Ulrich von Kapellen

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Ulrich (II.) von Kapellen (* 1250; † 1301), auch Ulricus de Capella oder Ulrich von Kapellen der Jüngere, genannt Ulrich der Lange beziehungsweise der hinkende, lange Kapeller, war ein Adliger des Herzogtums Österreich. Unter König Rudolf I. wurde er dort Landrichter "ob der Enns"[A 1].

Herkunft und Familie

Ulrich (II.) von Kapellen entstammte der Familie der Kapeller, einer edelfreien Familie, deren Aufstieg als Ministeriale[A 2] der Markgrafen von Steier begann. Unter den Habsburgern spielten die Kapeller im Spätmittelalter eine wichtige Rolle in der Landespolitik des Herzogtums Österreich. 1408 starben sie in "männlicher" Linie aus und wurden von den Familien der Liechtensteiner und der Dachsberger beerbt.[1]

Ulrich (II.) von Kapellen war dreimal verheiratet, wobei die Herkunft seiner Ehefrauen nicht eindeutig geklärt ist:

∞ in 1. Ehe mit Gertrud, entweder eine Tochter von Ulrich von Lonsdorf (Lonstorf) oder eine Schwester von Gundaker, Dietmar und Ulrich von Losenstein[2]
∞ in 2. Ehe mit Elisabeth, entweder Zelkingerin oder eine Tochter von Heinrich Truchsess von Kreuzenstein und Lengbach.[3]
∞ in 3. Ehe mit Margaretha von Falkenberg († um / nach 1345), vermutlich eine Schwester von Rappoto von Falkenberg[4] Als Witwe bestätigte ihr das Zisterzienserstift Zwettl 1345 die Stiftung eines dritten Eies für die Mönche zur Nachtzeit mit Gütern zu Friedreichs (heute Teil der Gemeinde Großschönau) und Reinprechtsbruck (heute Teil der Gemeinde Zwettl).[5]

Ulrich (II.) hatte aus seinen Ehen mehrere Kinder, darunter:

Leben

Ulrich (II.) von Kapellen hatte umfangreichen Besitz im unteren Mühlviertel, den er wesentlich vergrößerte.[4] Er war ein Parteigänger von König Rudolf I. und soll sich in der Schlacht auf dem Marchfeld (26. August 1278) besonders hervorgetan haben.[6] Angeblich war er es, der die Schlacht mit einer Reiterattacke von Reservetruppen entschied.[7] Unter König Rudolf wurde er Landrichter und (Landes-)Hauptmann des Herzogtums Österreich (ob der Enns).[4]

Ulrich (II.) von Kapellen erwarb Besitzungen in Gumpendorf (heute Teil des 6. Wiener Gemeindebezirks), wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte. Außerdem ließ er sich in der Stadt Wien[A 3] auf dem Platz "Am Hof" bei der Kapelle St. Pankraz ein Haus erbauen. Nach seinem Tod wurde er in der Kirche "Zum Heiligen Ägidius" in Gumpendorf beigesetzt. Zu seinem Totengedenken hatte er verfügt, dass in dieser Kirche täglich zwei Messen für ihn gelesen werden sollten.[6]

Literatur

  • Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016

Weblinks

Ulrich von Kapellen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

Einzelnachweise

  1. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981, S. 149, mit Fußnote 14
  2. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 48f.
  3. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 48
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 49
  5. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Sigmund149 wurde kein Text angegeben.
  6. 6,0 6,1 vgl. Ulrich von Kapellen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. vgl. Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel - Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 260

Anmerkungen

  1. Der Landrichter ob der Enns gilt als ein Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Niederösterreich.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im Herzogtum Österreich und gehörte zu dessen Landständen. Sie war unter der Herrschaft der Babenberger seit Herzog Heinrich (II.) ("Heinrich Jasomirgott") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der Habsburger. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.
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