Alfred Furch

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Alfred (Anton) Furch (* 1. Juni 1925 in Troppau/ Opava in Schlesien, heute Tschechien[1]; † 15. November 2007 in Oberwart, Burgenland.[2]) war Elektromeister und hat seit den 1980er Jahren durch seinen Kaisersteinbrucher Wohnsitz die kulturelle Blüte des Ortes geistig und materiell maßgeblich mitgestaltet.

Anna, 2016 mit 88 Jahren
Alfred Furch 2007 mit 82 Jahren, rückblickend sein letztes Foto

Familie und Ausbildung

Alfreds Eltern waren Otto Furch, Schuhmachermeister und Margarethe Westhoff, gebürtige Wienerin, beide in Troppau. Die röm.kath. Taufe war am 7. Juni in der Pfarrkirche Zum Hl. Geist. Er hatte zwei jüngere Geschwister, Gretel und Helmut. Von 1931 bis 1939 besuchte er die Volksschule, danach die Mittelschule[3].

Der Zweite Weltkrieg

Anfang Oktober 1938 kam infolge des Münchner Abkommens das von Deutschen besiedelte tschechoslowakische Schlesien als Teil des Sudetenlandes zum Deutschen Reich.

w:Schlesien#Zweiter Weltkrieg (1939–1945)

Der Wunsch seines Vaters, dass er einmal die Schuhwarenerzeugung übernehmen könnte, erfüllte sich nicht, Alfred interessierte die Technik, er lernte das Elektro-Installateur-Handwerk bei Meister Hubert Basler ebendort, bestand die Gesellenprüfung am 26. September 1942.[4]Bis Jänner 1943 arbeitete er dort.

Aus dem Familiengedächtnis

Fredi, wie er gerne genannt wurde, wollte unbedingt zur Motorrad-HJ, hat sich sozusagen freiwillig, ohne Wissen der Eltern dazu gemeldet. Das Motorrad, besonders die Beiwagen-Maschine war für ihn ein Symbol der Freiheit. Der Vater versuchte ihn davon abzubringen. Da war nichts mehr zu ändern.

w:Hitlerjugend#Ziel: Vollständige Erfassung der jungen Generation

Bildergalerie Alfred

→Dorotheum: Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch konnte diesen barocken "Gottvater in den Wolken" aus Lindenholz, frühes 18.Jh. im Dorotheum ersteigern. Kassier Alfred Furch bezahlte und der Hochaltar der Kaisersteinbrucher Kirche erhielt diesen kostbaren Schmuck.

Nach dem Krieg

1945, nach dem Zweiten Weltkrieg und den Jahren des Nationalsozialismus, wurden die deutschen Bewohner aufgrund der Beneš-Dekrete - als bis heute gültige Konsequenz der Kriegsereignisse - ausgesiedelt und vertrieben. In einem Brief des Vaters wird offenkundig, die Familie war auseinander gerissen, Otto schrieb an seine Frau Margarethe und Tochter Jetty (handgeschriebene 6 Blätter, nur auszugsweise)[7]:

„...Ich wurde dann am 1. Juli entlassen und kam mit einem Transport über Regensburg, Passau nach Schärding bzw. Taufkirchen wo ich dann nur zu Kräften zu kommen da wir völlig ausgehungert waren. Nach 1 Monat bin ich nach Schärding als Gehilfe zu einem Meister gegangen, wo ich Gelegenheit habe Euch zu schreiben. Was machen unsere Jungen? Hast Du Nachricht? ... Wie bin ich froh, dass ich den Fredi noch besucht habe. Gott gib dass wir sie noch einmal wieder sehen...“

Otto Furch, Schärding 4.+ 5. August 1945

Postsparbuch

Ein Postsparbuch auf Alfred Furch wurde am 16. Mai 1940 in Troppau angelegt. In Monatsintervallen erfolgten regelmäßig Einzahlungen von einigen, so 2, 3, auch mehr Reichsmark, diese Serie endete August 1943, durch Abhebungen reduzierte sich das Guthaben auf eine 2-stellige Zahl. Die Dramatik der Situation zeigt sich im Jänner 1945, durch beachtliche Einzahlungen betrug (der Doppelsinn dieses Wortes!) das Guthaben über Eintausend RM, das alles in Troppau.

Dieses Sparbuch verwaltete Alfreds Mutter, am 6. Oktober 1945 - nach der Vertreibung ?! - diente das Geld zum Überleben in Wien, die letzte Auszahlung am 8. Feber 1946, der Rest wurde gegen Rückzahlungen GESPERRT.

