Eduard Ritter von Haas

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Eduard Ritter von Haas, Wien 1873

Eduard Ritter von Haas (* 15. September 1827 in Gumpendorf bei Wien, † 13. November 1880 Nizza) war ein österreichischer Großindustrieller.

Haas-Haus Wien Ende 19 Jhdt

Leben

Eduard Haas, der zur Zeit des österreichischen Biedermeier anno 1827 zur Welt kam[1], entstammte aus einer Weberfamilie im damaligen Wiener Vorort Gumpendorf. Schon sein Großvater betrieb eine Weberei, in der dann sein Vater Philipp Haas (1791-1870) mitarbeitete und auch das Manufakturzeichnen erlernte. Als im Jahre 1810 der junge Philipp Haas in der Manufaktur-Zeichenschule einen Preis von 60 Gulden zuerkannt wurde, machte dieser sich selbständig und richtete eine eigene Werkstatt ein, in der er anfänglich weiße Kattunen, einem glatten Baumwollstoff, produzierte. Nach und nach kam die Produktion von Organdinen, Musselinen und Linons hinzu. Es gelang ihm, Baumwollstoffe in der gleichen Qualität wie die der damals vorherrschenden Engländer herzustellen.

Sein Textilunternehmen wuchs in wenigen Jahrzehnten dermaßen, dass der inländische Markt vollständig bedient werden konnte und er sich auch im Ausland etablierte. Auf allen bedeutenden Industrie-Ausstellungen, 1845 in Wien, 1850 in Leipzig und 1851 in London belegten seine Stoffe den Spitzenplatz. Die Expansion brachte es mit sich, dass für die die vermehrte Herstellung der Stoffe mehrere Produktionsfabriken gebaut wurden. 1845 erfolgte der Bau einer Fabrik in Mitterndorf bei Wien mit 30 mechanischen Webstühlen für Möbeldamaste, in der auch eine Garn- und Stofffärberei eingerichtet wurde. Anno 1850 folgte die Fabrik im böhmischen Hlinsko mit 50 Webstühlen für Damast und 50 Stühlen für Utrechter Sammet, einem Möbelplüsch und 1852 die Errichtung einer Baumwollspinnerei im niederösterreichischen Ebergassing, in der die ersten mechanischen Teppichwebstühle Österreichs aufgestellt wurden. Diese Teppichweberei erlangte Weltruf durch Webmuster nach orientalischen Stilvorlagen.

Um 1851 wurden die Söhne von Philipp Haas, Eduard und sein älterer Bruder Robert Teilhaber des väterlichen Unternehmens, welches ab diesem Zeitpunkt als „Philipp Haas & Söhne“ firmierte. Wegen der Kränklichkeit seines Bruders Robert oblag ihm wenig später die alleinige Leitung. Er versah seine Produktionsstandorte nicht nur mit den neuesten technisch notwendigen Maschinen, sondern errichtete weitere Fabriken im englischen Bradford, im italienischen Lissone bei Mailand sowie im ungarischen Aranyosmaróth. Ebenso entstanden auf allen Hauptplätzen des Weltmarktes Niederlagen, so in Wien, Budapest, Prag, Brünn, Graz, Triest, Mailand, Neapel, Berlin, London, Bukarest und New York.

Privat war Eduard Haas mit der Bürgerstochter Maria Wurda aus Raab in Ungarn verheiratet, welche er am 23. März 1856 in der dortigen Pfarrkirche geehelicht und mit der er mehrere Kinder hatte: Maria Sophia Haas (*1857)[2], Philippina Rosa Haas, später verehelichte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen und Eugenia Haas, später verehelichte Freiin von Alesani (*1858)[3] Zwillinge und Philipp Eduard Franz Haas (1859-1926)[4], der sein Nachfolger werden sollte.

In den Jahren 1866/67 ließ Eduard Haas nach den Plänen von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg das Warenhaus „Philipp Haas & Söhne“ am Wiener Stock im Eisen-Platz erbauen, in welchem er die Firmenzentrale unterbrachte und welches das erste Gebäude in Wien war, was ausschließlich dem Warenverkauf diente. Dieses Haus und seine Nachfolgebauten sind bis heute in Wien besser unter dem Namen Haas-Haus bekannt. Auch stellte Eduard Haas seinen Arbeitern freie Wohnungen zur Verfügung und ließ für die Angestellten einen eigenen Pensionsfonds einrichten, was ihm bei der Weltausstellung, welche 1867 in Paris abgehalten wurde, besondere Anerkennung einbrachte. Bei der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 war Eduard Haas kaiserlicher Kommissär der Leitung.

Am 13. November 1880 verstarb Eduard Ritter von Haas nach langer schwerer Krankheit im 54. Lebensjahr im französischen Nizza[5]. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt, am 25. November 1880 im Stephansdom eingesegnet und hernach in der Familiengruft am Wiener Zentralfriedhof im Beisein zahlreicher hochgestellter Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Adel zur letzten Ruhe bestattet[6].

Ehrungen und Auszeichnungen

  • In Anerkennung seiner Verdienste erhob Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1868 den öffentlichen Gesellschafter der Firma „Philipp Haas & Söhne“ Eduard Haas zum Ritter des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse und somit in den Ritterstand des österreichischen Kaiserstaates[7].
  • Ein Jahr nach dem Ableben von Eduard Ritter von Haas enthüllte die Direktion des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie am 14. November 1882 in ihrem Museum im Beisein eines Erzherzogs und vieler bedeutender Honoratioren ein Denkmal in Form seiner Büste[8]. Im Zuge dessen wurde auch eine Gedenkschrift vom Museum herausgegeben.

Literatur

  • Eduard Ritter von Haas – Festschrift zur feierlichen Enthüllung seiner Büste im K. K. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie > Faksimile

Einzelnachweise

  1. Wien VI., Pfarre Gumpendorf – Taufbuch 1825-1828 (fol.185) Eduard Haas
  2. Wien VI., Pfarre Gumpendorf – Taufbuch 1857 (fol.46) Maria Sophia Haas
  3. Wien VI., Pfarre Gumpendorf – Taufbuch 1858 (fol.170) Philippina Rosa und Eugenia Haas
  4. Wien VI., Pfarre Gumpendorf – Taufbuch 1859 (fol.227) Philipp Eduard Franz Haas
  5. Wien I., Pfarre Sankt Stephan – Sterbebuch 1869-1882 (fol.290) Eduard Haas
  6. Trauerparte. In: Wiener Zeitung, 24. November 1880, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  7. Franz Joseph m. p.. In: Wiener Zeitung, 28. Juni 1868, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  8. Enthüllung des Denkmales für Ritter v. Haas. In: Neue Illustrirte Zeitung / Neue Illustrirte Zeitung. Illustrirtes Familienblatt, 20. November 1881, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/niz
  9. Sterbefälle. In: Wiener Zeitung, 16. November 1880, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Weblinks

 Eduard Ritter von Haas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons