Albero von Puchheim

Aus Regiowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Puchheimer Wappen im Wernigeroder Wappenbuch von Schaffhausen, entstanden in Süddeutschland im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Es könnte sich dabei um jene Wappenversion handeln, das Albero (V.) von Puchheim für sein Siegel verwendet hat.

Albero (V.[A 1]) von Puchheim (* im 14. Jahrhundert, erstmals genannt 1331; † 1384)[A 2], auch Albrecht von Puchheim, entstammte der Familie der Puchheimer und gilt als eines ihrer bedeutendsten Mitglieder. Er war der Hauptmann des Herzogtums Steier[A 3] und Oberster Truchsess in Österreich sowie ein erfolgreicher Politiker und Diplomat im Dienst der Herzöge von Österreich (Habsburger). Unter ihm verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Familie aus dem heutigen Bundesland Oberösterreich endgültig in das heutigen Bundesland Niederösterreich, wo er bedeutende Besitzkomplexe aufbauen konnte. Unter seinen Söhnen bildeten sich mehrere Familienzweige der Puchheimer. Albero (V.) von Puchheim darf nicht mit seinem Verwandten Albero (II.) von Puchheim († um 1303), Albero (III.) von Puchheim († um / nach 1315) oder Albrecht von Puchheim († 1584) verwechselt werden.

Herkunft und Familie

Albero (V.) von Puchheim war ein Enkel von Albero (II.) von Puchheim († 1303) und Urgroßneffe von Bischof Otto von Passau († 1265). Er war einer der Söhne von Pilgrim (IV.) von Puchheim († um 1341/43) aus dessen Ehe mit Elisabeth von Stubenberg.[1] Als Siegel verwendete er, wie auch sein jüngerer Bruder Hans (I.) von Puchheim einen einfachen, schmucklosen Bindenschild.[2]

Albero (V.) von Puchheim war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen mehrere Kinder, wobei es in Bezug auf die tatsächliche Anzahl seiner Töchter Unklarheiten gibt.[3],

∞ in 1. Ehe seit 1340 mit Anna, einer Tochter des Grafen Paul von Mattersdorf-Forchtenstein[4]
∞ in 2. Ehe seit 1360[5] mit Scholastika von Starhemberg, Tochter von Gundacker von Starhemberg (auf Rassing)

Albero (V.) von Puchheim werden drei Töchter zugeschrieben, bei denen allerdings nicht klar ist, aus welcher seiner Ehen sie sind. Während die Tochter Margarethe von Puchheim eindeutig belegt ist, gibt es zu ihrer Schwester Elisabeth von Puchheim, die mit Otto (V.) von Zelking verheiratet gewesen sein soll[6], nur ein einziges Zeugnis, das als recht fragwürdig gilt. Eine weitere Tochter mit Namen Agnes lässt sich dagegen über Belege überhaupt nicht fassbar. Margarethe (Margareth) von Puchheim heiratete um 1368 Georg von Leuchtenberg, den Herrn von Vöttau ("Phetaw").[7]

Die Söhne traten bei vermögensrechtlichen Transaktionen aufgrund ihrer unterschiedlichen erbrechtlichen Positionen gewöhnlich paarweise belegt. Unter ihnen bildeten sich drei Familienzweige: die "Linie Horn-Göllersdorf", die Linie "Raabs-Heidenreichstein" und die Linie "Gmünd-Rosenau".[7]

Leben

Albero (V.) von Puchheim wird erstmals 1331 als Anführer eines puchheimischen Hilfskontigents genannt, mit dem er sich für die Herzöge Albrecht (II.) ("Albrecht dem Lahmen") und Otto ("Otto dem Fröhlichen") von Österreich im Kampf gegen Herzöge von Baiern (Wittelsbacher)[A 6] beteiligte[8]. Nach dem Tod seines älteren Bruders Heinrich († 1340/43) wurde er Senior der Familie der Puchheimer.[9]

Albero (V.) von Puchheim war Schenk und dann Kammermeister von Herzog Albrecht (II.) "dem Lahmen".[8] Er erledigte für diesen wichtige diplomatische Missionen, welche vor allem die "Oberen Lande" und den Hof des Markgrafen Karl von Mähren, des späteren Kaisers Karl IV., betrafen. So spielte er eine entscheidende Rolle bei der Anbahnung der Eheschließung von (Erz-)Herzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf dem Stifter") mit Katharina von Böhmen und beim Abschluss eines Friedensvertrages mit der Reichsstadt Zürich am 25. Juli 1355. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit dem später Kaiser Karl IV. reiste Albero von Puchheim 1344 ins heutige Frankreich.[10]