Das Arbeitsbuch dokumentiert Alfred Furch zu dieser Zeit als Elektro-Monteur von Jänner bis April 1946 bei Elektromeister Heinrich Schomburg in Braunschweig. Sein Weg führte ihn zur Ostsee nach Mecklenburg-Vorpommern, wo er beim Ein- und Verkaufsverein Flockenfabrik in Grimmen ab 5. August 1946 als Betriebselektriker arbeitete. Am 1. Jänner 1950 wechselte er zur Landwirtschaftlichen Genossenschaft Grimmen.

In Grimmen wurden Lebensentscheidungen getroffen

Seit 11. Juni 1947 wohnte Alfred in Grimmen, Kaschowerdamm 3 im Haus des Zimmerer-Meisters Ernst Wendt und seiner Familie. Das war ein offizielles Datum, denn bereits tags darauf heiratete er Anni Wendt. Er war römisch-katholisch, sie evangelisch A.B. Der katholische Pfarrer forderte von Anni, ihren Glauben zu ändern, das sie aber ablehnten. Der evangelische Superintendent Seiler verheiratete sie. Der Sohn Helmuth, benannt nach Alfreds Bruder, wurde evangelisch erzogen. [8]

Anni Wendt

Anni Käthe Ilse Wendt, * 4. Mai 1928 in Grimmen, heute Deutschland[9]; † 24. Jänner 2019 in Wien). Annis Eltern waren Ernst Wendt, Zimmerermeister und Anna Krzykus. Sie lebten im eigenen Haus in Grimmen mit sechs Kindern, drei Mädchen Elsbeth, Anni, Lisbeth und drei Buben Heinz, Ernst und Harry.

Bildergalerie Anni

Anni in der Schule sie wohnten damals im Haus neben der Schule, Anni durfte beim Unterricht der Großen in der Klasse sitzen und zuhören. Lehrer: Ist die Anni da, dann können wir beginnen!Nach schwerer Operation war Anni mit dem Kardiologen Dr. Thomas Stefenelli, damals im Kaiserin-Elisabeth-Spital und dem Chirurgen Dr. Ernst Wolner im AKH in Dankbarkeit verbunden. →Siehe 87. Geburtstag mit Hilda, Karl mit Herta, Frau Fürnsinn, Brigitte, Maria Sandor und LeopoldineKaisersteinbrucher Friedhof, Familiengrab (Alfred und Anni) Furch auf der Steinplatte sind drei Lebensstationen gekennzeichnet, Grimmen, Troppau und Kaisersteinbruch, Idee Helmuth Furch, künstlerische Gestaltung Ferenc Gyurcsek und Kinga

Nach Wien zog es Alfred, in das zerbombte, fremde Wien, von der neugegründeten DDR in die Sowjetische Zone Österreichs. Sein Einreiseansuchen an die Österreichische Delegation in Berlin vom 8. Feber 1950 wurde abgelehnt.[10]Ein Urlaubsschein der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Grimmen, wo Alfred als Elektriker arbeitete, beginnend mit dem 21. September 1950, zum Besuch bei einer Tante, die in der Nähe der Grenze wohnte, war der Beginn einer Flucht nach Wien.[11]

Der 3. Oktober 1950

Wie durch "ein Wunder" waren sie auf diesem langen Weg nicht getrennt worden, in Berlin "erwischte" und inhaftierte sie eine Alliierte Patrouille, vielleicht hat den Verantwortlichen die junge Mutter mit Kind gerührt, jedenfalls kamen sie frei. Das junge Paar mit dem 2½-jährigen Buben am Arm, der ein Zuckerl nach dem andern zum lutschen bekam, damit er an der Grenze ruhig bleibt. Am 3. Oktober 1950 kamen „Flüchtlinge“ nach Wien. Nicht nur die DDR war die Ursache, sondern Alfreds große Sehnsucht nach den Eltern und der Familie.

Die Post wurde zensuriert, da gab es viele Briefe die mit „Liebe Anni ...“ begannen und der Rest war vollständig oder größtenteils geschwärzt. Päckchen mit kleinen Köstlichkeiten, wie der „geliebte“ Meinl-Kaffee, wurden geöffnet, usw.

