Catharina de Gara

Aus Regiowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Blick auf die Villacher Pfarrkirche St. Jakob. Hier ließ Gräfin Catharina ihre Grabkapelle errichten.

Catharina de Gara (auch Catharina von Gara, Katharina von Gara, Katharina Garai) (* um 1418; † 4. September 1472[1]) war die zweite Ehefrau von Graf Heinrich (IV.) von Görz-Tirol und Mutter seiner Söhne Johann (II.) und Leonhard von Görz-Tirol, die ihm als Herrscher der Grafschaften Görz und Lienz nachfolgten. Bekannt ist sie durch die "Grünburger Fehde", die nach ihr auch als die "Frauenfehde" bezeichnet wird.

Herkunft und Familie

Catharina de Gara entstammte einer einflussreichen ungarischen Magnatenfamilie. Nikolaus de Gara der Ältere († 25. Juli 1386), Palatin des ungarischen Königreiches, war unter König Ludwig I. der Aufstieg in den ungarischen Hochadel gelungen. Dessen Sohn Nikolaus de Gara der Jüngere (* um 1367; † 1433) heiratete um 1402 Anna von Cilli (* um 1384, † 1439) eine Schwester des Grafen Friedrich (II.) von Cilli. Ihre jüngere Schwester Barbara wurde die zweite Ehefrau des späteren Kaisers Sigismund, somit war er dessen Schwager. Nikolaus de Gara der Jüngere oder sein Sohn Ladislaus de Gara dürfte Catharinas Vater gewesen sein.

Catharina de Gara heiratete um 1438[2] Graf Heinrich (IV.) von Görz-Tirol (* um 1376 / 1380; † nach dem 18. März 1454 und vor dem 8. Juni 1454, in Toblach[3]), gefürsteter Graf von Görz. Aus dieser Ehe sind drei Söhne belegt:

  • Johann (II.) von Görz-Tirol (* zw. 1438 und 1444[4]; † 22. Mai 1462, in Lienz), von 1454 bis 1462 gefürsteter Graf von Görz.
  • Ludwig von Görz-Tirol (* zw. 1438 und 1444[4]; † um 1456[5])
  • Leonhard von Görz-Tirol (* 1444, in Lienz; † 12. April 1500, in Lienz), bis 1500 gefürsteter Graf von Görz, mit ihm starb die Dynastie aus.

Catharina als Gräfin von Görz

Erste Ehejahre

Heinrich (IV.) hatte am 26. Dezember 1436 in St. Veit an der Glan mit Herzog Friedrich (V.) von Österreich, dem späteren Kaiser Friedrich III., den am 7. Juli 1394 geschlossenen Erbvertrag zwischen seiner Familie und den Herzögen vom Österreich (Habsburgern) erneuert. Schon am 14. März 1437 schloss er in Oberdrauburg einen weiteren Erbvertrag mit den Grafen Friedrich (II.) von Cilli (seinem früheren Schwager) und dessen Sohn Ulrich (II.), durch den der Vertrag von St. Veit an der Glan de facto aufgehoben wurde.[6] Seine zweite Ehe mit Catharina, aus der er doch noch Erben hatte, dürfte weder im Interesse des späteren Kaisers noch der Grafen von Cilli gelegen haben.

1443 wurde der Erbvertrag von St. Veit an der Glan zwischen ihm und Friedrich III. erneut bestätigt, dieser anerkannte als Gegenleistung dafür, die Reichsunmittelbarkeit der Grafen von Görz. Für dieses Jahr ist der erste Ehekonflikt zwischen Catharina und Heinrich belegt. Da Heinrich ihr angeblich eine standesgemäße Ausstattung verweigerte, ließ Catharina ihn auf Schloss Bruck gefangen nehmen. Nach seiner Befreiung durch Graf Ulrich (II.) von Cilli und unter dessen Vermittlung und der des Bischofs von Brixen kam es am 21. Oktober 1443 zu einer Vereinbarung, nach der Catharina die Grünburg im Gailtal als Residenz erhielt. Am 11. Dezember 1443 verlobte Heinrich außerdem seinen Sohn Johann mit Elisabeth, einer Tochter von Graf Ulrich, wobei er diesem auch die Vormundschaft über seine Söhne abtreten musste.[7] Nach ergebnislosen Verhandlungen am Hof von Friedrich III., die Heinrich (IV.) am 12. Jänner 1444 mit seiner Abreise aus St. Veit an der Glan beendete, blieb Catharina zunächst am Hof des Königs, um dort ihre Sache zu vertreten, ehe sie sich auf die Grünburg im Gailtal zurückzog. Von Heinrich in der Folge mehrmals zur Wiederaufnahme der ehelichen Ehegemeinschaft mit ihm aufgefordert, verweigerte sie dies.[8]

Die "Grünburger Fehde"

Die Grünburg bei St. Stefan im Gailtal, Abbildung aus der "Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae et modernae completa" von J.W. Valvasor. Sie war eine Residenz von Gräfin Catharina.

