Beatrix von Zollern

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Beatrix von Zollern
Beatrix von Zollern, gemeinsam mit ihrem Ehemann Albrecht und dessen erster Ehefrau Elisabeth von Böhmen, auf einem Glasfenster in der Erhardskirche von Breitenau. Das Glasfenster gilt als Arbeit aus der Hofwerkstätte und dürfte zwischen 1386 und 1395 geschaffen worden sein.

Gräfin Beatrix von Zollern, auch Burggräfin Beatrix von Nürnberg (* um 1362 / 1365[1], vermutlich in Nürnberg, auf der Nürnberger Burg; † 10. Juni 1414, in Perchtoldsdorf[2]), aus dem Haus der Hohenzollern war durch Heirat eine Herzogin von Österreich, die durch ihr Leben in Perchtoldsdorf diesen Ort zu ihrer Zeit entscheidend prägte.

Herkunft und Familie

Beatrix war die Tochter des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg aus dessen Ehe mit Elisabeth von Meissen, einer Enkelin von Kaiser Ludwig dem Baiern[A 1].[3]

Im Jahr 1375 heiratete sie Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe"), nachdem dessen erste Ehefrau Elisabeth von Böhmen, eine Tochter von Kaiser Karl IV, im Jahr 1373 gestorben war. Ihr Sohn war der spätere Herzog Albrecht IV. von Österreich ("Albrecht der Geduldige").

Leben

Über das Leben von Beatrix ist fast nichts bekannt. Die Verhandlungen für ihre Eheschließung wurden 1374 in Passau abgeschlossen. Angeblich fand die Eheschließung erst 1375 stattfinden, da der für die Einsegnung vorgesehene Bischof von Passau auf seiner Reise nach Wien[A 2] von steirischen Ministerialen wegen einer Fehde vorübergehend gefangen genommen wurde. Die Hochzeit wurde jedenfalls in der Stadt Wien[4] in Anwesenheit vieler Adeliger, darunter des Herzogs Friedrich von Baiern gefeiert.[5]

Beatrix, die Albrecht um fast zwanzig Jahre überlebte, blieb nach seinem Tod im Herzogtum Österreich. Ihre Grabstätte ist unbekannt, es wird angenommen, dass sie, wie ihr Ehemann und ihr Sohn, in der Herzogsgruft im Wiener Stephansdom, die ihr Schwager Herzog Rudolf der Stifter errichten ließ, beigesetzt ist.[6]

Beatrix und Perchtoldsdorf

Herzogin Beatrix war im Besitz der Burg und Herrschaft Perchtoldsdorf, wo sie seit 1386 häufig ihren Wohnsitz hatte. Als Witwe hatte sie hier und in der alten Burg in Freistadt ihren Witwensitz. Sie gründete das Bürgerspital in Perchtoldsdorf und förderte die Entwicklung des damaligen Ortes. Ihr Sohn Albrecht IV. stellte wohl auf ihre Vermittlung hin im Jahr 1400 ein Jahrmarktspatent für Perchtoldsdorf aus.

Vermögensverhältnisse

Ihr Ehemann hatte Beatrix die Herrschaft Perchtoldsdorf übertragen. Nach seinem Tod bezog sie außerdem eine jährliche Rente, die aus Einnahmen der Gerichte Wels, Linz, Tulln und Wiener Neustadt bezahlt wurde.[7] Nach dem Sturz (1395) des Hofmeisters Johann von Liechtenstein kamen die Burg und Herrschaft Tulbing, die dieser gemeinsam mit seinem Bruder Hartneid von Liechtenstein|Hartneid 1393 von den Zelkingern gekauft hatte, an Herzog Albrecht (III.) mit dem Zopfe, von dem sie an Herzogin Beatrix vererbt wurde. Diese überließ sie wenig später an Jörg den Pazmann, der sie 1397 für ein halbes Jahr an die Kartause in Mauerbach verpfändete. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts dürfte die Feste wieder landesfürstlicher Besitz gewesen sein, den Herzog Albrecht (IV.) der Geduldige 1402 an den Bischof von Passau abtrat.[8]

Der Frauenhofstaat von Herzogin Beatrix

Über den Hofstaat von Herzogin Beatrix ist wenig bekannt. Sie verfügte über ihren eigenen Kämmerer.[9] Dieser war Peter von Görlitz, dessen Bruder Hans als Kämmerer zu den Dienstleuten ihres Ehemannes gehörte.[10] Ihr Frauenhofmeister war 1380-1386 Stephan (III.) von Zelking, als sein Nachfolger ist 1388-1392 Heinrich der Lichtenegger belegt.[11] 1386 und noch 1392 ist Hans der Turs von Lichtenfels an ihrem Hof als Truchsess belegt. Hofkaplan ("Kapellan") der Herzogin war um 1381 Michael Schönnauer und in den 1390er-Jahren Ulrich von Pottenstein.[9]

Würdigung

In Perchtoldsdorf wurde vor 1900 die Beatrixgasse nach ihr benannt. Dabei handelte es sich um die frühere Spitalsgasse, die um 1700 Roßschwemmgässl geheißen haben soll.