„Aus Mitleid bin ich meinem Mann nachgefolgt. In Wien angekommen wollte ich gleich wieder in die Heimat zurück, wir waren republiksflüchtig, so dauerte es 15 Jahre bis zum ersten Besuch.“

Anni, die ihren gesamten Umkreis aufgegeben hatte, Familie, Freundinnen, die hoffen musste, von seiner Familie als evangelische Deutsche geachtet und geliebt zu werden

Wien - Kaisersteinbruch

Ihr erster Wohnort war bei den Eltern in der Hackenberggasse in Wien-Döbling.[12] Als Ausländer mussten sie um Aufenthaltserlaubnis ansuchen, die bis auf Widerruf gewährt wurde. Laut Meldezettel übersiedelten sie im März 1951 nach Ebersberg, einem Ort der damals selbständigen Gemeinde Tausendblum bei Neulengbach.

„Die vorgenannten Verbraucher sind mit Lebensmittelkarten bis einschließlich 30. Juni 1953 versorgt.“

Das Landesernährungsamt Niederösterreich, Tausendblum bestätigte April 1953

Im Mai 1953 zogen sie dann endgültig nach Wien, zuerst eine Souterrain-Wohnung in einem Haus am Neubaugürtel seiner Chefin.

Arbeit fand er als Elektromonteur bei einem Wiener Elektrotechniker, der in der Döblinger Holzkonstruktionsfirma Wenzl Hartl diesen Zweig verantwortete. Die Arbeitswoche auf Montage im Waldviertel, in Irnfritz, Echsenbach. Eine sehr schwere Zeit, Mutter mit Kind „in der Fremde“ allein, er elektrifizierte das Waldviertel, bei Wind und Wetter auf die Masten steigen. So ist das Leben.

Österreichische Staatsbürgerschaft 1955

Das Stadttheater Troppau war eine namhafte Bühne, bot Engagements zu Beginn einiger großer Karrieren, so für die Sänger Erich Kunz, Hans Hotter, den Theaterdirektor Franz Stoß und im Familiengedächtnis war es gespeichert, Alfreds Bruder Helmut hat Bühnenluft als junger Statist eingeatmet. Hier in Wien wollte Alfred seinem Sohn zeigen, was Österreicher, speziell „Wiener“ sein bedeutet. Er ist mit Helmuth, so mit 14 Jahren, in die Museen gegangen, in Erinnerung geblieben sind auch Führungen mit Hugo Ellenberger - im Parlamentsgebäude, die große Rampe, links die Griechen, rechts die Römer.

Dann hat er ihm das Burgtheater gezeigt, auf dem Stehplatz „Lumpazivagabundus“ mit Josef Meinrad und Inge Konradi, und Maria Stuart mit Paula Wessely, Walter Reyer als Mortimer: In strengen Pflichten war ich aufgewachsen, Königin.... und viele andere. Er hat ihm damit eine Welt eröffnet.

Berufliche Weiterbildung (Auswahl)

Im Juni 1960 legte Alfred Furch die Prüfung zur Erlangung der Niederspannungskonzession ab[13], im Juni 1971 die Konzession zur Installation elektrischer Starkstromanlagen[14]Er war der Brandschutzbeauftragte der Fa. Wenzl Hartl, besuchte Abendkurse im Wirtschaftsförderungsinstitut Wien.

Er war dem Unternehmen in langjähriger Treue verbunden, bis auch er einige Jahre vor der Pension die Kündigung erhielt. Bei der tschechischen Motoren-Firma Topham in der Wiener Innenstadt war eine interessante Anstellung, auch finanziell gesehen, er konnte auf seine Tschechisch-Kenntnisse aus Kindheit und Jugend zurückgreifen. Mit seiner Schwester Jetty (Grete Haider) und Sohn Helmuth besuchte er erstmals wieder Troppau, eine Reise in die Vergangenheit. Das war schwierig und eigentlich traurig. 1986 legte Alfred Furch die Gewerbeberechtigung zurück.

Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch

Kaisersteinbrucher Friedhof, Grab Alfred und Anni Furch Steinplatte mit drei Lebensstationen, Grimmen, Troppau und Kaisersteinbruch, Idee Helmuth Furch, künstlerische Gestaltung Ferenc Gyurcsek und Kinga

Mit großer Energie hat sich Alfred in den Museumsverein eingebracht und sich einen Platz in der Dorfgemeinschaft gesichert. Er war der Kassier, engagierte sich aber auch außerhalb seiner Funktion für den Verein. Er transportierte 1991 den „Himmel“ für die erste Fronleichnamsprozession (nach Jahrzehnten) vom Stift Heiligenkreuz nach Kaisersteinbruch, Leitung Pfarrer Josef Franzl. Als der Museumsverein eine große Zahl englischer Rosen für einen Park vor dem Europabrunnen erhielt, übernahm Anni mit Hilda für Jahre die Verantwortung, die intensive Arbeit.

