Gertrud von Sachsen

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Herzogin Gertrud, "Babenberger"-Glasfenster im Stift Heiligenkreuz

Gertrud von Babenberg[A 1] (* 18. April 1115; † 18. April 1143)[1], besser bekannt als Gertrud von Sachsen, auch Gertrud von Supplinburg oder Gertraud von Süpplingenburg, war die erste Ehefrau von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott", der über Gebiete der heutigen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich herrschte. Bekannt ist sie aber vor allem als Mutter von Herzog Heinrich "dem Löwen".

Herkunft und Familie

Gertrud von Babenberg war das einzige Kind von Herzog Lothar von Sachsen († 1137), besser bekannt als Kaiser Lothar III., aus dessen Ehe mit Richenza von Northeim († 1141). Sie war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe seit 1127 mit Herzog Heinrich "dem Stolzen" († 1139) aus der Familie der Welfen, damals Herzog von Baiern[A 2], seit 1137 auch Herzog von Sachsen
  • Heinrich von Braunschweig ("Heinrich der Löwe") († 1195), Herzog von Sachsen und Baiern
∞ in 2. Ehe seit 1142 mit Herzog Heinrich "Jasomirgott" († 1177), damals Herzog von Baiern und Markgraf von Österreich
  • Richenza (Richardis) (* 18. April 1143 † nach 1196), Landgräfin von Waltersdorf

Leben

Gertrud von Babenberg war die zweite Tochter eines Kaisers, die einen Babenberger heiratete. Es handelte sich dabei um eine politisch hochbrisante Eheschließung, mit der König Konrad III. aus der Familie der Staufer, der ältere Halbbruder von Herzog Heinrich "Jasomirgott", versuchte, den durch seine Königswahl entstandenen Machtkampf zwischen seiner Familie und der von Gertruds ersten Ehemann beizulegen. 1139 hatte König Konrad aus politischen Gründen seinem "welfischen" Konkurrenten, Gertruds ersten Ehemann, die Herzogtümer Sachsen und Baiern aberkannt und mit dem Letzteren seinen Halbbruder Markgraf Leopold "den Freigiebigen" belehnt.[2] Nach dessen Tod (1141) wurde eine Neuvergabe des Herzogtums Baiern zunächst zurückgestellt und stattdessen eine Lösung versucht, mit der weitere Kämpfe verhindert werden sollten. Dies erforderte eine tragbare Einigung mit der Witwe Gertrud, welche die Interessen ihres Sohnes, zunächst gemeinsam mit ihrer Mutter und nach deren Tod alleine vertrat, und mit welcher ein Kompromiss ausgehandelt wurde. Gertrud schloss eine neue Ehe mit dem Pfalzgrafen Heinrich am Rhein, einen weiteren Halbbruder von König Konrad, den dieser nach dem Tod von Herzog Leopold (IV.) als Markgraf von Österreich eingesetzt hatte und verzichtete zugunsten ihres neuen Ehemannes für ihren Sohn Heinrich "den Löwen" auf das Herzogtum Baiern. Als Gegenleistung für diesen Verzicht erhielt Heinrich "der Löwe" das Herzogtum Sachsen zurück, dessen Verwaltung seine Mutter zunächst selbst übernahm, da er erst ein wenig später mündig wurde. Durch diese Regelung verlor Heinrich "der Löwe" zwar das Herzogtum Baiern, es verblieb aber in seiner Familie.[3] Die Kosten für Gertruds zweite glanzvolle Hochzeit, deren Feierlichkeiten 14 Tage andauerten, übernahm König Konrad, was zeigt, wie wichtig es auch für ihn war, mit Gertrud und ihrem Sohn zu einer Einigung zu gelangen.[4] Diese hielt leider nicht sehr lange, da Gertrud bereits 1143 bei der Geburt ihrer Tochter Richardis verstarb.[1] Sie ist die einzige Ehefrau eines Babenbergers, bei der bekannt ist, woran sie starb.[5]

Gertrud, die als Kaisertochter wohl über entsprechendes Selbst- und Standesbewusstsein verfügte, dürfte nach den von ihr hinterlassenen Urkunden und nach ihren belegten Handlungen zu schließen, eine energische und politisch tatkräftige Dame gewesen sein. Auf dem Gebiet des heutigen Landes Österreich hat sie jedoch keine entscheidenden Spuren hinterlassen, was mit der nur kurzen Dauer ihrer zweiten Ehe zusammenhängen dürfte.[1] Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Gertrud in der älteren und neueren Geschichtsforschung nicht nur im Schatten ihrer Mutter steht, sondern im Unterschied zu dieser auch kaum Beachtung gefunden hat. Ein ganz anderes Bild ergibt sich aus den zahlreichen zeitgenössischen Quellen, die sich zu den reichspolitischen Geschehnissen in den Herzogtümern Sachsen und Baiern erhalten haben. Hier steht Gertrud keineswegs im Schatten ihrer Mutter, sie ist ausgesprochen präsent und ihre Darstellung weitgehend positiv.[6]

Erinnerungsstätten an Gertrud von Babenberg im heutigen Niederösterreich

  • Heiligenkreuz: Die Gebeine von Herzogin Gertrud wurden im 13. Jahrhundert in die Grablege der Babenberger im Kapitelsaal von Stift Heiligenkreuz überführt. Sie ist dort im sogenannten "Babenberger-Glasfenster" dargestellt.
  • Klosterneuburg: Gertrud von Babenberg ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.

Literatur

  • Bettina Elpers: Gertrud von Supplinburg († 18. April 1143) und Richenza von Northeim († 10 Juni 1141). Unterschiedliche Strategien um Kampf und Ausgleich in Sachsen. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 79-97
  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6

Weblinks

 Gertrud von Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 226
  2. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225
  3. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225f.
  4. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 88
  5. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 207
  6. Bettina Elpers: Gertrud von Süpplingenburg, 2003, S. 94

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Maria von BöhmenEhefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

Theodora Komnena
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