Albero (V.) von Puchheim konnte seine Karriere auch unter den Söhne von Herzog Albrecht (II.) "dem Lahmen" fortsetzen. Um 1355/57 war er vorübergehend mit der Verwaltung der "Vorderen Lande" betreut, 1361-1363[A 7] war er Hauptmann des Herzogtums Steier, wobei er sich im Krieg von Erzherzog Rudolf (IV.) "dem Stifter" gegen den Patriarchen von Aquileja hervortat. 1361 war er außerdem Hauptmann des Herzogtums Krain und 1368 Landvogt im Elsass.[11] Während seiner Zeit als Hauptmann zu Steier verwendete er diesen Titel, ansonsten und wenn es sich nicht um steirische Angelegenheit ging, bezeichnete er sich in seinen Urkunden gewöhnlich als Oberster Truchsess in Österreich. Albero begleitete den jungen Herzog Rudolf zur Erbhuldigung in die Steiermark und nach Kärnten.[5]

Nach der Regierungsübernahme der Herzöge Albrecht (III.) ("Albrecht mit dem Zopfe") und Leopold (III.) ("Leopold dem Gerechten") von Österreich hielt sich Albero (V.) häufig im Umfeld von Kaiser Karl IV. auf.[12] Um 1366 war er, nachdem sein jüngerer Halbbruder Pilgrim (II.) von Puchheim Erzbischof von Salzburg geworden war, Hauptmann des Erzstiftes Salzburg. 1368-1369 war er vorübergehend als Landvogt von Schwaben für die Verwaltung der "Oberen Lande" zuständig. 1371 kämpfte er in jenem Krieg mit, welchen Kaiser Karl IV., der ungarische König Ludwig (I.) und Herzog Stephan (II.) von Baiern ("Stephan mit der Hafte") um die Mark Brandenburg führten.[13] Nicht zuletzt aufgrund seiner im Waldviertel gelegenen Besitzungen - Albero (V.) war seit den 1440er-Jahren Hauptmann von Laa, das ihm 1382 verpfändet wurde - war er immer wieder in Interaktionen mit dem böhmischen Adel verstrickt, wobei er häufig in Grenzstreitigkeiten zu vermitteln hatte.[14]

Ende des Jahres 1382 stiftete Albero (V.) von Puchheim der Pfarrkirche St. Michael zu Litschau eine tägliche Frühmesse und dürfte auch weitere Maßnahmen für den Fall seines Ablebens getroffen haben. Am 24. September 1383 ist er letztmals urkundlich genannt. Er dürfte im Folgejahr gestorben sein. Albero hinterließ seinen Söhnen umfangreichen Besitz.[15]

Besitzentwicklung unter Albero (V.) von Puchheim

Nach dem Tod seines Bruders Heinrich (IV.) erhielt Albero (V.) von Puchheim bei der Erbteilung um 1343 als nunmehriger Senior der Familie den größten Teil der Familienbesitzungen. Er erbte das Truchsessenamt, die Feste Puchheim am linken Ufer der Ager (heute Teil von Attnang-Puchheim) mit den ihr zugehörigen Kirchenlehen (die Stammburg seiner Familie), das Haus und das Dorf Reitzenschlag, den Satz des Landesgerichtes im Donautal und die Dörfer Obermallebarn und Untermallebarn (heute Teil der Gemeinde Sierndorf).[9]

Nachdem seine Familie im 13. Jahrhundert bereits einige Besitzungen im heutigen Bundesland Niederösterreich (im Weinviertel und im Wienerwald, dort im Raum um Baden) erworben hatte, tauschte Albero von Puchheim am 15. Oktober 1348 im Einvernehmen mit seinem jüngeren Halbbruder Hans (I.) von Puchheim († um 1369/77) die im heutigen Oberösterreich gelegenen Familienbesitzungen, darunter die Stammburg der Familie, welche "freies Eigen" waren, mit Herzog Albrecht (II.) "dem Lahmen", wofür er von diesem die bedeutenden im Waldviertel gelegenen Herrschaften Litschau und Heidenreichstein mit Gerichten, verlehnten Gütern und dem Kirchenlehen zu Litschau als landesfürstliche Lehen erhielt.[8] Das Machtzentrum der Herren von Puchheim verlagerte sich so endgültig ins heutige Niederösterreich, wo weitere Besitzungen erworben und besonders der nunmehrige Besitz im Waldviertel ausgebaut werden konnte.[9]

