Die Wurmfarm

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die Wurmfarm
Rechtsform Landwirtschaft mit Gewerbe
Gründung 2017
Sitz Bad St. Leonhard im Lavanttal
Leitung Andreas Koitz, Lisa-Marie Schaden
Branche Lebensmittelproduktion
Website http://diewurmfarm.at

Die Wurmfarm ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Gewerbe in Bad St. Leonhard, Kärnten, Österreich. Der Betrieb liegt auf zirka 1000 Meter Seehöhe und züchtet als erster österreichischer Betrieb Mehlwürmer (Tenebrio molitor) als Lebensmittel[1]. Seit 2019 führt der Betrieb das Siegel Gutes vom Bauernhof und hat die ersten Mehlwürmer mit Bio-Siegel von Bio Austria als Futtermittel[2]. Die ab 2020 geltenden Biorichtlinien von Bio-Mehlwürmer als Lebensmittel werden eingehalten. Der Betrieb Die Wurmfarm wird als Besichtigungsbetrieb zum Thema Insektenzucht geführt.

Unternehmen

Die Wurmfarm arbeitet mit verschiedenen österreichischen Spezialmaschinenbauer zusammen, um spezielle Sortieranlagen für Mehlwürmer, Glasröhrchenabfüllgeräte oder Röstgeräte für Mehlwürmer anfertigen zu lassen.

Das Unternehmen pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der FHJoanneum in Graz, Universität für Bodenkultur Wien, Universität Innbruck, sowie Forschern aus Klagenfurt und Finnland. So werden Bachelorarbeiten, Masterarbeiten von Studenten und Projektarbeiten von Schülern werden sowohl mit Knowhow, als auch Mehlwürmern unterstützt. Einige der Studien befassen sich mit der Wirksamkeit von Insektendünger auf Pflanzenstärkung und Wachstum in Glashaus- und Freilandversuchen. Das in der Produktion entstehende Chitin wurde 2019 für eine Studie nach Finnland geschickt, mit dem Ziel aus Chitinnanopartikel in Kombination mit Zellulosenanopartikel über ein spezielles Sprühverfahren biologisch abbaubare Frischhaltefolien herzustellen, wie es schon anderen Forschungsgruppen in China und Amerika gelungen is[3]t[4].

Die Wurmfarm bedient sich neben der traditionellen Medien auch aktiv im Social Media Bereich zu finden wie etwas auf Facebook, Instagram, Twitter und Youtube, die Einblicke in Zucht, Weiterverarbeitung, Produktentwicklung, Forschung und Technologie rund um die Mehlwurmzucht bieten.

Die Wurmfarm wurde interessant für verschiedene lokale Medien in Kärnten. Neben Zeitungen wie der Kärntner Bauer, die Unterkärntner Nachrichten, Lavanttaler, Woche Lavanttal, Kleine Zeitung Kärnten, kamen auch der ORF und Servus TV zum Dreh für Fernsehsendungen wie "Land und Leute" und "Servus am Abend". Im November 2019 erschien ein Radiointerview auf Ö1 zum Thema "Zukunftessen".

Eigentümerstruktur

Andreas Koitz führt die Landwirtschaft als Landwirtschaftlicher Facharbeiter und ist für den Bereich Vertrieb und Einkauf zuständig. Lisa-Marie Schaden macht das Marketing, die Produktion und Weiterverarbeitung und die Foschungsarbeiten am Betrieb. Für die Organisation, Buchhaltung und Planung ist Johann Koitz zuständig.

Geschichte

Andreas Koitz gründete zusammen mit Lisa-Marie Schaden 2017 die Wurmfarm als landwirtschaftlichen Betrieb. 2017 widmeten die Beiden ganz den Zuchtaufbau der Mehlwürmer. Da es kaum Informationen darüber gab, mussten sie einiges selbst erarbeiten. 2018 liefen dann die ersten Lebensmittelanalysen und die ersten Mehlwürmer wurden gefriergetrocknet an Großhändler verkauft. Die ersten Betriebsführungen auf der Landwirtschaft fanden statt. Es wurde an der Weiterverarbeitung in der eigenen Versuchsküche gearbeitet. 2019 wurden Gewerbe dazugemeldet und die ersten eigene Produkte wurden über die Direktvermarktung und über den Online Shop verkauft. Johann Koitz verstärkte das Team und machte ein weiteres Wachstum möglich. Die Außenanlagen wurden komplett hergerichtet, das alte Bauernhaus wich einem Parkplatz für Busse. Workshops für Hobbyzüchter von Mehlwürmern wurden angeboten und neben großen Führungen von Schulen und Firmen gab es einige Vorträge und Kochkurse an den Schulen.

