Bohrungen nach Erdöl und Erdgas in Vorarlberg

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Systematische Bohrungen nach Erdöl und Erdgas (fossile Kohlenwasserstoffe) in Vorarlberg fanden in den späten 1950 bis in die Mitte der 1980er-Jahre statt und waren durchwegs ergebnislos bzw. wirtschaftlich nicht verwertbar.

Vorkommen

Erdöl kommen auch in Vorarlberg in natürlicher Form vor (z. B. als Ölschiefer), wurden jedoch nicht wirtschaftlich ausgebeutet, wie z. B. in Seefeld (Tirol) das St.-Quirinus-Öl oder in Bayern am Tegernsee von den Benediktinern als „Heiliges Quirin-Öl“ (benannt nach Quirinus von Tegernsee). Bei den Steinbrüchen am Kummenberg und bei Oberklien in Hohenems wurden mehrfach Ölaustritte aus dem Kieselkalk (Helvetikum) beobachtet.

Natürliche Gasaustritte wurden im Alpenrheintal ebenfalls mehrfach festgestellt, wobei heute davon ausgegangen wird, dass es sich dabei um biogene Gase handelte:

  • Gasaustritt an den Salsen im Alpenrheintal im Bereich Höchst, Fußach bzw. Gaißau;
  • Gasausbruch in einer seichten Brunnenbohrung in Dornbirn, Hatlerdorf. Der Brunnen brannte von 1890 bis 1895;
  • Grubengasexplosion bei einem Stollenvortrieb im Klausberg im Bregenzerwald 1906. 18 Arbeiter wurden teils schwer verletzt, der Stollen brannte mehrere Monate.
  • Gasausbruch in Altstätten (Schweiz) 1923 und 1937;
  • Gasausbruch bei Höchst 1925;
  • Gasausbruch im Hörlimannsloch im Bodensee 1931;
  • Gasaustritt beim Bau des Lutzkraftwerkes 1967.[1]

Geschichte und Bohrungen

Die notwendige Konzession für die Durchführung der Testbohrungen wurde 1956 von der Vorarlberger Erdöl- und Ferngas Ges.m.b.H. (VEF) erworben.[2] 1959/1960 wurde in Dornbirn bei Stiglingen (Haselstauden) die erste Probebohrung (Dornbirn 1) mit einer Tiefe bis 2820,6 Meter durchgeführt. Es traten ab 2355 Meter Tiefe Gasspuren auf. Durch Gas- und Wasserzuflüsse ab 2482 Meter Tiefe bestanden erhebliche bohrtechnische Schwierigkeiten. Die Bohrung wurde anschließend verfüllt.

1981 wurden Aufsuchungsrechte durch die OMV südlich des Konzessionsgebietes der VEF erworben. Nach geologischen Untersuchungen wurde in Au im Bregenzwerwald eine Probebohrung (Aufschlussbohrung V-Au 1) auf über 4300 Meter Tiefe durchgeführt, die ergebnislos verlief. Auch diese Bohrung wurde verfüllt.

1983/1984 erfolgte eine weitere Probebohrung in Sulzberg (Sulzberg 1) die auf über 5600 Meter Tiefe gelangte (Bohrunternehmen: Preussag[3]), jedoch trotz Anzeichen für Gas nicht als wirtschaftlich verwertbar angesehen wurde. Die Kosten der Bohrungen betrugen mehr als 200 Millionen Schilling (~ 15 Millionen Euro). In Sulzberg wurde jedoch durch die Voruntersuchungen für die Bohrung ein ergiebiger Grundwassersee (Trinkwasser) im Bereich Rohrbach gefunden, den die Gemeinde erschlossen hat und nutzt.[4][5][6]

Verwertbare Ergebnisse

Neben den vielfältigen geologischen Erkenntnissen, welche durch die Probebohrungen und Untersuchungen für Vorarlberg gewonnen wurden[4], wurde bei der Bohrung Dornbirn 1 festgestellt, dass in einer Tiefe von 2280 Metern eine Wassertemperatur von 136°C gegeben ist. Bei ähnlichen Versuchen im Oberrheintalgraben bei Freiburg konnte in 2700 Meter Tiefe eine Wassertemperatur von 110°C festgestellt werden.[7]

Eine geothermische Verwertung ist jedoch in Dornbirn noch nicht erfolgt, bzw. wurde dies bislang auch nicht näher verfolgt.

Einzelnachweise

  1. Absatz aufgezählt nach J. Georg Friebe: Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg, Wien 2007, ISBN 978-3-85316-037-4, S. 98.
  2. Unternehmensgegenstand der VEF ist die Erforschung und der Erwerb von Bodenschätzen, insbesondere von Kohlenwasserstoffen in festem, flüssigem und gasförmigem Zustand, die Verarbeitung und Abgabe derselben und der daraus hergestellten Produkte sowie die Errichtung und der Betrieb der dazu notwendigen Anlagen. Das Stammkapital betrug ursprünglich ATS 33.334.000,00 (2,422.529 Euro. Das Land Vorarlberg war mit 93 % beteiligt, weiters die Vorarlberger Kraftwerke, vier Städte bzw. Gemeinden und 20 private Unternehmen bzw. Privatpersonen.
  3. Die Kosten für die Probebohrungen wurden zu 90 % durch die PREUSSAG Erdöl-Ges.m.b.H., die BP-Aufsuchungs- und Gewinnungsgesellschaft m.b.H., Gewerkschaft Elwerath & Co Ges.m.b.H. und Wintershall AG sowie zu 10 % durch die Vorarlberger Erdöl- und Ferngasgesellschaft (VEF) getragen. Wäre die Tiefbohrung wirtschaftlich fündig gewesen, hat sich die VEF das Recht auf eine 51 %ige Beteiligung in der Gewinnungsphase zusichern lassen. Diesfall hätte die VEF jedoch rückwirkend auch insgesamt 51 % der Aufsuchungskosten übernehmen müssen.
  4. 4,0 4,1 Siehe auch J. Georg Friebe: Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg, Wien 2007, ISBN 978-3-85316-037-4, S. 97.
  5. Zeitreise: Ölbohrungen in Vorarlberg, Webseite: orf.at.
  6. Amt der Vorarlberger Landesregierung: Energiebericht Vorarlberg, Bregenz 1984, S. 49 f.
  7. Amt der Vorarlberger Landesregierung: Energiebericht Vorarlberg, Bregenz 1984, S. 59.