Abfahrtsgeld aus Kaisersteinbruch

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Untertanen der Herrschaft Königshof, die aus dem Heiligenkreuzer Steinbruch abwanderten und/oder Geldbeträge ausführten, mussten ein Abfahrtsgeld bezahlen. Dies wird in einigen Aufzeichnungen der herrschaftlichen Einnahmen in Königshof dokumentiert.[1][2] Die folgende Aufstellung gibt Überblick über die Größenordnung der Beträge, welche für das Wegsiedeln aus dem Gebiet zu entrichten waren und die dokumentiert, dass das Abfahrtsgeld ein nicht geringes Hindernis sein konnte, den Einflussbereich der jeweiligen Grundherrschaft zu verlassen.

Die Einhebung von Abfahrtsgeldern wurde in Österreich erst durch Artikel 4 des Staatsgrundgesetzes 1867 auf Fälle eingeschränkt, in denen dies auch bei Übersiedlungen in das jeweilige Gebiet vorkam.[3] Die entsprechenden Formulierung ist heute noch Teil der österreichischen Rechtsordnung, wenn sie auch durch andere Normen weitestgehend überlagert (derogiert, gegenstandslos geworden) ist. Nach dem europäischen Recht des 21. Jahrhunderts gilt sie als Hindernis für die Freizügigkeit der Person, die nicht nur nach Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Grundrecht angesehen wird.

Auszug aus alten Büchern

Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen von uralten Zeiten her in Heiligenkreuzer Steinbruch von den Untertanen allda, sowohl inner Landes von jedem Gulden 3 Kreuzer und außer des Landes von jedem Gulden 6 Kreuzer zur Herrschaft Königshof bezahlten Abfahrts-Geldern. Alß (auszugsweise)

  • 1656 Catharina Herstorfferin, Wiener Steinmetzmeisterin außer Landt von jedem Gulden 6 Kreuzer, keine weiteren Angaben.
Da Meister Hans Herstorffer, gewesener Dombaumeister im Stephansdom, 1655 gestorben war, hat die Witwe und Erbin den Kaisersteinbrucher Besitz dem Herrn Richter und Meister Ambrosius Regondi käuflich überlassen.
Ambros, Sohn des Martin Trumler, lebte in Wien.
Nach dem Tod der Mutter am 5. September 1728 fanden Verhandlungen über ihr Erbe zwischen dem Herrn Elias Hügel, Steinmetzmeister und Richter in Kaisersteinbruch, und seinen vier Stiefkindern statt. Das waren Maria Regina Sünnin, geborene Trumlerin, sesshaft in Himberg, Franz, Ambrosius, wohnhaft in Wien und Maximilian, Steinmetzgeselle. Jeder erhielt als mütterliches Erbe 1.500 fl.
  • 1736 Frau Maria Anna Müllnerin, geborene Regondin (Maria Anna Regondin) von 500 fl inner Landes ... 25 fl.
  • 1740 die Regondischen Erben (Johann Baptist Regondi, u.a.) von 800 fl inner Landes á 3 kr... 40 fl.
  • 1742 die Paumannischen Erben (Witwe Anna Paumannin und 8 hinterlassene Kinder, als Johann Baptist, Anastasia Abtin, Anna Maria Mayrin, Johann Georg Paumann, Theresia Pockhin, Catharina und Valentin Paumann zu gleichen Teilen vererbt) von 850 fl inner Landes á 3 kr ... 42 fl 30 kr; item diese von 450 fl außer Landes á 6 kr ... 45 fl.
Valentin Paumann (1660-1732), Fleischhauer in Steinbruch, nach seinem Tod ist sein Anteil auf die Witwe Anna Paumannin allein kommen. Witwe Anna († 1740).
  • 1743 die Regondischen Erben von 800fl inner Landes á 3 kr ... 40 kr.
  • 1746 Franz Gritsch, Wirt in Steinbruch, von 25 fl inner Landes . 1 fl 15 kr, dem Joseph Gritsch von 204 fl außer Landes á 6 kr ... 20 fl 24 kr.
  • Franz Trumler Steinmetzmeister, von 250 fl inner Landes ... 12 fl 30 kr.
Franz Trumler, († 1745), die Erben verkauften am 20. November 1746 den Besitz, einen Steinbruch samt zwei Häusern, dem jungen Steinmetzmeister Johann Gehmacher, der aus Salzburg zugewandert war.
  • 1748 Franz Trumler von 30 fl inner Landes . 3 fl 30 kr, item dieser von 200 fl inner Landes á 3 kr ... 10 fl.
  • 1750 Maria Anna Flaschitzin von 478 fl 30 kr inner Landes á 3 kr ... 23 fl 54 kr.
  • 1751 die alte Trumlerin von 1226 fl inner Landes á 3 kr ... 61 fl 18 kr.
  • Item die Winklerischen Erben (Witwe Euphrosina Winklerin und Kinder) von 1674 fl inner Landes ... 83 fl 42 kr.
Die Witwe und ehemalige Richterin Eva Rosina Winklerin heiratete am 27. Jänner 1750 den Eggenburger Steinmetz Johann Michael Strickner.
  • 1754 Anastasia Winklerin von 811 fl inner Landes á 3 kr ... 40 fl 33 kr.
Anastasia, Tochter von Steinmetzmeister Joseph Winkler und Eva Rosina, heiratete am 16. Feb. 1751 den edlen Herrn Witwer Johann Michael Müntzer, Ledermeister in der königlichen Freistadt Preßburg.[4]

Actum Königshoffen, den 6. Oktober 1756, Herrschafts Canzley allda.

Einzelnachweise

  1. Archiv Mosonmagyaróvár (Wieselburg): Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen der von uralten Zeiten her ...
  2. Zu lesen in: Helmuth Furch, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Abfahrtsgeld, 1. Band, Kaisersteinbruch 2002.
  3. Staatsgrundgesetz 1867 im österreichischen Reichsgesetzblatt.
  4. Zu lesen in: Lexikon Kaisersteinbruch, Winklerin Anastasia, 2. Band, Kaisersteinbruch 2004.