Am 23. Dezember 1444 sagte Catharina ihrem Mann von der Grünburg aus die Fehde an. Es scheint, dass sie mit dieser beabsichtigte, eine eigene Herrschaft in Oberkärnten zu errichten. Zu Beginn des Jahres 1445 ließ sie die Burg Priessenegg bei Hermagor besetzten. Dabei handelte es sich um eine frühere Besitzung der Grafen von Görz, die nach 1385 von Graf Friedrich von Ortenburg besetzt worden war. Nach dem Aussterben der Ortenburger war ihre Grafschaft und somit auch Priessenegg in den Besitz der Grafen von Cilli übergegangen. Heinrich wandte sich an den Grafen Ulrich (II.) um Hilfe, und gab diesen so einen Vorwand durch sein Eingreifen selbst Teile der Herrschaft an sich zu bringen. Catharina besetzte am 21. Februar 1445 mit der Weidenburg im Gailtal eine für die Kontrolle von diesem Tal wichtige Schlüsselposition. Dann versuchte sie die Burg Pittersberg bei Kötschach zu besetzen, was ihr jedoch nicht gelang. Inzwischen eroberte Ulrich (II.) die Weidenburg und übertrug ihre "Pflege"[A 1] Andreas von Graben. Heinrich hatte inzwischen auch den späteren Kaiser Friedrich III. um Hilfe ersucht, der den Grafen Ulrich am 26. März 1445 von Salzburg aus zur Rückgabe der Weidenburg an Heinrich aufforderte. Obwohl Catharina noch im Mai 1445 weitere Fehdebriefe an Heinrich schickte, konnte er seine Herrschaft in Oberkärnten letztlich zurückgewinnen.[9]

Die letzten Lebensjahre

1452 wurde Heinrich von seiner Frau auf Schloss Karstberg erneut gefangen genommen. Sie soll ihn im Einvernehmen mit Friedrich III. zur Abdankung zugunsten seines Sohnes Johann gezwungen haben. Um Ostern 1454 starb Heinrich (IV.), angeblich im Gewahrsam seiner Frau.[3] In seinem Testament vom 22. Jänner 1453 übertrug Heinrich (IV.) jedoch unter Übergehung seiner Ehefrau die Regierung für seine Söhne den Landständen[10]. Am 8. Juni 1454 übernahm Catharina als Regentin für ihren Sohn Johann offiziell die Herrschaft, konnte sich aber nicht behaupten. Bereits zu Beginn des Jahres, als Heinrich noch am Leben war, dürfte es zwischen ihr und diesem Sohn zu einem Konflikt gekommen zu sein. In der Folge zog sich Catharina mit ihrem anderen Sohn Leonhard nach Görz in die sogenannte "innere" Grafschaft zurück, wo sie eine Art Gegenregierung zu errichten versuchte. Ein Jahr später versuchte sie mit der Unterstützung der Republik Venedig nochmals die Herrschaft zu übernehmen und wurde daraufhin auf der Burg Heinfels interniert. Nachdem ihre Witweneinkünfte geklärt waren, kam sie nach einer Vermittlung durch die Republik Venedig, Herzog Siegmund den Münzreichen und Graf Ulrich wieder frei. Danach hatte sie als Altgräfin ihren Sitz auf den Burgen Moosburg und Grünburg.[11]

1471 stiftete Catharina de Gara eine Messe in der Kirche St. Jakob in Villach, wo sie auch eine Grabkapelle für sich errichten ließ. Von dieser hat sich eine Inschrift erhalten. Nach ihrem Tod dürfte sie in Villach beigesetzt worden sein.[12]

Persönlichkeit der Catharina de Gara und Einschätzung ihrer Ehe

Während ihr Ehemann bei ihm ausgesprochen negativ dargestellt ist, zeichnet Enea Silvio Piccolomini, ein Zeitgenosse von Catharina und Heinrich, sie als stolze und ehrgeizige Frau, die ihm mehr als einmal entschlossen entgegentritt.[13] Die Ehe mit Catharina de Gara bewahrte Heinrichs Familie vor dem Aussterben, dürfte aber nicht gerade glücklich gewesen sein. Inwieweit hier die Propaganda gewisse Geschehnisse aufgebauscht hat, lässt sich heute nicht mehr überprüfen. So verlockend es auch ist, die Schwierigkeiten dieser Ehe auf den großen Altersunterschied (zum Zeitpunkt der Eheschließung war Catharina ungefähr 20 Jahre und somit mindestens 40 Jahre jünger als ihr Ehemann) und die unterschiedlichen (negativen) Charaktere des Paares zurückzuführen, wie dies bereits bei Enea Silvio Piccolomini der Fall war, sind politische Gründe doch wahrscheinlicher. Dass Catharina gewöhnlich durchaus negativ gesehen wird (machtgierig, zänkisch und Ähnliches), während sie heute eher eine Art Sympathieträgerin ist[14], dürfte mit ihrer Rolle als "widerspenstiger" Ehefrau zu tun haben. Hinzu kommt, dass über ihre tatsächlichen Beweggründe nichts Relevantes überliefert ist, sodass offenbleiben muss, inwieweit Catharina in eigener Sache oder aufgrund einer tatsächlichen Notlage agierte oder von anderen Personen gegen Heinrich benutzt wurde beziehungsweise welche Ziele sie mit ihren Aktivitäten wie eben der "Frauenfehde" tatsächlich verfolgt hat.

Catharina de Gara in der bildnerischen Kunst

Ein Bild aus dem 15. Jahrhundert zeigt Catharina gemeinsam mit Heinrich IV. bei der Anbetung der Muttergottes. Es befand sich ursprünglich in der von Heinrich gestifteten Kirche Santa Maria di Bevazzana an der Mündung des Tagliamento, die 1967 nach Livorno übertragen wurde.[3] In der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz aus dem Jahr 1450/1454 findet sich ein Gewölbe-Schlussstein mit dem Schlangenwappen der Familie Gara.[15]

Literatur

Einzelnachweise

  1. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 257
  2. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 233
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  4. 4,0 4,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  5. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 243
  6. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224 und S. 233f.
  7. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234
  8. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 235
  9. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 235ff.
  10. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 239
  11. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240, S. 241 und S. 248
  12. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 257
  13. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 38
  14. so zum Beispiel bei Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 38f.
  15. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241

Anmerkungen

  1. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  2. Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität bei der Auslegung und Interpretation sind Abstriche zu machen.