Burgruine Kühnring

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Ein noch heute erhaltener Teil der früheren Burganlage

Die Burgruine Kühnring ist eine im Waldviertel gelegene frühere Höhenburg. Sie gilt als Stammburg der legendenumwobenen Ministerialenfamilie[A 1] der Kuenringer.

Lage

Teil des in der Nähe der Ruine befindlichen Kalvarienbergs

Die Reste der früheren Burganlage Kühnring befindet sich heute direkt bei der Pfarrkirche von Kühnring, einer Siedlung, die heute eine Kastralgemeinde der Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring ist. Zusammen mit dieser Kirche, die aus der früheren Burgkapelle entstanden sein dürfte[1], liegt die Ruine auf einer mäßig hohen Geländeterrasse, die sich spornartig gegen die Siedlung vorschiebt, welche sich entlang des Urtlbaches gruppiert.[2]

Die Burganlage

Von der früheren Burganlage sind heute nur mehr einige Mauerreste erhalten. Die Burg war im Norden und Osten durch den natürlichen Abfall zum Urtlbach geschützt, im Süden und Westen befand sich ein künstlich angelegter Graben.[3] Dort, wo sich das Zentrum der Burganlage befunden haben dürfte, befindet sich heute ein großer Teil des Ortsfriedhofes. Umgeben vo älteren Teil des Friedhofes finden sich innerhalb des östlichen Abschnittes die Kirche und der Karner.[4]

Geschichte

Die Burg, von der heute noch Reste erhalten sind, wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Als möglicher Erbauer gilt daher Hadmar I. von Kuenring.

Über eine Erbtochter der Kuenringer kam die Burg in den 1280er-Jahren an die Familie der Pottendorfer, welche die Burg Dienstleuten anvertrauten Einer von diesen war ein Wolfgang, der 1306 und 1309 genannt ist. Im 14. Jahrhundert kam die Burg Kühnring dann durch Kauf an die an Ulrich von Gaber. Konrad von Pottendorf war allerdings noch 1385 im Ort Kühnring begütert, wo ihm am 11. April 1385 von Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe" das Kirchenlehen und die Vogtei zugesprochen wurden, auf welches auch die Brüder Ernst, Hans, Heinrich und Ortolf von Stockhorn Anspruch erhoben hatten. Diese hatten Besitzungen im Ort Kühnring, welche ihnen der Herzog am 8. Juni 1387 zuerkannte, wobei er die Ansprüche von Seibold von Volkersdorf abwies. Wenig später ist Ortolf von Stockhorn auch als Besitzer der Burg Kühnring belegt. Die Cousins Hans und Anton von Stockhorn verkauften die Burg und Herrschaft Kühnring am 10. Februar 1417 in Wien an Herzog Albrecht (V.) von Österreich, dem späteren König Albrecht II. Dieser verpachtete beides an die Bürgerschaft der Stadt Eggenburg. Die Familie der Stockhorner dürfte aber vorübergehend nochmals mit der Siedlung Kühnring belehnt gewesen sein.[5]

1442 war Burg Kühnring wieder im Besitz der Familie der Pottensteiner. Albrecht von Pottenstein ist zu dieser Zeit als Vogt der Kirche von Kühnring belegt. 1459 bestimmten Albert und Christoph von Pottenstein, dass das Kirchenlehen zu Kühnring jedes Mal der Älteste der Familie vergeben sollte.[6] Wenig war die Burg Kühnring wieder im Besitz der Familie der Stockhorner. Über Siegmund von Stockhorn dürfte die Burg an Kaiser Friedrich III. gelangt sein. Mit diesem Besitzwechsel dürfte zusammenhängen, dass die Burg Kuenring 1461 von Johann von Götzendorf besetzt worden war. Dieser nutzte sie als Ausgangspunkt für Plündungen. Nach seiner Vertreibung verschrieb der Kaiser den "Genuss" des Dorfes Kühnring am 1. Mai und 7. Juli 1462 Wolfgang Kadawer (Kattauer). Dieser war einer seiner Räte und zu dieser Zeit als kaiserlicher "Pfleger"[A 2] für Eggenburg zuständig.[7]

