Pfeifenrohrproduktion aus Badener Steinweichsel

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Die Pfeifenrohrproduktion aus Badener Steinweichsel geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts im Raum von Baden zurück. Die kulitivierten Pflanzungen und Verabreitungen machten dort einen bedeutenden Wirtschaftszweig aus.

Bereits früher wurden in vielen Regionen die einzelnen Pflanzenteile der Steinweichsel für verschiedene Zwecke verwendet. So fand in der Seifenherstellung die Weichsel Anwendung. Bekannt ist in dieser Richtung die Parfümierkirschen-Kultivierung in den französischen Vogesen, wo man die Steinweichsel nach einem dort abgegangenen Kloster St. Lucien Kirsche nennt. Ausgehend von Baden wurde die Parfümierkirsche in zahlreichen Gegenden in Ostösterreich, wie im Raum um Stockerau oder Ernstbrunn verarbeitet. Auch Werkzeugstiele aus dem Holz der Weischsel war begehrt. Wo die ursprüngliche Verwendung der Ausschlagrute zur Pfeifenrohrherstellung eigentlich herkommt, ist nicht bekannt. Aber eine weitläufige Kultivierung geht in diesem Fall auch von Baden aus.

Pioniere dieser Kultivierung sind die beiden Familien Trenner und Biondek. Sie waren es, die mit der Badener Steinweichsel gut verdient haben und aus ihr eine internationale Marke machten. Die Anfänge dieser Kulturen sind um 1820 bekannt. Der Drechslermeister Franz Trenner begann die Pfeifenrohre herzustellen und sie mit anderen Badener Andenken zu verkaufen. Wurde zuerst aus der wilden Weichsel an den Hängen des Wienerwaldes produziert, zog er mit seinem Vater Joseph Trenner bald auf einigen Hektar aus Samen. Kurz darauf pflanzte auch Michael Biondek einen eigenen Garten aus. Bald begann eine industrielle Verarbeitung zu Pfeifenrohren, von der Joseph Trenner als der Gründer gilt.

Um 1830 kamen auch die beiden Germer (1816-1899) und Adolf Zantominicci, in einer Zeit in der um etwa 70 Hektar angebaut wurden und 250 Menschen in dem Wirtschaftszweig bereits beschäftigt sind, nach Baden. Auch zahlreiche kleinere Familienbetriebe lebten davon und es wurden einige Hunderttausende Pfeifenröhrchen verkauft. Nachdem das Geschäft so florierte, findet man in den 1860er und 1870er Jahren zahlreiche Kulturen bis nach Krems, aber auch im Raum von Deutsch-Westungarn, wie das Burgenland hieß, wo man neben den Pfeifenrohren auch Zigarren- und Zigarettenspitze, sowie Spazierstöcke aus dem Holz produzierte. Im Burgenland war der Höhepunkt in den 1880er und 1890er Jahren.

Weltumspannende Handelsbeziehungen erlaubten auch die Produkte aus der Badener Weichsel weithin zu verkaufen. Wurde zwar hauptsächlich innerhalb Europas verkauft, sind auch Lieferungen nach Australien bekannt. Geliefert wurde zum Teil auch nur das Halbfabrikat, das in den Zielländern fertig verarbeitet wurde. Ein Großauftrag wurde auch aus den Medien bekannt:

„Das Badener Weichselrohr in der deutschen Armee.Jüngst ging durch die Blätter die Meldung, dass der deutsche Kronprinz die Soldaten seines Armeekorps mit Tabakpfeifen zum Weihnachtsabend beschenkte. Hiezu sei bemerkt, dass die Rohre zu denselben den Badener Weichselpflanzen entstammen und in der Zahl von 20000 Dutzend = 240.000 Stück von den hießigen Weichselgartenbesitzern Herrn Josef Biondek, Josef Trenner und Adolf Zandominizzi geliefert wurden. Ursprünglich war beabsichtigt, die ganze Pfeife nach englischer Art in Weichsel herzustellen,doch man kam später davon ab und wählte die Type der deutschen Pastorenpfeife mit Porzel­lankopf, Wassersack und Gummischlauch. Die Pfeifen sind mit dem Bilde des deut­schen Kronprinzen geschmückt und bilden ein hübsches Kriegsandenken“

Badener Zeitung Ausgabe[1]

Besonders starke Weichselrohre (bis 2 Zentimeter Durchmesser) wurden auch als Schlagstöcke verwendet. Sie waren in den englischen Kolonien eine günstige Alternative zu den für die Zivilbevölkerung verboteten Schusswaffen. Bis in die 1950er Jahre wurden solche auch nach Äthiopien geliefert.

Der Großteil der Weichselgärten wurden allerdings im Laufe des Ersten Weltkrieges aufgelassen, da die Pfeife sehr stark durch die Zigarette verdrängt wurde. Einzelne Gärten konnten sich jedoch doch noch bis in die Zwischenkriegszeit erhalten. So wurden im das Jahr 1928 immerhin noch 600.000 im Burgenland und 300.000 Weichselschüssein Niederösterreich vermarktet.

Im Laufe der Zeit wurden sämtliche Fabriken geschlossen und nur mehr ein letzter Produzent kultiviert die Steinweichsel. Der Weichselgarten befindet sich in Walbersdorf im Burgenland.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Das Badener Weichselrohr in der deutschen Armee. In: Badener Zeitung, 6. Jänner 1915, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt

Weblinks