Greif

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Greif (* vor 1273; † nach 1318 / um 1321), auch Greif II., Griffito oder Gryfo, war Stadtrichter der Stadt Wien[A 1].

Herkunft und Familie

Greif (II.) entstammte dem bedeutenden Wiener Bürgergeschlecht der Greifen, dessen Angehörige von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts urkundlich genannt sind. Als Ahnherr dieser ritterlichen Wiener Bürgerfamilie gilt ein Greif (I.), der um 1170/1214 belegt ist. Greif (II.) war einer der Söhne von Otto von Hohen Markt aus dessen erster Ehe. Er war mit Ofmey, einer Tochter des Stadtrichters Gozzo von Krems, dem Erbauer der Gozzoburg, verheiratet, und hatte aus dieser Ehe Kinder. Belegt sind die Söhne Jans (I.), Greif (III.?) und Peter.[1]

Greif war außerdem ein Patensohn des Wiener Pfarrers Gerhard von St. Stephan.[1]

Otto vom Hohen Markt

Otto vom Hohen Markt (* um 1220, vermutlich in Wien; † 5. März 1273), auch Otto in Foro genannt, verbrachte nach den Informationen des Wiener Chronisten Jans Enenkel seine Jugend am Hof von Herzog Friedrich (II.) von Österreich ("Friedrich dem Streitbaren"). Unter der Herrschaft des böhmischen Königs Ottokar (II.) bekleidete er wichtige Funktionen. 1255, 1262 und 1265 war er Stadtrichter von Wien, 1267 und 1268 königlicher Kämmerer. Ottos Wohnsitz befand sich am Hohen Markt in der Stadt Wien. Es wird vermutet, dass dieser Sitz mit dem "Berghof" ident sein könnte.[2]

1264 schenkte Otto vom Hohen Markt dem Stift Heiligenkreuz sein auf dem Hohen Markt gelegene Haus. Als Gegenleistung ließ er sich eine Grabstätte im Stift zusichern. Seine Grabplatte, die sich im Kreuzgang von Stift Heiligenkreuz befindet, ist erhalten geblieben.[2]

Otto vom Hohen Markt war zweimal verheiratet[2],
∞ in 1. Ehe (vor 1270) mit N. Hopfer, ∞ in 2. Ehe mit Gertrud Zabel.

Außer Greif (II.) hatte Otto vom Hohen Markt noch weitere Söhne, darunter die Söhne Kuno und Konrad, mit denen er 1257 das Wiener Bürgerspital stiftete[2]:

  • Kuno begründete den Familienzweig "bei den Minderbrüdern"[2] Einer seiner Nachfahren war der Wiener Ratsherr Ulrich bei den Minderbrüdern.[3]
  • Konrad begründete den Familienzweig der "Haarmarkter"[2] Sein gleichnamiger Sohn Konrad war mit Katharina († vor 1326), einer Tochter von Jans dem Schenken verheiratet.[4]

Weitere Familienmitglieder

  • Ein weiterer Greif (Greif der Jüngere), vermutlich der Sohn von Greif (II.), war 1344 Meister des Heiligen Geistspitals in Wien und hatte Grundbesitz in Simmering.[1]
  • Jans (II.), der Sohn von Jans (I.) und Enkel von Greif (II.), erbte den Grundbesitz der Familie um die Kirche Maria am Gestade und ließ zusammen mit seinem Vater zwischen 1330 und 1355 einen Chor für die Kirche errichten. 1357 verkaufte er diese an den Bischof von Passau.[1][5]

Leben

Greif (II.) ist 1264-1318 urkundlich belegt und war 1287 und 1296 Stadtrichter von Wien. 1309 war er in den Aufstand gegen Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich den Schönen") und dessen Brüder verwickelt. [1]

Greif (II.) kaufte 1288 von Heinrich Weinhauser und dessen Schwager Berthold von Ebergassing einen in der Nähe der Ulrichskapelle gelegenen Hof und die Vogteiherrlichkeit über die am Ufer des Ottakringer Bachs gelegene Wiener Vorstadt Zeismannsbrunn (auf dem Areal des heutigen 7. Wiener Gemeindebezirks) mit allen Rechten, wie sie bereits Dietrich der Reiche, ein anderer Stadtrichter, besessen hatte. 1283 ist er als Besitzer eines Hofes zu Klosterneuburg belegt. 1291 besaß er die Vogtei und das Patronat über die Kirche an der Als. 1302 erhielt er durch einen Tausch vom Schottenkloster die Kapelle zu Maria am Gestade für die inzwischen in seinem Besitz gelangte Ulrichskapelle in Zeismannsbrunn. Die Kapelle und spätere Kirche Maria am Gestade bedachte er in der Folge mit großzügigen Stiftungen. Bereits am 2. Dezember 1302 verpflichtete sich Bischof Wernhard von Passau als Gegenleistung für diese Zuwendungen, zu denen ein Weingarten nahe der "Lambertkirche" in Ottakring und die Gülten verschiedener Häuser gehörten, für ihn täglich zwei Messen zelebrieren zu lassen. 1311 erhielt Greif außerdem vom Stift Freising das Dorf Gablitz und einen großen Wald dort zu Lehen. 1314 war er im Besitz von Höfen in der "Hirschpeunt" und am "Weinrochberg", wenig später gehörte ihm ein Haus beim Judentor. Nach seinem Tod beerbten ihn seine Witwe und seine Söhne Greif (III.?), Jans und Peter.[1]

Erinnerungen

Nach einer Entscheidung des Wiener Stadtrates vom 5. Juli 1894 wurde zur Erinnerung an das Bürgergeschlecht der Greifen die Greifgasse in 11. Wiener Gemeindebezirk benannt. Nach einer Entscheidung des Wiener Gemeinderatsausschuss für Kultur vom 30. Dezember 1925 wurde die Plenergasse, welche die Greifgasse mit dem Herderplatz verband, ebenfalls in Greifgasse umbenannt.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 vgl. Greif im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 28. November 2018
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 vgl. Otto vom Hohen Markt im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 28. November 2018
  3. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 348
  4. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 347f.
  5. vgl. Vreni Dangl: Der Erzherzog und sein Bischof. Bischof Gottfried von Passau und Herzog Rudolf IV. von Österreich im Kontext der österreichischen Freiheitsbriefe. In: Thomas Just - Kathrin Kininger - Andrea Sommerlechner - Herwig Weigl (Hrsg.): Privilegium maius. Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 69; zugleich: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Sonderband 15). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20049-9. S. 113f.
  6. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Greifgasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 595. digital

Anmerkungen

  1. Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich. Sie gehörte zu den Landständen des Herzogtums und behauptete sich im 15. Jahrhundert endgültig als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns". Unter den Babenbergern war Wien seit Herzog Heinrich (II.) von Österreich|Österreich ("Heinrich Jasomirgott") gewöhnlich der Sitz des Herzogs von Österreich. Wien gehörte zu den Residenzen der Habsburger und wurde im 17. Jahrhundert die Hauptstadt ihres Reiches.