Friedrich von Erdingen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Friedrich von Erdingen'''<ref group="A">Weitere Namensbezeichnungen: '''Friedrich (II.) von Chur''' und '''Friedrich von Brixen'''</ref> (* im 14. Jahrhundert; † [[15. Juni]] [[1396]], vermutlich in [[w:Brixen|Brixen]]) war im 15. Jahrhundert Kanzler des Herzogs [[Leopold III. (Habsburg)|Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Gerechten''"). Er war Bischof von Chur und später von Brixen.
'''Friedrich von Erdingen'''<ref group="A">Weitere Namensbezeichnungen: '''Friedrich (II.) von Chur''' und '''Friedrich von Brixen'''</ref> (* im 14. Jahrhundert; † [[15. Juni]] [[1396]], vermutlich in [[w:Brixen|Brixen]]) ist im 14. Jahrhundert als Besitzer mehrerer wichtiger Pfarren beziehungsweise Pfarrpfründen belegt, die sich auf dem Areal des heutigen Landes Österreich befinden. Außerdem war er der Kanzler von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Gerechten''") sowie Bischof von Chur und später von Brixen.


==Herkunft und Familie==
==Herkunft und Familie==
Über die Herkunft und die Familie von Friedrich von Erdingen ist bisher nichts bekannt. In der Forschung wird gewöhnlich angenommen, dass er bürgerlicher Herkunft war. Da im [[w:Hochstift Brixen|Hochstift Brixen]], wo Friedrich von Erdingen später Bischof war, Personen mit dem Herkunftsnamen von Erding(en) im 14. Jahrhundert mehrmals belegt sind, wird in der Forschung inzwischen diskutiert, ob seine Familie von Bayern dorthin eingewandert ist.<ref name="lackner332mf111">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 111</ref>
Über die Herkunft und die Familie von Friedrich von Erdingen ist bisher nichts bekannt. In der Forschung wird gewöhnlich angenommen, dass er bürgerlicher Herkunft war. Da im [[w:Hochstift Brixen|Hochstift Brixen]], wo Friedrich von Erdingen später Bischof war, Personen mit dem Herkunftsnamen von Erding(en) im 14. Jahrhundert mehrmals belegt sind, wird in der Forschung inzwischen diskutiert, ob seine Familie von Bayern dorthin eingewandert ist.<ref name="lackner332mf111">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 111</ref>


== Leben - Überblick ==
== Leben ==
Friedrich von Erdingen ist erstmals 1359 urkundlich belegt. Über seine Ausbildung ist bisher nichts Konkretes bekannt. Er war zunächst Pfarrer von [[Zell am See]]. Wenig später wurde er als Notar für [[Rudolf IV. (Österreich)|Erzherzog Rudolf IV. von Österreich]] ("''Rudolf dem Stifter''") tätig. Um 1361 gelangte er in den Besitz der gut dotierten Pfarre von [[Probstdorf]]. Danach war er einige Jahre Pfarrer von [[Wiener Neustadt]] (ca. 1363-1366). Um 1367 erhielt er die Pfarre Grauscharn-Pürgg (heute Teil der Gemeinde [[Stainach-Pürgg]]), die den Ruf hatte, eine "klassische Kanzleipfründe" zu sein.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 114</ref>  
Friedrich von Erdingen ist erstmals 1359 urkundlich belegt. Über seine Ausbildung ist nichts Konkretes bekannt. Er war zunächst Pfarrer von [[Zell am See]]. Wenig später wurde er als Notar für [[Rudolf IV. (Österreich)|Erzherzog Rudolf (IV.) von Österreich]] ("''Rudolf dem Stifter''") tätig. Um 1361 gelangte er in den Besitz der gut dotierten Pfarre von [[Probstdorf]]. Danach war er einige Jahre Pfarrer von [[Wiener Neustadt]] (ca. 1363-1366). Um 1367 erhielt er die Pfarre Grauscharn-Pürgg (heute Teil der Gemeinde [[Stainach-Pürgg]]), die den Ruf hatte, eine "klassische Kanzleipfründe" zu sein.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 114</ref>  