Weitere Spuren von Beatrix im heutigen Österreich

Steiermark

  • Breitenau am Hochlantsch: Beatrix ist gemeinsam mit ihrem Ehemann Albrecht und dessen erster Ehefrau Elisabeth von Böhmen auf einem Glasfenster in der Pfarrkirche St. Erhard dargestellt. Beatrix trägt auf der Glasscheibe wie auch die andere Ehefrau einen hermelinverbrämten Mäntel und den Kruseler, ihr Haar hängt ihr allerdings in einem dicken Zopf über den Rücken.[12]

Tirol

  • Stans: Außerdem ist sie gemeinsam mit Albrecht und Elisabeth auf dem berühmten Habsburger-Stammbaum im Habsburgersaal auf Schloss Tratzburg zu finden.[13]

Wien

  • Ihre bekannteste Darstellung, wieder gemeinsam mit Albrecht und Elisabeth, dürfte jedoch die auf Habsburger-Stammbaum von Konrad Doll sein, der 1496 in Tirol geschaffen wurde und sich heute als Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in der Hofjagd- und Rüstkammer der Neuen Burg in Wien befindet, wo sie und ihr Ehemann durch den grünen Zweig und die um um den Hals gelegten Zöpfe als Paar hervorgehoben werden.[14]
  • Nach ihrem Tod wurde Beatrix bei ihrem Ehemann in der Herzogsgruft des Wiener Stephansdoms beigesetzt.[15]

Beatrix in Legende und Sage

Herzog Albrecht III. gilt als Gründer des Zopfordens, um den sich im 15. Jahrhundert eine Gründungslegende bildete, deren Vorbild die Legenden um den 1348 vom englischen König Eduard III. gestifteten Orden zum Hosenband sein dürften. Diese ist erstmals bei Georg von Ehingen überliefert. Danach soll Albrecht zu seiner Ordensgründung von einer Dame inspiriert worden sein, die ihm ihren Zopf schenkte. In späteren Versionen wurde die Rolle dieser Dame auf Beatrix übertragen, was ihre Darstellungen in der bildnerischen Kunst beeinflusste.[16] In einer Sage, die auf der Burg Greifenstein (heute Teil der Gemeinde St. Andrä-Wördern) angesiedelt ist, lässt sich die Herzogin aus Mitgefühl mit einer zu Unrecht des Ehebruchs beschuldigten Ritterfrau ihr Haar abschneiden, was hier ebenfalls die Gründung des Zopfordens zur Folge hat.[17]

Belletristik

  • Anna Fuchs: Das gelbe Hurentuch. (Historische Romane im Gmeiner-Verlag). Gmeiner-Verlag 2013, ISBN 978-3-8392-1462-6
  • Anna Fuchs: Der blaue Liebesknoten. (Historische Romane im Gmeiner-Verlag). Gmeiner-Verlag 2014, ISBN 978-3839215753

Beatrix ist in beiden Romanen eine sympathische Nebenfigur.

Literatur

Weblinks

 Beatrix von Zollern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1360 nach Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 64
  2. Beatrix von Zollern im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. siehe auch: Beatrice of Nuremberg, Englische Wikipedia, abgerufen am 20. Februar 2016
  4. vgl. Albrecht III. von Österreich, WienWiki.AT, eingesehen am 15. April 2017
  5. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 92
  6. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 64
  7. vgl. Christian Lackner: Ein Rechnungsbuch Herzog Albrecht III. von Österreich. Edition und Textanalyse (= Silvia Petrin - Willibald Rosner (Hrsg.): Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. Bd. 23) (= NÖ Schriften 93 Wissenschaft). Selbstverlag des NÖ Instituts vor Landeskunde, Wien, 1996. ISBN 3-85006-085-3. S. 43, Fußnote 5.4
  8. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 327f.
  9. 9,0 9,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 53
  10. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 110
  11. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 51
  12. vgl. Floridus Röhrig - Gottfried Stangler (Hrsg.): Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379. Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung in Wiener Neustadt vom 12. Mai bis 28. Oktober 1979 (= (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. Neue Folge 85). Eigenverlag des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung, Kulturabteilung, Wien, 1979, S. 474 digital
  13. vgl. Habsburgersaal, Schloss-Tratzberg.AT, abgerufen am 6. August 2020
  14. vgl. Stammbaumdetail, Pinterest.COM, abgerufen am 6. August 2020
  15. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 297
  16. vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. Phil. Dissertation (ungedruckt), Wien, 2009, S. 48, zum Zopforden S. 33f. digital
  17. vgl. Schloss Greifenstein, Sagen.AT, abgerufen am 13. Juli 2019

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich. Sie gehörte zu den Landständen des Herzogtums und galt als dessen wichtigste Stadt. Unter den Babenbergern war Wien seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des österreichischen Landesfürsten. Wien zählte zur Zeit Albrechts mit Zopfe zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger, wurde aber erst im 17. Jahrhundert endgültig die Hauptstadt ihres Reiches.
  3. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
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