trinkschnabel und eisernem Henkel zur Mitnahme von Most. Inhalte von drei Liter aufwärts waren üblich.
Donderbalka (Donnerbalken) Abort, ein Holzbalken, der über ein Loch gelegt wurde.
Fürwaga (Feuerwagen oder auch Feuerbank) ein in rechteckiger Form aus Holz (geschältes Rundholz mit einem Durchmesser von 15 bis 18 cm) gezimmertes Gerippe, welches mit Schotter oder Steinen bis zum Rand gefüllt wurde. Die Größe richtete sich nach der Anzahl der Menschen, die mit warmem Essen versorgt werden mussten. Kleinere Fürwaga hatten Abmessungen von 70x100 und waren etwa 80 bis 90 cm hoch. Größere, mit mehreren Kochstellen, solche von zB 1 x 2 Meter.Auf dem Fürwaga wurde das Feuer entzündet, damit die obersten Rundlinge nicht angekohlt wurden, waren diese mit senkrechten Steinplatten umgeben, welche vor dem Feuer schützten.
Gerölle Ledergürtel mit Glöckchen, die um den Pferdehals gebunden wurden.
Hasa Kurzschlitten, meist aus Holz.
Holzmal, Holzzeichen siehe unten: Schlagmal.[3]
Karetta Schubkarren.
Kratzati Schmarren, einfache Speise der Holzfälle, siehe auch: Melchermuas.
Kreas Äste und Zweige von Nadelbäumen.
Kutza, Kutzi Decke, Wolldecke.
Lodna entrinden.
Mai-ig Holz, das noch im Saft ist.
Pfannenknecht (Pfannakneacht) der Pfannenknecht war ein hölzerner Pfosten mit Einkerbungen, an denen eine Pfanne in verschiedenen Höhen über dem Feuer des Fürwaga eingehängt werden konnte, so dass ja nach Bedarf mehr oder weniger Hitze zur Verfügung stand, je weiter die Pfanne vom Feuer weg war. Bei größeren Fürwaga waren mehrere Pfannenknechte im Einsatz.
Rindenloden einfache Eindeckung von Hütten[4] und Unterständen. Loden sind die etwa 1 Meter langen abgeschälten Rindenstreifen der Fichte, die mit einem Schäleisen oder einem keilförmig zugespitzten Ast vom Stamm getrennt wurden. Nach dem Auslegen zur Trocknung wurden die Rindenlosen zur Eindeckung von sogenannten Rindenhütten (Rindahütta) verwendet. Die Rindenloden wurden früher auch in größeren Mengen an Gerbereien zur Lederherstellung verkauft.
Rössler Fuhrmann (mit Pferd und Hasa).
Schlagmal(e) an der Stirnseite des Stammes zur Kennzeichnung des Eigentums von getriftetem Holz angebrachte Holzerzeichen (mit der Axt in das Holz eingeschlagen). Jede Gemeinde, jede Hausgemeinschaft hatte früher ein individuelles und regional unterscheidbares Hauszeichen und bei Bedarf auch ein eigenes Schlagmal bzw. Schwartenmal.
Schwartenmal(e) Holzerzeichen an der Längsseite des Stammes angebracht zur Kennzeichnung des Eigentums von getriftetem Holz (mit der Axt in das Holz eingeschlagen).
Spälta Zerteiltes (gespaltenes) Holz (heute meist als Brennholz) in eine Länge von rund einem Meter.
Stecher Eine vier bis fünf Meter lange Holzstange mit einem geschmiedeten Haken mit Stoßdorn, um getriftetes Holz wieder in die Strömung des Bachs/Flusses zu stossen oder Verklausungen zu beheben.[5]
strecken herziehen der Bäume vom Schlägerungsplatz bis zum ersten Zwischenlagerplatz (meist an einer Straße).
Streckweg ein Weg vom Holzschschlägerungsstelle zum Zwischenlager, meist durch Schleifen des Holzes am Boden.
Stubenschlager die verantwortliche Person zum Öffnen des Stautores (Stube schlagen) bei einer Wasserstube (Stauwehr). Die Arbeit war sehr gefährlich, musste diese doch bei Tag und vor allem Nacht erfolgen, sobald sich zu viel Wasser angesammelt hatte oder das Holz zum Triften bereit war. Oft waren die Wasserstuben in abgelegenen Tälern und der Weg zur Wasserstube dauerte bereits einige Stunden.
Trümmersuhl der zentrale Riegel, um das Schlagtor an einer Wasserstube (Stauwehr eines Stausees zum Flößen) zu verschließen. Beispiel: bei der Wasserstube im Frödischtal war dies ein Holzstamm von mindestens 70 cm Durchmesser und 2,60 Meter Länge.
Waldhütte[4] Unterbringungsorte für Holzfäller, Holztransporteure und die Pferde, damit sich diese die lange Anfahrt jeden Tag sparen. In einfacheren Hütten befanden sich die Menschen und Tiere über Nacht in einem Raum, in besseren Hütten war Mensch und Tier getrennt.
Wasserstube Stauwehr
Zabii / Zapi Sappie, auch: Sapie, Sappel, Sappl, Sapin, Zapin oder Griesbeil. Ein multifunktionelles Holzerwerkzeug für das Holzrücken im Wald mit Muskelkraft. Der Zabi kombiniert z. B. die Funktionen eines Hammers und Wendehakens und dient zur Verstärkung der Hebelkraft beim Holzrücken.

Literatur

  • Gerold Keckeis: Hütten auf der Sonnenseite des Frödischtales, Herausgegeben von der Agrargemeinschaft Röthis, Rankweil 2004.
  • Wilhelm Kopf: Holztransporte aus dem Frödischtal, Ein Rückblick über die letzten 50 Jahre (1946 - 1996), Herausgegeben von der Rheticus-Gesellschaft, Heft 2, 1997, ISBN 3-900866-51-1, S. 47.
  • Elisabeth Amann: Anno 1954: Windwurf im Vorarlberger Oberland, Wirtschaftsjournal Vorarlberg, Ausgabe Dezember 1984, S. 10 ff. (Windwurf im Vorarlberger Oberland II: Die Holzer).

Einzelnachweise

  1. Nicht nur in Vorarlberg, gab bzw. gibt es eine eigene Sprache der Holzfäller. Siehe z. B. Christoph Driessen: „Achtung! Baum fällt!“ – Die Arbeit der Holzfäller, Webseite: waz.de vom 9. September 2017.
  2. Im Walsertal bzw. im Walser Dialekt.
  3. Die um 1900 noch in Verwendung stehenden 124 Holzmäler oder Holzzeichen der verschiedenen Haushalte von Röthis wurden bei Georg Keckeis in: Röthis und Viktorsberg, Bregenz 1908, S. 92-93 aufgeführt.
  4. 4,0 4,1 Siehe zur Unterscheidung von Häusern etc.: Otto Stolz, Rechtsgeschichte des Bauernstandes und der Landwirtschaft in Tirol und Vorarlberg, Hildesheim/Zürich 1985, Georg Olms Verlag, ISBN 3 487 07628 4, S. 22.
  5. Roman Burtscher: Heimatbuch Ludesch, Gemeinde Ludesch (Hrsg), ISBN 3-9500851-45-X, S. 219.