Produkte

Neben gerösteten Mehlwürmern mit Salz oder Gewürzsalz gibt es auch mit Chili gefütterte Mehlwürmer, die nur durch die Fütterung scharf schmecken. Außerdem Honig-Würmchen, in Akazienhonig eingelegte geröstete Mehlwürmer, Würmchen-Pulver, Hundeleckerlies, Chips, Nudeln, Riegel, Schokolade mit Würmchen.

Die blanchierten und essfertigen Koch-Würmchen sind bereits in einigen Speisekarten der österreichischer Gastronomie zu finden, wie zum Beispiel bei den Burgerfilialen von LeBurger in Wien[5], bei Luculla culinaria in Vorarlberg oder im Restaurant Holler in Wiener Neustadt.

Gesetzeslage

Mit der neuen Novel-Food-Verordnung, die seit 1. Jänner 2018 gilt, sind Mehlwürmer und andere Insekten neuartigen Lebensmittel oder Novel Food[6], das heißt, sie brauchen eine Zulassung als Lebensmittel. Die Wurmfarm hat als eines von vier Unternehmen diesen Antrag 2019 gestellt und darf somit Mehlwürmer als Lebensmittel produzieren und verkaufen, bis der Antrag fertig bearbeitet wurde. Wenn dem Antrag zugestimmt wird, dann wird es generell erlaubt sein, Mehlwürmer zu züchten. Mehlwürmer als Futtermittel für Tiere sind seit 2017 für Fisch im Fischfutter[7] erlaubt und werden für Hühner und Schweine aktuell beantragt. Da tierisches Protein zunehmend knapper wird, sind Insekten ein natürlicher Lösungsansatz für dieses Problem und wurden von der FAO empfohlen[8].

In Österreich wurden auf Grund einer Leitlinie bisher nur als ganze Insekten erkennbare Produkte verkauft.[9], die vom österreichischen Ministerium zu Verfügung gestellt wurde. Die Leitlinie gilt als Richtlinie aber nicht als Verordnung. Daher wurde im Laufe des Jahres 2019 bereits vermahlene Insekten und Produkte mit Insektenpulver am österreichischen Markt von Zirp Insects und der Wurmfarm angeboten.

Einzelnachweise

  1. Alternative Ernährung: Bio-Mehlwürmer aus dem Lavanttal. Abgerufen am 7. Dezember 2019 (deutsch).
  2. EUR-Lex - 32018R0848 - EN - EUR-Lex. Abgerufen am 7. Dezember 2019 (english).
  3.  Chinmay Satam, Cameron Irvin, Augustus Lang, Jerel Jallorina, Meisha Shofner: Spray-Coated Multilayer Cellulose Nanocrystal—Chitin Nanofiber Films for Barrier Applications. In: ACS Sustainable Chemistry & Engineering. 6, Nr. 8, 2018, ISSN 2168-0485, S. 10637–10644 (https://ww2.chemistry.gatech.edu/reynolds/node/328).
  4. Green Science Alliance Co Ltd: Green Science Alliance Co., Ltd. Has Started Production of Chitin Nanofiber, Chitosan Nanofiber. Abgerufen am 7. Dezember 2019 (english).
  5. So schmeckt der erste Mehlwurm-Burger Wiens - derStandard.at. Abgerufen am 7. Dezember 2019 (österreichisches deutsch).
  6.  Regulation (EU) 2015/2283 of the European Parliament and of the Council of 25 November 2015 on novel foods, amending Regulation (EU) No 1169/2011 of the European Parliament and of the Council and repealing Regulation (EC) No 258/97 of the European Parliament and of the Council and Commission Regulation (EC) No 1852/2001 (Text with EEA relevance). Nr. 32015R2283, 11. Dezember 2015 (http://data.europa.eu/eli/reg/2015/2283/oj/eng).
  7.  Commission Regulation (EU) 2017/893 of 24 May 2017 amending Annexes I and IV to Regulation (EC) No 999/2001 of the European Parliament and of the Council and Annexes X, XIV and XV to Commission Regulation (EU) No 142/2011 as regards the provisions on processed animal protein (Text with EEA relevance. ). Nr. 32017R0893, 25. Mai 2017 (http://data.europa.eu/eli/reg/2017/893/oj/eng).
  8. Insects for food and feed. Abgerufen am 7. Dezember 2019.
  9. Leitlinien, Richtlinien, Empfehlungen usw. der Codexkommission - KVG. Abgerufen am 7. Dezember 2019.

Weblinks