Erhard Strobl

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Erhard Strobl OFM, gebürtig Simon Strobl; * 26. Mai 1862 in Freising, Bayern; † 25. Jänner 1938 im Franziskanerkloster St. Anton im Pinzgau, Ortsteil Hundsdorf der Gemeinde Bruck an der Glocknerstraße) war ein deutscher Franziskaner-Pater und Autor.

Leben

Erhard Strobl OFM war das einzige Kind des Wegmachers Georg Strobl und von Theresia (geborene Klotz). Er wurde auf den Namen Simon getauft.[1]

Schulbildung und Studium

Ab 1873 besuchte Erhard Strobl das Königliche Gymnasium und das Erzbischöfliche Knabenseminar in Freising. Er soll zu den besten Schülern gehört haben. Bereits damals bestand ein Interesse an der Mission. Er verließ vorzeitig das Freisinger Gymnasium und trat am 26. April 1879 in das Missionshaus St. Michael der Steyler Missionare[2] in Steyl/Holland-Limburg ein. Er holte das Abitur nach und studierte Philosophie.[1]

Kirchliches Wirken

Weihen

An Mariä Verkündigung, 25. März 1881, erhielt er die Tonsur und die Niederen Weihen. Er legte jedoch kein Ordensgelübde bei den Steyler Missionaren ab. Am 27. Mai 1881 verließ er Steyl und trat in Salzburg in die Tiroler Franziskanerprovinz ein. Am 25. August 1881 wurde er durch Pater Magnus Perkolt eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Erhard. Die zeitliche Profess erfolgte in Salzburg am 25. August 1882 durch Pater Michael Erhardt. Die feierliche Profess fand in Bozen am 3. April 1886 durch Pater Joachim Schroffenegger statt.

Bereits am 11. April 1886 erhielt er die Subdiakonatsweihe. Am 26. April die Diakonatsweihe in Brixen durch Fürstbischof Simon Aicher (1884–1904), der ihn auch am 27. April 1886 zum Priester weihte. Die Primizfeier fand am 2. Mai 1886 in Freising statt. Die Festpredigt hielt Simon Spannbrucker, der Präfekt des Erzbischöflichen Knabenseminars.[3]

Aufenthalt in Ägypten und Palästina

Nach ein paar Monaten in Freising ging er nach Rom und besuchte mit einem belgischen Mitbruder ein sechswöchiges Missionsexamen am „Collegio da Propaganda Fidei“, die er mit einer Missionsprüfung erfolgreich abschloss. Danach folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in Ägypten und Palästina.

Der Generalminister der Franziskaner, Bernardino Trionfetti (1803–1884), der zugleich Kustos des Heiligen Landes war, ordnete einen Besuch des Heiligen Landes an. Erhard Strobl reiste mit dem belgischen Mitbruder am 4. Dezember 1887 mit Schiff „Yangize“ von Marseille nach Jaffa und langte dort am 18. Dezember 1887 an und in weiterer Folge im Kloster Sankt Salvator in Jerusalem. Das eindrucksvolle Erlebnis Weihnachten im Heiligen Land hat Erhard Strobl sein Leben lang begleitet.[4]

Wirken in China

1888 folgte mit dem französischen Dampfer „Ava“ durch den Suezkanal die Reise nach China. Am 16. April 1888 langte er in Shanghai ein. Auf dem Jangtsekiang gelangte Pater Erhard dann an sein erstes Missionsziel: das Bistum Hengyang in der Provinz Hunan.

Im Herbst 1891 begleitete er Monsignore De Marchi als Secretarius Synodalis zur Dritten Regionalsynode. Diese fand von 31. Oktober bis zum 22. November 1891 in der Residenz des Apostolischen Vikars von Shensi, P. Amato Pagnucci OFM, in TungYuan-Fang statt. Nach Ende der Synode besichtigte Pater Erhard mit dem englischen Mitbruder Pater Hugo Singanfu (Hauptstadt der Provinz Shensi die berühmte, fast drei Meter hohe nestorianische Stele von 781 n. Chr., mit welcher die christliche-nestorianische Kirche 635 durch den chinesischen Kaiser Tang Taizong anerkannt worden ist. Von dieser Stele fertigten die beiden einen Abklatsch an.