1497 verlieh der spätere Kaiser Maximilian I. das Dorf Kühnring mit Kattau an den Reichsgrafen Heinrich (Prüschenk) von Hardegg. Wenig später kam die Herrschaft Kühnring nochmals an die Kühnringer, als Johann (IV.) von Kuenring, einer der Söhne von Balthasar von Kuenring, sie durch Kauf erwarb und 1513 seinem Sohn Marquard vererbte. Dieser verkaufte die Herrschaft 1540 an Hans von Puchheim in Horn. Bis 1558 gehörte sie Veit Albrecht von Puchheim.[7] 1158 kam siein Besitz seines Bruders Dietrich von Puchheim. Die Familie der Puchheimer förderte das Luthertum. 1615 verkauften sie die Herrschaft Kühnring an den Freiherren Hans Jacob von Kuefstein. Von diesem kam sie an Wolf Polani, der seinen Sitz im Pfarrhof hatte, bis die Pfarre 1621 von Kaiser Ferdinand II. eingezogen wurde. In den Jahren danach finden sich in der Herrschaft Kühnring verschiedene Besitzerinnen und Besitzer, so die Familien Polani und Eckstein von Ernegg sowie die Inhaber der Herrschaft Rosenburg.[8] 1663 wird sie als "öder Steinhaufen" bezeichnet.[9] Die Ruine gehörte den Familien von Sonau und Lamberg und schließlich der Fürstenfamilie von Kinsky.[10]

Wann der Verfall der Burg Kühnring begonnen hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Burg Kühnring mit Absicht zerstört wurde, der genaue Zeitpunkt und der Hintergrund für diese Zerstörung ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Meistens wird ein Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Burg und dem Kampf von Wolfgang Kadawer gegen Johann von Götzendorf Anfang der 1460er-Jahre gesehen. Angeblich soll einer der beiden Burg damals zerstört haben, die danach nur mehr provisorisch wiederhergestellt wurde.[9][11]

Die Burgkapelle von Kühnring

Die Pfarrkirche von Kühnring erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild um 1660. Sie wurde zuvor mehrmals umgebaut. Ehe sie nach der Zerstörung von Burg Kühnring zur Pfarrkirche erhoben wurde, war sie als Kapelle Teil der Burganlage gewesen sein. Das ursprüngliche Langhaus und der Turm sind aus dem 12. Jahrhundert.[12] Nach der kunsthistorischen Forschung soll der Bau der späteren Pfarrkirche in der ersten oder zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stattgefunden haben. Während der Turmkapelle tatsächlich aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist, dürfte die ursprüngliche Kirche um 1130-1150 erbaut worden sein. [13] Dafür, dass bis 1176 bereits eine hölzerne Kirche bestanden hat, gibt es keine konkreten Hinweise.[14] Daher ist auszuschließen, das die ursprüngliche Kirche tatsächlich von Azzo von Gobatsburg, dem legendären "Spitzenahn" der Kuenringer 1056 erbaut und von Bischof Altmann von Passau geweiht wurde.[15]

Bekannte Besitzerinnen und Besitzer von Kühnring

Die Burgruine Kühnring in Sage und Legende

Der Sage nach wurde die Burg von Hademar (I.), genannt "der Chuffan", und seinem Bruder Albero gegründet worden sein, die eine neue Burg in der Nähe der Stadt Eggenburg erbauen wollten. Deshalb trafen sie sich auf freiem Felde und ritten dort ritten zusammen um einen kleinen Hügel. Danach befanden sie, dass dieser eine gute Stelle für den Burgbau wäre.[11]

Literatur

  • Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 53-70
  • Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 75-96

Weblinks

 Burg Kühnring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 56
  2. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 53
  3. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 53f.
  4. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 54
  5. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft, 2006, S. 78
  6. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft, 2006, S. 78f.
  7. 7,0 7,1 vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft, 2006, S. 79
  8. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft, 2006, S. 80
  9. 9,0 9,1 vgl. Kühnring, Burgen-Austria.AT, abgerufen am 15. Jänner 2021
  10. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft, 2006, S. 81
  11. 11,0 11,1 vgl. Burgkirche Kuenring, Burgenkunde.AT, abgerufen am 15. Jänner 2021
  12. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 67
  13. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 67f.
  14. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 68
  15. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 66

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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