Im Juni 1365 ist Friedrich von Erdingen erstmals im Dienst von Herzog Leopold (III.) von Österreich genannt und zwar als dessen oberster Schreiber. Im Dezember 1367 wird er als dessen Pronotar bezeichnet. Anfang des Jahres 1368 machte ihn Herzog Leopold (III.) zu seinem Kanzler, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch über keine eigenen Kanzlei verfügte.<ref name="lackner332>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332</ref> Kanzler des Herzogs blieb Friedrich von Erdingen bis dessen Tod (1386).<ref name="lackner334>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 334</ref> Nach dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] fungierte er häufig als einer der Regenten für die [[Grafschaft Tirol]] während der Aufenthalte des Herzogs in den "Vorderen Landen".<ref name="lackner336>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 336</ref>
Im Juni 1365 ist Friedrich von Erdingen erstmals im Dienst von Herzog Leopold (III.) von Österreich genannt und zwar als dessen oberster Schreiber. Im Dezember 1367 wird er als dessen Pronotar bezeichnet. Anfang des Jahres 1368 machte ihn Herzog Leopold (III.) zu seinem Kanzler, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch über keine eigenen Kanzlei verfügte.<ref name="lackner332>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 332</ref> Kanzler des Herzogs blieb Friedrich von Erdingen bis dessen Tod (1386).<ref name="lackner334>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 334</ref> Nach dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] hielt er sich meistens am Hof des Herzogs auf, wenn dieser nicht in den "[[w:Vorderösterreich|Vorderen Landen]]" weilte. Wenn der Herzog sich dort für längere Zeit aufhielt, fungierte Friedrich von Erdingen häufig als einer seiner Regenten für die [[Grafschaft Tirol]].<ref name="lackner336>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 336</ref>


Auf Vermittlung des Herzogs wurde Friedrich von Erdingen am 20. November 1368 von [[w:Urban V.|Papst Urban V.]] zum [[w:Hochstift Chur|Bischof von Chur]] ernannt.<ref name="lackner333>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 333</ref> Er hielt sich aber gewöhnlich nicht in seinem Bistum auf und übertrug 1372 dessen Verwaltung Graf Rudolf von Montfort-Feldkirch.<ref name="Schweiz>vgl. [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012592/2006-06-29/ 1376 Historisches Lexikon der Schweiz], abgerufen am 9. November 2021</ref> Der Versuch von Herzog Leopold, ihn nach dem Tod des [[Johann Ribi|Bischofs von Brixen]] als dessen Nachfolger durchzusetzen, scheiterte jedoch zunächst, da Leopolds Bruder, [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''"), versuchte, seinem eigenen Kanzler [[w:Johannes Ammann|Johannes Ministri]] diese Position zu sichern. Am 2. April 1376 wurde Friedrich von Erdingen schließlich vom Papst als [[w:Hochstift Brixen|Bischof von Brixen]] eingesetzt.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 333f.</ref> Als solcher hatte er wesentlichen Anteil an der Karriere des Klerikers [[w:Ulrich von Wien|Ulrich von Wien]], der ihm als Bischof von Brixen nachfolgte. Er förderte dessen Aufstieg in der herzoglichen Kanzlei und verschaffte ihm eine Domherrenpfründe in Brixen.<ref name="lackner336/>
Auf Vermittlung des Herzogs wurde Friedrich von Erdingen am 20. November 1368 von [[w:Urban V.|Papst Urban V.]] zum [[w:Hochstift Chur|Bischof von Chur]] ernannt.<ref name="lackner333>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 333</ref> Er hielt sich aber gewöhnlich nicht in seinem Bistum auf und übertrug 1372 dessen Verwaltung dem Grafen Rudolf (IV.) von Montfort zu [[Feldkirch]].<ref name="Schweiz>vgl. [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012592/2006-06-29/ 1376 Historisches Lexikon der Schweiz], abgerufen am 9. November 2021</ref> Der Versuch von Herzog Leopold (III.), ihn nach dem Tod des [[Johann Ribi|Bischofs von Brixen]] als dessen Nachfolger durchzusetzen, scheiterte zunächst, da Leopolds Bruder, [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''"), versuchte, seinem eigenen [[Johannes Ministri|Kanzler]] diese Position zu sichern. Am 2. April 1376 wurde Friedrich von Erdingen schließlich vom Papst als [[w:Hochstift Brixen|Bischof von Brixen]] eingesetzt.<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2001, Bd. 2, S. 333f.</ref> Als solcher hatte er wesentlichen Anteil an der Karriere des Klerikers [[Ulrich Prustel|Ulrich von Wien]], der ihm als Bischof von Brixen schließlich nachfolgte. Friedrich von Erdingen förderte dessen Aufstieg in der herzoglichen Kanzlei und verschaffte ihm eine Domherrenpfründe in Brixen.<ref name="lackner336/> Anfang des Jahres 1395 resignierte er als Bischpf von Brixen, womit er ihm den Weg für seine Nachfolge freimachte.<ref name ="Lackner327">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 327</ref>