Während seiner Zeit in China erhielt er immer wieder Hilfen aus Freising und Geschenke. So wurde z. B. für die Ausstattung einer neuen Kirche 1895 drei Kisten mit verschiedenen Paramente, ein Kelch, eine Glocke, ein Turmkreuz, ein Glasgemälde der Glasmalerei Ostermann & Hartwein und ein Hochaltar mit Altarbild mit den Heiligen Drei Königen von Adalbert Kromer nach China versandt. Erhard Strobl sandte hingegen schon ab 1892 chinesische Alltagsgegenstände wie Kämme, Frauenschuhe, Schreibpinsel, Tuschsteine, Siegelstöcke, Musikinstrumente, Waffen, antike Terrakotta-Vasen, Bronzeplastiken und -vasen, Porzellan-Vasen, eine chinesische Münzsammlung, zahlreiche Fotografien und sehr viele chinesische Bücher, die zum Teil in Missionsdruckereien hergestellt waren, nach Freising. Diese Gegenstände sollten unter anderem das 1890 neu gegründete Heimatmuseum bereichern und später auch die Gründung eines Missionsmuseum ermöglichen. Ein Teil der Gegenstände aus China ging auch an Privatpersonen und an das Erzbischöfliche Knabenseminar (u.a. gerahmte Fotos, die Bücher und der vollständige Abklatsch der Inschrift der Stele von Singanfu. Dieser Abklatsch befindet sich heute in der Dombibliothek Freising).

Erhard Strobl wurde in verschiedenen Provinzen in China eingesetzt (in Hunan, Henan, Hubei und Schantung). Unter seiner Leitung wurden zwei Kirchen und ein Waisenhaus gebaut. Im März 1895 konnte eine Missionsstation in Wang Kia-Ts chuang eingeweiht werden. Im Auftrag des Bischofs sollte er auch eine Missionsstation in der Stadt Tai-Ngan aufbauen, doch musste er – nach rund sieben Jahren in China – den schwer erkrankten Missionar Pater Franz Xaver Betta nach Europa begleiten und kehrte sodann nicht mehr nach China zurück. Am 18. März 1896 folgte die Abreise von Shanghai aus.[4][5][6]

Wirken in Tirol

Erhard Strobl stand dann 1896 bis 1916 in mehreren Seelsorgsstellen in Tirol in Verwendung. Er wurde dann vom Erzbischof von Wien, Kardinal Friedrich Gustav Piffl gebeten, nach Konstantinopel zu gehen.[7]

Wirken in Konstantinopel

Zusammen mit Pater Sebastian Großrubatscher (1888–1927) war Erhard Strobl von 1916 bis 1918 im europäischen Stadtteil Pera (Beyoǧlu) an der Franziskaner-Kirche St. Maria Draperis, an der österreichischen Schule und als Seelsorger der Deutschen tätig.[7]

Wirken in Salzburg

Ab 1921 lebte er wieder in Mitteleuropa, vor allem in Salzburg. Er war in Salzburg als Magister der Laienbrüder tätig und als Beichtvater der Schwestern und der Salzburger Bevölkerung. Wegen eine schweren Krankheit zog er sich in das w:Franziskanerkloster St. Anton im Pinzgau zurück. Er wollte sich auf den Tod vorbereiten. In dieser Zeit im Franziskanerkloster St. Anton im Pinzgau schrieb er seine Erinnerungen an die Chinamission und die Erlebnisse in Betlehem nieder.[7]

Gipsrelief

Von Erhard Strobl wurde vom Münchner Bildhauer Balthasar Schmitt ein Gipsrelief modelliert und von Ferdinand von Miller (junior) gegossen. Es befindet sich in Freising.[6]

Literatur

Von ihm bekannt ist Weihnachten in Bethlehem, ein persönlicher Bericht über seine Weihnachtserlebnisse 1887 in Bethlehem. Dieser Bericht wurde erstmals im „St. Franzisci-Glöcklein-Kalender“ 1923 veröffentlicht.[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Rudolf Goerge: Das war ein „Weihnachten in Betlehem“!, in Im Land des Herrn, 76. Jahrgang 2022, Heft 1, S. 10 ([1], Webseite: franziskaner.net).
  2. Dieses war erst kurz zuvor, 1875, von Arnold Janssen (1837–1909) gegründet worden.
  3. Rudolf Goerge: Das war ein „Weihnachten in Betlehem“!, in Im Land des Herrn, 76. Jahrgang 2022, Heft 1, S. 11 ([2], Webseite: franziskaner.net).
  4. 4,0 4,1 4,2 Rudolf Goerge: Das war ein „Weihnachten in Betlehem“!, in Im Land des Herrn, 76. Jahrgang 2022, Heft 1, S. 11 ff ([3], Webseite: franziskaner.net).
  5. Ein Pater auf Mission in China, Webseite: merkur.de vom 21. August 2008.
  6. 6,0 6,1 Missionar mit Nebenjob, Webseite: sueddeutsche.de vom 19. August 2016.
  7. 7,0 7,1 7,2 Rudolf Goerge: Das war ein „Weihnachten in Betlehem“!, in Im Land des Herrn, 76. Jahrgang 2022, Heft 1, S. 12 ([4], Webseite: franziskaner.net).