Hans III. von Neitberg

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Das ehemalige Chorherrenstift zu Pöllau, heute. Hans (III.) von Neitberg war der letzte Besitzer der Herrschaft zu Pöllau, die er in seinem Testament für die Stiftung dieses Stiftes bestimmte.

Hans (III.) beziehungsweise Johann von Neitberg oder Neitperg (* im 15. Jahrhundert; † 22. Oktober 1483)[A 1], auch Hans von Neuberg oder Hans von Nitberg, war ein angesehener Adliger des Herzogtums Steier. Mit ihm starb die Familie der Neitberger in "männlicher Linie" aus.

Herkunft und Familie

Hans (III.) von Neitberg, urkundlich genannt 1478-1483, entstammte der steirischen Ministerialenfamilie[A 2] der Neitberger. Er war der Enkel von Hans (II.) von Neitberg († nach 1453) und der Sohn von Heinrich (III.) von Neitberg († um 1480).[1] Da er weder verheiratet war noch Nachkommen hatte, erlosch mit ihm die Familie der Neitberger in "männlicher Linie".

Leben

Hans (III.) von Neitberg wird erstmals am 2. Februar 1478 in einem Schreiben von Kaiser Friedrich (III.) († 1493) genannt, nachdem er dessen Leuten eine Abgabe aus der Maut im Landgericht von Hartberg verweigert hatte.[2] Spätestens in den letzten Monaten seines Lebens schloss er sich dem ungarischen König Matthias Corvinus († 1490) an und soll dessen Krieg gegen Kaiser Friedrich III. unterstützt haben. Da sich seine Besitzungen im Wesentlichen nahe der ungarischen Grenze befanden, mag für seine Entscheidung ausschlaggebend gewesen sein, dass er sie so dem Schutz des ungarischen Königs unterstellen und vor weitgehender Verwüstung bewahren wollte. Allerdings soll er den Krieg des Ungarnkönigs auch für die Schädigung anderer Adelsfamilien auf kaiserlicher Seite genutzt haben. Noch viele Jahre nach seinem Tod forderte die Familie von Trautmannsdorf Schadensersatz dafür, dass Schloss Kirchberg, welches sie als landesfürstliches Lehen in Besitz hatten, von ihm geplündert worden war. Ein weiterer Geschädigter war Balthasar von Teuffenbach, der Schadenersatz von Elisabeth († 1503), der Schwester von Hans (III.) von Neitberg als dessen Haupterbin, forderte. Ihm wurde nach einem Schiedspruch schließlich der Scheiberhof als Entschädigung zugesprochen.[3]

Am 6. Dezember 1482 verfasste Hans (III.) von Neitberg sein Testament, für den Fall, dass er ohne männliche Erben sterben sollte. Zu diesem Zeitpunkt war Hans (III.) nicht verheiratet. In dem Testament widmete er die Herrschaft zu Pöllau, inklusive der Feste und dem Markt mit allen aufgezählten Ämtern, als Grundlage für die Errichtung eines Chorherrenstiftes für 24 Chorherren. Seine weiteren Besitzungen in Neudau und Neuberg und die Herrschaft Thalberg (heute Teil von Dechantskirchen) vererbte er seinen nächsten Verwandten.[2] Dies erfolgte unter der Auflage, als Gegenleistung das von ihm geplante Chorherrenstift und eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Nikolaus in Pöllau erbauen zu lassen.[4] Den Kapellenbau und Stiftung der Niklaskaplanei hatte bereits sein Vater auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land gelobt, aber danach nicht realisieren lassen. Noch am 22. Mai 1483 verkaufte Hans (III.) Christoph Rottaler die Herrschaft Thalberg, inklusive der Burg, mit allen Zubehör, Rechten und Liegenschaften.[5] Nach seinem Tod wurden seine Besitzungen von Kaiser Friedrich III. wegen "hochverräterischer Handlungen" eingezogen. Das Chorherrenstift Pöllau wurde erst 21 Jahre nach der Abfassung seines Testaments und der damals bereits erfolgten Ausstellung der Stiftungsurkunde verwirklicht.[3]

Erinnerung an Hans (III.) von Neitberg und seine Familie

Nach seinem Tod wurde Hans (III.) von Neitberg in der Pfarrkirche "Zum Heiligen Veit" in Pöllau, der späteren Kirche des Chorherrenstiftes, beigesetzt, wo sein Vater Heinrich (III.) das neue Erbbegräbnis für seine Familie begründet hatte. Dort hatten zuvor bereits seine Eltern und seine vor ihm verstorbenen Geschwister ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte. Nach ihrem Tod wurde auch seine Schwester Elisabeth dort beigesetzt. Der erhaltene Familiengrabstein dürfte aus dem Jahr 1503 stammen. Noch am 6. Dezember 1482 hatte stiftete Hans (III.) von Neitberg ein ewiges samstägliches Wochenamt auf dem Sebastianaltar der Pöllauer Pfarrkirche gestiftet und sich um die Bezahlung eines Kaplans für dieses gekümmert.[5]

Literatur

  • Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), seine steirischen und österreichischen Besitzungen und seine Beziehungen zum Kloster Lilienfeld. In: Herwig Ebner (Hrsg.): Festschrift für Friedrich Hausmann. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1977. ISBN 3-201-01040-5. S. 409-442

Einzelnachweise

  1. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 439
  2. 2,0 2,1 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 425
  3. 3,0 3,1 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 427
  4. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 425f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 426

Anmerkungen

  1. Hinweise, vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 426 und S. 439
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.