==Literatur==
==Literatur==
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Aktuelle Version vom 12. Februar 2022, 17:08 Uhr

Friedrich von Erdingen[A 1] (* im 14. Jahrhundert; † 15. Juni 1396, vermutlich in Brixen) ist im 14. Jahrhundert als Besitzer mehrerer wichtiger Pfarren beziehungsweise Pfarrpfründen belegt, die sich auf dem Areal des heutigen Landes Österreich befinden. Außerdem war er der Kanzler von Herzog Leopold (III.) von Österreich ("Leopold dem Gerechten") sowie Bischof von Chur und später von Brixen.

Herkunft und Familie

Über die Herkunft und die Familie von Friedrich von Erdingen ist bisher nichts bekannt. In der Forschung wird gewöhnlich angenommen, dass er bürgerlicher Herkunft war. Da im Hochstift Brixen, wo Friedrich von Erdingen später Bischof war, Personen mit dem Herkunftsnamen von Erding(en) im 14. Jahrhundert mehrmals belegt sind, wird in der Forschung inzwischen diskutiert, ob seine Familie von Bayern dorthin eingewandert ist.[1]

Leben

Friedrich von Erdingen ist erstmals 1359 urkundlich belegt. Über seine Ausbildung ist nichts Konkretes bekannt. Er war zunächst Pfarrer von Zell am See. Wenig später wurde er als Notar für Erzherzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf dem Stifter") tätig. Um 1361 gelangte er in den Besitz der gut dotierten Pfarre von Probstdorf. Danach war er einige Jahre Pfarrer von Wiener Neustadt (ca. 1363-1366). Um 1367 erhielt er die Pfarre Grauscharn-Pürgg (heute Teil der Gemeinde Stainach-Pürgg), die den Ruf hatte, eine "klassische Kanzleipfründe" zu sein.[2]

Im Juni 1365 ist Friedrich von Erdingen erstmals im Dienst von Herzog Leopold (III.) von Österreich genannt und zwar als dessen oberster Schreiber. Im Dezember 1367 wird er als dessen Pronotar bezeichnet. Anfang des Jahres 1368 machte ihn Herzog Leopold (III.) zu seinem Kanzler, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch über keine eigenen Kanzlei verfügte.[3] Kanzler des Herzogs blieb Friedrich von Erdingen bis dessen Tod (1386).[4] Nach dem Vertrag von Neuberg an der Mürz hielt er sich meistens am Hof des Herzogs auf, wenn dieser nicht in den "Vorderen Landen" weilte. Wenn der Herzog sich dort für längere Zeit aufhielt, fungierte Friedrich von Erdingen häufig als einer seiner Regenten für die Grafschaft Tirol.[5]

Auf Vermittlung des Herzogs wurde Friedrich von Erdingen am 20. November 1368 von Papst Urban V. zum Bischof von Chur ernannt.[6] Er hielt sich aber gewöhnlich nicht in seinem Bistum auf und übertrug 1372 dessen Verwaltung dem Grafen Rudolf (IV.) von Montfort zu Feldkirch.[7] Der Versuch von Herzog Leopold (III.), ihn nach dem Tod des Bischofs von Brixen als dessen Nachfolger durchzusetzen, scheiterte zunächst, da Leopolds Bruder, Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe"), versuchte, seinem eigenen Kanzler diese Position zu sichern. Am 2. April 1376 wurde Friedrich von Erdingen schließlich vom Papst als Bischof von Brixen eingesetzt.[8] Als solcher hatte er wesentlichen Anteil an der Karriere des Klerikers Ulrich von Wien, der ihm als Bischof von Brixen schließlich nachfolgte. Friedrich von Erdingen förderte dessen Aufstieg in der herzoglichen Kanzlei und verschaffte ihm eine Domherrenpfründe in Brixen.[5] Anfang des Jahres 1395 resignierte er als Bischpf von Brixen, womit er ihm den Weg für seine Nachfolge freimachte.[9]

Literatur

  • Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. 2 Bde.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 111
  2. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 332, mit Fußnote 114
  3. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 332
  4. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 334
  5. 5,0 5,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 336
  6. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 333
  7. vgl. 1376 Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 9. November 2021
  8. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 333f.
  9. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 327

Anmerkungen

  1. Weitere Namensbezeichnungen: Friedrich (II.) von Chur und Friedrich von Brixen
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Friedrich von Erdingen behandelt.
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