w:Rosarium#Österreich

Museum Kaisersteinbruch

Das Ortsmuseum erhielt von der Gemeinde, von Herrn Bürgermeister Franz Schmitzhofer, einen Klassenraum der ehemaligen Volksschule Kaisersteinbruch, der vorher viele Jahre der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung stand. Großes Thema STEIN ... Die Einrichtung, vor allem die Aufhängung der Kartensammlung der großen alten Fotos, die fast alle in Mosonmagyaróvár (noch in kommunistischer Zeit) als Kleinbilder fotografiert und dann vergrößert wurden, erfolgte vor allem durch Vater und Sohn Alfred und Helmuth Furch. Von Meister Opferkuh kam das kleine kostbare Lapidarium. [15]

Auszeichnung

  • Herrn Alfred und Frau Anna Furch für ihre bewährte Mitarbeit in der Lokalseelsorgestelle Kaisersteinbruch
Dank und Anerkennung
Paul Iby, Bischof von Eisenstadt 26. Mai 2005

Der Tod

Nach 60. jähriger Ehe (2007) konnte Anni die notwendige Pflege für Alfred (mit Sohn Helmuth) nicht mehr leisten, er musste in ein Pflegeheim, in Wien war trotz intensiver Suche kein Platz, daher kam er, getrennt von seiner Familie, in die Steiermark, nach Stubenberg!. Sie selbst erlitt einen Schlaganfall, der sie nicht völlig erschlug, sondern sie konnte wieder viele Fähigkeiten erwerben, verständlich sprechen - aber das dauerte. Als Alfred das von Helmuth erfuhr, verschlechterte sich sein Zustand. Das Krankenhaus Oberwart verständigte die Familie, Anni wünschte alleine mit dem - durch mehrere Fahrten bereits gut bekannten - Taxi hinzufahren, sie bekamen dort sozusagen ein 2-Bett Zimmer, von Ärzten und Schwestern liebevoll betreut, der katholische Pfarrer hat gesegnet, und so "ist er in der Nacht einfach" gestorben.[16]

Obwohl von Schmerzen geplagt, philosophierte Anni -

„...ich bin satt vom Leben, aber ein bisserl bleibe ich noch da ...“

Anni Weihnachten 2018

Am 24. Jänner 2019 starb sie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien.

Weblinks

 Alfred Furch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Familienarchiv Furch, Deutscher Personalausweis 21. Jan. 1949
  2. Partezettel Alfred Furch
  3. Arbeitsbuch Alfred Furch, ausgestellt in Grimmen 1949
  4. Lehrbrief und Prüfungszeugnis 26. September 1942
  5. NÖN Brucker Bote vom 18. Juni 2001: Der Duft der Rosen. Eine Rosenstraße entlang des Leithagebirges ist das langfristige Ziel – der Beginn wurde in Kaisersteinbruch gesetzt
  6. LH Hans Niessl: „solche Gärten legt man eigentlich vor Schlössern an, aber auch vor der Mauer des alten Pfarrhofers, 1646 erstmals erwähnt, mache sich ein Rosengarten gut“.
  7. Familienarchiv Furch, Brief von Otto Furch an Frau Margaretha und Tochter Jetty (Grete) vom August 1945. Es sind 6 handgeschriebene, stark vergilbte A4 Blätter. Ob dieses Dokument tatsächlich mit der Post verschickt wurde, oder ob es eine Art von "Tagebuch" war, ist unbekannt. Erst ca. 50 Jahre nach seinem Tod im Archiv gefunden.
  8. Familienstammbuch Furch-Wendt.
  9. Familienarchiv Furch,
  10. Österreichische Delegation Berlin-Dahlen 1. März 1950, Einreiseansuchen
  11. Bescheinigung der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Grimmen für Alfred Furch vom 20. September 1950
  12. Personalausweis für Ausländer und Staatenlose, Polizeidirektion Wien Döbling, 20. Okt. 1950
  13. Wiener Stadtbauamtsdirektion, Zeugnis für Alfred Furch, 28. Juni 1960.
  14. Wien Magistratsabteilung 63, Konzessionsurkunde für Alfred Furch.
  15. PANNONISCHE Neusiedl/See 2. Mai 2013, Seite 12, Bruckneudorf/Kaisersteinbruch.
  16. NÖN Bruckneudorf Woche 47/2007, Nachruf Alfred Furch