1353 wurde Albero von Puchheim die Pfandschaft Falkenstein verliehen, die er unter sehr günstigen Umständen ablösen konnte.[16] Vor 1357 brachte Albero von Puchheim außerdem die Erbvogtei zu Eisgarn in seinen Besitz. Am 12. Juli 1357 verbriefte ihm Propst Stephan von Eisgarn und sein Konvent das Präsentationsrecht für die Bestellung eines neuen Propstes und neuer Chorherren. In dieser Urkunde wird Albero ausdrücklich als zweiter Stifter der Propstei genannt und darauf hingewiesen, dass er diese Rechte bereits unter Propst Konrad, dem inzwischen verstorbenen Vorgänger von Propst Stephan besessen hatte.[17] Bereits 1356 erhielt Albero von Puchheim von Herzug Albrecht (II.) die Anwartschaft auf die zu diesem Zeitpunkt noch an die Familie der Maissauer verpfändete landesfürstliche Feste Raabs.[9] Herzog Albrecht (II.) "dem Lahmen" verpfändete ihm zunächst die Feste Hainburg, mit der Zusage, sie innerhalb der kommende zwei Jahre gegen Herrschaft Raabs tauschen zu dürfen. Obwohl die Lösung der Herrschaft Raabs von den Maissauern bereits anvisiert war, hinderte dies den Herzog nicht daran, das Pfand noch mit zwei weiteren Pfandsätzen zu belasten, ehe es Albero lösen konnte.[18] Am 3. März 1358 löste er die Burg Raabs mit dem Markt zu Raabs und den Markt Dobersberg von Wernhard von Maissau († um 1380).[9] Mit der Vereinigung der gesamten "Grafschaft Raabs", inklusive dem Erwerb der ihr zugehörigen Vogtei- und Patronatsrechte, avancierten die Puchheimer neben den Maissauern zu den mächtigsten Herren des Waldviertels.[17] Zum Zeitpunkt seines Todes besaß Albero (V.) umfangreiche Besitzkomplexe, welche seine Söhne erbten.[15]

Diverses

Albero (V.) von Puchheim war um 1340 gemeinsam mit seinem Halbbruder Hans (I.) von Puchheim Mitglied der "Gesellschaft des Heiligen Georg von Templois".[9]

Literatur

  • Karl Gutkas: Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 32, 1957, S. 62-73 digital
  • Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 126f.
  • Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte des landsässigen Adels von Niederösterreich. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1978

Einzelnachweise

  1. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 97 und S. 101
  2. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 68
  3. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 46, S. 50 und S. 61
  4. vgl. Karl Gutkas: Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts, 1957, S. 62f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 50
  6. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 97
  7. 7,0 7,1 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 61
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Puchheim. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 613.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 46
  10. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 47f.
  11. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 96f.
  12. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 51
  13. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 101
  14. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 47 und S. 52
  15. 15,0 15,1 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 47 und S. 52
  16. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 299
  17. 17,0 17,1 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 47
  18. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 241

Anmerkungen

  1. die Nummerierung variiert in der Sekundärliteratur. Die Zählung in diesem Artikel orientiert sich an der Nummerierung von Christoph Tepperberg. In der älteren Forschung wird er häufig als Albero III. von Puchheim gezählt.
  2. Hinweise zum ungefähren Geburts- und Sterbedatum, vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 46 und S. 52
  3. Der Hauptmann des Herzogtums Steier gilt als der Vorläufer des Landeshauptmanns des heutigen Bundeslandes Steiermark.
  4. Pilgrim (VI.) gilt als Begründer der Linien Puchheim auf Horn und Göllersdorf
  5. Albero (IV.) von Puchheim ("der Ältere") oder sein gleichnamiger Halbbruder Albero (V.) von Puchheim ("der Jüngere") gelten als Begründer der Linie Raabs und Heidenreichstein
  6. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  7. Als solcher ist er letztmals am 24. Juni 1362 genannt. Vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 51